Sonntag, 13. Dezember 2020

Patricia Highsmith "Ladies" - frühe Geschichten mit weiblichen Protagonisten

 "Wenn du mal einen wirklich spannenden Krimi lesen willst", sagte mein Ex-Mann vor einigen Jahren zu mir, "dann solltest du ein Buch von Patricia Highsmith lesen." Irgendwie kam es nie dazu. Nun aber erfuhr ich, dass die "Frühen Stories" der Autorin veröffentlicht worden sind. Jetzt oder nie, dachte ich, und bestellte das Buch "Ladies", erschienen im Diogenes-Verlag.

Es sind besondere Frauengeschichten, die die 1995 verstorbene Schriftstellerin uns hier präsentiert. Ihre Protagonistinnen können ihre niedrigsten Instinkte ausleben. Highsmith erzählt spektakulär und zurückgenommen zugleich. Vor allem aber nachvollziehbar und menschlich und sehr, sehr anschaulich. Von der jungen Frau zum Beispiel, die versucht, sich mit einem Mord aus ihrer Ehe befreien, was leider nicht so ganz gelingt, oder über das Findelkind, das von Nonnen als Mädchen aufgezogen wird und das Kloster sprengt, um endlich ein Junge werden zu können. Dass die Autorin einmal als Meisterin des Wortes berühmt werden würde, ist in diesem Buch schon in jeder Zeile zu spüren.

Die Autorin: Patricia Highsmith, Jahrgang 1921, wuchs in Texas und New York auf und studierte Literatur und Zoologie. Erste Kurzgeschichten schrieb sie an der Highschool, den ersten Lebensunterhalt verdiente sie als Comictexterin. "Zwei Fremde im Zug" wurde 1950 zu ihrem ersten Welterfolg. Und diesen Titel, verfilmt von Alfred Hitchcock, der sie über Nacht weltberühmt machte, habe ich mir zumindest auf dem Bildschirm tatsächlich nicht entgehen lassen.  

"Ladies" könnte für LiebhaberInnen hintergründiger Geschichten ein kriminell feines Weihnachtsgeschenk sein.

Patricia Highsmith, Ladies, Frühe Stories, Diogenes Verlag 2020, gebunden mit Schutzuschlag, 309 Seiten.

Mittwoch, 18. November 2020

Gesund bleiben in Zeiten der Corona-Pandemie

Ohne Gesundheit ist alles nichts und selten in meinem Leben habe ich mich so um meine Gesundheit oder die meiner Lieben gesorgt wie jetzt. Als ich den Untertitel zu Brigitte Hamanns Buch "Pandemie - Gefährdet eine Seuche die Welt?", der da heißt "Was Sie jetzt tun müssen, um sich zu schützen und bei wirklich guter Gesundheit zu bleiben", war ich sofort angefixt. Darüber wollte ich mehr wissen.

Im ersten Teil des Buches beschreibt die naturheilkundlich orientierte Gesundheitsjournalistin, was es mit der Rückkehr der Seuchen in "unsere schöne verletzliche Welt" auf sich hat. Sie erzählt die Geschichte von SARS und MERS, von Ebola. Berichtet über Superkeime und den Weg in die postantibiotische Ära, über Mikroben als Waffe und entschlüpfende Keime (Bioterror und Bioerror) und über das Planspiel einer Corona-Pandemie im Oktober 2019(!). Sie erklärt die Welt der Mikroorganismen, geht der Frage nach, ob Impfen eine Lösung sein kann, stellt das Immunsystem als besten Freund vor, der leider große Feinde hat, und präsentiert schließlich die sieben "besten Strategien für ein starkes Immunsystem". Hier geht es um bekannte Themen, wie

  • richtige Ernährung
  • den gesunden Darm
  • alternative Heil- und Nahrungsergänzungsmittel
  • guten Schlaf
  • weniger Stress
  • Lebensliebe
  • Training des Immunsystems, z. B. mit Bewegung in frischer Luft bei jedem Wetter oder mit Wechselduschen
Wer sich bereits viel mit Gesundheitsthemen beschäftigt hat, wird nicht unbedingt radikal Neues finden, dafür aber einen guten Überblick und zugleich eine Ermutigung zur Nutzung von Möglichkeiten. Mit dem Abschnitt "Sieben Wege, um zufriedener und glücklicher zu sein" endet das mit inspirierenden Schwarz-Weiß-Fotos bebilderte Buch. 

Die Autorin: Brigitte Hamann beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Frage, wie wir seelisch und körperlich gesund sein und uns wohlfühlen können. Ihr in dieser Zeit gesammeltes naturheilkundliches und medizinisches Wisen vermittelt sie in zahlreichen Büchern und Artikeln. Sie absolvierte Ausbildungen in systemischer Beratung, Hypnose und Aufstellungsarbeit. Psychosomatik und Psychoneuroimmunologie gehören zu den weiteren Schwerpunkten ihrer Arbeit.

Brigitte Hamann, Pandemie - Gefährdet eine Seuche die Welt?, Kopp-Verlag 2020, gebunden mit Schutzumschlag, 399 Seiten, 19,99 Euro.

Dienstag, 17. November 2020

Regenerative Landwirtschaft - aus toten Böden fruchtbare Erde machen

Gabe Brown war ein ganz normaler Landwirt. Als Missernten in vier aufeinander folgenden Jahren seine Lebensgrundlage und die seiner Familie bedrohten, beschloss er mit zunehmender Verzweiflung, dass sich etwas ändern müsse. Und er begann, den Boden anders zu behandeln als bisher. Völlig anders. Er experimentierte mit neuartigen Methoden, von denen er gehört und gelesen hatte. Er verzichtete auf Herbizide, Insektizide und Kunstdünger, sattelte um auf pfluglose Landwirtschaft, entschied sich für Direktsaat, baute artenreiche Zwischenfruchtmischungen an und änderte seine Weidestrategie. Und mit alledem hauchte er seinen ausgelaugten Böden neues Leben ein und erzielte, so ist zu lesen, beinahe unglaubliche Ernteerfolge.

In seinem Buch "Aus toten Böden wird fruchtbare Erde - Eine Familie entdeckt die regenerative Landwirtschaft" erzählt er seine Geschichte und beschreibt die fünf Säulen der Bodengesundheit. Mit seiner Arbeit und auch  mit diesem Buch will Brown seinen Beitrag dazu leisten, dass die schätzungsweise 9 Milliarden Menschen, die 2050 auf der Erde leben werden, auf umweltverträgliche Weise zu ernähren sind, bei intakten Böden, und Kinder eine lebenswerte Zukunft haben. Auf seiner Ranch werden Rinder und Lämmer mit eigenem Grünfutter aufgezogen, Legehennen genießen die Freilandhaltung, es gibt Masthähnchen, Schweine, Honig, Gemüse und Obst, und all das wird erfolgreich direkt vermarktet. Ein Traum? Ja und nein, denn hinter diesem Erfolg steckt harte Arbeit, mehr als 20 Jahre lang und rechnet man die ersten Jahre, an denen er allerhand Lehrgeld zahlte, mit ein, so sind es 30 Jahre. 

Mit seinem Buch will Brown niemandem vorschreiben, wie er seinen Bauernhof führen oder seinen Garten bewirtschaften will. Überzeugen möchte er schon, davon, dass es sich lohnt "die eindrucksvolle Leistungsfähigkeit der Natur zu nutzen, um nährstoffreiche Lebensmittel zu erzeugen". Wie es gelingen kann, zeigt er, indem er anschaulich und faktenreich, gespickt mit Ratschlägen, den Weg seiner Familie beschreibt, seine grüne Revolution, mit der er das Ökosystem vor einer drohenden Katastrophe bewahren und zugleich beweisen möchte, dass naturnahe Landwirtschaft auch noch finanziell erfolgreich sein kann. Was will man mehr ...?!

Ein Buch, das weltweit Beachtung finden sollte, je eher, desto besser.

Der Autor: Gabe Brown gilt in den USA als einer der 25 einflussreichsten Führungskräfte im Bereich der Landwirtschaft. Mit seiner Frau Shelly und seinem Sohn Paul besitzt er bei Bismarck, North Dakota, einen 2.000 Hektar großen, ganzheitlichen, diversifizierten Pflanzenbau- und Tierzuchtbetrieb. Die Familie wurde für ihre Arbeit mit mehreren Preisen ausgezeichnet.

Gabe Brown, Aus toten Böden wird fruchtbare Erde - Eine Familie entdeckt die regenerative Landwirtschaft, Kopp-Verlag 2020, gebunden mit Schutzumschlag, 352 Seiten, 22,99 Euro.

Dienstag, 10. November 2020

Ölmalerei - Einfach Landschaften und Naturmotive malen

Früher gehörten Ölbilder für mich ins Museum. Es handelte sich gemeinhin um opulente Schinken, gern großformatig und/oder in Form von Stillleben oder Porträts, von reichen Leuten in Auftrag gegeben. Doch Ölbilder können auch wohltuend unprotzig sein. In ihrem Buch "Einfach Ölmalen - Landschafts- und Naturmotive in nur 6 Schritten" zeigt Martina Lenhardt, wie Motive so naturgetreu auf die Leinwand gebannt werden können, dass man meint, mittendrin zu sein.

"Als ich vor Jahren mit der Malerei begonnen habe, habe ich einfach drauflosgemalt, ohne mich zuvor mit den Grundlagen zu befassen", schreibt die Autorin. Wäre sie anders vorgegangen, hätte sie sich viel Kopferbrechen ersparen können. Das soll auch bei ihren Lesern und Leserinnen so sein. Folgerichtig beginnt sie ihr Buch damit, die Basics zu erklären:

  • Materialien
  • Ölmalerei allgemein
  • Bildaufbau
  • Farben - dem Mischen kommt hier eine besondere Bedeutung zu
  • Technik

Auf Seite 23 geht es los mit den Motiven. Mit kurzen, persönlichen Betrachtungen stellt sie jedes Motiv vor. Drei Birkenblätter, mal grau gelassen, mal eingegrünt, zeigen jeweils den Schwierigkeitsgrad an. "Birken im Moor" beispielsweise sind ein einfach zu realisierendes Motiv. Und es ist auch nicht erst nach sechs, sondern bereits nach drei Schritten oder Steps fertig gemalt. "Flockenblume" gilt als mittelschwierig, obwohl der größte Teil der Leinwand frei bleibt. Dafür ist das Motiv besonders filigran. "Birken im Schnee" gilt als schwierig. Mit nur vier Farben - Titanweiß, Ultramarinblau, Gelber Ocker und Siena gebrannt, gilt es hier, eine aussagekräftige Szenerie festzuhalten, die mit der bewussten Gestaltung von Vorder- und Hintergrund viel Tiefe und Spannung besitzt. 

Die Künstlerin ermutigt dazu, viel in der Natur unterwegs zu sein, ausgerüstet mit Skizzenbuch oder Kamera. Sie zeigt Techniken, die sich für sie bewährt haben, regt aber gleichzeitig zu Experimentierfreude an.  Und zu fleißiger Übung, denn vom Lesen eines Buches allein lernt man das Malen eben nicht. Man braucht Ausdauer und Geduld, ganz so, wie die Malerin es etwa beim Malen eines einfachen Kiefernzweiges zeigt und voraussetzt, bei dem es auf jede einzelne Nadel ankommt.

Unter www.ma-len.com kann man mehr über die Autorin und ihre Arbeit erfahren.

Martina Lenhardt, Edition Michael Fischer 2020, Hardcover, 112 Seiten, 20 Euro.

Montag, 26. Oktober 2020

Corona-Komplott - eine kontrollierte Neuordnung der Welt mit synthetischen Viren?

Verschwörungstheorien in Sachen Corona sind an der Tagesordnung. Man kann sie einfach als Spinnkram beiseiteschieben, man kann sich auch mit ihnen auseinandersetzen. Ich bevorzuge letzteres, denn je mehr man sich informiert, umso besser kann man sich ein Urteil bilden. Also las ich - gespannt - das Buch "Corona-Komplott" von Erdogan Ercivan aus dem Silberschnur-Verlag.

Auf den ersten Blick könnte man den Eindruck gewinnen, der Autor, dessen Theorien in Fachkreisen häufig abgelehnt werden, glaubt seinen eigenen Betrachtungen nicht so recht, denn ausnahmslos jede der zahlreichen Zwischenüberschriften in seinem Buch endet mit einem Fragezeichen. Am Ende des Buches steht für mich ein großes Fragezeichen: Wie kann das alles nur möglich sein?! (Vorausgesetzt, dass alles stimmt, was der Wissenschaftsjournalist da zusammengetragen hat.) Dass es wahr ist,

  • ... dass mit gefährlichen Viren reichlich experimentiert wird - ohne ausreichende Überprüfung der genauen Umstände und möglichen Folgen - und Wissenschaftler seit rund fünfzig Jahren fröhlich "Gattungsroulette" spielen. 
  • ... dass nach einem Corono-Impfstoff gesucht wird, obwohl man weiß, dass der gar nicht wirken kann, weil der (synthetisch erzeugte?) Corona-Virus direkt das Immunsystem des Menschen angreift
  • ... dass man daran arbeitet, dass Giga-Rechenprozessoren die Welt beherrschen könnten, wenn erst alle Quantencomputer zusammengeschaltet wurden, dass das aber nach wie vor von den 200 Akteuren gelenkt wird, von denen man immer wieder hört, unter anderem weil sie angeblich im Verborgenen unser Finanzsystem bestimmen
  • ... dass Bill Gates gar nicht der Menschenfreund ist, als den man ihn gemeinhin sieht
  • ... dass ungezügelt Konjunkturpakete geschnürt werden, weil in Wahrheit keiner der Beteiligten wirklich vorhat, das Geld an irgendjemanden zurückzuzahlen
  • ... dass Neugeborene in Zukunft Chipimplantate eingesetzt bekommen sollen (zur lebenslangen Überwachung?) und dass das in Lübeck schon gemacht wurde - als von den Müttern willkommener "Diebstahlschutz"
  • ... dass Bürger in Zukunft ein staatliches Punktesystem bekommen sollen, dass gewünschtes Wohlverhalten belohnt - was in China teilweise jetzt schon praktisch erprobt wird

Damit wäre die derzeitige Pandemie nur die Spitze des Eisberges. Ich kann nicht beurteilen, was davon wahr ist und was nicht.  Was ich sagen kann: Das Buch liest sich spannend wie ein Krimi. Nach der Lektüre fühle ich mich informiert, aber auch erst recht verunsichert. (Was vielleicht auch so sein soll.) Leider(?) bietet der Autor am Schluss auch nicht, wie man es in ähnlichen Büchern findet, eine Schaufel Trost, indem er sagt, was der Einzelne nun noch tun könne, damit die persönliche Katastrophe für ihn doch nicht ganz so schlimm ausfällt. Für mich persönlich bleibt momentan nur der Schluss übrig, wachsam und kritisch zu bleiben, mich zu freuen, dass ich bereits Jahrzehnte eines weitgehend guten Lebens hinter mir habe und ansonsten jeden Tag des Daseins zu genießen, den ich noch in relativer Freiheit und Gesundheit erleben darf, und gleichzeitig darauf zu hoffen, dass andere genug Mut und Kraft und vor allem Durchblick haben in dieser immer unüberschaubarer werdenden Welt, um weniger ergeben stillzuhalten als ich.

