Montag, 30. Dezember 2019

Bluthochdruck ohne Medikamente natürlich behandeln

Bluthochdruck ist ein ernstes Thema. Die Erkrankung entsteht oft unbemerkt; die Folgen können lebensbedrohlich sein. Ich selbst hatte jahrzehntelang eher niedrigen Blutdruck, manchmal so niedrig, dass ich dachte: Ich glaub', ich fall gleich um. Kein Wunder, dass ich immer so müde bin. Das änderte sich mit zunehmendem Alter. In letzter Zeit bin ich ganz schön unzufrieden mit den Werten. Ein guter Grund, mich schlauzumachen. Und die Sache zu behandeln. Aber möglichst natürlich, bitteschön! Diese blöden Blutdruckmedikamente machen ja nur unerwünschte Nebenwirkungen, oder ...?

Das Buch "Bluthochdruck - Der natürliche Weg: Blutdruck senken ohne Medikamente" von Prof. Dr. med. Thorsten Feldkamp in Zusammenarbeit mit Elisabeth Lange erscheint mir genau das richtige Buch zu sein; es vereinigt allerlei Vorzüge in sich:
  1. Ein Arzt hat es gemeinsam mit einer Journalistin geschrieben. So vereinigen sich Fachwissen und eine lockere Sprache, die sich in wunderbar leichter Lesbarkeit zeigt, bestens miteinander.
  2. Der Satz "Beinahe jeder kann seinen Blutdruck natürlich senken" im Klappentext macht schon mal Mut.
  3. Das Buch bietet Planungshilfen für den Alltag, Checklisten, Diagnosehilfen, Rezepte und Tagespläne.
  4. Erfreulich ganhzeitlich betrachtet, geht es um
  • einen gesunden, durchdachten Lebensstil
  • Ernährungstipps
  • Rezepte 
Nicht immer dürften die Tipps so ausfallen, wie es Ihnen gefällt. Gesundheit passiert eben nicht auf Knopfdruck: Oben Pille rein, unten Gesundheit raus. Der erste Lebensstil-Tipp beispielsweise "Iss niemals nachts und zwischendurch!" geht mir mächtig gegen den Strich, weil ich so schrecklich gern zwischendurch esse. Und gehe ich wirklich "wann immer möglich" zu Fuß oder könnte ich das Auto noch häufiger stehenlassen? - Gerade gibt es beim Discounter so eine modische Uhr mit Schrittzähler. Die werd ich mir gleich mal besorgen. Und einen unschlagbar preiswerten Blutdruckmesser für den Unterarm - obwohl der für den Oberarm bekanntlich besser, da genauer misst - haben sie auch. Nur mal so für zwischendurch.Wie auch immer: Ich leg jetzt mal los ...!
Die Autoren:
  • Prof. Dr. med. Thorsten Feldkamp lehrt an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Innee Medizin und Nephrologie. Als Facharzt für Nieren- und Hochdruckkrankheiten am Uniklinikum Schleswig-Holstein weiß er um die schweren Folgen des Bluthochdrucks. Er will zeigen, wieviel wir in der Hand haben, um einen gesunden Blutdruck und ein langes Leben zu haben.
  • Elisabeth Lang ist Wissenschaftsjournalistin. Ihre Schreibe zeichnet sich aus d urch eine unterhaltsame, klare Sprache. Sie erklärt auf Augenhöhe, was es über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten des Bluthochdrucks zu wissen gilt.

Mittwoch, 27. November 2019

Dumm, dümmer, deutsch - Wolfs humorvolle Abrechnung

Was halten Sie denn so von der politisch-wirtschaftlichen Lage in Deutschland? Also, was mich betrifft, ich mache mir Sorgen. Darüber, ob der womöglich schlimmste Crash aller Zeiten tatsächlich kommt und wenn ja, dann wann. Darüber, ob meine Rente tatsächlich sicher ist. Über die Enwicklung der Kinder und Jugendlichen. Und über manches mehr.

Wenn die Sorgen irgendwann überhandnehmen, sehne ich mich nach etwas mehr Leichtigkeit. Und wenn man dann von einem Buch erfährt, das mit "Leidenschaft, Offenheit, Klarheit, ständig präsentem Wortwitz und elegant transportiertem Humor" die Lage in Deutschland "eloquent analysiert", dann kann man ja kaum anders, als sich in dieses Werk zu vertiefen. "Dumm, dümmer, deutsch" heißt das Buch, das im Februar dieses Jahres seine erste Auflage erlebte und im Juli bereits die zweite. Geschrieben hat es Christian Wolf - als "humorvolle Abrechnung mit dem Land, in dem wir gerne lebten".

Um Sie gleich vorweg zu warnen: Wirklich leichte Kost ist das nicht. Der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund, legt den Finger in so manche Wunde. Es ist eine schonungslose Abrechnung mit der angeblich inländerfeindlichsten Regierung der Welt. Es geht um den Abschied von der Demokratie, um die Massenentwertung unseres Geldes. Bis hin zu der Vermutung, der Nachbar könnte uns in Krisenzeiten um die Ecke bringen, um das zu bekommen, was wir klugerweise zurückgelegt haben. Wolf rät frech dazu, die Geschichtsbücher wegzuwerfen oder als Konkurrenz zu Grimms Märchen zu betrachten. Da Bücher dieser Art Leser und Leserinnen gewöhnlich nicht ohne Hoffnung zurücklassen wollen, denn wer möchte schon ungebremst schwarzsehen, gibt es natürlich auch Tipps, wie wir uns schon heute "einfach davor schützen" können. Antizyklisch, billig und mit großem Überblick Geld anzulegen, das klingt so, wie der Autor es im einzelnen und konkret darlegt, immerhin überzeugend. Sympathisch das Motto zum Schluss, sich aufs Schlimmste vorzubereiten und das Beste zu hoffen. Und die Freude an Bier und Schweinsbraten nicht zu verlieren ...

Der Autor: Diplom-Betriebswirt Christian Wolf arbeitete als Wirtschafts- und Finanzredakteur für Magazine, Tageszeitungen und Informationsdienste, unter anderem für focus Money. Als 2002 der Euro kam, den er für das tödliche Gift für Europa hält, wanderte Wolf aus. In Südamerika lebt er als freier Autor. Zudem berät er ausgesuchte Geschäfts- und Privatleute bei deren Investitionen.

Christian Wolf, Dumm, dümmer, deutsch - Eine humorvolle Abrechnung mit dem Land, in dem wir gern lebten, Kopp-Verlag 2019, gebunden mit Schutzumschlag, 319 Seiten,19,99 Euro.

Freitag, 15. November 2019

Memoir: autobiografische Geschichten einer Bauerntochter

Als ich klein war, fuhren wir einmal im Jahr in Urlaub. Das Ziel durfte nicht allzu weit weg und der Urlaub nicht teuer sein. Oft wählten wir einfache Ferienwohnungen oder aber den Klassiker fürs Kinderglück mit viel frischer Luft und Jülleduft: Ferien auf dem Bauernhof. Ulrike Siegel ist eine Bauerntochter, die weiß, dass das mit dem Glück auf dem Lande ganz schön zwiespältig sein kann, und wie hart eine Kindheit aussehen kann, die so ganz anders aussieht als das Aufwachsen Gleichaltriger. Fünfzehn Jahre lang hat sie Geschichten von Bauerntöchtern gesammelt und erzählt und etliche Bücher damit gefüllt, was sie zur Bestsellerautorin machte. Mit "Stallschwalben" hat sie nun ihre eigene Geschichte von der Kindheit auf dem Land aus der Sicht des erstgeborenen Mädchens, dessen jüngere Schwestern schon mit mehr Freiheiten aufwachsen durften, in autobiografischen, mal komischen, mal traurigen Notizen festgehalten und darin einen sehr persönlichen Einblick gegeben in ihr Verständnis von Glück, Zufriedenheit und Lebenssinn. Sie beleuchtet mitreißend die Lebenswelt des Bauernhofes von innen und zeigt, was sie zu dem Menschen gemacht hat, der sie heute ist. Nicht zuletzt schildert sie einen ganz besonderen Schicksalsschlag so, dass man das Buch einfach nicht aus der Hand legen kann.

Die Autorin: Ulrike Siegel, Jahrgang 1961, heute Mutter von zwei Kindern, wuchs mit drei Schwestern auf dem elterlichen Hof in Baden-Württemberg auf. Nach der Schule wurde auf dem Hof gearbeitet; Freizeit gab es kaum, Kaffee nur sonntags. Auch nach Schulabschluss arbeitete sie noch zehn Jahre lang auf dem elterlichen Hof, erwarb nebenher Meistertitel in Landwirtschaft und Ländlicher Hauswirtschaft. Später studierte sie Agrarwissenschaften und reiste durch Lateinamerika, Afrika und Indien.

Ulrike Siegel, Stallschwalben  Autobiografische Geschichten einer Bauerntochter, LV.Buch im Landwirtschaftsverlag 2019, 192 Seiten, Klappenbroschur, 14 Euro. 

Fantastische Ausmalmotive: Tiere und mystische Fabelwesen

Ich kann mich noch gut erinnern, wie glücklich ich war, wenn ich als Kind ein neues Malbuch geschenkt bekam, genauer gesagt: ein Ausmalbuch. Ich suchte mir das schönste Motiv aus, spitzte die Buntstifte und legte los. Ein tolles Gefühl! Heute gibt es Ausmalbücher längst für Erwachsene. Die Auswahl der Stiftarten ist deutlich größer geworden. Freie Zeiten, die man nach Belieben auch mit vermeintlich nutzlosen Beschäftigungen zubringen kann und darf, haben sich häufig erweitert.

Vor kurzem nun brachte der Postbote eine neue Buchsendung. Ich öffnete den großen Umschlag, entnahm ein großformatiges, flaches Päckchen, entfernte die Cellophanhülle und entdeckte gleich drei(!) Schätze zum Ausmalen und Staunen:
  • Fantastische Welten - mystisches Wisen inklusive
  • Faszination Ozean - Überraschendes Tierwissen inklusive
  • Faszination Vögel - Überraschendes Tierwissen inklusive
Ich schlug sie nacheinander auf und hätte, anders als früher, deutliche Schwierigkeiten gehabt, auf Anhieb ein Lieblingsmotiv zu entdecken. So viele tolle Motive, Tiere und Fabelwesen, so filigran und fantasievoll gestaltet. Was geblieben ist: Buntstifte sollten gut angespitzt sein, um die mitunter winzigen Farbfelder auch akkurat ausfüllen zu können. Auch Fineliner sind sehr gut geeignet.

Tatsächlich wird auch interessantes Wissen vermittelt, zum Kaiserpinguin zum Beispiel, der schwimmend 30 Stundenkilometer schnell werden kann. Hätten Sie das gedacht? Zwar kann ich nicht, wie angegeben, zwei Küken als Malmotiv entdecken, sondern nur eines, aber das ist ja nicht ganz so wichtig. Oder wussten Sie schon, was ein Kitsune ist? Nie gehört? Ich auch nicht. Es ist ein Mischwesen aus Mensch und Fuchs, ein Bote der japanischen Naturgöttin Inari. Unglaublich, wie viele Fuchsschwänze dieser Fuchs besitzt. Sie alle ebenso wie das gelockte Fell am Hals oder die Schuppen an den Beinen sorgfältig auszumalen, das erfordert Zeit. Aber es ist ja nun auch gar nicht Sinn der Sache, so etwas schnell fertig zu bekommen. Der Weg ist das Ziel, das Tun sei der Genuss.

Fantastische Tierwelt, Ausmalen und Staunen, 93 Motive insgesamt, Edition Michael Fischer 2019, 19,99 Euro.

Montag, 28. Oktober 2019

Raoul Schoregge - biografischer Ratgeber eines Clowns

"Die Leiter am Fuße des Lächelns" - was für ein origineller Titel. Er ziert den biografischen Ratgeber eines clownesken Managers. Sein Name: Raoul Schoregge. Der leidenschaftliche Zirkusmann hat eine Sammlung ganz unterschiedlicher Erfahrungen in seinem 300 Seiten starken Werk verarbeitet. Etliche Promis spielen darin eine Rolle, auch wenn Schoregge längst herausgefunden hat, dass die im Grunde ja auch ähnliche Probleme haben wie jedermann und das Showbuisness eine Scheinwelt ist.

Wer die Lebensweisheiten des berühmten Clowns erst einmal im Schnelldurchgang lesen möchte, möge sich an den fettgedruckten, in Anführungszeichen gesetzten Sinnsprüchen ergötzen, die über die Buchseiten verstreut sind, wie
  • "Mutig zu sein, bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern es trotzdem zu tun." Oder:
  • "Nur wer sich ändert, bleibt sich treu."
Wer gleich tief einsteigen will, dem bleibt nichts anderes übrig, als sich dem Corregio-Countdown auszusetzen. Bei "100 Tagen bis zur Wahrheit" geht es los, um 23.15 h am letzten Tag gibt es sie endlich, die Wahrheit, und dann kommt noch eine Wahrheit 1.0 hintendran. Die ausgesuchten Fotos von Dmitry Shakhin führen direkt ins pralle Clownleben, beruflich und privat.

Der Autor: Raoul Schoregge, Jahrgang 1969, wurde als Sohn eines Kunstmalers geboren. Als gelernter Clown trat er unter anderem im Circus Krone auf, bei Sarrasani und bei internationalen Theaterproduktionen. Als Clown "Corregio" darf er stolz sein auf seine Solo-Show. Seit 2000 ist er Produzent des Chinesischen Nationalcircus. Er pendet zwischen dem Münsterland und China.

Raoul Schoregge, Die Leiter am Fuße des Lächelns, Der biografische Ratgeber eines clownesken Managers, LV.Buch 2019, Klappenbroschur, 301 Seiten,

Donnerstag, 24. Oktober 2019

Mit Chemie Alltagsphänomene erklären

Hübsch ist sie, diese Wissenschaftlerin. (Dabei lautet der erste Satz in dem Buch, das hier vorgestellt werden soll: Ich war ein ziemlich hässliches Baby.) Verdammt klug ist sie auch. Damit ihre Leser und Leserinnen auch noch ein bisschen klüger werden, erklärt sie in ihrem Buch "Komisch, alles chemisch!", dass man Handys, Kaffee und Emotionen und wer weiß was noch, also eigentlich alles, mit Chemie erklären kann. Sie zerlegt vertraute Alltagsphänomene in ihre chemischen Elemente und erklärt witzig und originell, welche chemischen Reaktionen da ablaufen. Sie beginnt sozusagen früh am Tag, mit der Chemie des Aufwachens. Sie erklärt, wann der erste Kaffee angebracht sein könnte und warum das Chaos auf dem Schreibtisch im Arbeitszimmer vom Universum gewollt ist. (Wie tröstlich, wenn ich mich so auf meinem Schreibtisch umsehe ...!) Sie erklärt die Zusammensetzung von Gorillaglas (bisher wusste ich gar nicht, dass es so was überhaupt gibt) und die Funktionsweise von Handyakkus. Und, und, und ... Das alles in locker-flockiger Sprache und auch nicht immer so, dass man den chemischen Hintergrund gleich sieht, beim Thema "Sitzen ist das neue Rauchen" zum Beispiel. Da geht es dann eben auch um andere Zusammenhänge und um zu verdeutlichen, was "wissenschaftlich belegt" bedeutet, macht die Autorin noch schnell einen kleinen Exkurs aus Anlass der Tatsache, dass ihr Freund Paul seinen Teller mit ihrem berühmten Risotto nicht leer isst. Warum nicht?!