Der Autor: Erdogan Ercivan, Jahrgang 1962, ist ein umstrittener deutscher Schriftsteller türkischer Herkunft. Er blickt auf einen bunten Werdegang zurück. Er beschäftigt sich seit 1978 mit Prä-Astronautik und Archäologie, gehörte dem Ägypten-Forum der Humboldt-Universität an und veranstaltete 1998 den 1. Weltkongress Verbotene Archäologie. Er gilt als einer der Pioniere bei der Einführung der Pflegeversicherung im Gesundheitswesen (PKV). Von 1987 bis 2007 war er im Sektor Banken und Finanzdienstleistungen tätig. Seit 1995 verfasste er als Wissenschaftsjournalist mehrere Bestseller.

Erdogan Ercivan, Corona-Komplott - eine kontrollierte Neuordnung der Welt mit synthetischen Viren?, Silberschnur-Verlag 2020, 375 Seiten, Hardcover, 22 Euro.

Sonntag, 25. Oktober 2020

Alles über gutes Brot: Mehl, Wasser, Salz, Hefe

Die Deutschen sind berühmt für ihr Brot - zu Recht, wie ich finde.  Aber wie backt man gutes Brot oder gar ein perfektes Brot? Ken Forkish hat ein dickes Buch darüber geschrieben und um es gleich vorwegzunehmen: Die Vielfalt, die ich mir vorstellte, war nicht in dem Sinne gegeben, den ich mir vorstellte, als ich das Buch bestellte. Es ging nicht um Vollwert im Brukerschen Sinne, also darum,  in jedem Fall möglichst frisch gemahlenes oder geschrotetes Vollkornmehl zu verwenden oder die Frage, mit welchen Körnern man so ein Brot dekorativ bestreuen könnte und welche ganzen Körner im Innern zu sehen und zu schmecken sein sollten. Es ging auch nicht um Rezept-Vielfalt mit vielen verschiedenen Getreidesorten und Zusätzen wie Nüssen oder Trockenfrüchten. Denn Forkish geht es, ganz wie der Titel seines Buches "Mehl, Wasser, Salz, Hefe" sagt, darum, aus eben diesen Zutaten ein gutes Brot zu backen. Um Vielfalt geht es dennoch, denn Sie finden beispielsweise Rezepte für

  • Pain de Campagne, ein rustikales Landbrot mit blonder Krume, das ein paar Tage nach dem Backen am besten schmecken soll
  • Country Brown mit langer Teigführung
  • Pain au Bacon, das immerhin ein wenig gebratenen Speck enthält
  • süßes Sauerteigbrot, für das der Sauerteig innerhalb von zwei Stunden zweimal mit sehr warmem Wasser gefüttert wird, bevor der Hauptteig zubereitet wird, wodurch die Entwicklung saurer Aromen eingedämmt wird

Wer sich durchs Buch blättert und sich die Fotos von Alan Weiner ansieht, bekommt schon mal Appetit. Hm ...! Wie locker diese Brote im Innern aussehen und wie kross und knackig die Krusten wirken ...! Wer zu lesen beginnt, taucht ein in die Welt professioneller Bäcker und in die Begeisterung, die der Autor für diesen Berufsstand empfand, so tief, dass er selbst eine Ausbildung zum Bäcker machte und in Portland, Oregon, seine eigene Bäckerei eröffnete. 

Das vorliegende Brotbackbuch richtet sich an Laien, hat aber auch Profis womöglich noch etwas zu sagen. Es ist ein Grundlagenbuch für alle Hobbybäcker, die das nächste Level anstreben. Grundlegende Methoden werden detailliert beschrieben. Es wird ausführlich erklärt, was wie und warum gemacht wird, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Sie erfahren ganz viel, was Ihnen womöglich neu ist oder was Sie so genau bisher eben nicht wussten, zu Beispiel

  • wie genau man Sauerteig füttert
  • wozu eine 6-Liter-Teigwanne gut ist
  • dass Sie für ein Walnuss-Sauerteigbrot genau 22 g Salz und 2 g Trockenhefe für den Hauptteig und nicht etwa eine Prise oder einen Teelöffel Salz brauchen - denn bei Forkish geht es genau zu
  • was Autolyse, Stückgare oder Absorptionsvermögen von Mehl bedeuten
  • wieviel Prozent die Teighydration idealerweise haben sollte 
  • wie Sie Pizza backen mit dem Pizzastein
  • wie man den Sauerteiggeschmack beeinflusst
  • wie Sie den Zeitplan für ein Rezept so anpassen können, dass er für Sie passt, und wie Sie die morgendliche Brotback-Routine gestalten können

Überhaupt ermuntert der Autor seine Leser und Leserinnen dazu, die Rezepte im Buch lediglich als Vorlagen zu betrachten und ansonsten zu experimentieren, um zu sehen, was passiert - denn genau das tut er selbst gern.

Einige wenige Rezepte, die nicht ganz so frugal wirken und eben einige weitere Zutaten außer Mehl, Wasser, Salz und Hefe benötigen, gibt es auch, für Pizza mit Süßkartoffeln und Birnen zum Beispiel, Wurstpizza in der Gusseisenpfanne, Pizza mit Gelber Bete und Enten-Prosciutto oder Zucchini-Focaccia.  

Neben viel Sachlichem gibt es auch Unterhaltsames, etwa die Geschichte von Forkish's erstem Versuch, eine Bäckerei zu eröffnen.

Ken Forkish, Mehl, Wasser, Salz, Hefe  Alles über gutes Brot, Edition Michael Fischer 2020, 265 Seiten, 30 Euro.

Mittwoch, 14. Oktober 2020

Corona und die Vorbereitung auf den finalen Crash von Volker Nied

Da fragt man sich doch, was hat die Rezension zu einem Buch mit dem Titel "Vorbereitung auf den finalen Crash" in einem Bücherblog namens "Bücher für mehr Lebensfreude" zu suchen? Vielleicht die Tatsache, dass dieses Buch gut und unaufgeregt geschrieben ist, verständlich informiert und immerhin einige Tipps gibt, was man so tun kann - trotz der wenig ermutigenden Lage insgesamt und erst recht seit Corona. 

Als Insider weist Volker Nied deutlichst auf die Gefahren hin und gibt eine Prognose, wann genau der finale Crash eintreten wird. Er schreibt ausführlich, obwohl er weiß, dass theoretische Lösungen sich in wenigen Sätzen darstellen lassen könnten. Doch er möchte, dass seine Leser und Leserinnen die Zusammenhänge verstehen. So gibt er einen umfassenden Überblick über die historischen Gegebenheiten - Stichworte unter anderem: Große Depression, Währungsreform, Lastenausgleich und Goldverbot. Im Folgenden befasst er sich mit den verschiedenen Ansätzen der Crashberater (die sich eher nicht mit seinem decken), Vermögensklassen und deren voraussichtliche Chancen, Vorbereitung von Firmen, Denken in Devisen ... Warnend zeigt er die vermeintlichen Kardinalfehler der meisten Anlageberater auf, die seines Erachtens die Entwicklung verschiedener Anlageklassen in Krisenzeiten ignorieren. 

Mit dem finalen Crash meint Nied einen Zusammenbruch, der nicht nur einen vorübergehenden Wirtschaftseinbruch darstellt. Corona I/II oder eine vergleichbare Virenpandemie sieht er dabei als Crashauslöser von hoher Wahrscheinlichkeit. Er schreckt auch nicht davor zurück, einen wahrscheinlichen Zeitrahmen für diverse Krisenauslöser zu nennen - und der liegt reichlich nahe. Der Autor rät daher dringend zu Vermögensumschichtungen und zeigt Wege auf, wie diese zu bewerkstelligen sind.

Nied hat das Buch, das die aktuelle Corona-Lage einbezieht, bewusst geschrieben, wohlwissend - wie es im Vorwort heißt, "dass ich viele von Ihnen damit ängstigen werde". Er selbst ängstigt sich offenbar nicht, denn, so sagt er am Ende des Buches, noch vor den umfangreichen Anhängen: "Viele der Ereignisse ... stimmen mich sehr traurig. Dennoch sehe ich der Zukunft positiv entgegen, vor allem ohne Angst, Hader oder gar Hass. Nur dies ermöglicht eine ausgewogene und positive Sichtweise auf die Zukunft." Da er unter anderem dazu rät, sich in den bevorstehenden "außerordentlich schweren Zeiten" auch ideellen oder christlichen Aufgaben zu widmen, und im Anhang einen deutlich christlich geprägten Aufsatz von Gerald Kobierski abdrucken ließ, liegt es nahe, dass er diese beneidenswerte Zuversicht nicht zuletzt aus religiösen Gründen besitzt. Positiv seine Sichtweise auch an anderer Stelle: "Wir werden danach immer noch genug zum Leben haben." Oder: "Das Leben geht trotzdem weiter." - Womit wir wieder bei der Lebensfreude angekommen wären ...!

Der Autor: Volker Nied studierte neben seiner Tätigkeit für eine Bank BWL und Jura. Er arbeitete rund 25 Jahe lang bei internationalen Finanzinstituten, davon vele Jahre im Management. Danach war er in den Bereichen Unternehmenssanierung und Vermögensberatung tätig

Volker Nied, Vorbereitung auf den finalen Crash - Ein Insider packt aus, Kopp-Verlag 2020, gebunden mit Schutzumschlag, 240 Seiten.

Dienstag, 6. Oktober 2020

Preisgekrönter Reiseführer über das verborgene Venedig

Einmal nur Venedig sehen ...! Mehrfach ist auch nicht übel, denn es gibt so viel in der Lagunenstadt zu entdecken, dass ein einziger Besuch kaum ausreicht. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht und die Nase zwischendurch mal in den alternativen Reiseführer "Verborgenes Venedig" steckt, bekommt besonders viel mit. 

Im handlichen Format gedruckt, ist er immerhin über 400 Seiten stark, gespickt mit interessanten Informationen, Hintergrundwissen und Details. Gleich drei AutorInnen haben daran mitgearbeitet: Thomas Jonglez, Paola Zoffoli und Irene Galifi. Fünf Jahre intensiver Recherche, die die drei auch ins venezianische Umland führten, in die Toskana, nach Rom und sogar nach Lissabon.

Die beschriebenen Besonderheiten finden sich an grundsätzlich bekannten Orten:

  • San Marco
  • Santa Croce
  • San Polo
  • Cannaregio
  • Castello
  • Dorsoduro
  • Giudecca & San Giorgo
  • in der Lagune

Hinten im Buch findet sich ein Themenverzeichnis mit Seitenzahlen, so dass man auf einen Blick das erkennen kann, was einem besonders interessant erscheint: 

  • Apotheken, Gesundheit
  • Architektur
  • Brauchtum
  • Inschriften
  • geheime Gärten
  • Geschichte
  • Hotels, Restaurants, Geschäfte (nur eines, der Markt des Frauengefängnisses auf der Giudecca, der nur einen einzigen Stand hat und nach einer guten halben Stunde gewöhnlich ausverkauft ist, weil das biologisch gezogene Obst und Gemüse dort so besonders gut und günstig ist)
  • Legenden
  • Malerei
  • Kurioses (reichlich)
  • Museen
  • Musik 
  • Ortsnamen
  • Religion
  • Bruderschaften
  • Spiele und Kasinos
  • Spuren des vergangenen Venedigs
  • Symbole
  • Wissenschaft und Bildung

Lesend und stöbernd entdecken Sie so beispielsweise

  • die Sonnenuhr von Sant'Alipio, die man am Markusplatz nur allzu leicht übersehen könnte, was schade wäre, denn sie hat einige interessante Besonderheiten
  • das Hochrelief der "anständigen Frau", um das sich viele Legenden ranken, unter anderem die von einer während der Abwesenheit ihres Gatten vergewaltigten Frau, die sich, um ihre Ehre zu retten, selbst das Leben nahm
  • die wundertätige Statue der Mutter Jesu in der eher wenig bekannten Kirche San Marziale, die angeblich von zwei Engeln fertig geschnitzt wurde, nachdem der Teufel sie verunstaltet hatte, und die, kaum in Venedig angekommen, gleich einen Blinden und dessen stummen Sohn heilte
  • einen der außergewöhnlichsten Ballsäle ganz Venedigs, den man gegen Eintrittsgeld besichtigen oder auch für private Zwecke mieten kann 
  • das Museum der Nervenheilanstalt auf der Insel San Servolo, auch genannt das Museum des Wahnsinns, untergebracht in der alten Klinik, in der die Patienten oft eher mit Unterdrückung und Bewachung behandelt wurden als mit Therapie  - was das Gesetz zur Schließung aller Nervenheilanstalten 1979 besonders begrüßenswert machte

Der vorliegende Reiseführer wurde bei den Independent Publiser Book Awards in den USA zum "Reiseführer des Jahres" gekürt.

Thomas Jonglez, Paola Zoffoli und Irene Galifi, Verborgenes Venedig, Reiseführer, Jonglez-Verlag 2020, 19,95 Euro.

Skurriler Roman um Liebe, Lust und dunkle Geheimnisse im Regenwald

 "(K)ein Mann, der's wert ist" - so heißt der skurrile Roman voll unerwarteter Wendungen, den Wolf-Ingo Härtl geschrieben hat. Die Protagonistin: Gundel, eine attraktive, nicht mehr ganz junge Frau, die als frischgebackene Reiseleiterin mit einer ebenso agilen wie schrägen Reisegruppe für Senioren unterwegs ist. Als das kleine Flugzeug auf einer Sandbank des Amazonas mitten im Urwald eine Bruchlandung hinlegt und der Pilot ums Leben kommt, müssen die ungleichen Menschen, von denen jeder so seine ganz eigene Geschichte hat, sich aufs Geratewohl auf den Weg machen, um zu überleben. Recht bald landen sie - erstaunlicherweise mitten im Dschungel - an einem Nachtclub namens Smokey Whisper, ganz in der Nähe einer Missionsstation, der praktischerweise auch Zimmer anbietet. Unten den Reisenden ist auch Gundels Ex-Mann, der sie offenbar wiederhaben will. Sie will ihn aber nicht. Der charmante Ron, der sich nach einer Weile als Mörder outet, aber nicht mehr darüber erzählen will, bringt ihr Seelenheil viel mehr in Unordnung. Und damit es nicht langweilig wird, wären da ja auch noch die alternde Diva mit ihrem angeblichen Manager und Rainbow, mit der Gundel in einem früheren Leben schwer zu tun gekriegt hatte, und die in Knotenschrift geschriebene Schatzkarte, die die verkleidete Nonne mit der Knarre nicht lesen kann, und, und, und ...

Es gelingt Härtl gut, sich in eine Mittfünfzigerin einzufühlen, die sich in ein berufliches Abenteuer stürzt und noch einmal nach der Liebe sehnt. Wer schräge Charaktere mag und fantastische Geschehnisse, die ihm wahren Leben so eher nicht vorkommen dürfen, dazu noch ein wenig Urlaubsfeeling und Männertraum-Erotik, dem wird dieses Buch gefallen. Leider zeigen sich darin nicht nur viele besondere Einfälle, wie die Bardame, die jeden, der einmal mit ihr schläft, über Nacht zum Greis macht, eine gehörige Portion Humor und gelungene, originelle Formulierungen und Namen, wie Nellie Nachtigall, sondern auch Flüchtigkeitsfehler, so manche sprachliche Ungenauigkeit und manch schräger, gewollt wirkender Vergleich. - Ein Wermutstropfen. Von den "unruhig flatternden Augen" (Augen können nicht flattern, höchstens Wimpern) bis zu  dieser Stelle: Mein Lächeln entgleiste, als wäre das Verfallsdatum abgelaufen. "Schön, Sie wiederzusehen", sagte der Barmann. Augen, Mundwinkel, Wangen, alles an ihm schien sich tatsächlich zu freuen, mich zu erblicken. - Ein gründliches Lekorat, zumindest Korrektorat, hätte dem originellen, unterhaltsamen Roman gutgetan.

Der Autor: Wolf-Ingo Härtl veröffentlicht seit mehr als zwanzig Jahren Romane, Kurzgeschichten und Drehbücher unterschiedlicher Genres. Er schreibt bevorzugt und zum Teil unter Pseudonym über Themen in historischem Setting.

Wolf-Ingo Härtl, (K)ein Mann, der's wert ist, Taschenbuch tredition Verlag Juli 2020, 332 Seiten, 14 Euro.

Montag, 5. Oktober 2020

Bas Kast, Verfasser des "Ernährungskompass", schrieb spirituellen Roman

 Mit "Der Ernährungskompass" landete Bas Kast einen Weltbestseller. Nun schrieb er einen Roman: "Das Buch eines Sommers". Untertitel: Werde, der du bist. Und dieser Untertitel lässt unschwer erkennen, wohin der Hase läuft - in Richtung Spiritualität nämlich. 

Held des Romans ist Nicolas, der eigentlich von einem Leben als Schriftsteller träumt, aber auf andere Art die Brötchen verdient - für sich, seine liebenswerte Frau Valerie und den süßen kleinen Julian, der im Buch herrlich authentisch-liebevoll gezeichnet ist. Da gibt es gewisse Parallelen zum Autor selbst, der nämlich eigentlich Hirnforscher oder etwa ähnlich Sinnvolles werden wollte und sich stattdessen dann doch dem Schreiben zuwandte. Eine wichtige Rolle spielt ein gewisser Christopher, und das ist nicht nur der Held in den Büchern von Nicolas' geliebtem, just verstorbenen Onkel Valentin, in dessen Villa das Buch spielt, sondern ein geheimnisvoller Mann gleichen Namens, der Bas Kast Gelegenheit gibt, Nicolas über sich selbst nachdenken zu lassen und zugleich allerlei lebenskluge Gedanken an den Leser und die Leserin zu bringen. In die Handlung eingewebte Geschichten greifen diesen Ansatz auf und zeigen zugleich, dass Nicolas, ebenso wie Bas Kast, ein leidenschaftlicher Geschichtenerzähler ist und über den richtigen Beruf vielleicht noch einmal nachdenken sollte. Und ganz nebenbei hat das Nachdenken dann auch noch Auswirkungen auf Nicolas' Ehe, die mit einem Mal viel "zusammiger" wird.

Zurück zum Untertitel: Wie wird man, wer man ist, wenn man eigentlich - wie so viele - gar nicht recht weiß, wer oder was man ist? Eine philosophisch anmutende Frage, die weitere Fragen aufwirft. 

Der Autor: Bas Kast, Jahrgang 1973, geboren in Landau in der Pfalz, arbeitete nach einem Studium der Neurowissenschaften in Deutschland und in den USA viele Jahre lang als Reporter für den Tagesspiegel in Berlin. Er lebt mit seiner Familie in Rottendorf bei Würzburg.

Bas Kast, Das Buch eines Sommers - Werde, der du bist, Roman Diogenes, gebunden mit Schutzumschlag, 240 Seiten, 22 Euro.

Sonntag, 4. Oktober 2020

Der Astro-Guide zeigt, wie die Sternzeichen ticken

Also, ich bin Fisch und finde, dass das stimmt, was man so im Allgemeinen über uns Fische sagt.  Mein Liebster ist Jungfrau, und bei ihm stimmt das auch. Die Horoskope, die regelmäßig in den Zeitschriften erscheinen, halte ich persönlich eher für Humbug, aber das ist Ansichtssache. Was nun soll ich von einem Buch namens "Astro Guide für das 21. Jahrhundert" halten, das Alex Dimitrov und Dorothea Lasky geschrieben haben, die "Astro Poets"?

Zuerst einmal macht es mich neugierig. Dann irritiert mich ein wenig der Einband in Rosa. Ist das Buch etwa vor allem für Mädels gedacht? Wenn nicht, hätte ich Dunkelblau (für den Himmel) mit weißer oder gelber Schrift (für die Sterne) passender gefunden. Das wiederum ist Geschmacksache. 

Im Klappentext lese ich von hilfreichen, humorvollen Ratschlägen und überraschenden Einsichten zu jedem der zwölf Sternzeichen, mit denen man sich "durch dieses seltsame" Leben navigieren kann. Das mit dem Humor und das mit dem seltsamen Leben gefällt mir. Und so schlage ich das Buch auf - und bin überrascht von der Ausführlichkeit und Vielfalt.

Zunächst gibt es eine Einleitung mit allerlei Wissenswertem zum Thema Astrologie, die Fragen beantwortet wie "Was ist der Aszendent?" oder "Was ist das karmische Rad?". Dann geht es los mit dem Sternkreiszeichen Widder. Und gleich wird uns eine prominente Vertreterin dieses Zeichens vorgestellt: Maria Carey. Weitere berühmte Widder werden weiter hinten präsentiert. Insgesamt seitenweise erfährt man - zum Widder ebenso wie zu allen anderen Zeichen:

  • allgemein Wissenswertes
  • das Zeichen als LiebhaberIn
  • als FreundIn
  • etwas zu Style und Outfit
  • Kommunikation mit dem Widder (u. a.)
  • die Playlist oder: Welche Musik mag man, wenn man dann oder dann geboren ist? 

Die beiden Autoren haben das Buch gemeinsam geschrieben, die einzelnen Sternkreiszeichen aber untereinander aufgeteilt. Die Kommunikation (oder das Texten) eines Zeichens mit diversen anderen finde ich besonders unterhaltsam. Hier ein Beispiel:

Zwilling: Ich hab dir ein Lied geschrieben. Waage: Ich bin ganz Ohr. Zwilling: Jetzt sofort? Waage (eine Minute später): Hab noch kurz mein Date rausgeschmissen.

Und so klänge es (angeblich) im Dialog mit der Jungfrau: Zwilling: Findest du, dass ich klug bin? Jungfrau: Die klügste Person, die mir je untergekommen ist. Zwilling: Du hast einen unglaublich guten Geschmack. Jungfrau: Lass mich deine Socken stopfen.

Ich glaube nicht, dass mein Liebster meine Socken stopfen möchte. Eher möchte er selbst über den grünen Klee gelobt werden. Aber man muss das Ganze eben mit Humor betrachten ...! Und davon gibt es in diesem Buch erfreulicherweise reichlich.

Die Autoren:

  • Alex Dimitrov hat bisher drei Gedichtbände veröffentlicht. Seine Arbeiten erschienen u. a. in der New York Times.
  • Dorothea Laski ist Autorin von sechs Büchern - Gedichte und Prosa. Sie lehrt an der Columbia University School of the Arts. 

Alex Dimitrov, Dorothea Lasky, Astro Guide für das 21. Jahrhundert, Softcover, Rowohlt Taschenbuch Verlag 2020, 332 Seiten, 12 Euro.


Dienstag, 22. September 2020

Fußreflexzonen mit ätherischen Ölen behandeln und loslassend entspannen

Das Buch von Francis Hardes hat nur 92 Seiten, locker und groß beschriftet, aber jede Seite ist es wert, gelesen zu werden. Das Thema: Duftende Reflexzonen. Indem man sich im Bereich der Füße mit ätherischen Ölen verwöhnen lässt oder sich selbst behandelt, kann offenbar Wunderbares geschehen. 

Die Autorin, zugleich Herausgeberin des Büchleins, ist 2010 erstals in Südamerika mit Anwendungen an den Reflexzonen in Berührung gekommen. Drei Monate lang hat sie in einem kleinen Krankenhaus in Concepción in Bolivien mitgearbeitet, als Freiwillige. Während der abenteuerlichen Fahrten in die abgelegenen Dörfer entdeckte sie, welche Schätze die Natur für uns Menschen bereithält, und nicht zuletzt welche Düfte uns dabei helfen können, loszulassen, zu entspannen und in unserer vollen Energie zu sein. 

Schon der erste Satz des Buches nimmt mich gefangen: "Hast du dich jemals gewundert, warum manche Menschen so stark und strahlend durchs Leben gehen?" Oh ja, das habe ich, in der Tat. "Hast du dich jemals wie magisch von jenen Menschen angezogen gefühlt, die voller Energie und Lebensfreude sind?" - Auch das. 

Gerade habe ich meinen Rentenbescheid bekommen, was natürlich nicht heißen soll, dass ich in meinem Beruf als Schreiberin, den ich so liebe, nicht mehr arbeiten werde. Ganz im Gegenteil: Habe ich doch gerade entdeckt, wie viel Spaß es macht, zu Zeiten von Corona mit anderen Menschen per Telefoninterview über ihr Leben zu reden und gemeinsam Erinnerungen und Einsichten aufzuschreiben. Aber diese Zäsur, dieser Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt, erscheint mir als willkommene Gelegenheit, gelassener als bisher auf Glückssuche zu gehen. Francis Hardes kennt dazu nur eine einzige Anwendung, die sich kraftvoll über die Zeit entwickelt: die duftenden Wellnessanwendungen an den ganz speziellen Punkten der eigenen Füße, denn dort ist der ganze Körper wie auf einer Landkarte dargestellt. Was sollte mich hindern, es auszuprobieren?

Wer ganzheitlich lebt, verspricht Francis, findet in den Wellnessanwendungen auch emotionale und spirituelle Balance - in nur neun Minuten pro Tag. Mit dem Ziel:

  • Ruhe, inneren Frieden und mehr Entspannung zu finden
  • Harmonie und das Gefühl des Verbundenseins in eingeschlafenen Beziehungen neu zu erwecken
  • ein viel besseres Körpergefühl zu entwickeln
  • durch völliges Loslassen auf neue, kreative Ideen zu kommen (so was gefällt mir immer besonders gut ...!)
  • die Gelassenheit und Kraft zu entdecken, die in jedem von uns ist (oft allerdings verflixt gut versteckt - bei mir zum Beispiel ...)

Es gibt eine direkte Verbindung zwischen dem Riechsinn und dem limbischen System, dem Sitz der Gefühle. Das wird hier genutzt. Zonen, die während der Anwendung schmerzen, geben das Signal, den Bereichen des Körpers, die sie vertreten, mehr Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken. Zugleich rät die Autorin allerdings dazu, mit Eigendiagnosen vorsichtig zu sein und Krankheitszeichen mit dem Arzt abzuklären.

Wichtig ist die Wahl geeigneter ätherischer Öle; von solchen, wie man sie in Drogerien oder Parfümerien häufig findet, rät sie ab. Sie meint "echte ätherische Öle". Mindestens dreimal im Jahr besucht Francis Farmen, die die Pflanzen für solche Öle anbauen. Videos von ihren Farmerlebnissen und zu etlichen anderen Themen finden ihre Leserinnen und Leser über Links, die im Buch enthalten sind. 

Im Buch wird Schritt für Schritt erklärt, wie es geht und wozu welches Öl besonders geeignet ist. Über die Website der Autorin kann man Mitglied einer Community werden, die sich einem natürlichen und glücklichen Leben mit Hilfe ätherischer Öle verschrieben hat. Öle, wie Purification, Clarity oder Aroma Ease. Stimmen einzelner Anwender machen Neugier auf mehr, etwa die der Mutter, deren Sohn unter Prüfungsstress litt und nach den Fußmassagen plötzlich bestens durchschlief, was auch die Frau Mama sehr entspannte.