Um noch mal die Sache mit dem Schreibtisch aufzugreifen, das klingt dann so: "Von alleine wird mein Schreibtisch niemals ordentlicher, nur chaotischer. ... Wenn sich alle Gasmoleküle in meinem Zimmer immer frei und unabhängig voneinander bewegen und dabei möglichst ungeordnet und chaotisch umherfliegen, dann ist es die logische Folge, dass sie sich ziemlich gleichmäßig im Raum verteilen. Wollte man die Moleküle nun in einer Ecke des Raumes sammeln, müsste man ihre freie Bewegung einschränken und Ordnung in das System bringen. Und das ist gegen das Gesetz des Universums. Und daher ist es unmöglich. Äh, ich meine natürlich unwahrscheinlich. ..."

Die Autorin: Dr. Mai Thi Nguyn-Kim, Ranga Yogeshwars Nachfolgerin bei der WDR-Wissenssendung Quarks, ist Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin. Ihre Doktorarbeit schrieb sie an der Harvard University. Mit ihrem YouTube-Kanal "The Secret Life of Scientists" startete sie ihre Mission, Wissenschaft wie eine "Seuche" im Land zu verbreiten. Der von ihr produzierte YouTube-Kanal "maiLab" wurde mehrfach ausgezeichnet.
Claire Lenkova hat die Illustrationen zum Buch geliefert.

Dr. mai Thi Nguyen-Kim, Komisch, alles chemisch! Verlag Droemer 2019, Klappenbroschur, 255 Seiten, 16,99 Euro.

Dienstag, 22. Oktober 2019

Norwegischer Hunde-Roman von Hans-Olav Thyvold

Gelegentlich gebe ich den Teilnehmerinnen meiner Schreibwerkstatt die Aufgabe, aus einer nicht menschlichen Perspektive zu schreiben. "Stellt euch vor, ihr seid die Lieblingstasse auf dem Frühstückstisch. Oder der Christbaum zu Weihnachten." Dann dauert es nicht lange und alle schreiben los, mit offensichtlicher Freude. Aus der Perspektive eines Hundes zu schreiben, scheint Hans-Olav Thyvold mindestens ebenso viel Spaß gemacht zu haben. Mit "Brave Hunde kommen nicht zum Südpol" legt der norwegische Autor einen Roman vor, der von Tassen handelt. Nein, nicht von den Tassen auf dem Frühstückstisch. Tassen ist der Name eines Cockerspaniels. Der wurde als junger Hund vom Ehepaar Thorkildsen aufgenommen. Er lernte schnell, dass es nichts Wunderbareres auf der Welt gibt als die Freundschaft zwischen Mensch und Hund. Doch dann stirbt sein Herrchen und er beginnt, sich Sorgen um sein Frauchen zu machen. Das nämlich trinkt jetzt zunehmend einen über den Durst. Tassen spricht von "Drachenwasser". Und dann sind da auch noch der Welpe, das Weibchen und das Jungtier - wie Tassen Sohn, Schwiegertochter und Enkel von Frau Thorkildsen nennt. Die haben es auf das Haus der alten Dame abgesehen. Die aber will da keinesfalls ausziehen und schiebt Tassen vor, dessentwegen das nicht ginge. Und das gefällt dem Welpen und erst recht seinem Weibchen so gar nicht ...

Eine anrührende Geschichte über die großen und kleinen Merkwürdigkeiten des Lebens - mit einem überraschenden Ende, über das ich erst noch eine Weile nachdenken muss ...

Der Autor: Hans-Olav Thyvold, Jahrgang 1959, ist ein norwegischer Journalist, Übersetzer, Drehbuch-, Sachbuch- und Romanautor. Brave Hunde kommen nicht zum Südpol ist das erste seiner Werke, das auf Deutsch erscheint.

Hans-Olav Thyvold, Brave Hunde kommen nicht zum Südpol, Roman, Verlag Droemer 2019, Klappenbroschur, 315 Seiten, 14,99 Euro.

Samstag, 19. Oktober 2019

Tiere richtig gut zeichnen

200 realistische Tiermotive step by step erklärt - das finden Sie im großformatigen Buch "Richtig gut Tiere zeichnen - Von den Grundlagen zum perfekten Bild" von Jack Hamm. Da ist beispielsweise der Tiger im Sprung, der so lebendig gezeichnet ist, dass Sie meinen werden, er spränge Ihnen gleich ins Gesicht. Oder der Elefant, bei dem man jede einzelne Falte und jedes Haar erkennen kann. Ob ich die Geduld dazu je hätte, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Könnte man da nicht lieber ein Foto ...? Kann man nicht, wenn man vom Zeichnen fasziniert ist und es einfach selbst können möchte.

Jack Hamm erklärt zunächst mit geometrischen Formen die Anatomie des Tierkörpers. Anhand der Anatomie der Säugetierfüße zeigte er die Parallelen zum menschlichen Ellenbogen und zur menschlichen Ferse. Er zeichnet vereinfachte Skelette vergleicht Vorder- und Hinterbeine, zeigt Tiernasen, -ohren und -augen im Detail und vieles mehr. Ein enorm gründlich aufgebautes Buch mit einer Vielzahl an Informationen in Wort und Bild und mit etlichen Vergleichen, etwa zwischen einem boxenden Menschen und einem angreifenden Bären. Etliche Seiten zeigen das Pferd in Aktion. Da wird jede Beinstellung in Trab und Galopp extra gezeigt. Da wird demonstriert, wie man es richtig macht und wie falsch. Auch wie ein Elefant läuft, ist in 20 einzelnen Positionen zu sehen. Und, und, und ...

Dieses Buch ist eine Fundgrube. Von der einfachen Vorzeichnung bis zur detailreich ausgearbeiteten Zeichnung lässt sich alles nachvollziehen und üben. Sie können im eigenen Block oder Skizzenbuch üben oder gleich das vorliegende Buch verwenden. Im Teil "Übungen" werden einige Tiere, wie Hauskatze oder Tiger, Schritt für Schritt vorgezeichnet; darunter ist Platz für eigene Versuche. Bis man es so gut kann wie der Künstler, dürfte man viele Versuche brauchen. Aber mit Lesen, Hingucken und Nachzeichnen sollte es gelingen, und zwar "richtig gut" - mit der Zeit.

Jack Hamm, Richtig gut Tiere zeichnen - 200 realistische Tiermotive Step-by-Step erklärt, Edition Michael Fischer 2019, Hardcover, 240 Seiten, 19,99 Euro.

Liebeserklärung an die Zukunft unserer Erde

Franz Alt und Helfried Weyer sind beide nicht mehr die Jüngsten. Umso mehr haben die beiden Weißhaarigen Wichtiges zu sagen und zu zeigen. Gemeinsam erschufen sie den Bildband "Unsere einzige Erde - Eine Liebeserklärung an die Zukunft". Ihre Botschaft: Die Erde ist schön und es ist aller Mühen wert, sie für kommende Generationen zu erhalten.

Es ist ein fantastisches und verstörendes Buch zugleich, eines, das aufrüttelt, und eines, das versucht, Mut zu machen. Fantastisch Weyers großformatige Fotos, etwa vom frühen Morgenlicht über Snow Hill auf der Antarktichen Halbinsel, von den Königspinguinen mit ihren Jungtieren in Südgeorgien oder den halbnackten, in Decken gehüllten Himba-Kindern in Namibia. Aufrüttelnd und ansatzweise - trotz aller Zerstörung und Bedrohung - Mut machend Alts Texte. Er glaubt: Unsere Zukunft ist kein blindes Schicksal, sie ist gestaltbar. "Das Solarzeitalter beginnt - die Sonne gewinnt." Er zeigt ein Energieszenario für 2050, das nur noch zu 5 Prozent von Erdöl bestimmt wird und ansonsten von erneuerbaren Energien.

Der Band beginnt mit Zitaten aus der biblischen Schöpfungsgeschichte und dazu passenden Bildern. Das Christentum und seine Werte spielen eine große Rolle im Textteil des Buches. Da ist vom "ökologischen Jesus" die Rede und dass es nur eine wirklich Religion gebe: ein gutes menschliches Herz. Und: "Unser Schöpfungsauftrag heißt nicht Gier, sondern Liebe." Und: "Die Bergpredigt kann Berge versetzen - ... Wir haben die Geheimnisse des Atoms entschleiert, doch die Weisheit der Bergpredigt vergessen." Und dann das elfte Gebot: Du sollst den Kern nicht spalten.

Am Ende des Buches kommt der Astronaut Alexander Gerst zu Wort, der von seiner Raumstation aus einen Brief an seine noch nicht geborenen Enkelkinder verfasste, denen er von der Schönheit der Erde erzählt, zu deren Erhaltung er gern beitragen möchte. Eine Antwort von der Erde, verfasst von den potenziellen Enkeln und Urenkeln in Person von Umweltforscher Dr. Hans Otto Wack, folgt - und die ist ganz schön kritisch, nicht zuletzt in Bezug auf die "Weltraumfliegerei" und das "Steinchen-Sammeln auf dem Mond". Dass man auch als Fotograf oder Autor die ganze Welt nicht bereisen kann, ohne die Umwelt zu belasten, sei dahingestellt.

Alles in allem: ein wichtiges Buch, das sehr nachdenklich macht und, nicht nur mit erschreckenden Zahlen, einmal mehr zeigt, wie unsäglich wir derzeit mit der Erde umgehen und dass wir guten Gewissens so, wie wir es jetzt tun, von rühmlichen Ausnahmen abgesehen, einfach keinen einzigen Tag mehr weitermachen dürfen.

Der Autor: Dr. Franz Alt erhielt als Fernsehjournalist für den SWR (1968 - 2003) zahlreiche Auszeichnungen. Seine Bücher - in Millionenauflagen -  wurden in 12 Sprachen übersetzt. Seit Jahrzehnten tritt der politisch engagierte Denker für ein neues ökologisches Bewusstsein ein.

Der Fotograf: Helfried Weyer hat als deutscher Fotograf mit Schwerpunkt auf Natur und Landschaften die ganze Welt bereist. Er fotografierte den Jakobsweg in Südeuropa ebenso wie den Olavsweg im Norden. Mit Reinhold Messner war er in der Arktis, mit Karlheinz Böhn in Äthiopien. Er ist für seine zahlreichen Veröffentlichungen und Vorträge bekannt.

Franz Alt, Unsere einzige Erde, Eine Liebeserklärung an die Zukunft, Fotos von Helfried Weyer, 23 x 27 cm, 144 Seiten, Hardcover Patmos-Verlag 2019, 28 Euro.

Dienstag, 15. Oktober 2019

Mit achtsamer Ethik in ein bewusstes Leben mit Joan Halifax

"Gratwanderung" heißt das Buch von Joan Halifax zum Theme achtsame Ethik für ein nachhaltig bewusstes Leben. So viele aktuelle Schlagwörter in einem Titel: Achtsamkeit, Ethik, Nachhaltigkeit, Bewusstheit ...! Über viele Jahrzehnte hinweg hat die Autorin mit Neurowissenschaftlern und Psychologen zusammengearbeitet. Sie wollte verstehen, wie meditative Praxis ein Mittel zur sozialen Transformation sein kann, und entdeckte, wie sich Leiden in kraftvolles Mitgefühl verwandeln lässt. Kein leichter Weg. Ein Weg, der an Grenzen führt, doch: "Nur wenn wir uns nicht überfordern, wahren wir unsere Freiheit - und auch die der anderen."

In ihrem Buch bearbeitet Halifax sechs grundlegende Bereiche. Es sind innere und zwischenmenschliche Tugenden, die sie im Laufe der Jahre als grundlegend für ein mitfühlendes und mutiges Leben entdeckt hat. Verlieren sie an Kraft, gibt es gravierende Probleme. Diese zweiwertigen Eigenschaften bezeichnet sie als Grat-Zustände.
  1. Altruismus
  2. Empathie
  3. Integrität
  4. Respekt
  5. Engagement 
Der sechste Bereich ist das Mitgefühl: "Der Weg aus dem Unwetter und dem Sumpf des Leides, der Weg zurück zu einer Freiheit voller Stärke und Mut ergibt sich durch die Kraft des Mitgefühls." Ein Mitgefühl, das Halifax in schlimmen Situationen davor bewahrt hat in empathischen Stress zu verfallen, sich in Empörung zu verstricken oder einen Burnout zu erleiden. Mitgefühl, das sie gab und das sie empfing. Eines so wertvoll wie das andere.

Die Autorin: Joan Halifax ist Zenmeisterin und international aktive spirituelle Lehrerin Anthropologin, Hospizpflegerin und Friedens- und Bürgerrechtsaktivistin. Derzeit ist sie Äbtissin und leitende Lehrerin des Upaya Zen Zentrums in Santa Fe, New Mexico.  - Das Vorwort schrieb Rebecca Solnit.

Joan Halifay, Gratwanderung - Achtsame Ethik für ein nachhaltig bewusstes Leben, Verlag O. W. Barth 2018, gebunden mit Schutzumschlag, 368 Seiten.

Montag, 14. Oktober 2019

Kreuzfahrt-Seelsorgerin schreibt über Sehnsüchte

Schon immer habe ich gern den Himmel betrachtet, mich in die Wolkenbilder hineingeträumt. Im Buch "Sehnsucht himmelwärts" von Katharina Plehn-Martins gibt es schöne Wolkenbilder. Und ein paar weißblaue Vogelfedern auf dem Cover. Die darin enthaltenen Geschichten handeln vom Mutigsein und Weitergehen. Im Mittelpunkt der Geschichten steht Anna. Anna ist eine Frau, "deren Lebensgeschichte mir wie eine fortwährende Sehnsuchtsgeschichte vorkam", schreibt Plehn-Martins im Vorwort. Anna, eine Frau, die "volksschulgebildet Delikatessen verkauft" und später zur Theologiestudentin wird. Sollte sie gar die Autorin selbst sein?

In zehn Phasen aus deren Leben beschreibt Plehn-Martins in biografischen Miniaturen, wie das vitale Lebensprinzip Sehnsucht durch mutige Schritte und kreative Entscheidungen voranbringen kann. Sie möchte damit ihre Leserinnen und Leser dazu inspirieren, Veränderungen zu wagen und sich auf den Weg zu sich selbst zu machen, die Sehnsucht als Kraftquelle zu erleben.

Das Thema "Sehnsüchte auf Traumschiffen" brachte die Theologin dazu, sich mit dem Thema Sehnsucht zu befassen. Ein Sehnsuchtsfragebogen ist im Buch enthalten.

Die Autorin: Katharina Plehn-Martins studierte in Berlin und Jerusalem Theologie und Judaistik. Bis zum Beginn ihres Ruhestandes war sie mehr als zwei Jahrzehnte lang Pfarrerin einer großen Berliner Innenstadtgemeinde. Ehrenamtlich arbeitet sie als Bordgeistliche auf kleineren Kreuzfahrtschiffen. 

Katharina Plehn-Martins, Sehnsucht himmelwärts - Geschichten vom Mutigsein und Weitergehen, Patmos-Verlag 2019, Hardcover, 112 Seiten.

Kalender für ein mutiges Leben

"Mutig leben" 2020 - der Kalender im Format DIN A 6 mit Texten von Melanie Wolfers bildet auf jeweils zwei Seiten eine Woche ab. Das Feld nach dem Sonntag wird eingenommen von kurzen Texten, die für die laufende oder die kommende Woche Mut machen können. Hier drei Beispiele:
  1. Verletzlichkeit gehört zur Mitte unserer Existenz! Erst wer sie als Teil seines Lebens anerkennt, wird mit verunsichernden und schmerzhaften Erfahrungen konstruktiv umgehen können.
  2. Mut ist, wenn ich trotz meiner Angst etwas wage.
  3. Was zählt, ist der Mut, sich vielleicht nur halb sicher, aber dennoch mit ganzem Herzen dem Strom des Lebens zu überlassen - im Vertrauen darauf, dass es gut ist, sich einzubringen mit dem, was man in sich spürt.
Ich habe mal versucht, Zitate wie dieses auf mein Leben anzuwenden. Und siehe da: Im Nu fallen mir Beispiele ein, wo es genau passt. Hilfreich ist.

Ein paar leere Seiten am Schluss laden dazu ein, eigene Gedanken aufzuschreiben. Besonderen Aufforderungscharakter habe einige leeren Seiten zwischendurch mit Überschriften, wie "Wäre heute der perfekte Tag, wie sähe er für mich aus?" oder "Wenn ich auf mein Leben schaue - was möchte ich unbedingt noch tun, sehen oder erfahren?"

Alles in allem: ein schlichter Kalender, der Ruhe schenkt und Nachdenklichkeit.

Mutig leben 2020 - mit Texten von Melanie Wolfers, Verlag bene!, 10 Euro.

Samstag, 12. Oktober 2019

Neues Handbuch rund um Haus und Garten

Ich erinnere mich noch gern an die Handarbeitsbücher, die seinerzeit im Kaffeeladen vertrieben wurden. Jedes Mal, wenn ein neues Buch herauskam, eilte ich in die Filiale, um es mir zu besorgen. Jedes Mal war ich begeistert. Die bunte Vielfalt an Do-it-yourself-Ideen hatte es mir angetan. Nun ist ein Buch in der Edition Michael Fischer erschienen, das thematisch noch darüber hinausgeht. Der Titel "Das Handbuch für (fast) alles". Geschrieben hat es Martha Stewart.

Das Buch vereinigt (fast) alles, was, rund um Haus und Garten, viele Frauen (und einige Männer) interessieren dürfte:
  • Ordnung halten
  • Reparieren und Instandhalten
  • Renovieren und Verschönern
  • Saubermachen
  • Wäsche machen
  • Kreatives Handarbeiten
  • Pflanzen in Haus und Garten
  • Gäste empfangen
  • Erholung und Freizeit
  • Kochen und Backen
  • Feste feiern
  • Haustiere halten
Sie finden zahllose praktische Tipps, von der Polsterreinigung bis zur Verzierung von Mützen, vom Bestempeln und Besticken von Geschirrtüchern bis zur Anlage eines Gemüsegartens (letzteres interessiert die Autorin besonders), vom Perfektionieren der Backkünste über die Auswahl des richtigen Weihnachtsbaumes bis zum richtigen Umgang mit dem neuen Haustier. Alles in allem: nicht nur für ganz junge Frauen eine Fundgrube.

Martha Stewart, Das Handbuch fr (fast) alles, Edition Michael Fischer 2019, Hardcover, 384 Seiten.

Tierisch gut zeichnen mit Lee Barlage

Ich erzähle gern Geschichten und schreibe sie auf. Aber wussten Sie, dass Storytelling auch mit dem Zeichenstift funktioniert? Lee Barlage zeigt in seinem Buch "Tierisch gut zeichen", wie's geht. Schritt für Schritt. Er zeichnet und koloriert zum Schluss mit Watercolor. Seine schwungvoll gezeichneten Tierfiguren sind ausgesprochen witzig. Wer sie betrachtet, bekommt sofort gute Laune. Dass der Autor Comics und Karrikaturen mag, lässt sich nicht verhehlen.

Die im Buch gezeigte Vorgehensweise ist immer gleich:
  • Zuerst entsteht eine Skizze genannte Zeichnung. 
  • Im zweiten Schritt werden alle großen Flächen koloriert.
  • Nun bekommen alle andere Bereiche Farbe und Schatten werden eingefügt.
  • Details und Konturen werden mit Polychromos oder anderen Buntstiften gezeichnet.
Fertig!

Viele wertvolle Tipps ergänzen diese Vorgehensweise. Sie helfen, genau hinzusehen und nachzudenken, sich dem Motiv gedanklich zu nähern, Richtungen in der geplanten Bewegung zu erkennen sowie besondere, charakteristische Merkmale an den darzustellenden Tierkörpern und dann loszulegen. So entstehen einzelne Figuren, wie der Tanzende Luchs, bis hin zu ganzen Szenerien, wie dem badenden Krokodil mit Schwimmreifen, genannt Nichtschwimmerkrokodil. Bevor man sich als Leser oder Leserin den "Charakteren" nähert, gibt es ein paar Seiten Basics zu studieren.

Der Autor: Lee Barlage wurde 1975 in Seoul, Südkorea, geboren. In Holzkirchen wuchs er auf. Schon früh entdeckte er seine Liebe zum Zeichnen. Er ist Mitinhaber einer Agentur und lehrt seit 2000 als Dozent für Illustration und Character Design an der Freien Kunstwerkstatt München.

Tierisch gut zeichnen, Von der Strichzeichnung bis zur kolorierten Szene, Edition Michael Fischer 2019, Hardcover, 128 Seiten, 17,99 Euro.

Freitag, 11. Oktober 2019

500 Porträts von Kräutern und Heilpflanzen

Im Laufe der Jahrzehnte haben sich schon so einige Kräuterbücher bei mir eingefunden, aber so einen "Wälzer" hatte ich noch nicht. "Die Kräuter in meinem Garten" von Siegrid Hirsch und Felix Grünberger stellt auf 800 großformatigen Seiten folgendes vor:
  • 500 Heilpflanzen
  • 2000 Anwendungen
  • 1000 Rezepte
  • Botanik
  • Anbau
  • Magisches
  • Homöopathie
  • Hildegardmedizin
  • TCM
  • Volksheilkunde
  • Bach-Blüten
  • Erkennen
  • Sammeln
  • Konservieren
Sehr hilfreich finde ich die mehrseitige Tabelle zu Beginn, die auf einen Blick alle Heilpflanzen vorstellt und zugleich zeigt, welche
  • Heilmittel sind
  • Heil- und Nahrungsmittel sind
  • schwach giftige Heilmittel sind
  • stark giftige Heilmittel sind, so dass ärztliche Kontrole erforderlich ist
Zugleich erkennt man sofort Blüte- und Erntezeit, Sammelgut (also Kraut, Blätter, Blüten, Wurzeln), Anwendung, etwa als Tee oder Saft, und die versprochene Heilwirkung. Ein Beispiel: Das Ackerhellerkraut (Thlaspi arvense) blüht von April bis Juni, wird von Frühjahr bis Frühsommer geerntet, man sammelt das Kraut vor der Blüte, verwendet die Pflanze als Gewürz und als Gemüse und freut sich über die bakterientötende Wirkung. Mit Hilfe der Seitenzahl findet man im Nu zum ausführlichen Pflanzenporträt. Mindestens ein Foto gehört jedes Mal dazu. Und jede Menge Infos.

Bei den Bohnen beispielsweise erfährt man, dass die unreifen Hülsen mindestens 15 Minuten lang kochen sollten und dass Bohnenvergiftungen sofortige ärztliche Behandlung erfordern, was im Gemüsebeet zu den Bohnen passt, wie man die Früchte konserviert, wie man Bohnen verwendet, das Kochwasser beispielsweise gegen Akne, und was die Überlieferung zu den Bohnen sagt. Und auf der nächsten Seite geht es dann gleich, wie passend, weiter mit dem Bohnenkraut ...

Siegrid Hirsch, Felix Grünberger, Die Kräuter in meinem Garten, Kopp-Verlag, 800 Seiten.

Faltideen mit gemustertem Papier

"1 Blatt Papier" von Julia Fröhlich vereinigt 33 Faltideen in sich. Mit über 40 gemusterten Papierbogen zum Sofort-Loslegen ist das Set eine Einladung zur schnellen Kreativität. Die Faltideen werden - bebildert - Schritt für Schritt erklärt. Enthalten sind Papierobjekte für jede Gelegenheit:
  • Bilderrahmen
  • Geldbörse
  • Vasenmantel
  • Faltboot
  • Windrad
  • Schachtel
  • Japanbuch 
  • Sternchen
  • ...
Außer den hübsch bedruckten Papierbogen, mal benötigt man einen, mal zwei für ein Objekt, braucht man nicht viel, gerade mal eine Schere oder einen Cutter und hier und da etwas Klebstoff. Die Muster changieren von peppig bis dezent. Ein Doppelblatt zu Beginn zeigt alle Objekte auf einen Blick. Gut gegen Langeweile und zum entspannten Tun und Herunterkommen. Nette Geschenkchen kommen auch noch dabei heraus. Apropos Geschenk: Natürlich spricht nichts dagegen, das ganze Teil an Bastelfreudige zu verschenken. Der Preis von knapp 15 Euro entspricht in etwa dem eines Blumenstraußes.

Julia Fröhlich, 1 Blatt Papier - 33 Faltideen, Edition Michael Fischer 2019, 14,99 Euro.

Freitag, 4. Oktober 2019

Acrylgießen: Pouring Art Techniken

Ich habe ja schon viel ausprobiert, Pouring Art jedoch noch nicht. Aber es lockt mich. Da gibt es so spannende Techniken, wie Double Swirl, Open Cup oder Swipe. Nur für den Fall, dass Sie noch nicht so genau wissen sollten, was Pouring Art überhaupt ist: Es handelt sich um eine experimentielle Maltechnik.

Sie benötigen dazu:
  • Acrylfarben
  • das Pouring Medium
  • Silikonöl
  • Malgründe
  • Material und Werkzeug (eine Heißluftpistole oder ein Bunsenbrenner können dazu gehören)
Die Ergebnisse, mehr oder weniger Zufallsergebnisse, sind fantastisch im wahrsten Sinne des Wortes. Sie entzünden die Fantasie. Was man da nicht alles entdecken kann. Zudem ist die Technik auch für Anfänger gut geeignet, denn Sie müssen, so heißt es im Vorwort von "Pouring Art", weder Kunst studiert haben noch richtig zeichnen können. Man muss "einfach  machen".

In seinem Buch zeigt Autor Lars Runge Schritt für Schritt, wie es geht. Er beschäftigt sich erst seit Anfang 2018 mit dieser Maltechnik aus den USA. Inzwischen zeigt er bei You Tube ständig neue Pouring-Bilder. Sein Anspruch: Die Bilder sollen nicht nur quietschbunt werden und nett anzusehen, sondern sie sollen richtig gut sein. So gut, dass sie sich verkaufen lassen. Ohne Übung geht das nicht. Aber da der Künstler 20 Gießtechniken vorstellt, sollte schon etwas dabei sein, das Lust macht aufs Ausprobieren und Üben. Fotos und knackig kurze Beschreibungen zeigen im Projektteil, wie's geht. Unverzichtbar sind die technischen Hinweise, auch dazu, was nicht so gut funktioniert, im Buchteil davor.

Lars Runge (Tiktus), Pouring Art, Edition Michael Fischer 2019, Hardcover, 144 Seiten, 19,99 Euro.

Donnerstag, 3. Oktober 2019

Anleitungsbuch Zeichnen mit Watercolor Effekt

Gekonnte Zeichnungen können begeistern. Das könnte ich nie, mag manch einer denken. Dabei ist es gar nicht so schwierig. Nehmen wir einmal das neue Buch "Zeichnen mit Watercolor Effekt - Menschen, Tiere und Natur" von Katharina Konte. Darin wird das Zeichnen zahlreicher Motive - Menschen, Tiere und Natur - Schritt für Schritt erklärt. Jeweils auf der rechten Buchseite sieht man das Motiv als Schwarz-Weiß-Zeichnung, gut erkennbar an deutlichen Konturen. Da wäre etwa die beeindruckende Rosenblüte. Sie wird - Schritt 1 - mit Bleistift vorgezeichnet. Die Autorin empfiehlt, sich einmal eine echte Rosenblüte genauer anzusehen, um deren Struktur zu erkennen. Dann fällt das Zeichnen schon viel leichter. Sitzen die Linien, wird mit schwarzem, wasserfestem Tuschestift nachgezeichnet. Die feinen Linien der Blütenblätter werden mit einem feineren Tuschestift gezeichnet. Schön gebogen, um den Tiefeneffekt hinzubekommen. Dann werden farbige Akzente gesetzt, während andere Bereiche weiß bleiben. Fertig!

Typisch für diese Technik ist, dass die Tuschelinien noch gut erkennbar bleiben. Übrigens kann man, in der Materialkunde nachzulesen, auch ganz altmodisch mit Tusche und Feder arbeiten. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Jede und jeder darf der Fantasie freien Lauf lassen, doch es ist sicherlich hilfreich, den Schritt-für-Schritt-Anleitungen erst einmal zu folgen, die die persönliche Arbeitsweise der Autorin dokumentieren. So entstehen federleicht wirkende Motive, wie der tropische Vogel, der Fuchs, die Pfauenfeder, das Gingkoblatt oder das Blumenmädchen mit den riesengroßen Augen und dem üppigen Zopf.