Die Autorin: Francis Herdes hat seit 2010 Tausende Menschen dazu inspiriert, stressvolle Gedanken und Emotionen loszulassen, ihren Körper zu entspannen und ihr höchstes Potenzial zu realisieren. Mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen aus sechs Jahren Medizinstudium hilft sie besonders herzzentrierten Menschen, die bewusst leben wollen, ein feineres Gefühl für ihr eigenes Wohlbefinden zu bekommen und einen erfüllten Lebensstil zu entwickeln. Daran sollen sie mit ätherischen Ölen arbeiten können, egal, ob sie sich gerade auf einer Weltreise befinden oder ob sie gemütlich daheim im eigenen Wohnzimmer sitzen.

Francis Herdes (Hg.), Duftende Reflexzonen, Loslassen, Entspannen & Realisieren mit ätherischen Ölen an deinen Fußreflexzonen, 1. Auflage 2019, 92 Seiten

Mittwoch, 16. September 2020

Rückkehr zur Lebensfreude nach schweren Schicksalsschlägen

 "Vom Leben reich beschenkt" - so heißt der autofiktionale Roman der Psychotherapeutin Hildegard Haehn. Mir gefällt schon das Cover. Es zeigt einen Baumstamm in Rot-Grün-Gelb-Tönen, ohne Blätter, aber  mit reichlich Wurzeln. Auf der Rückseite sieht man diesen Baum noch einmal, nur auf den Kopf gestellt, und siehe da: Das geht ebensogut und zeigt, wie gut es sein kann, die Dinge von verschiedenen Seiten zu betrachten.

In den Mittelpunkt der spirituell geprägten Geschichte hat die Autorin Elphi gestellt, die sich während ihrer lebenslangen Suche nach der unbändigen Freude, die sie aus Kindertagen kennt, schließlich zu einem uneingeschränkten JA zum Leben und zur Liebe bekennt, aber auch zum Tod - sogar zum Freitod ihres Sohnes und zum Freitod ihres Bruders. "Durch Daniels Tod durfte ich erfahren, dass Getrenntsein eine menschliche Täuschung ist, es existiert nur Verbundenheit, eins mit Menschen, eins mit der Natur, ein mit dem gesamten Kosmos" erzählt Elphi und auch davon, dass während der Verbrennungszeit ihres Sohnes, während derer sie Hand in Hand mit Freunden auf dem Rasen vor der Leichenhalle stehend den Sonnengruß sabg, ihr verstorbener Sohn spürbar dabei gewesen sei. Was sie in einer Gänsehautszene zeigte: "Plötzlich hörte ich Jonas laut rufen: Mama, Mama, guck mal! Ich öffnete die Augen und folgte seiner Handbewegung, die auf den Himmel zeigte. An die fünf bis sechs Greifvögel bildeten einen Kreis am Himmel. Einer der großen Vögel sonderte sich von der Gruppe ab und zog seine Kreise genau über uns. Unfassbar und doch so offensichtlich, Daniel war spürbar mit uns."

Das sehr lebendig, sensibel und anschaulich geschriebene Buch soll zeigen, welch transformierende Kraft in Schicksalsschlägen liegen kann - eine Haltung, die ich aus eigenem Erleben nur bestätigen kann. Es soll eine Mut machende Hilfe für alle Menschen sein, die bereit sind, ihre eingeschränkte Sicht von sich selbst, der Welt, der Liebe und dem Tod in Frage zu stellen. Dass das Werk, das von Gesprächen zwischen zwei Therapeutinnen, Elphi und der Autorin, getragen wird, mit ganz viel Herzblut geschrieben wurde, erkennt man auf jeder Seite. Dass Elphi hier stellvertretend steht für die Autorin selbst, erscheint naheliegend. Das Konstrukt des therapeutischen Gespräches erscheint mir zwar entbehrlich, ja, das  unmittelbare Miterleben des Geschehens hätte mir besser gefallen, wäre mir noch intensiver erschienen, aber das ist letztlich Geschmackssache. In jedem Fall nimmt uns das, war wir hier erfahren, mit. Es macht nachdenklich und bringt immer wieder zu der Frage zurück, wofür wir dankbar sein dürfen.

Die Autorin: Hildegard Haehn ist Psychotherapeutin mit jahrzehntelanger Erfahrung. In ihrer Praxis bietet sie auch Meditation und Freie Systemische Aufstellungen an. Zuvor arbeitete die diplomierte Pädagogin als Volksschullehrerin und Schulpsychologin.

Hildegard Haehn, Vom Leben reich beschenkt, Ein Autofiktionaler Roman, 298 Seiten, Paperback, 14,95 Euro, Books on Deand Juli 2020.

Mittwoch, 9. September 2020

Schreibratgeber von Lajos Egri zur Entwicklung starker, origineller Figuren

Jedes Theaterstück, jeder Film, jeder Roman lebt von seinen Figuren und der Autor muss sie ganz genau kennen, um sie so zum Leben bringen zu können, dass Zuschauer und Leser nur allzu gern und fasziniert mitgehen. Lajos Egri (1888 - 1967) hatte es drauf. In seinem Standardwerk "Literarisches Schreiben" zeigt er ausführlich und anschaulich, wie es geht

  • starke Figuren zu entwickeln
  • originelle Ideen zu finden
  • die Handlung voranzutreiben.

Egri war daran gelegen, seine Studentinnen und Studenten ebenso wie seine Leserinnen und Leser dazu zu motivieren, Literatur "für die Ewigkeit" zu schaffen, also keine klischeebehafteten Abziehbilder als Figuren, sondern Menschen und deren Handlungen, die in sich schlüssig und einzigartig sind, die die Gefühle anspechen und die man so schnell nicht vergisst. Wer könnte zum Beispiel "Vom Winde verweht" oder "Die Dornenvögel" jemals vergessen. Voraussetzung für solch einen Erfolg sind Wissen und harte Arbeit. Es geht darum, die Entwicklung einer Figur glaubwürdig nachzuzeichnen und widersprüchliche Figuren mit unterschiedlichen Zielen in Abhängigkeit zueinander zu bringen. Wie das gelingen kann, zeigt Egri unter anderem, indem er Skizzen ganz unterschiedlicher Charaktere zeigt, die allesamt das Zeug haben, uns zu Geschichten zu inspirieren. Da wären zum Beispiel

  • der Geizhals
  • die Exhibitionistin
  • der Schnäppchenjäger
  • der Egozentriker
  • der Unterlegene

Jedes Mal wird spürbar, warum die Figur so werden musste, wie sie ist. Wenn man alles richtig macht, ergibt sich Dramatik fast von allein. Im Kapitel "Die Motivation" wird beispielsweise nachvollziehbar dargestellt, warum es möglich sein kann, dass ein eigentlich liebenswerter Mann, der sich selbst für hässlich hält, seine schöne Frau eines Tages brutal ermordet. Im Kapitel "Prinzipien des Schreibens" schließlich wird zusammenfassend noch einmal alles erklärt, was fürs literarische Schreiben unabdingbar ist, von der überzeugenden, möglichst zu Beginn zu entwickelnden These bis hin zu Höhepunkt und Auflösung. Neun einfache Gebote zur Dramaturgie schließen das Buch ab, das zum Selbststudium ebenso geeignet ist wie zur Anwendung in Schreibwerkstätten.

Ebenfalls im Autorenhaus Verlag erschienen ist Egris Lehrbuch "Dramatisches Schreiben". 

Der Autor: Der Ungar Lajos Egrie schrieb seinen ersten Dreiakter im Alter von zehn Jahren. Über fünfunddreißig Jahre lang war er als Theaterautor und Regisseur in Europa und den USA tätig. Er war Direktor der Egri School of Writing in New York, bevor er nach Los Angeles übersiedelte, um als Lehrer und Berater in der Filmindustrie zu arbeiten.

Lajos Egri, Literarisches Schreiben, Autorenhaus Verlag 2002/2018, 205 Seiten.

Ozelot und Friesennerz - Susanne Matthiessens Roman einer Sylter Kindheit

 "Ozelot und Friesennerz" von Susanne Matthiessen ist eingeschlagen wie eine Bombe - und das völlig zu Recht. Als geborene Sylterin kennt die Autorin die Seele der Schicki-Micki-Insel nur allzu gut. Dass sie vor dem Hintergrund des angesagten Pelzgeschäftes, das ihre Eltern auf der Insel betrieben, aufwuchs, gibt ihr wunderbar Gelegenheit, Promis und Möchtegern-Promis aus Insider-Sicht zu neuem Leben zu erwecken. Berühmte Leute, die auf der Insel einfach nur mal Mensch sein wollten, auf ihre Weise. Von Bohlen und Halbach zum Beispiel, der sich dort einen bodenlangen Pelzmantel arbeiten lassen wollte, mit Verschluss auf der Damenseite, was leider nicht auf Anhieb gelang, weil eines Tages ein Auto ins Schaufenster des Ladens donnerte und zahlreiche kostbare Pelze, darunter der seine, auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Oder von Willy Brandt, der sturzbetrunken zwei Meter weit in die Tiefe fiel. Oder von Gunther Sachs, der mit eigenem Flugzeug anreiste, begleitet von seiner Equipage, um bei Fietje Fisch zu essen. Susannes Eltern aßen natürlich auch dort, weil das Essen gut war, aber auch, um zu sehen und gesehen zu werden. Gut fürs Geschäft. Gar nicht gut fürs Geschäft war die damalige Ehefrau des Playboys: Brigitte Bardot. Die wurde nämlich von der Schauspielerin zur Aktivistin und sorgte letztendlich dafür, dass Pelzmode, seit Jahrtausenden selbstverständliches Bekleidungsstück, allmählich den Bach runter ging. 

Mit vielen kleinen Anekdoten lässt uns Matthiesen an ihrer "ganz normal verrückten Kindheit auf Sylt" teilhaben, mit wissendem, liebevoll-kritischen Blick auf die Erwachsenen. Der "Roman einer Sylter Kindheit" ist kein klassischer Roman, aber herrlich kurzweilig. Die Sprache ist locker und unprätentiös. Das Buch liest sich weg wie nur was - ein einziges Vergnügen! Auch wenn man spätestens gegen Ende des Buches dann doch ein bisschen traurig wird über die aktuelle Entwicklung der schönen Insel, die die Autorin im letzten Kapitel mit deutlichen Worten kritisiert.

Die Autorin: Susanne Matthiessen, Jahrgang 1963, verarbeitet als Journalistin gesellschaftspolitische Entwicklungen  zu Programmideen für Radio, Fernsehen und Internet. Sie ist langjährige Dozentin an der Akademie für Publizistik in Hamburg. Fünfzehn Jahre lang war sie Kolumnistin für die Sylter Rundschau. Sie lebt gern in Berlin, so heißt es, lebt aber nur am Meer richtig auf.

Susanne Matthiessen, Ozelot und Friesennerz, Roman einer Sylter Kindheit, Verlag Ullstein, 245 Seiten, 20 Euro, als eBook 16,99 Euro.

Dienstag, 18. August 2020

Nähen - Bullet Journal für eigene Nähprojekte

 

Genäht habe ich schon immer gern. Als Kind nähte ich die tollsten Kreationen für meine Barbie-Puppe und heute wasche ich endlich den königsblauen Jerseystoff, für den das Schnittmuster schon bereitliegt. Da ich zugeben muss, dass ich in letzter Zeit anderen Tätigkeiten den Vorzug gegeben habe, aber nun wieder mehr nähen möchte, finde ich das Bullet Journal "Nähen" inspirierend. Es soll dabei helfen, besser zu planen und Nähträume zu verwirklichen, und hält sehr viel Platz bereit für Ihre Notizen:

  • Im KEY legen Sie Symbole fest, um sich in Ihren Notizen schnell zurechtzufinden.
  • Der INDEX soll fortlaufend gefüllt werden, damit Sie das, was Sie auf den entsprechenden Seiten, siehe Seitenzahlen im Index, aufgeschrieben haben, schnell wiederfinden.
  • MOODBOARDS unterstützen dabei, Ihre Nähideen zu visualisieren, z. B. mit Farbpaletten oder eingeklebten Bildern.
  • Die WOCHENÜBERSICHTEN sollen die tägliche Planung erleichtern - fürs Nähen (Ziele, Aufgaben), aber auch für andere Termine.
  • Die NÄHPROJEKTE werden in einer Übersicht vorn geplant und ausführlich weiter hinter dokumentiert.

Daneben gibt es reichlich Raum für weitere Notizen, wie etwa für Bücher, die man noch haben, Messen, die man noch besuchen möchte, Onlineshops, die man mag. Und natürlich für die eigenen Maße.

Praktisch, das Ding. Ein tolles Geschenk für Nähbegeisterte. Und, wie ich schon sagte: inspirierend!

Mein Bullet Journal, Nähen - Besser planen und Nähträume verwirklichen, Edition Michael Fischer 2020, 224 Seiten, 14,99 Euro.

Papercut-Vorlagen für Winter und Weihnachtszeit

Mitte August 2020. Die Nation brütet. Die Hitzewelle, von manchen als herrliches Sommerwetter bejubelt, wird von anderen zunehmend durchlitten. Da tut ein abkühlendes Thema gut. Wie wäre es mit Weihnachten und Papercut-Deko-Elementen in Schwarz oder Schneeweiß. In der Wüste ist bei der Bekleidung der Menschen die eine wie die andere Farbe vertreten, weil sie die Sonnenhitze mildern soll. 

Mit dem Buch Christmas Papercut von Marie-Christine Hollerith wird das vorweihnachtliche Basteln leichtgemacht. Praktische Motiv-Vorlagen und Sofort-Loslegen sind im hinteren Teil des Buches zu finden perforiert, zum bequemen heraustrennen. Dann braucht man nur noch eine Unterlage und einen scharfen Cutter und schon kann es losgehen. Das Buch beinhaltet 20 weihnachtliche Papierschnitt-Projekte zum Schneiden, Basteln und Gestalten. 

Papercut ist die moderne Vision des Scherenschnitts, der zu den ältesten Volkskünsten Chinas zählt und erst um 1600 herum nach Europa kam. Die Autorin, die von sich behauptet, eigentlich eher zu den Grobmotorikern zu zählen, bereitet es seit drei Jahren viel Vergnügen, "mikrokleine Papierdreiecke" aus einem Blatt herauszuschneiden. Für Anfänger findet sie es ungemein entspannt sich erst einmal auf das Schneiden zu konzentrieren, daher die Vorlagen. Eigene Kreationen können dann getrost später kommen. Die vorgestellten Motive sind mal winterlich, mal weihnachtlich, mal einfach nur gemütlich. Besonders gefällt mir das "Teekränzchen" - Motive, wie Teekanne oder Lebkuchen, die an Bändern einzeln an eine knorpeligen Ast aufgehängt werden. Andere Motive schmücken Karten, wieder andere, an Stäbchen geklebt, den winterlichen Kuchen - am Kamin oder so.

Die Autorin: Marie-Christine Hollerith lebt mit ihrer Familie in einer kleinen Gemeinde in Bayern. Seit sie denken kann, zeichnet und gestaltet sie. Vor einem Jahr entwickelte sie ihr Label "Zauber & Zunder" - ein Herzensprojekt, das sinnbildlich für den Familienalltag zu Hause steht, bei dem es jede Menge Zauber, aber eben auch Zunder gibt.

Marie-Christine Hollerith, Christmas Papercut, Edition Michael Fischer 2020, 95 Seiten, 12,99 Euro.

Mittwoch, 29. Juli 2020

Mindfuck-Autorin Petra Bock schreibt über die Entstörung moderner Menschen

Die Bücher von Petra Bock beeindrucken mich immer wieder aufs Neue. Nachhaltig fasziniert von den MINDFUCK-Büchern, liegt mir nun ihr neuestes Werk vor: "Der entstörte Mensch - Wie wir uns und die Welt verändern". Und wer würde nicht gern die Welt verändern, gerade jetzt. Und wer würde nicht gern auch hin und wieder sich selbst verändern ...

Der Klappentext beginnt mit einem Satz, der mir fragwürdig erscheint: "Es geht uns so gut wie nie zuvor. Wir leben in Wohlstand und Freiheit und haben alle Möglichkeiten, uns zu verwirklichen." All das gilt ja seit dem Corona-Ausbruch nur noch sehr bedingt. Der nächste Satz aber stimmte und stimmt: "Und dennoch sind viele nicht glücklich." Die Wissenschaftlerin glaubt, den Grund dafür gefunden zu haben: Unser Innerstes könne nicht Schritt halten "mit den völlig neuen Herausforderungen unserer Zeit". Der moderne Mensch müsse daher dringend entstört werden, um mutig, kreativ und entschlossen die großen Probleme unserer Tage anpacken zu können. Nach dem technischen müsse der menschliche Fortschritt folgen. Und das erscheint mir durchaus richtig.

Die Autorin verbindet Erkenntnisse aus ihrer wissenschaftlichen Arbeit und ihrer Beratungspraxis miteinander und zeigt, dass wir mit dem vorherrschenden, eher destruktiven und polarisierenden Denken keine Chance auf eine gute Zukunft haben. In ihren konkreten Handlungsanweisungen berührt sie alle wichtigen Bereiche des Lebens - mit dem Ziel, es humaner zu gestalten. Sie wünscht sich eine neue Utopie, eine neue Zivilisation, ein gigantisches, lebendes Netzwerk. Das alte Denken und dessen Logik stellt sie deutlich in Frage, erklärt zugleich, woher es - als Teil unseres Überlebenskampfes - gekommen ist. Als Nächstes führt sie ihre Leser mit neuen Denkansätzen vom Überleben zur Entfaltung und ermutigt im letzten Kapitel zum "Inner Change", um uns selbst und die Welt tatsächlich verändern zu können. Im Epilog schließlich wagt sie sich mutig an eine prophetische Vision heran: Wie lange wird es dauern? Wie es sein wird, wenn es anders ist.

Zahlreiche Zwischenüberschriften unterteilen den gewichtigen Text in verdauliche Häppchen. Schon wer nur das Inhaltsverzeichnis mit all den Überschriften liest, bekommt eine Ahnung davon, wohin unsere Sehnsüchte zielen und was wir tun könnten, um sie uns selbst zu erfüllen, wenigstens ein bisschen. Zehn Entfaltungsframes weisen einen praktischen Weg in ein Leben, das - auch und gerade zu Corona-Zeiten - lebenswerter als bisher sein könnte.

Die Autorin Dr. Petra Bock ist Politikwissenschaftlerin und arbeitet als Managementberaterin und Executive Coach in Berlin. Sie berät Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Zeitgeschehen und hat mit ihren Büchern und Rundfunk- und Fernsehauftriten ein Millionenpublikum begeistert. Im vorliegenden Buch erläutert sie das Prinzip der Störung und Entstörung menschlicher Entfaltung.

Petra Bock, Der entstörte Mensch, Droemer-Knaur-Verlag 2020, geb. mit Schutzumschlag, 312 Seiten, 20 Euro.

Dienstag, 28. Juli 2020

Gabriele Hefeles Erzählungen vom Landleben

"Oder man zieht aufs Land", so heißt der kleine Band, der Gabriele Hefeles Erzählungen vom Landleben in sich vereinigt. Vierzehn Umzüge hat die Journalistin hinter sich gebracht, in Großstädte, Dörfer, Mittelzentren und auch dorthin, wo sich Fuchs und Hase "Gute Nacht!" sagen. Aktuell lebt sie mit Mann und Maus auf einer Finca in Andalusien. Nun ja, einige Pferde und anderes Viehzeug gehören auch noch dazu. Auf so einer kleinen Ranch zu leben, das klingt romantisch, doch das Landleben hat nicht nur Vorzüge. Das führt dazu, dass im vorliegenden Büchlein lustige, aber auch nachdenklichen Anekdoten zusammenfinden.

Ungewollten Witz bringt die Autorin selbst in ihre Texte, indem sie etwa beschreibt, wie sie im Rahmen der Nachbarschaftshilfe mit anpackte und half, eine Kuh aus dem Pool zu retten. Das klingt dann so: "... neulich tatkräftig mit anzogen, um eine planschende Milchkuh aus ihrem(!) Swimmingpool zu hieven". Sollte diese Milchkuh tatsächlich einen eigenen Pool besitzen? Auch den einen oder anderen Flüchtigkeitsfehler, wie Trennungsstriche am falschen Platz, verzeiht man gern, weil aus den Texten so viel Humor und Menschlichkeit strahlt. Und ein paar praktische Tipps, etwa zu guten Nachbarn im Gartenbeet, gibt es auch  noch obenauf.

Besonders gefällt mir persönlich das durchaus kritische Kapitel vom Älterwerden in Würde, das mich glatt auf die Idee bringen könnte, auch im Süden noch älter zu werden. Oder vielleicht lieber doch nicht - bei Temperaturen bis zu 40 Grad, die Mensch und Tier dazu bringen, eine sehr ausgiebige Siesta zu machen und sich erst am Abend wieder ins Freie zu trauen.

Im Anhang geht es um die gesunde Lebensweise. Hier finden sich einige mediterrane Rezepte und kurze Hinweise zum Bauen mit Lehm sowie zur Begrünung von Dächern.

Gabriele Hefele, "Oder man zieht aufs Land", 100 Seiten, 7,50 Euro.

Samstag, 25. Juli 2020

Outdoor-Küche für Abenteurer im Van, beim Camping und Wandern

"Van Life Kitchen" - worum es in diesem Kochbuch geht, lässt sich leicht erahnen: um die große Freiheit, verbunden mit der Geborgenheit, die leckeres Essen schenkt. Jessica Lerchenmüller hat sich für die Abenteuer-Outdoor-Küche einiges einfallen lassen. Über 60  Rezepte zum Camping, Wandern und mehr, um genau zu sein. Und um es noch genauer zu sagen: Zu den Rezepten kommen viele praktische Tipps und Erfahrungswerte aus erster Hand. Gedacht ist das schön geschriebene und bebilderte Buch "für alle Fernwehler, Reisehungrigen und Nomaden auf der Suche nach Freiheit, Abenteuer & Einfachheit".

Welches Zubehör man für das einfache Leben braucht, zeigt sich auf Seite 15. Die Tabelle macht entsprechende Häkchen hinter den einzelnen Utensilien, je nachdem, ob man in der Van-Küche, im Zelt oder beim Wandern kochen will. Dasselbe gilt für die Tabelle mit der Outdoor-Ausrüstung, von der Wäscheleine üder die Power Bank bis hin zur Yogamatte. Es gibt Hinweise für das richtige Foto-Equipment, 20 Tipps für "einen unvergesslichen Roadtrip" und eine Übersicht über all das, was im Vorratsschrank landen sollte. Und dann geht es endlich los mit den Rezepten. Und da wird nicht nur in einem einzigen Topf gerührt, der auf einem einflammigen Gaskocher steht, da wird auch reichlich gebacken. In der Pfanne, wie beim Kaiserschmarrn, und im Backofen, wie bei den Türkischen Teigtaschen. Eine echt "große Klappe" braucht man für den Van-Life-Burger. Boah, ist der dick, Mann ...! Marokko lässt grüßen mit Ras El Hanout-Grillgemüse zu Vollkornreis, Italien mit One-Pot-Lasagne. Echt ausgefallen erscheint mit "Chili con Chocolate", ein herzhaftes Gericht mit Zartbitterschokolade. Kunterbunt: die Falafel-Bowl. Vegetarische Gerichte sind deutlichst in der Überzahl, Tipps zeigen einleuchtende Alternativen auf, wenn man zum Beispiel mehrtägige Wanderungen machen will und die Knoblauchknollen durch Pulver ersetzt oder die schwere Flasche mit dem Ahornsirup durch Kokosblütenzucker. Gewürzmischungen erleichtern das Würzen unterwegs, Spiegeleier schmecken auch auf Wraps und die gusseiserne Pfanne mit körnigem Frischkäse mit Süßkartoffeln auf Polenta, garniert mit Kräutern, Kürbiskernen und Granatapfelkernen, sieht einfach klasse aus ...!

Die Autorin: Jessica Lerchenmüller erkundet auf Reisen nur allzu gern die Küchen fremder Länder für die Leser ihres kulinarischen Blogs. Frische Zutaten und besondere Gewürze sind ihr Geheimnis. Ihre Rezepte sind ebenso einfach nachzukochen wie kreativ. Kamera, Notizbuch und Bleistift sind immer mit dabei.

Jessica Lerchenmüller, Van Life Kitchen, Edition Michael Fischer 2020, 192 Seiten, 25,00 Euro.

Freitag, 24. Juli 2020

Aquarellmalerei - Großes Grundlagenwerk

Das Aquarellieren gilt als Königsdisziplin - zu Recht, wie ich finde. Die Ergebnisse sind besonders lebendig, leicht und faszinierend und die Realisierung ist nicht einfach. Man kann nur sehr bedingt etwas ausbessern, alles sollte möglichst gleich sitzen. Aber das macht dann auch den besonders leichtfüßigen Charakter eines solchen Bildes aus.

Tabiyat Alieva hat ein großes Grundlagenwerk zum Thema verfasst. Der Titel: "Die Kunst der Aquarellmalerei - Beeindruckende Bilder malen - Alles zu Portrait, Landschaft, Natur." Und die Projekte, die den größten Teil des Buches einnehmen und in Schritt-für-Schritt-Anleitungen zeigen, wie es geht, haben es wirklich in sich. Hier deren Themen:
  • Blätter & Blumen
  • Bäume
  • Landschaft
  • Wasser
  • Stadtansichten
  • Portrait
Zu jedem Projekt gibt es Extra-Tipps, etwa den, den Lavendelstrauß zum Schluss mit violetten Sprenklern aufzulockern oder wie man einen Laubbaum durch Weglassen von Details besonders gut wirken lässt.

Im ersten Teil des Buches gibt es übergeordnet die entscheidenden Basics, etwa zum Malen von Wasser, über Perspektive und Komposition, aber auch dazu, wie man schnell genug arbeitet, um den Besonderheiten der Farben gerecht zu werden. Praktische Übungen bringen weiter. 10 Aquarell-Tipps geben hilfreiche Hinweise und Kniffe. Die Künstlerin vermittelt Technik ebenso wie eigene Erfahrungen mit der Aquarellmalerei, zum Beispiel, dass sie zu Beginn den Fehler gemacht habe, zu versuchen, die so lebendige Aquarellfarbe zu kontrollieren.

Die Autorin: Rabiyat Alieva arbeitete nach ihrem Abschluss als Modedesignerin zunächst in verschiedenen Branchen des Designs, beendete dann aber eine vielversprechende Karriere, um sich ganz auf ihre Kunst zu konzentrieren, und das als Autodidaktin. In ihren Bildern setzt sie ihre Emotionen und Lebenserfahrung um. Ihre Erfahrung, wie man in kurzer Zeit lernen kann, was es zu lernen gilt, gibt sie gern an andere weiter.

Rabiyat Alieva, Die Kunst der Aquarellmalerei - Das große Grundlagenwerk, Edition Michael Fischer 2020, 240 Seiten, 24,99 Euro.

Steine kreativ bemalen mit vielfältigen Motiven

Marion Kaiser hat's voll drauf! Was sie aus einfachen Kieselsteinen machen kann, ist eine Wucht. In ihrem Buch "Steine bemalen - Alle Motiv-Welten: Tiere, Natur, Mandala & mehr" zeigt sie, was sie kann.

Die Motive, die sie mit Acrylfarben auf Steine malt, wirken zum Anfassen plastisch. Die Libelle zum Beispiel, die sich grün-blau-schillernd auf einem Kiesel niedergelassen zu haben scheint. Da sind filigrane, durchsichtige Flügel mit zarten Verästelelungen zu sehen, das Tier wirft (gemalte) Schatten auf den Stein und ein paar absout lebensecht wirkende Tautropfen gibt's auch noch dazu. Einfach fantastisch!

Auch die gemalte, weiße Feder beeindruckt mich. Gewölbt und an den Rändern ausgefranst, scheint auch sie zu sagen: "Greif zu! Heb mich auf!" Oder die kleine Eidechse mit dem Krönchen, die dazu einlädt, sich beim Betrachten zu entspannen. Viele Motive, die einfach nur fröhlich sind, gibt es auch: den bunten Mandalastein zum Beispiel, den fröhlich grinsenden Schutzengel oder die Pinguin-Mama mit Kind.