Ihre Inspiration bekommt die Künstlerin quasi von überall her. "Erst neulich habe ich aus einer Zeitungswerbung eines Kaufhauses einen Fisch abgemalt und aus einem aktuellen Kochmagazin einen Hummer."

Die Autorin: Katharina Konte aus München ist ausgebildete Grafik-Designerin mit Schwerpunkt auf Illustration und Visuelle Gestaltung. Nach beruflichen Umwegen kam sie vor fast 10 Jahren als frisch gebackene Mama zum Zeichnen zurück und illustriert inzwischen Bücher, arbeitet in der Schaufensterillustration und Wandgestaltung. Das Skizzenbuch hat sie immer dabei.

Katharina Konte Zeichnen mit Watercolor Effekt, Menschen, Tiere und Natur, Edition Michael Fischer 2019, Hardcover, 128 Seiten, 17,99 Euro.

Lust auf mehr tolle Watercolor-Effekte? Auch dieses Buch gefällt mir sehr.

Mittwoch, 2. Oktober 2019

20 Motive Watercolor Wald

Die Wälder sind bedroht. Umso schöner ist es, den Wald zu erleben. Wer ihn sich nach Hause holen möchte ins eigene kleine Atelier, darf sich vertrauensvoll an Elisa Peth "Pressliz" wenden. In ihrem Anleitungsbuch "Watercolor Wald - 20 Motive in Aquarell malen" zeigt die Künstlerin, die schon als kleines Mädchen die meiste Zeit im Wald verbrachte, wie schön es ist, sich bei einem Waldspaziergang Inspiration zu holen und das Erlebte in eigenen Bildern umzusetzen.

An Motiven  mangelt es ihr offenbar nicht und es ist fantastisch zu sehen, wie lebendig die Eindrücke sind, die sie in ihren Aquarellen festhält. Nehmen wir nur einmal den Wald-Frauenfarn. Step by step kann man nachvollziehen, wie sie vorgeht. Vom Mittelstängel über die einzelnen Verzweigungen, angelegt in einem hellen Grün, setzt sie ihre Arbeit mit Gelb  und anderen Grüntönen fort, bis der gemalte Farnwedel naturgetreu und plastisch auf dem Aquarellpapier zu sehen ist.

Weiter geht es mit Beeren des Waldes, mit Kiefernzapfen und Nadelbäumen, mit Gräsern und Halmen, Pilzen, Kräutern und Blüten des Waldes - bis hin zu Käfern, Wildbienen und Vögeln. Alles bis ins Detail naturgetreu dargestellt.

Neben Maltechniken erteilt die Autorin, im Nachgang zu ihrer Recherche, auch ein wenig Unterricht in Umweltkunde: "Wenn wir an unserer Lebensweise und an unserem Umgang mit der Natur nicht grundlegend etwas ändern, wird der Wald, wie ich ihn euch in diesem Buch zeige, schon in ein paar Jahren nicht mehr zu finden sein." Allerdings gehe ich davon aus, dass die Leserinnen und Leser dieses schönen Buches ohnehin als Natur- und Kunstliebhaber ein wenig bewusster leben werden.

Bei ihren Waldspaziergängen entdeckt die Künstlerin übrigens auch natürliche Werkzeuge und Pigmente, wie etwa Kiefernnadeln als Pinselersatz - geeignet für filigrane Motive. Oder Holunder als Farbstoff.

Die Autorin: Elisa ist selbstständige Künstlerin, Bloggerin und Tochter einer Försterfamilie, die am Berliner Stadtrand lebt. Die tiefe Verbundenheit zur Natur lässt sie in Aquarelle einfließen und teilt diese mit inzwischen über 56.000 Instagram-Followern.

Elisa Peth "Pressliz", Watercolor Wald 20 Motive in Aquarell malen, Edition Michael Fischer 2019, Hardcover, 128 Seiten, 17,99 Euro.

Samstag, 14. September 2019

Genial einfach zeichnen lernen

Sie würden gern so richtig gut zeichnen können, aber irgenwie ist Zeichnen für Sie noch eine Wissenschaft mit sieben Siegeln. Das kenne ich - von früher. Aber das muss ja nicht so bleiben.
Es gibt viele Tipps und Tricks mit denen Sie schnell Sicherheit erlangen können. In ihrem Buch „100 Geniale Zeichentricks “ zeigen zwei Experten auf ihrem Gebiet, dass gelungene Zeichnungen keine Zauberei sind. Ob technische Zeichnung, Porträt, Tierzeichnung oder urbane Landschaft, in diesem kompakten Buch finden Sie zu all diesen Bereichen entscheidende Hinweise. Sie können ganz vorn anfangen oder das Werk einfach irgendwo aufschlagen. Ich probiere das jetzt aus. Finger zwischen die Seiten, mal sehen, wo ich lande ...

Aha, Tipp #68, Thema Kontrastfläche. Der Text ist schön kurz, der Rest erklärt sich aus den ergänzenden Zeichnungen: "Ein einfaches Mittel, Teile deiner Zeichnung zu betonen und durch Tiefenwirkung hervorzuheben, ist die Kontrastfläche. Sie sollte möglichst schlicht sein ... darauf achten, dass sich die Kontrastfläche mit dem Objekt überschneidet. Erst durch die Überschneidung kommt der Effekt der Tiefenwirkung deutlich zum Tragen!" Und tatsächlich, ob Weinglas, Würfel oder schnittige Limousine, alles kommt vor den leicht schraffierten Rechtecken im Hintergrund gleich ganz anders zur Wirkung.

Die Farbe Gelb dominiert das Buch - beim Einband, aber auch bei den "Wow-Effekt" genannten schnellen Extra-Tipps zu jedem Thema.

Die Autoren: Andreas M. Modzelewski und Maximilian Ewert verfügen über langjährige Erfahrung als Lehrkräfte in Zeichenkursen an der Akademie Ruhr. Sie wissen, welche Fragen sich ihre Kursteilnehmer immer wieder stellen - zu Themen wie Schattierung, Perspektive, Strukturen, Linienführung, Fokus und manchem mehr.

Andreas M. Modzelewski, Maximilian Ewert, 100 geniale Zeichentricks, Edition Michael Fischer 2019, 208 Seiten, 17,99 Euro.

Mittwoch, 4. September 2019

Tod der Großeltern - Stephan Sigg: Abschied von meiner Oma

Dass Großeltern wichtig sind für Enkelkinder, ist bekannt. Sie sind es nicht zuletzt deshalb, weil sie den Enkelkindern eine Auszeit von zu Hause bieten. Die Regeln, die dort gelten, gelten im allgemeinen bei Oma und Opa nicht. Das ist für die Kinder verlockend. Bei Stephan Sigg war das nicht anders. Bei seiner Oma war er einfach zu gern. Bei dieser ihm einzigartig erscheinenden Großmutter, die gern mal einen Prosecco trank und - in einer lebenslangen On-Off-Beziehung - Zigaretten rauchte, die Kaiserschmarren backen konnte wie keine Zweite, eine ganze Kammer voller Süßigkeiten hatte. Die keine Entertainerin war mit durchgetaktetem Programm, sondern einfach eine Großmutter, die offen war für die Wünsche und Träume ihres Enkelsohnes. Deren Wohnung ein einziges Kinderparadies war. Die nicht auf dem Dorf lebte, sondern in der Stadt, mit glitzernden Autoscheinwerfern, die am Abend die Dunkelheit verzauberten. Die irgendwann mit Stephan auch über dessen Glauben sprechen wollte.
Eines Tages wohnten Opa und Oma nicht mehr zusammen. Oma hatte Opa hinausgeworfen und fortan lebten sie in einer Together-apart-Beziehung, während Stefan seiner Großmutter gewünscht hätte, dass sie auf ihre alten Tage auch darauf verzichtet hätte. Der Opa war ihm nicht so wichtig. Die Oma umso mehr. Das Buch "Abschied von meiner Oma", in der der Autor die verstorbene Großmutter immer wieder direkt ansprach, ist eine einzige Liebeserklärung an die Frau, bei der alles möglich war, "was ich zu Hause nicht mal zu denken gewagt hätte".

Der Autor: Stephan Sigg, Jahrgang 1983, wuchs im St. Galler Rheintal und bei seiner Oma am Bodensee auf. Sie war eine der prägendsten Personen in seiner Kindheit und weckte in ihm, der heute Theologe, Autor, Journalist und Erwachsenenbildner ist, auch die Faszination für Bücher, Geschichten und das Schreiben.

Stephan Sigg, Abschied von meiner Oma, Patmos-Verlag 2019, Hardcover, 135 Seiten, 15 Euro.

Donnerstag, 29. August 2019

Tierschutz aus der Feder von "Herta"-Chef a. D. K.-L. Schweisfurth

Das ist ja mal ein Titel, der mir so richtig aus dem Herzen spricht: "Das geht so nicht weiter!" In unserer modernen Welt passt das auf viele Tatbestände. Im Buch von Sophie und Karl-Ludwig Schweisfurth aber geht es um ein Thema, das besonders ans Herz gehen kann, so man sich denn dafür öffnet: "Die Würde des Tieres ist unantastbar". Pikant ist der Umstand, dass Karl-Ludwig Schweisfuth, 88 Jahe alt, einst der Chef von "Herta" war, einer der größten Fleischfabriken Europas. Dann, im Alter von 56 Jahren, verkaufte er alles und realisierte seinen Taum von einer verantwortungsvollen Landwirtschaft.

"Früher habe ich 30.000 Schweine und 5.000 Rinder in der Woche schlachten lassen. Irgendwann merkte ich, das ist der völlig falsche Weg. Der Ruf nach dem immer Mehr ist Wahnsinn. Das geht so nicht weiter. Es ist ein Lebensauftrag für uns, die Erde ein klein wenig schöner und besser zu verlassen, als wir sie betreten haben."Gemeinsam mit Enkelin Sopie leitet der Öko-Pionier heute seine "Hrmannsdorfer Landwerkstätten". Er entfaltet die Vision eines Lebens, "das wir am Ende nicht bereuen müssen". Ja, so ein Leben würde ich auch gern führen - Sie etwa nicht?

Schweisfurths Enkelin Sophie hat in dritter Generation die Verantwortung für den Betrieb südlich von München übernommen. Das gemeinsam geschriebene Buch ist das Manifest der faszinierenden Zukunftsvision eines Lebens, an dessen Ende man noch in den Spiegel sehen kann. Tiere sind unsere Mitgeschöpfe. Sie haben ihre eigene Würde. Sie verdienen Respekt. Und ein wenig Liebe könnte auch nicht schaden ...!

Sophie und Karl-Ludwig Schweisfurth, Das geht so nicht weiter! Die Würde es Tieres ist unantastbar, Verlag bene! 2019, Leineneinband, 111 Seiten, 12 Euro.


Dienstag, 27. August 2019

Selbstheilungskräfte aktivieren - Ratgeber von Dr. Wayne Jonas

Dr. Wayne Jonas geht davon aus, dass Heilung bis zu 80 Prozent Selbstheilung ist, zurückzuführen auf die natürliche Verbindung von Körper und Geist. Sein Credo: Liebe,  Zuversicht und Zuwendung rufen heilsame Prozesse hervor. In seinem Buch "Heilung geschieht von selbst" präsentiert er Fallbeispiele und Studien aus seiner 40-jährigen Praxis als Arzt und Forscher. Es ist ihm wichtig, Menschen behutsam und kompetent beim Gesundbleiben zu unterstützen. Er möchte sie dazu ermutigen, ihre Genesung selbst in die Hand zu nehmen. Er will darüber aufklären, wie Heilung wirklich funktioniert. Nur zu 20 Prozent nämlich mit Hilfe von Operationen, Medikamenten, Akupunktur und Kräuternn. Er behauptet aber nicht(!), dass es genüge, sich einfach ins Heilen hineinzudenken. Dass Glaube Berge versetzen kann und Placebos und Scheinoperationen oft besser wirken,  zumindest mit weniger Nebenwirkungen, als konventionelle Behandlungen, zeigt der Sohn eines Militärseelsorgers, der seine Familie nach Vietnam nachkommen ließ, deutlich. In Vietnam erfuhr er schon als Kind, dass Zuwendung im vietnamesischen Krankenhaus ebenso oder sogar besser zu helfen schien wie oder als die schulmedizinische Behandlung im "normalen" Krankenhaus.

In seinem Buch führt er die Leser und Leserinnen in drei Schritten zu neuen  Erkenntnissen:
  1. Heilung neu überdenken
  2. Dimensionen des Heilens erkennen
  3. Weg in die Heilung beschreiten
Im Anhang stellt er die heilungsorientierte HOPE-Konsultation vor, die sich abhebt von den gebräuchlichen SOAP-Notizen der Mediziner, gespeist aus pathogenetischem Denken. Es folgt ein 30 Seiten langen Plan für den Weg in die Heilung, von der Gestaltung des äußeren Umfeldes über gesundes Verhalten, Kommunikation, geistig-spirituelle Verbindungen bis hin zum Innenhalten,  um - nach der Lektüre des Buches - einen Schritt Abstand zu nehmen. 

Der Autor: Dr. Wayne Jonas gilt als Pionier und weltweit geachteter Wegbreiten der komplementären  und ganzheitlichen  Medizin. Der Amerikaner ist Familienarzt, pensionierter Armeearzt und alternativer Medizinforscher. Heute leitet er das Samueli Institute, das sich auf die Erforschung von Selbstheilungskräften  und alternativer Medizin spezialisiert. Außerdem ist er Professor für Medizin an der Georgeton University und an der Uniformed Services University of the Health Sciences. Er berät nationale und internationale Organisationen bei der Umsetzung von evidenzbasierten Heilpraktiken in ihren medizinischen Systemen.

Dr. Wayne Jonas, Heilung geschieht von selbst - Ein Mediziner entschlüsselt den geheimen Gesundheitscode unseres Körpers, Verlag Knaur Menssana 2019, gebunden mit Schutzumschlag, 367 Seiten, 19,99 Euro.

Donnerstag, 22. August 2019

Pilgerreise von Bozen nach Rom - drei Männer und drei Lamas

Mögen Sie Lamas? Die zotteligen Tiere mit den wunderschönen Augen? - Ob Sie sie nun mögen oder nicht, kommt Ihnen auch ganz schnell die Frage in den Sinn, ob die Viecher nun spucken oder nicht? Das ist nur eine von vielen vordergründigen oder eher subtilen Fragen, denen Thomas Mohr in seinem Buch "Mit drei Lamas nach Rom" auf den Grund geht. Der Untertitel des Buches deutet an, wo's langgeht: "Wie ich als Schatten meiner selbst loszog und unterwegs das wahre Leben fand".

Der Autor, Jahrgang 1966, zog mit seinen beiden durchtrainierten Freunden los und war doch selbst alles andere als fit: übergewichtig, Raucher, ständig im Stress, krebskrank. Einer der beiden Freunde, der selbst einmal wegen eines Tumors um sein Leben hatte fürchten müssen, verstand besonders gut, wie Mohr sich fühlen mochte, ermunterte ihn, sich die Wanderung von Bozen nach Rom zuzutrauen. Eine Strecke von 1075 Kilometern entlang eines alten Pilgerpfades, zu bewältigen in 50 Tagen, von Februar bis April. Mit drei Lamas als Gefährten. Mohr ließ sich ein und fragte sich zu Beginn sehr regelmäßig, was ihn wohl geritten haben könnte, seine Familie und seine Anwaltspraxis vorübergehend zu verlassen, um sich den Strapazen auszusetzen, die sich nun Tag für Tag zeigten: Regen und Kälte, schlammige Wege, körperliche Schmerzen. Eine unerhörte Kraftanstrengung schon für einen Gesunden. Aber da gab es ja auch ganz viel Schönes, das immer wieder Mut  machte: Kameradschaft mit Mensch und Tier, liebevolle Gastgeber, unerwartete Weggefährten. Und immer wieder Menschenaufläufe und Fotos - von den  Männern und den Lamas.

Das reich bebilderte Buch ist eine schöne Reisebeschreibung, die durch schöne Gegenden ebenso führt wie über langweilige Wegetappen. Wichtiger als die äußere Reise aber erweist sich für Mohr die innere. Und die unerwartet große Verbindung zwischen den drei Freunden. Die Begegnung mit dem Papst, der die drei Männer darum bittet, für ihn zu beten, ist dann nur noch ein Highlight obenauf. Mit der Ankunft auf dem Petersplatz endet das Buch. Mohr fühlt sich zu diesem Zeitpunkt gerettet. "Gerettet vor dem Abgrund des Sinn- und Bodenlosen, dem Nichts, das bereits nach mir gegriffen hatte."

Der Autor: Thomas Mohr, Jurist und Unternehmer in München, selbstständiger Rechtsanwalt, verheiratet, eine Tochter, Katholik.

Thomas Mohr, Mit drei Lamas nach Rom -Verlag bene! 2019, gebunden mit Schutzumschlag, 255 Seiten, 20 Euro.




Dienstag, 30. Juli 2019

Nachhaltig mit weniger Plastik leben - Tipps für alle Lebensbereiche

Es gibt ja Begriffe, die hört man wieder und wieder, ohne sich wirklich damit auseinanderzusetzen. Nachhaltigkeit ist so einer. Gute Sache, aber: Was geht mich das an? Bin wirklich ich ganz persönlich gefragt oder gilt das eher so allgemein? Muss wirklich ich etwas ändern? Wie unbequem ...!

Es gibt Bereiche, da würde man gern etwas ändern, weil man weiß oder zumindest deutlich spürt, dass das richtig und längst überfällig ist. Aber wie, bitteschön, soll man denn, ganz praktisch, nachhaltig leben?

In ihrem Buch "Einfach nachhaltig leben" zeigt Julia Zohren, eine junge, engagierte Autorin, dass die Sache eigentlich gar nicht so schwierig ist. Worum es geht, zeigen die Untertitel: "Weniger Plastik  für mehr Lebensqualität" und "Mit 100 Tipps und Anleitungen für  mehr Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen".

Das Buch ist umfassend. Gemeint sind folgende Bereiche:
  • Haushalt
  • Kosmetik
  • Wohnen
  • Ernährug
  • Garten
  • Baby und Kind
  • Mobilität
  • Reisen
  • Mode
  • Arbeiten
  • Soziales

Die Autorin: Für Julia Zohren begann die Reise hin zu einem nachhaltigeren Leben 2014. Schritt für Schritt suchte sie umweltfreundliche Lösungen für Alltagsprodukte und -situationen. Auf ihrem Blog und Instagram-Kanal subvoyage teilt sie ihr Wissen. Im Herbst 2017 gründete sie YHANIUS - einen Onlineshop für nachhaltige Produkte. Da gibt es dann zum Beispiel die praktischen  Netze zu kaufen, mit denen man unverpacktes Obst oder Gemüse einkaufen kann.

Julia  Zohren, Einfach nachhaltig leben, Edition Michael Fischer 2019, Hardcover, 144 Seiten, 18 Euro.

Freitag, 5. Juli 2019

Julia Cameron: Von der Kunst des kreativen Schreibens

Julia Cameron und ihr "Weg des Künstlers" begleiten mich seit Jahren. Besonders das Schreiben der Morgenseiten hat es mir angetan. Es ist sooo hilfreich, um gut durchs Leben zu kommen. Als ich nun sah, dass sie auch ein Buch übers kreative Schreiben, also über meine absolute Leidenschaft, geschrieben hat, musste ich das natürlich haben. Der Titel: "Von der Kunst des kreativen Schreibens - Der Weg zum inspirierten Schriftsteller". Cameron hat es bereits 2003 bei Droemer Knaur als deutschsprachige Ausgabe veröffentlicht, 1999 war die amerikanische Originalausgabe erschienen. 2018 nun kam es im Autorenhaus-Verlag heraus. Ein Verlag, den ich schätze.

Cameron ist eine erfahrene Schreiberin. "Je älter ich werde, desto mehr produziere ich in immer unterschiedlicheren Gattungen", schreibt sie im Vorwort, in dem sie das Schreiben als ihren unentwegten Gefährten, als Geliebten und Freund, als Arbeit und Leidenschaft bezeichnet. Das kommt mir bekannt vor ...! Vieles, auch das sagt sie, werde in ihrem Buch nicht enthalten sein, mangels persönlicher Erfahrung oder "weil es in anderen Titeln über das Schreiben bereits sehr gut abgehandelt wurde". Damit wird klar: Das vorliegende Buch ist kein(!) Schreibratgeber der herkömmlichen Art. Hier geht es nicht um Heldenreise und Spannungsaufbau, um Plot und Szenenplanung und was man sonst noch alles technisch so braucht, um ein gutes Buch zu schreiben.

Stattdessen geht es um viel Persönliches. Um die Besonderheit des Schriftstellerlebens beispielsweise, das Cameron auch mal so erlebt, dass sie vom Fenster ihres Arbeitszimmers aus ihre Pferde sieht, die auf ihr Frühstück warten, ein wenig missmutig, vielleicht so, so denkt sie, wie die Autorin sich selbst fühlt, wenn sie gerade einmal nicht schreiben kann. Denn darauf hat sie quasi immer Lust. Sich das Schreiben zu genehmigen, löst große Glücksgefühle in ihr aus. - Auch das kommt mir bekannt vor. Wie oft müsste ich eigentlich dringend andere Dinge erledigen und lande dann doch wieder am Laptop. Es ist wie eine Sucht ...! Eine schöne Sucht.

Cameron verbindet das, was sie zu sagen hat, mit Übungen wie diesen: "Nehmen Sie sich eine Viertelstunde Zeit. Versehen Sie die Seite mit Zahlen von 1 bis 25. Dann ergänzen Sie in rascher Folge den Satzanfang: "Ich wünschte ...". 25-mal. Ihre Wünsche werden vom Kleinen  zum Substanziellen und vom Persönlichen zum Beruflichen reichen." Was andeuten  mag, dass dieses Buch übers Schreiben nicht zuletzt auch ein Lebensratgeber ist. Denn was man sich wirklich wünscht, mehr Zeit zum Schreiben zu haben beispielsweise, findet oft genug seinen Weg durch das Ernstnehmen dieser Wünsche ins eigene Leben.

Cameron behandelt in diesem besonderen Schreibratgeber Themen wie
  • schlechtes Schreiben
  • die richtige Stimmung
  • Erfahrungswerte
  • Skizzen
  • Einsamkeit
  • Glaubwürdigkeit
  • Freude
  • Abschotten
  • Ich würde ja gern schreiben, aber ...
  • außersinnliche Phänomene
  • billige Tricks
  • das Recht zu schreiben
  • ...
Wie gesagt, kein herkömmlicher Schreibratgeber, dieses persönlich inspirierende Buch. Aber eines, auf den ich ungern verzichtet hätte.

Julia Cameron, Von der Kunst des kreativen Schreibens - der Weg zum inspirierten Schriftsteller, Hardcover, Autorenhaus-Verlag 2018

Mittwoch, 3. Juli 2019

Memoir-Schreiben für Frauen - Lebenserinnerungen im Biografie-Kurs

Heute mal ein Blog-Beitrag in eigener Sache. Wer ist diese Sigrid Stephenson überhaupt, die da über Bücher postet, die sie mag? Was macht sie sonst so? - Vor allem eines: Sie liest. Und sie schreibt. (Mehr dazu unter www.ergowort.de.) Sie denkt nach und erinnert sich. Und sie hat Freude daran, andere Menschen zum Schreiben zu motivieren. Neuerdings erwärmt sie sich für das Memoir-Schreiben für Frauen. Und davon handelt dieser Artikel (klickt man darauf, wird er größer und lesbar):






Am Freitag, 12. Juli 2019, nimmt nun bereits die zweite Gruppe die Arbeit auf. Und wenn es nach mir geht, werden weitere folgen. Schreiben ist schön. Gemeinsam schreiben ist noch viel schöner ...!


Lekorat der eigenen Texte - Überarbeiten mit Sylvia Englert

Ich finde Sylvia Englert einfach klasse. Zu den drei Schreibratgebern von ihr, die bereits in meinem Bücherregal stehen, hat sich nun ein viertes gesellt: "So lektorieren Sie Ihre Texte - Verbessern durch Überarbeiten". Der Untertitel: Schritt für Schritt von der Erstfassung zum fertigen Manuskript. Das kann ich gerade prima gebrauchen. Ich arbeite an meiner Autobiografie. Die hat in der ersten Fassung mehr als 700 Normseiten und muss dringend überarbeitet werden.

Sylia Engler  hat aus ihrer Erfahrung als Journalistin, Buchautorin und Lektorin eine Schritt-für-Schritt-Anleitung entwickelt. Damit kann jeder seine Texte selbst lektorieren, überarbeiten, verbessern und tendenziell druckreif machen. Das wäre zumindest einen Versuch wert, bevor man sein Manuskript einem professionellen Lektor übergibt, der ja in der Regel nicht gerade billig ist. Auch wenn die Kosten in der Regel angemessen sind angesichts der Zeit, die sie oder er investieren muss. Was ein freier Lektor oder ein Schreibcoach kostet, lesen Sie auf Seite 140. Meine persönliche Devise jedoch: Selbst ist die Frau ...!

In drei großen Schritt geht es durchs Eigenlektorat:
  1. Struktur
  2. Erster Schliff
  3. Überarbeiten nach Feedback
Jeder Schritt endet mit einer Checkliste. Darin kann man zum Beispiel abhaken, ob man (Schritt 1) den Hauptfiguren genug Tiefe gegeben, die Logik jeder Szene überprüft oder den Klappentext geschrieben hat und ob man (Schritt 3) den Text ruhen  gelassen und danach erst kritisch betrachtet, Testleser genau befragt, Änderungsvorschläge (bei bezahlter Hilfe) eingearbeitet und Meinungsverschiedenheit diskutiert hat.

Zahlreiche Hinweise werden zu unterschiedlichen Textarten gegeben, vom Artikel/Bericht über Rezensionen und Kommentare bis zum Sachbuch oder zum Roman. Da werden Überleitungen geprüft, zu gründlicher Recherche und Nachrecherche aufgefordert, die Textlänge in Frage gestellt und manches mehr. Im Kapitel Stil und Sprache befasst die Autorin sich mit den bösen Füllwörtern, Wiederholungen, veralteten Begriffen, klischeehaften Formulierungen. Plot und Szenen werden unter die Lupe genommen, Ton und Tempo sowie die äußere Gestaltung, etwa durch das Umformatieren auf Normseiten. Der Ratgeber endet mit eigens verordneten Mitteln gegen Betriebsblindheit: Testleser, bezahlte Hilfen und Hilfestellung durch Verlagslektor oder Redakteur.

Und ganz zum Schluss, nachdem man das Manuskript Dutzende Male durchgeackert hat, kann man endlich  mit gutem Gewissen "Fertig!" sagen. Der Weg in die Öffentlichkeit ist frei ...!

Sylvia Englert, So lektorieren Sie Ihre Texte - Verbessern durch Überarbeiten, Autorenhaus-Verlag 2013/2016, Paperback, 153 Seiten.


Dienstag, 2. Juli 2019

Vier Lebensregeln eines Hirnchirurgen zur Erfüllung persönlicher Träume

James R. Doty, international renommierter Professor für Neurochirurgie an der Universität von Stanford, ist Leiter des Center for Compassion and Altruism Research and Education, Gastprofessor an mehreren Universitäten und für zahlreiche Stiftungen und Nonprofit-Organisationen tätig. Vor wenigen Jahren hat er ein Buch geschrieben, das man von einem hochbezahlten Neurochirurgen nicht unbedingt erwarten würde. Der Titel: Das Alphabet des Herzens - Die wahre Geschichte über einen, der sein Herz verlor und sich selbst fand. Die Übersetzung aus dem Amerikanischen liegt nun als vollständige Taschenausgabe vor.

Das 2003 ersonnene Alphabet ist nicht vollständig. Es beginnt mit D wie Dignity oder Würde und endet mit L wie Love oder Liebe. Wie es sich für ein Buch zu gehören scheint, das von der Kraft der Liebe durchdrungen ist, hat es das Ziel, das Leben der Leserinnen und Leser "für immer" zu verändern. Das behauptet auch der Autor des stark autobiografisch gefärbten Werks von sich selbst, der erzählt, als Zwölfjähriger in einem Zauberladen einer Frau namens Ruth begegnet zu sein, die ihm sechs Wochen lang Dinge beibrachte, die eben sein Leben vollkommen verändert hätten. Spannend zu lesen sind vor allem die Szenen, in den Doty von seiner Arbeit am ofenen Gehirn berichtet. Der spirituelle Teil des Buches ist stellenweise ein wenig langatmig. Sicher könnte das, was Doty vermitteln möchte, auch mit weniger Worten auskommen, auf weniger Seiten zusammengefasst werden. Andererseits scheint der Arzt gerade seine spirituellen Erkenntnisse, gründlich eingeübt, dazu verwendet zu haben, in beruflich hochdramatischen Situationen zum Wohle der Patienten das Richtige zu tun. Und spannende Szenen auch hier, etwa diejenige, die die Begegnung mit zwei jugendlichen Schlägern beschreibt, deren Aufmerksamkeit Doty auf sich zieht, als er einem Prügelopfer helfen will.