Jedes Motiv wird Schritt für Schritt vorgestellt, so dass man die Ensteheungsweise gut nachvollziehen kann, und, so aufgeteilt, sieht es auf einmal  gar nicht mehr ganz so schwierig aus. Der Gedanke "Das schaff ich nie!" kann sich getrost vom Acker machen.

Die Autorin: Marion Kaiser, Jahrgang 1968, arbeitete 15 Jahre lang als Porzellanmalerin bei der KPM Berlin und ist seitdem als freischaffende Künstlerin tätig. Sie blickt auf 30 Jahre Steinmalerei zurück. Das vorliegende Buch ist ihr Erstlingswerk.

Steine bemalen, Edition Michael Fischer 2020, 96 Seiten, 14,99 Euro

Donnerstag, 23. Juli 2020

30 tolle neue Kürbisrezepte

Ich liebe Kürbis! Hokkaido ganz besonders, den muss man nicht schälen. Also habe ich ihn wieder einmal im Garten angebaut und hoffe, dass die Schnecken die Pflanzen weiterhin in Ruhe lassen. Und irgendwann werde ich dann ganz viel ernten. Aber was mache ich dann? Kochen und Backen natürlich. und Dazu gibt es jetzt ein Extra-Kochbuch: "Meine Liebingsrezepte Kürbis". Bowls, Suppen, Currys, Salate, Aufläufe, Pasta, Gebäck und einiges mehr wird darin vorgestellt - 30 Rezepte insgesamt.

Das Kochbuch ist mit 64 Seiten vergleichsweise schmal. Es gibt auch nicht viel Drumherum. Hier stellt sich keine Autorin vor, hier werden auch keine Geschichten erzählt. Hier gibt es Rezepte. Und schöne Fotos dazu.

Los geht es mit einem Getränkerezept. Pumpkin-Spice-Mandel-Latte. Aber darin ist gar kein Kürbis enthalten, allerdings ein besonders Gewürz: Pumpkin-Spice. Das kann man im Netz kaufen, aber ebenso gut selbst machen. Wie, das steht im Buch. Beim nächsten Rezept, dem für Kürbis-Smoothie, ist dann auch tatsächlich Kürbis drin, und man erfährt, dass man ihn nicht zu kochen braucht, um ihn genießen zu können. Weiter geht es mit Kräutersalat mit geröstetem Kürbis, mit Kürbissuppe, Tostadas mit Butternuss-Kürbis und Hummus. Es gibt gefüllte Kürbisblüten und Kürbischips, Lauchröhren, die mit einer Kürbis-Gemüse-Mischung gefüllt werden, aber auch ein Rezept für gefüllten Kürbis. Sie wollen nicht nur Kürbis, Sie wollen Fleisch? Kein Problem. Dann wäre Shepherd's Pie mit Kürbis und Lammragout zu empfehlen. Fischfans können Kürbis-Rösti mit Wolfsbarsch ausprobieren. Auch Curry-Kürbis-Quiche mit Entenbrust wäre was für Nichtvegetarier oder Pizza mit Kürbis und Speck. Für den Süßzahn gäbe es dann noch einen Pumpkin Pie mit einem Boden aus Walnusskernen und getrockneten Pflaumen. Hhhhmm! Auch Kürbiseis ist zu haben. Oder die sehr dekorative Kürbis-Beeren-Schoko-Torte ganz zum Schluss.
Also, da ich Kürbis ja nun mal liebe, bekommt dieses Buch einen Ehrenplatz im Regal.

Meine Lieblingsrezepte: Kürbis, Edition Michael Fischer 2020, 64 Seiten, 9,99 Euro.

Montag, 13. Juli 2020

Erotische Selfpublisher-Challenge der wundersamen Art

Ausnahmsweise an dieser Stelle statt einer Rezension eine Selfpublisher-Challenge in erotischer Sache und die herzliche Bitte an euch, dabei zu sein.

Es ist schon geraume Zeit her, als ich ganz mutig war und versuchsweise mein erstes E-Book online stellte. Der Titel: Wunder Same Nacht. Nachdem ich kurz zuvor zweimal für den Menantes-Preis nominiert worden war, hatte ich mich für eine erotische Erzählung entschieden und veröffentlichte sie unter einem klangvollen Pseudonym: Suzany deVille. Der Titel: Wunder Same Nacht. Anfangs wartete ich noch beinahe stündlich auf LeserInnen und begeisterte KäuferInnen, obwohl ich mir zuvor eingeredet hatte, dass ich ja nur die Kindle-Technik hatte ausprobieren wollen. Der Ansturm hielt sich allerdings in Grenzen, denn für einen relativ kurzen, wenn auch originellen Text einen guten Euro auszugeben, war wohl nicht jedermanns Sache. Zum Trost redete ich mir ein, man habe mich schlichtweg nicht gefunden. Und nach einer angemessenen Schamfrist vergaß ich meinen Erstling.

Seit rund zwei Jahren nun arbeite ich an einem ungleich längeren Text biografischer Art. Und da ich gerade überlege, ob ich einen Verlag dafür gewinnen möchte oder es doch noch einmal als Selfpublisherin versuchen soll, machte ich mich erneut schlau zum Thema. In diesem Zusammenhang sah ich nach, wie es meiner Erzählung von damals so ging. Und siehe da: Sie war noch da. Und ich finde sie immer noch spritzig und gut. Spritzig - was für ein wunderbares Wort in diesem Zusammenhang ...!

Zu meiner Freude stellte ich fest, dass es inzwischen immerhin drei Rezensionen gibt - mit vier plus vier plus fünf Sternen. Frisch beflügelt entschloss ich mich zu folgender Challenge: Ich möchte, sagen wir mal heute noch oder morgen oder spätestens in 33 Tagen, weil die Drei meine Glückszahl ist, geschlagene 66 (sex and sex) weitere Rezensionen bekommen. Und dazu brauche ich unbedingt euch. Und das Teilen dieses Posts wäre da absolut hilfreich. Macht ihr mit??! Bitte!!! - Danke! Ihr seid super ...!

Das Schöne: Der zeitlose Fantasy-Text ist unterhaltsam und schnell gelesen  und die Kosten sind nicht höher als für eine Kugel Eis. Zudem würdet ihr einer aufstrebenden "jungen"Autorin von jugendlichen 65 Jahren den entscheidenden Push geben, um die Vermarktung des aktuellen Wälzers demnächst mit der gebührenden Power anzugehen.

Ach so, ihr wollt endlich wissen, worum es überhaupt geht? Für diesen Fall macht sich Adalbert Traeumer, der Protagonist, doch am besten selbst bekannt:

"Stellt euch vor, ihr habt einen richtig beknackten Namen, seid fast achtzehn und immer noch Jungfrau! Und wenn ihr dazu noch der einzige Sohn eines verknöcherten Museumsdirektors wäret und von Frauen nicht die Bohne einer Ahnung hättet? Persönliches Pech. Gestatten: Adalbert Traeumer. Mein Vater leitet ein zweitklassiges Museum und ich bin alles andere als ein Womanizer. Weil der Nachname aber irgendwie passte, schob ich die Sache mit den Mädels immer weiter vor mir her und übte mich inzwischen in ganz anderen, wirklich besonderen Fähigkeiten. Dann aber kam Helena in unsere Klasse und ich konnte kaum noch laufen vor Lust. Auch die anderen Jungs waren hin und weg. Sie haben sie angebaggert und ich hatte keine Ahnung, ob Helena es mit ihnen trieb. Dann habe ich alles auf eine Karte gesetzt. Habe sie zu meinem 18. Geburtstag in unser Museum eingeladen. Nachts. Mein Vater hatte versprochen, die Alarmanlage abzuschalten und sich zu verdünnisieren. Und ich, ich hatte schon mal alles vorbereitet. Sie musste nur noch mitspielen …"

Ich danke euch, dass ihr bis hierher gelesen habt. Und wenn ihr jetzt noch fix das E-Book ansehen und möglichst 1,14 Euro ausgeben und eine kurze Rezension verfassten würdet, wärt ihr einfach SPITZE ...!

Suzany DeVille, WunderSameNacht, erotische Erzählung, Kindle-E-book, 18 Seiten, 1,14 Euro.

Dienstag, 7. Juli 2020

Die Enzyklopädie der Naturheilkunde als großes Nachschlagewerk

Dieses Buch ist ein echter Wälzer: dick, schwer, großformatig und inhaltsreich. "Die Enzyklopädie der Naturheilkunde" von Michael T. Murray und Joseph E. Pizzorno gilt als das umfassendste Nachschlagewerk über die einzigartigen Heilkräfte der natürlichen Medizin. Weltweit wurde das 1.168 Seiten starke Buch international bisher über 1 Million mal verkauft. Nun liegt es erstmals als deutschsprachige Ausgabe vor. Übersichtlich und gut lesbar vermittelt es umfassend und ausführlich sehr viel Wissenswertes zu Symptomen, Ursachen und therapeutischen Erwägungen.

Das Buch ist prall gefüllt mit Informationen, Illustrationen allerdings sucht man vergeblich. Ein Schnellüberblick am Ende jedes Kapitels verhilft Ungeduldigen zu ersten Informationen. Es folgt jeweils eine Behandlungsübersicht. Eine umfangreiche Einführung erläutert, was Naturheilkunde überhaupt ist. Das Buch ist unterteilt in fünf Teile:
  1. Einführung
  2. Die vier Eckpfeiler der Gesundheit, als da wären: positive mentale Einstellung, gesunder Lebensstil, gesunde Ernährung, Supplementierung
  3. Besondere Themen, wie Krebsprävention, Entgiftung und innere Reinigung, stille Entzündungen und Stressmanagement
  4. Einzelne Krankheiten, wie AIDS, Alkoholabhängigkeit, Bluthochdruck, Depression, Gallensteine, Menopause (was ja an sich gar keine Krankheit ist), Heuschnupfen, Migräne, Schlafstörungen ...
  5. Im Anhang kann der geneigte Leser herausfinden, ob er ein Optimist ist. Außerdem entdeckt er oder sie Angaben zur glykämischen Last und zum Säure-Basen-Wert einzelner Nahrungsmittel.
Die beiden engagierten Naturheilkundler haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Gesundheit zu unterstützen und Krankheiten mit nebenwirkungsfreien, natürlichen Maßnahmen zu heilen.

Die Autoren:
  • Dr. Michael T. Murray, Verfasser von mehr als dreißig Bücher, gilt als eine der führenden Koryphäen im Bereich der Naturheilkunde. Er ist Berater, Forscher, Pädagoge und Dozent in der Reformkostindustrie.
  • Dr. Joseph Pizzorno ist anerkannter Experte auf dem Gebiet der Naturheilkunde und Mitbegrüder der ersten zugelassenen multidisziplinären Hochschule für Naturheilkunde in den USA und der englischsprachigen Welt. Er hält weltweite Vorträge.
Michael T. Murray, Joseph E. Pizzorno, Die Enzyklopädie der Naturheilkunde, Kopp-Verlag 2020, 1.168 Seiten, 39,99 Euro.

Mit originellen Gedenktagen durchs Jahr

Persönliche Gedenktage kennt ja wohl jeder: Kennenlerntag, Hochzeitstag, Firmenjubiläum. Daneben gibt es internationale Gedenktage wie den Weltfrauentag - das wirkt irgendwie normal. Aber immer wieder mal höre ich im Radio oder sonstwo: "Heute ist der Tag des ...". Meine Güte, auf was die Leute so alles kommen ...! Toilettentag oder Tag des Bierbauchs oder Antidiättag ... tja!

Gebriele Hefele hat sich mit einigen dieser besonderen oder besonders verrückten Tage einmal etwas näher befasst und ein Büchlein dazu verfasst. Der Titel: Kuriose Tage - Das Buch der originellen Gedenktage des Jahres.

Im Vorwort erfuhr ich zu meinem Erstaunen, dass es eine öffentliche Genehmigungsstelle für solche Aktionstage gar nicht gibt. Vielleicht sollte ich auch mal so einen Tag erfinden ...?!

Für die ausgewählten Tage brachte die Verfasserin augenzwinkernd gemeinter Texte, auch das ist im Vorwort zu lesen, als kleine Merkhilfe persönliche Anekdoten mit dem informativ-sachlichen Hintergrund des Aktionstages zusammen. So berichtet sie etwa beim "Tag des Tanzes" über den Flamenco und den Sevillana, den sie selbst gern tanzt. Beim "Katzentag" dagegen gib es zehnmal Wissenswertes bis wahrlich Erstaunliches zu den Stubentigern, ohne Priates. Private Fotos wiederum illustrieren das Buch an verschiedenen Stellen. So ist unter anderem die Autorin mit ihrem beneidenswert langjährigem Ehemann in verschiedenen Altersstufen zu sehen.  Kurzum, "Kuriose Tage", locker und unterhaltsam geschrieben, ist ein nettes kleines, informatives Buch mit viel privatem Touch und einer dicken Prise Humor.

Die Autorin: Dr. Gabriele Hefele war unter anderem Chefredakteurin einer Jugendzeitschrift und Pressechefin der Langenscheidt Verlagsgruppe in München. Sie schrieb und schreibt Glossen für diverse Medien. Seit 2000 lebt sie in Andalusien. Sie war als Reporterin bei Radio Onda Cero Internacional in Marbella tätig und ist außerdem die langjährige Kolumnistin der "SUR - Deutsche Ausgabe".

Gabriele Hefele, Kuriose Tage, 2. erw. Auflage 2018, 100 Seiten, 7 Euro.

Montag, 6. Juli 2020

Jamas! Griechische Kochrezepte zum Genießen

Es ist rund vierzig Jahre her, dass ich in Griechenland war, doch die Freundlichkeit der Menschen und das entspannte Essen in den Restaurants bleibt mir unvergessen. Damals konnte man im Restaurant noch in die Küche gehen und, soweit man des Griechischen nicht mächtig war, auf die einzelnen Töpfe und Pfannen zeigen. Wenig später wurde das Ausgewählte dann serviert, auf einzelnen Tellern, so dass bald der ganze Tisch mit Tellern übersät war. Völlig ungewohnt für uns, aber irgendwie ein tolles Gefühl. Urlaub eben. Als ich nun das Buch "Jamas! Griechisch kochen und gemeinsam genießen" mit 60 neuen Rezepten mit Fleisch, Fisch und viel Gemüse entdeckte, konnte ich nicht widerstehen.