Der Zauberladen und allerlei Zaubertricks spielen eine große Rolle in Doty's Buch. Seine Leser und Leserinnen möchte Doty "echte Magie" lehren, mit der Aufforderung, diese an andere Menschen weiterzugeben. Wer diese Art der Magie erlernen möchte, das erfuhr Doty von Ruth, benötigt zuerst einen völlig entspannten Körper. Wie diese Entspannung vonstatten geht, wird ausführlich beschrieben. Danach gilt es, über das Denken nachzudenken, mit Ruths Trick No. 3 sein Herz zu öffnen und schließlich von ihr zu lernen, wie man sich, nicht nur wie Aladin mit Hilfe der Wunderlampe, sondern generell Wünsche erfüllen kann. - So flüssig das alles zu lesen ist, hier muss ich mal wieder, wie bei ähnlichen Büchern, zugeben, dass ich das zwar gern glauben würde, aber nicht so recht glauben kann. Ich gehe davon aus, dass die Ruth im Zauberladen - ob es sie nun gibt oder nicht - einfach dazu dient, Lebenshilfeweisheiten an den Mann oder die Frau zu bringen, die man auch aus anderen Büchern kennt. Andererseits, es ist unterhaltsam. Und außerdem, Sie wissen ja, die Sache mit der Schulweisheit ...Wie mag es Ihnen damit ergehen ...?

Der Autor: James R. Doty, Sohn eines alkoholkranken Vaters und einer depressiven Mutter, dreifacher Vater, hat weltweit Kliniken gegründet. Seine Stiftungen an Wohltätigkeitsorganisationen belaufen sich auf hohe Millionenbeträge.

James R. Doty, Das Alphabet des Herzens, Verlag Knaur.Leben, Taschenbuchausgabe 2019, 271 Seiten, 9,99 Euro. 

Montag, 17. Juni 2019

Reiseerinnerungen aufschreiben - Reisetagebuch zum Eintragen

Man könnte ja darüber streiten, ob dieses "Mein Reisetagebuch" im Haupttitel "Say yes to new Adventures" heißen muss. "Freu dich an neuen Abenteuern" wäre eine Alternative gewesen, hätte aber wohl zu altmodisch geklungen. Wenn ich verreise, nehme ich immer ein Heft oder eine dickere Kladde mit, um meine Erlebnisse hineinzuschreiben. Dieses Reisetagebuch, vom Umfang her eine Kladde, ist, das muss ich zugeben, eine deutlich attraktivere Alternative.

Für den Fall, dass man es unter irgendeiner Palme liegenlässt, ist vorn Platz für Namen, Adresse und E-Mail-Anschrift. Es folgen freie Zeilen zum Eintragen der Reiseziele und dann eine Weltkarte. Da der liebe Gott vor längere Reisen auch längere To-do-Listen gesetzt hat, gibt es auch dafür zwei Seiten, gefolgt von Seiten für die Verwaltung von
  • Reise-Budget
  • Packlisten
  • Kontaktdaten der Unterkünfte
Danach heißt es dann "Let the adventure begin". Es gibt viel Platz für persönliche Einträge und einigen Platz für besonders schöne Fotos. Eingestreut sind inspirierende Zitate, Fragen und Impulse, wie  "Gerüche, Farben, Geräusche und Geschmäcker, die ich mit dem Ort verbinde" oder  "Oft sind es die schlechtesten Straßen, die uns zu den schönsten Orten führen" oder "To travel is to discover that everyone ist wrong about other countries".

Schließlich gibt es noch ein paar Seiten für Herausragendes:
  • Meine schönsten Erlebnisse
  • Meine eindruckvollsten Erfahrungen
  • Meine interessantesten Begegnungen
  • Aufregende Zwischenfälle
  • Das würde ich weiterempfehlen ...
Den Abschluss bildet eine Doppelseite mit wichtigen Vokabeln in Italienisch, Spanisch und Schwedisch, weil man offenbar davon ausgeht, dass fast jeder die Basics auf Englisch und Französisch ohnehin beherrscht. Von der farblichen Gestaltung ist das praktisch-schöne Reisetagebuch türkis dominiert. So wunderbar türkis wie das Wasser in der Karibik ...

Say yes to new Adventures, Mein Reisetagebuch - mit hilfreichen Listen, Tipps und inspirierenden Zitaten für deine Reise, Edition Michael Fischer 2019, 12,99 Euro. 

Ganz einfach drucken mit Laserkopien, Öl- und Aquarellfarbe

Drucken können ohne diesen gewissen Druck, der in meinen Augen dann entsteht, wenn es kompliziert wird? Drucken ohne Lösungsmittel, Säure und Druckpresse? Das klingt schon mal entspannt. Wenn man dann auch noch erfährt, dass man ohne Druckplatte drucken kann, ganz einfach auf der Basis von Laserkopien auf normalem Kopierpapier und mit Ölfarben als Druckfarbe, ergänzt um einen Satz Aquarellfarben, kommt Lust auf, mal eben seine eigenen Mixed-Media-Kunstwerke zu  erschaffen. Zuvor muss man sich aber in wenig schlau machen.

In ihrem Buch "Druck trifft Aquarell", gedacht für Anfänger und Fortgeschrittene, beschreibt Anita Hörskens ausführlich, wie man mit dieser einfachen Drucktechnik ausdrucksstarke Bilder fabriziert, wie  man "Litografie ganz einfach" betreibt. Gemeint ist dabei die Transfer- oder Papierlitografie.

Neben den Laserdrucken können auch Zeichnungen mit Litho-Tusche, Graphit und Ölpastell auf Kopierpapier als Druckplatten dienen. Beim näheren Hinsehen stellt man fest, dass man doch noch etwas mehr braucht: Gummiarabikum nämlich und eine Druckwalze, Alufolie, Leinöl, eine Plexiglasplatte ... Weil Papier naturgemäß weniger stabil ist als schwere Druckplatten herkömmlicher Art, sind nur kleine Auflagen von etwa fünf bis fünfzehn Exemplaren möglich, aber eine neue Kopie ist ja schnell gemacht.

Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Fotostrecken zeigen, wie es geht. Der Fokus wird zunächst aufs Üben gelegt. Die entstehenden Ergebnisse können für Collagen verwendet werden. Wie Collagen entstehen, wird in einem Extrakapitel beschrieben. Erst danach wird man sich den teureren Papieren zuwenden. Bei den Anwendungsbeispielen werden einfache Motive verwendet, wie eine Ananas, eine Palme oder ein Elch. Mit unterschiedlichen Aquarelltechniken und -farben ergeben sich variationsreiche Möglichkeiten. Die Autorin vergisst nicht, auf das Copyright für fremdes Bildmaterial zu verweisen, das grundsätzlich im Netz leicht zu haben ist, und empfiehlt den Kauf von Lizenzen.

Die Autorin: Anita Hörskens, freischaffende Künstlerin, betreibt eine eigene Malschule in Pfaffenhofen an der Ilm. Als Trainerin und Referentin leitete sie Seminare in allen gängen Mal- und Zeichentechniken. Professionelle Mappenvorbereitung und Kreativseminare für Unternehmen sind ihr Spezialgebiet.

Anita Hörskens, Druck trifft Aquarell - Ausdrucksstarke Bilder - Litografie ganz einfach, Edition Michael Fischer 2019, 144 Seiten, 19,99 Euro.

Mittwoch, 5. Juni 2019

Schreiben für Frauen - Wolfsberger auf den Spuren Virginia Woolfs

Was sagt Ihnen Virginia Woolf? Was wissen Sie über die berühmte Schriftstellerin? Wussten Sie beispielsweise, dass sie 1928 eine radikale Vision für schreibende Frauen der Zukunft formuliert hat?

Eine Frau, die davon und von Woolf überhaupt fasziniert ist, heißt Judith Wolfsberger. Mit "Schafft euch Schreibräume! Weibliches Schreiben auf den Spuren Virginia Woolfs" hat sie ein Memoir geschrieben, dass im Böhlau-Verlag erschienen ist. Weibliches Schreiben - was ist das denn? Bisher hatte ich, sonst sehr an den Unterschieden von Mann und Frau interessiert, nicht darüber nachgedacht, ob Frauen anders schreiben als Männer. Neugierig schlug ich das Buch auf, das "die große Inspiration zum weiblichen Schreiben" sein soll. Das Buch, mit dem Wolfsberger, die Woolf als geistige Mentorin betrachtet (diese Ähnlichkeit, Woolf und Wolf ...) Mut machen will zum Schreiben und zum Finden der eigenen Wahrheiten. Sie lädt ihre Leserinnen ein, sie bei ihrer Reise auf den Spuren der Feministin zu begleiten - nach Südengland, Kalifornien, Hawaii, New York, Weimar und Berlin. Nur um am Ende in neuen kooperativen Schreibräumen in Wien zu landen.

Das vorliegende, offensichtlich mit allen Sinnen geschriebene Buch hebt sich deutlich ab von herkömmlichen Schreibratgebern. Es erlaubt eine Begegnung mit der berühmten Schriftstellerin, die von 1882 bis 1941 gelebt hat, und mit der Autorin Wolfsberger, die heute lebt und schreibt. Es regt an zu persönlicher Weiterentwicklung als schreibende Frau.

Wolfsberger schrieb das Buch über Jahre. Neben ihrer Begeisterung für Virginia Woolf trieb sie die Frage an, wie sie selbst als Autorin Erfolg haben könnte, wie sie etwas würde schreiben können, was außerhalb ihrer Schublade Bestand haben könnte. Schreibend beschäftigt sie sich mit den Fragen,
  • was es heute bedeutet, Autorin, Mutter, Künstlerin und Feministin zu werden
  • wie es gelingen kann, generationsübergreifende Traumata schreibend zu transformieren
  • wie wir Woolfs Vision von 1928 umsetzen können
  • was Frauen heute brauchen, um selbstbestimmt und solidarisch schreiben zu können, innerhalb  und außerhalb der Universitäten
Im Inhaltsverzeichnis fallen die Fragezeichen auf. In fünf großen Kapiteln widmet Wolfsberger sich fünf großen Fragen:
  1. Autorin werden?
  2. Mutter werden?
  3. Künstlerin werden?
  4. Virginias Vision für 2028?
  5. Feministin sein? 
Ein wichtiges, inspirierendes, sehr gut zu lesendes Buch. Die Frage, was denn nun letztendlich feministische Schreibpraxis sei, beantwortet die Autorin wie folgt: "Dieses Buch selbst. Es versucht einen Spagat zwischen Wissenschaft und autobiografischem Erzählen,  zwischen Fragen zur Frauengeschichte und Schreibmethodik". Sie schrieb es "eingebettet in die Fülle und die ups and downs des Lebens als Berufstätige, Freundin, Ehepartnerin, Mutter und alleinstehende Frau".

Die Autorin: Judith Wolfsberger, Autorin von "Frei geschrieben: Mut, Freiheit und Strategie für wissenschaftliche Abschlussabeiten", leitet das writer'studio. Sie hat Geschichte, Wissenschaftstheorie und Creative Writing in Wien, Berkeley und Los Angeles studiert und hält Seminare und Vorträge.

Judith Wolfsberger, Schafft euch Schreibräume! Weibliches Schreiben auf den Spuren Virginia Woolfs. Ein Memoir., Böhlau-Verlag, gebunden, 292 Seiten, 29 Euro.

Dienstag, 4. Juni 2019

Ratgeber für Senioren zur Nutzung von PC, Tablet, Smart Phone

Monika Sintram-Meyer (70) liebt lebenslanges Lernen und findet, dass kaum etwas für Senioren und Seniorinnen bedenklicher ist, als sich dem Fortschritt zu verweigern, nicht zuletzt dem digitalen Fortschritt. Denn, so glaubt sie, bald wird es womöglich keine Fahrkartenautomaten mehr geben am heimischen Bahnhof und keine Möglichkeit mehr, am eigenen Ort Geld abzuheben oder eine Überweisung mit einem Formular zu tätigen. Was dann?! Ihre Aufforderung an ihre Altersgenossen und auch an wesentlich ältere Menschen: "Haben Sie keine Angst. Seien Sie smart. Fangen Sie an. JETZT!"

Dass ein Mensch von 80 Jahren, der in diesem Alter komplett neu beginnt, sich  mit einem Computer oder einem Smartphone auseinanderzusetzen, es mehr als schwer haben dürfte, ist ihr klar. Deshalb rät sie auch dazu, als alternder Menschen so früh wie möglich anzufangen, sich der Herausforderung zu stellen. Weil sie, die sich als Anwenderin und Autodidaktin gut auskennt mit den "smarten" Möglichkeiten, bei jedem gemütlichen Kaffeetrinken diesbezüglich um Rat gefragt wurde, kam sie im Januar dieses Jahres auf eine hervorragende Idee: Ich schreibe ein Buch zum Thema. Das ist nun im Verlag tredition erschienen. Der Titel: "Vom Nutzen digitaler Geräter für Senioren - ein Ratgeber mit Beispielen".

Ein tolles, nützliches, hilfreiches Buch mit vielen Illustrationen. Eines, das gut und geduldig erklärt, das ermutigt und Lust darauf macht, sich  mit den aktuellen Medien auseinanderzusetzen, und sei es auch nur, um sich demnächst per WhatsApp die neuesten Fotos von den Enkeln zuschicken zu lassen. Ein Ratgeber, der Entscheidungshilfen liefert und dazu ermutigt, zu lernen und zu üben, weil ja noch nie ein Meister vom Himmel gefallen ist, sich regelmäßiges(!) Üben und Wiederholen aber einfach lohnt. Irgendwann kann man es. Vielleicht kümmert man sich dann auch um die Smartphone-Halterung am Rollator und lädt sich das neueste Buch für den eigenen E-Reader herunter, um am Abend im Bett ohne Nachttischlampe und mit bequem vergrößerter Schrift vielleicht sogar ohne Brille zu lesen. Spätestens dann ist die richtige Zeit dafür gekommen, sich selbst anerkennend auf die Schulter zu klopfen und sich so richtig von Herzen zu freuen.

Die Autorin: Monika Sintram-Meyer, Jahrgang 1948, in Hamburg geboren, Chemie-Laborantin, später Ingenieurin, dann Lehrerin an einer Beruflichen Schule, verheiratet. Sie lebt in Schleswig-Holstein auf dem "platten Land" in Waldesnähe, trainiert auf einem Teil des Grundstücks ihren kleinen Schäferhund "Bonsai" und hat auf einem anderen Teil jüngst eine Wildblumenwiese angelegt. Sie mag nämlich beides: Natur und Technik.