Die Rezepte beginnen mit Mezedes - das sind zum Teilen gut geeignete Kleinigkeiten. Es folgen Snacks und Fingerfood, Salate, üppig grüne Veggies und Fisch & Fleisch. Zum Glück gibt es Desserts zum Genießen, wie etwa die griechische Ekmek-Torte mit Kataifi-Teig. Letzteres ist ein moderne Klassiker auf der Basis des sogenanten Engelshaarteiges. Den gibt es meist tiefgefroren und er muss vor der Weiterverarbeitung sorgfältig entwirrt werden.

Das mehrseitige Vorwort, das über das griechische Essen schlechthin und einige typisch griechische Zutaten aufklärt, beginnt mit den Worten: "In Griechenland braucht man zum Kochen nicht viel, dafür wünscht man sich zum Essen möglichst viele Freunde um sich." Irgendwie haben die Südländer es drauf mit der Gastlichkeit ...!

Beim Anblick der Fotos zu den einzelnen Rezepten läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Ob es nun der selbstgemachte griechische Knabbermix ist, auf der Basis von Kichererbsen und Mandeln, der Kräuter-Salat mit Sesam-Feta und Gänseblümchen, die Smashed Greek Potatoes mit Peperoni und Oliven, die Hackwürstchen in Tomatensauce oder der Greek-Yogurt-Cheesecake mit Granatapfelkernen. Hhhhmmm, sieht das gut aus ...!

Besonders gut gefällt mir das Layout jeweils zu Anfang eines neuen Kapitels. Da werden stimmungsvolle Griechenlandfotos jeweils zu einer Collage zusammengestellt. Da gesellt sich zum Appetit die Urlaubslust.

Die Autorin: Tanja Dusy schreibt seit 20 Jahren erfolgreich Kochbücher und war lange Zeit als Redakteurin tätig. Sie entwickelt Rezepte, die verlässlich gelingen und das gewisse Etwas haben.

Tanja Dusy, Jamas! Griechisch kochen und gemeinsam genießen, Edition Michael Fischer 2020, 160 Seiten, 20 Euro.

Sonntag, 28. Juni 2020

Kalligrafie-Alphabete vom Tintenfuchs für jeden Anlass

Kalligrafie gibt es schon lange, aber heute ist die Buchstabenkunst wohl beliebt wie nie. Kein Wunder, kann man damit doch Glückwünschkarten, Einladungen oder Speisekarten ebenso gestalten wie eher großformatige Sinnsprüche, um damit Haus oder Garten zu dekorieren. Es gibt zahlreiche Alphabete. Ich persönlich finde es angenehmer, mir allmählich meine eigene "Schönschrift" zuzulegen, indem ich aus verschiedenen Alphabeten Buchstaben so zusammenstelle, wie es mir gefällt, aber das ist Geschmacksache. Erst einmal sozusagen nach Vorschrift zu üben, ist sicherlich sinnvoll, um gut in diese Kunst hineinzufinden. Natascha Safarik zeigt in ihrem Buch "Kalligrafie Alphabete für jeden Anlass", wie's geht, die Sache mit der Buchstabenkunst mit Sptz-, Glas- oder Redisfeder. Ein herausnehmbares Poster mit Schriftvorlagen gehört zum Buch.

Im Buch werden in Bild und Wort die verschiedenen Federn Stifte und Farben ebenso ausführlich vorgestellt wie das Einüben der verschiedenen Schriften, Buchstaben und Ziffern. Ohne Übung, das macht die Autorin deutlich, wird es nicht gehen. Zu groß ist die Gefahr, etwa bei schreibschriftähnlichen Schriften in die eigene Handschrift zurückzuverfallen, und man muss erst langsam ein Gefühl entwickeln für Auf- und Abstriche, Horizontalen und Schlaufen, den richtigen Abstand, das richtige Ansetzen und den angemessenen Druck der Feder und manches mehr. Es kommt auf Details an. So sieht das große A beispielsweise in der Version "Fließende Moderne" ähnlich aus wie als "Kantige Moderne" oder "Hüpfende Moderne", und doch deutlich anders.

Ob es darum geht, die "Kantige Moderne" mit der (venezianischen) Glasfeder auszuprobieren, sich aus einer Getränkedose selbst eine Low-Budget-Colafeder zu basteln oder das erste richtige Projekt anzugehen, mit diesem Buch lernt man alles, was man wissen muss, um in Zukunft richtig schön zu schreiben.

Die Autorin: Natascha Safarik, die sich Tintenfuchs nennt, ist eine der wenigen hauptberuflichen Kalligrafinnen Österreichs. Die ehemalige Anglistik- und Grafikdesignstudentin fand über Umwege zu ihrem Traumjob und übt heute täglich das Zusammenspiel von Tinte, Papier und Feder. Dabei wird ihr niemals langweilig! Auf Instagram berichtet sie über ihr Leben als Kalligrafin; auf ihrer Website findet man Informationen  zu bisherigen Projekten und zu aktuellen Kursterminen.

Natascha Safarik Tintenfuchs, Kalligrafie Alphabete für jeden Anlass, Edition Michael Fischer 2020, 144 Seiten, 19,99 Euro.

Dienstag, 16. Juni 2020

Modezeichnen: eigene Mode entwerfen mit Fashion-Skizzenblock

270 Figuren-Vorlagen für eigene Modeentwürfe hält der neue Fashion-Skizzenblock für Kreative bereit. Sie haben Lust, Ihre eigene Mode zu entwerfen, aber Sie finden die Sache mit den richtigen Proportionen so schwierig, dass selbst der schickste von Ihnen gezeichnete Fummel nach nichts aussieht? Dieses Problem könnte schon bald der Vergangenheit angehören. Im Skizzenblick, den die Edition Michael Fischer gerade herausgegeben hat, sind zahlreiche Figuren-Vorlagen in allen möglichen Posen zu sehen. Die Outlines sind auf dickem Papier mit so dünnen Linien gezeichnet, dass sie in den Hintergrund treten, wenn Sie Ihren Modeentwurf darüber legen. Und wenn Sie später das fertige Werk einscannen, um es mit Freunden oder gar Kunden zu teilen, sind die Hilfslinien völlig verschwunden. Vorder-, Seiten- und Rückansichten unterstützen die Dynamik und Aussagekraft der entstehenden Zeichnungen.

Vor dem Zeichenteil gibt es ein paar Seiten Theorie. Sie lernen, richtig Maß zu nehmen und bekommen ein wenig Warenkunde in Sachen Stoffauswahl erteilt. Es folgt eine Übersicht über alle denkbaren Hosenformen, von der Skinny Jeans über die enge Schlaghose bis zur Caprihose, eine Übersicht über denkbare Halslinien beziehungsweise Ausschnittfomen, eine über Oberteile für Frauen und eine über diverse Kleiderschnittte, vom Peplumkleid über das Kimonokleid bis hin zur klassischen A-Linie. Und dann kann es auch schon losgehen mit dem Entwurf ...!

Extrem praktisch und mit hohem Aufforderungscharakter, gut geeignet auch für den Schulunterricht. So macht Modezeichnen Spaß!

Fashion-Skizzenblock, Edition Michael Fischer 2020, 270 Figuren-Vorlagen, 16,99 €

Samstag, 13. Juni 2020

Luc Bürgin: Neues aus Absurdistan

Der Mann, also dieser Luc Bürgin, ist einfach genial. Wo der nur all diese Fakten her hat. Und wie - erheiternd und bedrückend - gut er das, was sie hergeben, auf den Punkt bringt. Das ist schon toll.
In seinem Buch "Neues aus Absurdistan" stellt er die entscheidende Frage: Gibt es intelligentes Leben auf der Erde. Welche wiederum zu der Frage führt: Wie intelligent ist eine Gesellschaft, die im Krisenfall nicht Grundnahrungsmittel hamstert, sondern Toilettenpapier? Wer all die kleinen Kabinettstückchen gelesen hat, wird vermutlich zu dem Schluss kommen: Intelligentes Leben? Eher nicht ...!

Viele Aha-Erlebnisse dürften Ihnen bei der Lektüre dieses Buches sicher sein. Hätten Sie beispielsweise gewusst, dass ein Jutesack 20.000-mal umweltschädlicher ist als ein Plastikbeutel? (Ehrlich gesagt, kann ich das kaum glauben.) Oder dass pro Sekunde weltweit zwei Menschen sterben und gleichzeitig vier neue geboren werden - vor allem in Afrika?

Ein kurzer Beispieltext aus den Tiefen des Buches, unter der Überschrift "Ein Liter Rohöl - oder doch lieber ein Liter Wasser? "... In Indien war ein Liter Rohöl 2016 erstmals günstiger als ein Liter Mineralwasser. Aus den Vereinigten Staaten ... die News, dass die dortige Weihnachtsbeleuchtung mehr Strom frisst, als Drittweltländern im ganzen Jahr zur Verfügung steht." Soweit die Fakten. Und dann das persönliche Resümee des Autors: "Hätte Noah geahnt, was er der Nachwelt antat, als er unsere Spezies in seiner Arche vor dem Untergang rettete, wäre er wohl entsetzt von Bord gesprungen."

Herrlich böse. Und doch vermutlich so verdammt wahr ...!

Der Autor: Luc Bürgin, 1970 in Basel geboren, hat Volkskunde, Musikwissenschaft und Medienwissenschaft studiert. 1993 brach er sein Studium ab und begann seine Karriere als Journalist und Autor. Von 2004 bis 2019 war er Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift "mysteries" Seine Sachbücher über kontrovers diskutierte Phänomene und Entdeckungen wurden in dreizehn Sprachen publiziert. Zuletzt erschien von ihm das "Lexikon der verbotenen Geschichte".

Luc Bürgin, Neues aus Absurdistan - Sind wir noch zu retten?, Kopp-Verlag 2020, gebunden mit Schutzumschlag, 152 Seiten.

Donnerstag, 21. Mai 2020

Geld und Finanzen - Der visuelle Crashkurs

Ohne Moos nix los. Das ist ja nun bekannt und gilt nicht nur, aber erst recht, zu Zeiten der Corona-Krise. Kaum etwas erscheint mir so schwierig wie die Frage, wie man sein Geld richtig anlegen sollte, abgesehen von der Frage nach den Hintergründen, warum das mit dem Geld so funktioniert oder eben nicht funktioniert, wie es das nun mal tut. Oder auch nicht tut. Wenn mir das vielleicht mal einer so im Groben erklären könnte ...?

(Fast) kein Problem. Das Buch "Geld und Finanzen - Der visuelle Crashkurs", bunt und grafikreich, erklärt mit relativ wenigen Worten und leichtverständlich Basics und Zusammenhänge. Das Werk, das von sich behauptet, jeden Aspekt des Geldwesens zu untersuchen, erzählt von
  • Grundlagen, also der Geschichte des Geldes, vom Tauschhandel bis zum digitalen Geld
  • Unternehmen und Finanzinstitutionen (Betriebswirtschaft, Finanzinstrumente, Finanzmärkte, Finanzinstitutionen)
  • Staatsfinanzen und öffentlichen Mitteln (Geldmenge, Staatsfinanzen, Steuerungselementen und der Frage, warum Staaten finanziell scheitern)
  • dem Thema der persönlichen Finanzen (Einkommen, Vermögensaufbau, Renten und Altersvorsorge, Schulden, Geld im digitalen Zeitalter)
Sie erfahren kurz und knapp, warum Schulden von Vorteil sein können, welche Indikatoren zur Erfassung der Wirtschaftsentwicklung wichtig sind, was zur Zahlungsbilanz eines Landes gehört, wie man das Reinvermögen einer Person ermittelt, wie man Geld leiht, warum Bitcoins (angeblich) sicher sind und manches mehr. Wissenswertes und Warnenswertes fallen, in Extra-Kästchen dargestellt, ins Auge. Ein paar großgedruckte Zahlen bringen Erstaunliches zutage, wie etwa diese hier: "265 % = Verhältnis zwischen Verschuldung und Einkommen der Privathaushalte in Dänemark - der höchste Wert der Welt". Es gibt Fallbeispiele und sie werden Erklärungen zu zahlreichen Begriffen finden, von denen Sie womögich schon immer wissen wollten, was sie bedeuten. Das Kapitel "Öffentliche Schulden" könnte im Zusammenhang mit den immensen Ausgaben im Zusammenhang mit Corona bald besonders interessant werden. "Inflation kann Schulden reduzieren", heißt es da. "Steigende Preise verringern den Geldwert und erleichtern so die Rückzahlung von Schulden."

Im Buch zu stöbern, macht Spaß. Wer mit bisher wenig Ahnung wirklich dazulernen will, wird es von vorn bis hinten studieren und danach vermutlich zu der Ansicht gelangen, dass das mit dem Geld immer noch nicht einfacher geworden ist, aber doch ansatzweise verständlicher.

Geld und Finanzen - Der Visuelle Crashkurs, DK-Verlag 2017/2020, 256 Seiten, 19,95 Euro.

Mittwoch, 20. Mai 2020

Maxikleider und Maxiröcke ganz einfach selber nähen

Ich erinnere mich noch mit Wonne an die Zeiten, zu denen Midi und Maxi modern waren. Das kam meinen "Kartoffelstampfern", wie meine Mutter gelegentlich uncharmant meine kräftigen Beine nannte, sehr entgegen. Und hurra! Nun ist Maxi wieder da! Da ich zudem Kleider gern mag, ist das eine ideale Kombination. Wie immer sehen natürlich die jungen Frauen besonders entzückend darin aus, gerade im Sommer, aber warum sollte man sich nicht auch in fortgeschrittenem Alter etwas Langes für alle Tage gönnen, zumal, wenn man es sich ganz leicht selbstnähen kann?!