Monika Sintram-Meyer, Vom Nutzen digitaler Geräte für Senioren - Ein Ratgeber mit Beispielen, Verlag tredition 2019, 148 Seiten, Hardcover 25 €, Paperback 19 €

Freitag, 31. Mai 2019

Röschmann: Wege aus der Unzufriedenheit ins persönliche Glück

Hand aufs Herz: Sind Sie zufrieden mit Ihrem Leben? Ich bin es oft - aber gewöhnlich nur für den Moment. Dann nagt sie wieder an mir, die permanente Unzufriedenheit. Mit diesem. Mit jenem. Und überhaupt. Wie schön wäre es doch, sein Leben ruhig und zufrieden zu leben. Das findet offenbar auch Theresa Röschmann, Coach für kreative Persönlichkeitsentwicklung. Mit den "magischen vier Fragen" hat sie eine Methode entwickelt, "die Mut macht und sofort hilft, die wahren Ursachen von Unzufriedenheit aufzudecken". Sie zeigt verschiedene Wege auf, "um wirklich bei uns und an unserem Erfüllungsort anzukommen, wo Leichtigkeit, Glück und Frieden zu Hause sind".

Je mehr Bücher dieser Art ich lese, desto skeptischer werde ich. Brauchen wir wirklich noch eine Methode und noch eine und noch eine, um endlich glüclich zu werden und zu bleiben? Andererseits war es bisher so, dass ich aus jedem dieser Ratgeber die eine oder andere wertvolle Erkenntnis, den einen oder anderen Impuls oder Ansatzpunkt entnehmen konnten, die oder der mir weiterhalf. So auch hier.

Die vier "magischen" Fragen sind im Grunde simpel - und doch geben Sie unmittelbar Gedankenanstöße, die geeignet sind,  uns aus dem Tief der Unzufriedenheit herauszuholen:
  1. Was muss ich NICHT?
  2. Wer kann ich sein?
  3. Wann kribbelt es?
  4. Wie komme ich dahin?
Besonders das mit dem Kribbeln interessierte mich. Ich mag es, wenn es kribbelt.

Röschmann hilft ihren Lesern und Leserinnen dabei, die "Bullshitstorys" in ihrem Leben zu entlarven. Das erinnert mich an die Mindfuck-Bücher von Dr. Petra Bock, die ich sehr schätze. Mit zahlreichen Übungen, Selbsttests und Praxisbeispielen hilft sie ihnen dabei, eine Kurskorrektur vorzunehmen und persönliche Antworten zu finden. Ein Psychotherapeut hat mir das mal so erklärt: Wenn ein Flussbett irgendwo mit einer Biegung nur einen Meter weiter nach rechts oder links versetzt würde, so würde das Wasser letztlich doch ganz woanders ankommen. In diesem Sinne ...

Die Autorin: Theresa Röschmann, Jahrgang 1971, ist Unternehmerin und seit 2004 als Coach und Expertin für kreative Persönlichkeitsentwicklung, Potenzialentfaltung und Businessmentoring tätig. Sie lehrt an verschiedenen Universitäten unter anderem im Bereich "Career Service" und ist Begründerin der YOUR WAY Philosophy.

Theresa Röschmann, Unzufrieden? - Diese vier magischen Fragen verändern dein Leben, Verlag Knaur.Leben 2019, Klappenbroschur, 251 Seiten, 12,99 Euro.

Sonntag, 26. Mai 2019

Memoir und autobiografisches Schreiben zur Selbsthilfe mit Birgit Schreiber

Nomen est omen: Birgit Schreiber schreibt. Sie gehört zu den Pionieren der Memoir-Bewegung. Sie unterrichtet andere Menschen, hilft ihnen, schreibend die richtigen Worte zu finden, Glück zu erleben, gesund zu sein. Die Leser und Leserinnen ihres Buches "Schreiben zur Selbsthilfe" sollen sich mit dem Schreiben in Lebenskrisen selbst helfen können. Dass das funktioniert, weiß ich längst. Als beispielsweise mein Erstgeborener an Krebs erkrankte, nutzte ich die erste Gelegenheit, ihn in der Kinderklinik mal für eine Stunde allein zu lassen, um eine Kladde und einen gut schreibenden Schrift zu erstehen. - sofort begann ich danach, mir mehrmals am Tag und erst recht am Abend den Kummer von der Seele zu schreiben.

Schreibers Methode erfordert keine Vorkenntnisse, ist für jeden erschwinglich und überall praktizierbar. Sie wirkt vorbeugend, aber auch ergänzend in Verbindung mit einer Psychotherapie, kann Seele und Körper stärken und Burnout vorbeugen helfen.

Das Buch, das ebenso wissenschaftliche Grundlagen wie zahlreiche praktische Übungen enthält, befasst sich
  • mit kreativen Schlüsselstrategien, etwa Ideen zu säen und Perspektiven zu ernten
  • mit psychologischen Grundlagen, Schreibhaus und Schreibspielräumen und Gedichten für mehr Gesundheit
  • mit den Wirkstoffen im Heilmittel Schreiben, wie etwa der Möglichkeit, sich selbst besser kennenzulernen oder die Perspektive zu wechseln
  • damit, die eigene Vergangenheit per Memoir-Writing anders zu erzählen und dabei den roten Faden im eigenen Leben zu entdecken
  • damit, nach einem Trauma den zerrissenen Faden wieder aufzunehmen - etwas, was in meinem Leben immer wieder wichtig und sehr hilfreich war 
  • damit, (täglich) schreibend die Gegenwart zu meistern und wieder in Balance zu kommen - wie etwa mit den Morgenseiten nach dem "Weg des Künstlers" von Julia Cameron
  • damit, im Traumraum auf die Suche nach den eigenen Wünschen zu gehen und mutig Visionen zu entwickeln
Die Autorin: Dr. Birgit Schreiber ist seit 2007 Seminarleiterin, Journalistin und Schreibcoach in Bremen. Die Biografieforscherin hilft Menschen, sich mutig weiter  zu entwickeln, und inspiriert sie zum regelmäßigen Schreiben. Regelmäßig schreibt Schreiber für "Psychologie heute".

Birgit Schreiber, Schreiben zur Selbsthilfe, Worte finden, Glück erleben, gesund sein, Springer-Verlag 2017, 150 Seiten, 14,99 Euro.

Intervallfasten-Tagebuch mit Zeitplaner und Motivationstipps

Mit Fasten habe ich gute Erfahrungen gemacht. Bisher war für mich, einmal im Jahr, das Mayr-Fasten die Methode der Wahl. Letzthin aber empfahl mir meine nette, schlanke Hausärztin das Intervallfasten. Das würde sie selbst gern machen, immer am Wochenende.
"Das funktioniert super."
"Aber haben Sie denn da nicht heftigen Hunger? Also, ich brauche beim Fasten immer drei Tage, bis ich ihn nicht mehr so spüre."
"Ach wissen Sie", sagte sie, "Hunger wird völlig überbewertet. Dieses Intervallfasten tut mir einfach gut."

Okay, dachte ich, mit Blick auf die Waage, dann probiere ich das  eben auch einmal aus - und schob den guten Vorsatz munter vor mir her. Nun aber entdeckte ich ein probates Hilfsmittel: ein Intervallfasten-Tagebuch, erschienen in der Edition Michael Fischer.

Beworben wird in dem hellblau eingefärbten Buch eine 8-Wochen-Challenge mit dem Ziel, gesund und schonend abzunehmen. Das Tagebuch enthält praktische Tracker zum Eintragen der
  • Fastenphasen
  • Mahlzeiten
  • Gedanken
  • Fortschritte
Außerdem: einen Zeitplaner und Motivationstipps, damit das Durchhalten möglichst leicht fällt. Pro Tag gibt es eine Doppelseite. Darauf notieren Sie, 56 Tage lang, neben Datum und Gewicht unter anderem, schön übersichtlich und farblich abgesetzt:
  • Motto des Tages
  • Was esse ich?
  • Wann esse ich?
  • Aktivitäten
  • ...
Und das motivierende Teil kostet nicht einmal 10 Euro.

Food Journal, Intervallfasten-Tagebuch mit Zeitplaner und Motivationstipps, Edition Michael Fischer 2019, 9,99 Euro. 

Sabina Wieners: 15 kreative Hintergründe fürs Handlettering

Handlettering und kein Ende. Mit dem Buch "Handlettering Backgrounds" stellt die Bloggerin Sabina Wieners 15 kreative Hintergründe vor, gestaltet mit Pinsel, Stempel & Co.. In wenigen Schritten kann man damit zum fertigen Lettering-Design finden.

Was oft so unerhört gekonnt aussieht, ist ja im Grunde recht einfach. Man denkt sich kurze Texte aus, wählt eine Schrift aus, setzt schwungvoll ein paar Buchstaben aufs Papier. Fertig! - Fertig? Nun, nicht ganz. Die Message soll ja auch wirken, möglichst schön und ruhig ein bisschen kunstvoll sein und so Herzen gewinnen. Mit effektvollen Hintergründen kann auch das recht schnell gelingen. So entsteht ein Gesamtkunstwerk.

Das vorliegende Buch vermittelt einen fundierten Einblick auch in nicht so häufig gebrauchte Materialien, wie
  • Rasierschaum
  • Tape
  • Maskierstifte oder
  • Alcohol Ink
und deren Anwendung. Selbst komplexe Hintergründe sind mit Hilfe der Schritt-für-Schritt-Anleitungen kein Problem mehr.
Die Autorin: Sabina Wieners hat ihren Blog eineckig.com während ihres Studiums aufgebaut. 2015 hat sie mit dem Lettering begonnen. Die schöne Schriftkunst hat sie sich dabei selbst beigebracht. Die entstehenden Letterings kombiniert sie unter anderem mit Aquarrellfarben. Auf ihrem Blog und in Social-Media-Kanälen teilt sie ihr Wissen und ihre Ideen in Tutorials und Guides. Mittlerweile hat sie ihre Liebe zu Schrift und Desgin zum Beruf gemacht. So gut kann's laufen ...!

Sabina Wieners, Handlettering Backgrounds, Edition Michael Fischer 2019, Hardcover, 128 Seiten, 17,99 Euro.

Männerromantik - nachdenklich und frei das Abenteuer Meer erleben

"Ein Mann, ein Meer." Das klingt nach Männer-Romantik, nach einsamem Wolf. Es ist ja offensichtlich nur ein einziger Mann, der da, ohne Gefährten, am Meer sitzt oder sich über das Meer bewegt. Der Untertitel "Entdecke den Jäger in dir" klingt nach Abenteuer. Titel und Untertitel zusammen und das, was zwischen den Buchdeckeln zu lesen ist, machen das Buch von Udo Schroeter aus, das im "bene!"-Verlag erschienen ist. Es handelt vom einfach Leben am Meer, das als Offenbarung empfunden werden kann, denn "das alte Wissen verbindet uns wieder mit uns selbst". Das Buch soll eine Einladung sein, "die Schönheit und den ursprünglichen Takt des Lebens wahrzunehmen und auf diese Weise zu einer neuen Freiheit, Kraft und unserer Bestimmung zu finden".

Das Buch erzählt
  • vom Angeln und Fischen
  • vom Fischgrillen und Fischessen
  • von Treibholz und von Weite
  • von Freundschaft und von Einsamkeit
  • vom Scheitern  und von Kraftorten
  • ...
Es erzählt
  • die Geschichte vom Wintergoldhähnchen
  • der blauen Strandschaufel
  • wie der Mann seine erste Meerforelle fängt
  • ... 
Es setzt sich mit dem Lebendigsein ebenso auseinander wie mit der Endlichkeit und, ganz am Ende des Buches, mit dem  (wohlverdienten?) Lohn. 

Der Autor: Uwe Schroeter, Jahrgang 1963, lebt seit vielen Jahren auf einer Insel. Jahr für Jahr nimmt er einige Männer mit auf eine Reise an das Meer.

Der Illustrator: GEO-Illustrator Timo Zett, Jahrgang 1985, hat das vorliegende Buch mit stimmungsvollen Zeichnungen ausgestattet, die, soweit ich als Frau das sagen kann, neben einigen Fotos, die die tollen Texte unterstützen, Lust machen dürften auf die Besonderheiten eines freien Männerlebens, einer Mischung aus Nachdenklichkeit, Freiheit und Abenteuer.

Udo Schroeter, Ein Mann, ein Meer - Entdecke den Jäger in dir, bene!-Verlag 2019, Hardcover, 189 Seiten.

Dienstag, 21. Mai 2019

Haushaltsbuch, Budgetplanung und Kostenoptimierung für junge Traumerfüller

Haushaltsbücher gibt es schon lange. Und irgendwie klingt der Begriff altbacken, finden Sie nicht? "Happy Planning" allerdings, der "geniale Haushaltsplaner", erschienen in der Edition Michael Fischer, ist ein bisschen anders. Erst einmal ist der Einband rosa. Das macht schon mal gute Laune. Allerdings frage ich mich, ob ein Mann zu diesem Buch greifen würde. Andererseits, welcher Mann führt schon ein Haushatsbuch ...
Theoretisch ist das rosa Buch für jeden geeignet. Am besten passt es aber wohl zu eher jungen Menschen, die noch viele unerfüllte Wünsche haben und Probleme damit, ihr Budget angemessen und so zu verwalten, dass am Ende des Monats noch nennenswert viel Geld übrig ist und nicht am Ende des Geldes noch zu viele Tage des Monats.
Jeder Monat bietet gleich auf der ersten Seite Raum für "Meine Monatsziele". Die Ausgaben, die auf den folgenden Seiten eingetragen werden, lassen sich mit Symbolen in drei verschiedene Rubriken einteilen:
  • unentbehrliche Ausgaben
  • Dinge, die man sich mit Freude leistet, weil man einfach Bock drauf hat
  • unerwartete Ausgaben, wie Reparaturen
Das verhilft schon einmal zu einem ganz guten Überblick. Weitere Übersichten zeigen, was man schon gespart hat, welche Schulden man hat und wie die Jahresbilanz aussieht. Hinzu kommen kreative Ideen, um Geld anzusparen, quasi nebenbei und mit erklecklichem Sparguthaben unterm Strich. Das funktioniert mit dem Ansparen bestimmter Beträge, aber auch mit Einsparen ohne Verlust, etwa indem man das ganze Jahr über gesundes Leitungswasser trinkt und aufs Kistenschleppen kurzerhand verzichtet ... Apropos sparen: Teuer ist der tolle Planer nicht. Für 6,99 Euro gehört er euch.

Happy Planning - Der geniale Haushaltsplaner, Edition Michael Fischer 2019, 6,99 Euro.

Grit Landaus Liebesroman aus dem Italien der Sechziger Jahre: Marina

"Marina, Marina, Marina" ... Wer hätte nicht die Melodie des Songs von Rocco Granata gleich im Kopf, wenn er diesen Namen, dreifach genannt, hört oder liest. Grit Landau hat ihn  zum Titel ihres Romans gemacht, der im Droemer-Verlag erschienen ist - eine "Liebeserklärung an Italien und an das Leben". Die Handlung spielt Anfanger der 1960er-Jahre in fiktiven Küstenörtchen Sant'Amato an der italienischen Riviera. Dort ist auch der 13-jährige Nino von Granatas Hit fasziniert - und von der jungen Frau des alternden Friseurs, die just diesen Namen trägt. Heimlich und heftig betet er sie an. Marina aber beginnt ebenso heimlich eine leidenschaftliche Affäre mit einem ganz anderen, einem richtigen Mann, einem, der nicht so dünne Ärmchen hat wie Nino, sondern Schwierigkeiten dabei, die Hemdsärmel über seinen kräftigen Unterarmen nach oben zu schieben. Wer dieser Mann ist, das soll Nino erst viele Sommer später erfahren und bis es soweit ist, spint das Schicksal seine Fäden:
  • Ninos Tante erfüllt sich einen lang gehegten Traum.
  • Der Cousin von Ninos Vater verliebt sich in eine deutsche Urlauberin, die von einem Hotelbalkon stürzt.
  • Marinas geheime Liebe bleibt nicht ohne Folgen. 
Interessant ist nicht zuletzt die Entstehungsgeschichte von Grit Landaus Romans. Fast nicht zu glauben: Die Mutter der Autorin stürzte selbst als junge Frau mit einem maroden Hotelbalkon aus dem vierten Stock in die Tiefe - und überlebte. Ihrer Italienleidenschaft, in den Fünfziger/Sechziger Jahren von vielen Menschen geteilt, tut der schwere Unfall keinen Abbruch. Der Vater der Autorin arbeitete als Opernregisseur und Puccini-Experte mehrfach an der Mailänder Scala. So wurde Grit Landau die Liebe zu Italien quasi in die Wiege gelegt.

Ein Dutzend italilenischer Hits spielt eine Rolle in diesem stimmungsvoll-nostalgischen Buch. Ein Glossar erklärt die eingestreuten italienischen Begriffe und Zitate, wie etwa "Amore regge senza legge!" = Liebe kennt kein Gebot! Oder: Wo die Liebe hinfällt. Und auch im vorliegenden Buch fällt sie auf besondere Menschen und hätte doch ganz anders fallen können. Und auch ganz anders enden können als in diesem Buch mit seinem überraschenden, historisch verbürgten Schluss ...

Die Autorin: Grit Landau, Jahrgang 1973, schreibt Romane, Erzählungen und Sachbücher. Zuvor hat sie Geschichte studiert und viele Jahre lang erfolgreich als Kultur- und Musikjournalistin gearbeitet. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrer Familie bei Bonn.

Grit Landau, Marina, Marina, Droemer-Verlag 2019, Klappenbroschur, 393 Seiten, 14,99 Euro.

Donnerstag, 16. Mai 2019

Spiritueller Roman von Imme Demos - Ssabena oder: Wilde Wege zum Seelenheil

Ich lernte Imme Demos in ihrer Wahlheimat Sievershütten kennen, bei einer Ortsbegehung. Sie war mir gleich aufgefallen zwischen all den interessierten Bürgern, die sich zusammengefunden hatten, um ihrem Wohnort in Zukunft ein neues Gesicht zu geben. Sie wirkte schon äußerlich besonders sensibel. Auch was sie sagte, fiel mir auf. Nach der Zusammenkunft sprach ich sie an. "Mir gefällt, wie Sie denken." Sie freute sich und stellte sich als Musikerin vor. Wir kamen ins Gespräch und sie erzählte mir von Ssabena.

"Ssabena - Wilde Wege zum Seelenheil", so heißt der stark autobiografisch gefärbte Roman, den Imme Demos geschrieben hat. Dass die Autorin einen besonders spirituellen Bezug zu sich selbst und zu ihrer Umwelt hat, zeigt sich schon am Titelbild. Es zeigt, vor romantischer Abendstimmung, ihre Fingerspitzen, auf denen sich ein Tagpfauenauge niedergelassen hat, nachdem sie den Schmetterling, so erzählt sie, darum gebeten hat.

Ein lebendiger Schreibstil zeichnet das offenbar aus dem Herzen geschriebene Werk aus, das in mehr als 10 Jahren Schreibzeit entstand. Das rund 570 Seiten starke, mitreißende und sehr authentisch wirkende "Kultbuch" handelt von Marlisa, die als Baby adoptiert wurde und davon erst erfuhr, als ihre dunkelhäutige Schwester, ebenfalls als Baby, in die Familie kam. Später zog Marlisa in die Welt hinaus, "um ihren Ursprung zu finden, den Frieden, der in ihr herrschte, bevor das Leid des Lebens sie erfasste". Leid, das sich unter anderem in massiven Ängsten zeigte, von denen sie ergriffen wurde, nachdem sie erfahren hatte, dass ihre Eltern nicht ihre leiblichen Eltern waren. Dass sie einen indischen Mann heiratete, Rashid, der mit einer anderen Frau Kinder hatte, den sie rasend liebte, den sie als unübertrefflichen Lehrmeister in der Musik erlebte und an dessen Seite sie fluchtartig Israel, wo sie damals lebte, verließ, mit dem sie sich ein glückliches Leben in Indien erträumte, all das ist nur ein Punkt auf der Landkarte ihrer abenteuerlichen Reise durch das Leben, wenn auch ein ganz bedeutender.

Letztlich geht es der Romanfigur Marlisa (und/oder Imme selbst?) darum, sich selbst zu finden, Bulimie und der Sucht, Trost im Alkohol zu finden, zu entkommen, auf die eigene Kraft zu vertrauen und ihre Seele zu spüren. Ein Heiler verhilft ihr endlich und nach langer Suche nach Heilung und Ganzwerden in vielen Teilen der Welt zum Durchbruch. Er stammt aus Hamburg und gegen Ende des Buches nennt sie sogar seinen Namen - damit auch andere ihn finden können, die seiner Hilfe bedürfen.

Die CD: Zum Buch gehört eine CD mit Welt-Kultur-Musik. Die neun dort vereinten Titel könnten unterschiedlicher kaum sein. Der erste Titel "Das Wunder des Lebens" scheint ihr besonders am Herzen zu liegen. Es gibt auch eine englische Fassung davon. Beide Versionen kann man bei You Tube hören, zum Beispiel hier. So bekommt man einen guten Eindruck von der kräftigen und ausdrucksvollen Stimme der Sängerin.

Die Autorin: Imme Demos, 1960 in Hamburg geboren, hat Musik studiert. Sie lebte in verschiedenen Ländern und spielte mit etlichen Musikern auf den größten und kleinsten Bühnen dieser Welt. Sesshaft geworden, baute sie ihre private Musikschule auf. Sie gibt Instrumental- und Gesangsunterricht, leitet(e) Chöre und unterstützt andere Menschen leidenschaftlich dabei, ihren persönlichen Ausdruck zu finden. Neben dem vorliegenden Roman brachte sie zwei Klavierbücher zum Selberlernen heraus, die sie als "die einfachste Schule der Welt für Klaviere und Keyboards - für alle Altersstufen mit wie ohne Lehrer" bewirbt. Sie  ist inzwischen wieder verheiratet und lebt mit ihrem deutschen Mann am Rande eines Naturschutzgebietes in Schleswig-Holstein. Das Leben hat es ihr nicht leicht gemacht und es galt, zahlreiche Herausforderungen zu bestehen. Heute jedoch kann Imme Demos mit großer Überzeugungskraft von sich sagen: Inzwischen bin ich glücklich, aus tiefstem Herzen glücklich ...!

Von jedem verkauften Buch spendet die Autorin 1 Euro an den Deutschen Kinderschutzbund. Die Musik-CD kann zusammen mit dem Buch erworben werden - beides ist auch einzeln zu haben. Mehr über Imme Demos, besonders zu ihrer vielfältigen Karriere als Musikerin, erfahren Sie auf ihrer Website www.imme-demos.de.

Imme Demos, Ssabene - Wilde Wege zum Seelenheil, Roman, IDee-Verlag 2016,  Paperback, 568 Seiten, als Bundle 21,99 Euro.

Freitag, 19. April 2019

Kreative Bildgestaltung mit gepressten Blättern und Blüten

Ich stelle es einfach immer wieder fest: Der Haupt-Verlag bringt ganz besonders ästhetische Bücher heraus, oft zu außergewöhnlichen Themen aus den Bereichen Natur und Kunst. Nun liegt mir das Buch "Bilder aus Blatt und Blüte - Pflanzen sammeln, pressen und komponieren" von Jennie Ashmore vor. Und was soll ich sagen - einfach wunderschön!

Die Künstlerin liebt die Natur und ist glücklich darüber, mit Hilfe der von ihr ersonnenen Technik diese Liebe in Szene setzen zu können. Inspiriert von Patchwork-Quilts aus Stoff kam sie auf die Idee, mit Cutter und Schablone gepresste Pflanzenteile zuzuschneiden und dekorativ auf geeigneten Untergründen zusammenzusetzen - zweilagig. Auf eine Lage Pflanzen-Karos werden einzelne Pflanzenmotive aufgeklebt. So einfach, so gut. Natürlich kommt es auf das sorgfältige Pressen an und da gilt es einiges zu beachten. Auch eignet sich nicht jede Pflanze gleich gut. Aber so manches "Unkraut", wie Gänseblümchen oder Brennnesseln, ist ein prima "Baustoff".

Neben der Beschreibung der Grundtechniken werden zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten in Wort und Bild beschrieben. Ich hätte nicht gedacht, dass man die zarten, getrockneten Naturmaterialien auf so vielfältige Weise miteinander zur Wirkung bringen kann. Hier wirken drei nebeneinander aufgeklebte Ahornblätter einfach so, dort entsprießen winzige Blüten einem Wald aus Flechten-Bäumchen, da schmückt eine große, beeindruckend Collage eine Wand. Bei Landschaftscollagen etwa, die ich besonders poetisch und attraktiv finde, experimentierte die Autorin unter anderem damit, Hintergrundlandschaften mit Farbe zu gestalten und darauf erst das gepresste Material zu kleben.

Was bei all dem herauskommt, sind Kunstwerke der filigranen und ganz besonderen Art. Wer immer die eher dezenten, natürlichen, verträumten und romantisch anmutenden Töne und Motive mag, die Poesie der Farben, Formen und Strukturen, wird begeistert sein.

Die Autorin: Jennie Ashmore, die in Schottland lebt, studierte Malerei und Druckgrafik am Exeter College of Art. Sie unterrichtete mehrere Jahre lang Kunst und arbeitete in der Umweltbildung, im Umweltschutz und als Gärtnerin. Ihre künstlerischen Arbeiten hatten schon immer einen engen Bezug zur Natur. Muster und Geometrie sind essenzielle Bestandteile ihrer Arbeiten.

Jennie Ashmore, Bilder aus Blatt und Blüte - Pflanzen sammeln, pressen und komponieren, Haupt-Verlag 2019, 144 Seiten, 24,90 Euro.

Mittwoch, 10. April 2019

Hamburger Literaturhaus-Chef Rainer Moritz präsentiert Bücherparadiese

Ich komme an keinem Buchladen vorbei ...! Nun ja, ich muss das relativieren. Inzwischen geht das ganz gut bei den eher nichtssagenden, uniformen Läden, denn ich habe inzwischen so viele Bücher in meiner Wohnung, dass ich bald einen eigenen Laden aufmachen könnte. Aber an besonderen Buchläden, denen mit Seele und Aura und Liebe und so, an denen führt einfach kein Weg vorbei. Man tritt ein und ist gefangen. Herz und Kopf  und Seele gehen in Resonanz.

Rainer Moritz, Leiter des Hamburger Literaturhauses, scheint das ähnlich zu sehen. Sein Buch "Leseparadiese", erschienen im Verlag Sanssouci, ist eine Liebeserklärung an die Buchhandlung der besonderen Art. Inspirierende Fotos sucht man, vom Cover abgesehen, darin vergeblich, was ich ein wenig bedauere. Doch der Text macht das allemal wieder wett. Er schreibt von Buchhandlungen mit Saison für Saison wieder neu sorgfältig zusammengestelltem Sortiment, die durch leuchtende Tiefe, erklärte Präferenz, sichtbare Empfehlung überzeugen. Die Persönlichkeit zeigen und einen unverwechselbaren Charakter haben und deren Besitzer mit Eigensinn ihre Bücherlust betreiben. Die mit Geschichten handeln und mit Empörungen, mit Träumen und Sehnsüchten.

Anhand der vorgestellten Buchläden erzählt der Autor von seiner persönlichen Lese- und Büchersozialisation. Dabei verzichtet er auf den nostalgischen Blickwinkel (der mir, ich gebe es zu, ja auch gefallen hätte) und betrachtet Traditionsbewusstsein und Innovationsgeist als Chance für eine ökonomische Zukunft, damit die von vielen Menschen so geliebten Buchhandlungen auch weiter bestehen können und werden. Er zeigt sich den Buchhandlungen gegenüber, die in ihren Schaufenstern Neuerscheinungen beispielsweise von Nudeln und Fahnen und Olivenöl flankiert ausstellen, ebenso abgeneigt wie denjenigen, die im "Modernen Antiquariat" mit Supersonderangeboten schon im Eingangsbereich zu überzeugen suchen. Er erzählt von Sammlern und Lesern, die ihre Schäfchen um sich haben wollen und in Kauf nehmn, dass die Wohnungs- und Haussuche allmählich zum unlösbaren Unterfangen wird, und von Kindern bibliophiler Eltern, die auf dem Weg zu ihren Zimmern allmählich das Gefühl haben, den Büchereiausweis ständig mit sich herumtragen zu müssen. Von klitzekleinen Buchhandlungen mit schwäbischem Ordnungssinn und von anderen, die "das intellektuell unorthodoxe, ja vielleicht konfuse Innenleben seiner Besitzer widerspiegeln und keinem System folgen".

Hach, wie sympathisch mir das alles ist ...!

Der Autor: Rainer Moritz, Jahrgang 1958, Literaturwissenschaftler, gilt als einer der wichtigsten Akteure der deutschen Verlags- und Literaturlandschaft. Seit 2005 leitet er das Literaturhaus Hamburg. Zuvor war er Programmchef bei Reclam Leipzig und Geschäftsführer des Hoffmann und Campe Verlages in Hamburg. Als Literaturkritiker ist er für mehrere Tageszeitungen und Rundfunksender tätig. Zudem ist er Verfsser etlicher eigener Bücher, wie "Die schönsten Buchhandlungen Europas" (2010) oder "Mein Vater, die Dinge und der Tod" (2018).

Rainer Moritz, Leseparadiese - Eine Liebeserklärung an die Buchhandlung, 11,5 x 18,5 cm, 160 Seiten, Verlag Sanssouci 2019, 14 Euro.