In der Edition Michael Fischer ist das Anleitungsbuch "Maxi Kleider und Röcke nähen - Lange Modelle zum Selbstkombinieren für die Größen 34  44" erschienen. Drei Schnittmusterbögen gehören dazu.  Die knöchellangen Röcke und Kleider, für die zum größten Teil aussagekräftige, fließende Stoffe vorgeschlagen werden, sind ausgesprochen weiblich respektive mädchenhaft. Flower-Power-Flair der Siebziger lässt grüßen. Üppige Volants lassen Erinnerungen aufkommen. Es gibt einfache Maxiröcke ebenso wie aparte Wickelröcke, den sogenannten Meerjungfrauen-Rock mit seiner schmeichelnden Silhouette ebenso wie das Carmenkleid oder das Maxikleid mit Tropfenausschnitt.

Die Nähanweisungen sind klar und genau. Es gibt Verarbeitungstipps und Kaufempfehlungen für Stoffe und Zubehör, wie Bänder, Borten und Spitzen. Eigentlich mag ich den Satz ja nicht, aber hier stimmt er irgendwie: Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Die Autorin: Antje Heuers eigenes Label "Fadenfactory" entstand aus ihrem Blog, den sie 2016 gründete. Ihr Modedesign-Studium hatte sie zunächst zugunsten der Psychologie aufgegeben und arbeitete danach viele Jahre lang im Management diverser Raumfahrt-Firmen. 2016 aber gründete sie einen Blog für ihre DIY-Projekte. Ein Jahr später kam ihr erstes eBook auf den Markt. 2018 gründete sie ihr Unternehmen "Fadenfactory", das sie heute hauptberuflich betreibt.

Antje Heuer, Maxi Kleider und Röcke nähen, Edition Michael Fischer 2020, 140 Seiten, 24,99 Euro.

Dienstag, 28. April 2020

Südafrika - Das Kochbuch

Ich habe schon einiges von der Welt gesehen, aber in Südafrika war ich noch nie. Dabei muss es ein wunderbares Land sein - wer immer da ist, ist begeistert. Mit zu den größten Urlaubsfreuden gehört das Essen und Trinken landestypischer Spezialitäten. Wie schön wäre es doch, das eine oder andere zu Hause nachkochen zu können. Nun, seien wir ehrlich, niemals schmeckt es so gut wie im Urlaub selbst, aber immer annähernd so gut, das sollte man hinkriegen.

Im Südafrika-Kochbuch von Ivana Sanshia Ströde finden alle Südafrika-Enthusiasten und solche, die es werden wollen, eine Vielfalt typischer Rezepte. Los geht es mit leckeren Häppchen und Appetitanregern, wie Fischfrikadellen oder Gemüsekrapfen. Es folgen "lekkere" und traditionelle Gerichte mit Fisch, Fleisch und mehr. Da wären zum Beispiel die Bilton-Suppe mit Blauschimmelkäse zu nennen - Bilton ist das südafrikanische Trockenfleisch - oder Peri-Peri-Garnelen-Spieße. Großen Raum in diesem besonderen Kochbuch nimmt die Braai-Tradition ein. Das Wort kommt aus dem Afrikaans und bedeutet nichts anderes als Barbecue oder Grillen. Typisch ist zum Beispiel Boerewors, eine zur Schnecke geringelte Wurst, mit Koriander gewürzt. Südafrikaner grillen sie auch schon mal auf einer sauberen Schaufel über dem Feuer, wenn gerade kein Grill da ist. Im Kapitel "Die feurige Durban-Küche" schließlich werden wir in die Geheimnisse des Currys eingeweiht. Die besten Currys der Welt, so heißt es, kommen aus der Stadt Durban in der südafrikanischen Provinz Kwazulu-Natal. Als erstes wird ein Rezept präsentiert, mit dem man sich seine eigene Durban-Masala-Gewürzmischung zubereiten kann, die dem Original recht nah kommen sollte. Es folgen Biryani-Rezepte, Vorschläge für Bunny Chow, was der Streetfood-Klassiker des Landes schlechthin ist, und manches mehr. Rezepte für Cape-Maly-Spezialitäten, südafrikanische Beilagen, Chutneys, Saucen, Atjars und Sambals sind ebenso zu finden wie solche für Desserts und Gebäck, das traditionelle Bananenbrot zum Beispiel.

Das Buch gefällt mir auch vom Layout her besonders gut. Weiße Schrift auf schwarzem Grund erscheint mir für Südafrika sehr passend. Viele aussagekräftige Fotos von Gerichten, aber auch von Land und Leuten, machen das Blättern im Kochbuch zu einem Genuss. Wer nebenher etwas Erfrischendes trinken möchte, könnte sich an Amarula-Rooibos-Tee oder Gemmerbier, einem Ingwer-Bier, laben. Die Rezepte dafür fehlen selbstverständlich nicht.

Die Autorin: Ivana Sanshia Ströde ist das Kind einer indisch-südafrikanischen Mutter und eines deutschen Vaters. In Südafrika schloss sie ihr City-and-Guild-Diplom ab und arbeitete in verschiedenen Sterneküchen der Welt. Sie gewann den südafrikanischen Junior-Chef-Kochwettbewerb und ist mittlerweile Chefköchin, Freelance-Köchin, Kochkursleiterin und Autorin.

Ivana Sanshia Ströde, Südafrika - Das Kochbuch, Edition Michael Fischer 2020, 237 Seiten, 30 Euro.

  

Alte Technik neu entdeckt: Makramee

Was mir während meiner Ausbildung zur Ergotherapeutin Ende der 1990er-Jahre am besten gefallen hat, das waren - neben Psychologie und Pädagogik - die handwerklichen Fächer. Im Fach "Textiles Gestalten" lernten wir unter anderem, wie man Makramee macht. Das hat Spaß gemacht.

Nun habe ich ein aktuelles Buch zum Thema entdeckt: "Makramee - von Wohn- bis Kinderzimmer" von Stefanie Siebenländer. Die Autorin wundert sich im Vorwort ihres Buches über sich selbst: Dass sie, die einst mit einfachen, aus Jute geknüpften Kreuzknoten, an einem Orchideenstab, jemals ein Buch mit Handarbeitsanleitungen zu just dieser Technik machen würde, hätte sie nie gedacht. Später aber war sie so begeistert von Makramee, dass eben doch ein ganzes Buch dabei herauskam.

Das Werk enthält

  • einen Grundlagenteil mit allen im Buch verwendeten Knoten - step by step - und genauen Zeichnungen
  • Projekte in drei Schwierigkeitsstufen für Anfänger und Fortgeschrittene
  • bunte Makramee-Projekte für Kinder
  • Geschenkideen und dekorative Projekte für sich selbst und das eigene Zuhause
Die Projekte erscheinen unter den Kategorien
  • cosy = gemütlich, zum Beispiel ein unerhört dekorativer Wandbehang, ein Hocker oder ein Magazinhalter
  • nature = natürlich, wie der Greifring, die Blumenampel oder der Einkaufsbeutel
  • happy  = glücklich, als da wären Wimpelkette, Clutch oder Kinderzimmermobile
Stefanie Siebenländer, Makramee von Wohn- bis Kinderzimmer, Edition Michael Fischer 2020, 96 Seiten, 15,99 Euro. 

Montag, 20. April 2020

Makramee knüpfen, knoten, flechten

Was mir während meiner Ausbildung zur Ergotherapeutin Ende der 1990er-Jahre am besten gefallen hat, das waren - neben Psychologie und Pädagogik - die handwerklichen Fächer. Im Fach "Textiles Gestalten" lernten wie unter anderem, wie man Makramee macht. Das hat Spaß gemacht.

Nun habe ich ein aktuelles Buch zum Thema entdeckt: "Makramee - von Wohn- bis Kinderzimmer" von Stefanie Siebenländer. Die Autorin wundert sich im Vorwort ihres Buches über sich selbst: Dass sie, die einst mit einfachen, aus Jute geknüpften Kreuzknoten, an einem Orchideenstab, jemals ein Buch mit Handarbeitsanleitungen zu just dieser Technik machen würde, hätte sie nie gedacht. Später aber war sie so begeistert von Makramee, dass eben doch ein ganzes Buch dabei herauskam.

Das Werk enthält
  • einen Grundlagenteil mit allen im Buch verwendeten Knoten - step by step - und genauen Zeichnungen
  • Projekte in drei Schwierigkeitsstufen für Anfänger und Fortgeschrittene
  • bunte Makramee-Projekte für Kinder
Die Projekte erscheinen unter den Kategorien
  • cosy = gemütlich, zum Beispiel ein unerhört dekorativer Wandbehang, ein Hocker oder ein Magazinhalter
  • nature = natürlich, wie der Greifring, die Blumenampel oder der Einkaufsbeutel
  • happy  = glücklich, als da wären Wimpelkette, Clutch oder Kinderzimmermobile
Stefanie Siebenländer, Makramee von Wohn- bis Kinderzimmer, Edition Michael Fischer 2020, 96 Seiten, 15,99 Euro. 
  • Geschenkideen und dekorative Projekte für sich selbst und das eigene Zuhause

Dienstag, 7. April 2020

Marie Matisek: "Der Schmetterlingsgarten"

Corona und alles, was man darüber hört, bedrückt mich. Wen nicht?! Umso wichtiger ist es, hin und wieder die Seele baumeln zu lassen, um die Lebensfreude nicht zu verlieren, um sich einmal abzulenken. Macht man das Radio an, hört man ja doch nur wieder das schlimme Wort mit C. Als ich gerade etwas Trost besonders nötig hatte, trudelte der neue Romantikroman "Der Schmetterlingsgarten" von Marie Matisek bei mir ein. Ich begann zu lesen und der Tag war gerettet ...!

Im  Mittelpunkt der Handlung stehen Lucia, Italienerin und eine Frau "wie ein Vulkan" und - das krasse Gegenteil - der Biologe Martin, seines Zeichens Schmetterlingsforscher. Die beiden treffen auf Capri zusammen. Dass die Autorin Italien zu ihren bevorzugten Reisezielen zählt, kann sie nicht verhehlen. Sie liebt die Landschaft und die Menschen und die Begeisterung schwappt mühelos auf mich als Leserin über. Als ob das nicht schon genug wäre, gibt es da auch noch einen verwunschenen Garten, in dem eine alte Contessa lebt und mit ihren Orchideen spricht. Ein Garten wie geschaffen für den Schmetterling, dem der junge Forscher auf den Fersen ist. Leider ist der Garten von hohen Mauern umgeben und als Martin versucht, dieselben heimlich zu überwinden, bekommt er es erst mit dem Gärtner und dann mit Lucia zu tun. Die ist stinksauer auf den Eindringling, was sich natürlich bald schon ins Gegenteil verwandelt. Haben die beiden eine Chance, zueinanderzufinden, trotz aller Unterschiede? Trotz des fiesen Typen, mit dem Lucia immer noch verheiratet ist und dem sie ihren Knastaufenthalt zu verdanken hat. Und trotz der Kollegin, mit der Martin verlobt ist und die eigentlich ideal zu ihm zu passen scheint? - Tja. Sie werden nicht erwarten, dass ich das hier verrate. Leichtfüßiges Lesevergnügen jedenfalls ist Ihnen sicher.

Die Autorin: Marie Matisek hat drei Leidenschaften: Schreiben, Kochen und Gärtnern. Ihre bevorzugten Reiseziele sind die Nordsee, Südfrankreich und Italien. Schon mit "Ein Sommer wie Lemoneneis" und "Unter dem Limonenhimmel" nahm die Erfolgsautorin ihre Leserinnen mit an die Amalfiküste.

Marie Matisek, Der Schmetterlingsgarten, Roman, Knaur-Verlag 2020, Klappenbroschur, 299 Seiten, 9,99 Euro.

Freitag, 27. März 2020

Tiny House - Inspiration, Grundlagen, Anleitungen

Seit etwa zwei Jahren interessiere ich mich für die winzigen Häuser, die Tiny Houses. Unzählige Videos habe ich mir seitdem bei You Tube angesehen - mit viel Vergnügen. Danach war ich immer sehr inspiriert, in meiner Wohnung auszumisten. Voller Bewunderung sah ich mir an, mit wie wenig Dingen viele Menschen auskommen. Und was für einen glücklichen Eindruck die machen, meine Güte ...! Ich selbst werde wohl nie so viel ausgemistet haben, dass ich in ein Tiny House ziehen könnte, und dann gibt es ja in Deutschland auch noch dieses nicht gerade kleine Problem mit den Stellplätzen. Und dennoch, das Thema fasziniert mich immer wieder aufs Neue.

You-Tube-Videos anzugucken, ist die eine Sache. Bei mir mit gewissem Suchtcharakter. Aber in Ruhe in einem schönen Buch zu blättern, das hat - für mich - mindestens ebenso viel für sich. Nun liegt ein tolles, inspirierendes Buch vor mir, in dem sich stöbern lässt und gründlich lesen, indem viele Informationen zu finden sind und etliche Erfahrungsberichte, Grundlagen und praktische Anleitung. Dazu Fotos, die einfach Lust darauf machen, das eigene Leben und Wohnen zu überdenken. Das Thema des Buches: Tiny House.

Geschrieben hat es Kevin Rechsteiner, geboren 1982. Er ist Teilhaber einer Crossmedia-Agentur in der Schweiz und hat eine Ausbildung als Paar- und Familienberater absolviert. 2016 entschloss er sich, seine Wohnung zu kündigen. Im Laufe eines Jahres baute er einen Zirkuswagen zu seinem neuen Zuhause um. Seit 2017 lebt er in der Nähe von Zürich ganzjährig darin.

Ich entdecke in seinem Buch etliche alte Bekannte wieder, kleine Häuser, die mir in den Videos bereits begegnet sind. Nun aber habe ich keine vorbeiflitzenden Bilder, ich kann in Ruhe bei den Aufnahmen verweilen. Zu jedem Haus gibt es "Das Wichtigste in Kürze". In dem Hobbithaus von Edward Davies beispielsweise ist dann von der Trenntoilette nach Friedensreich Hundertwasser die Rede, von der Wasserversorgung mit dem 1000-Liter-Wassertank und dem Holzofen als Heizung. 

Kevin Rechsteiner, Tiny House, AT-Verlag 2020, 224 Seiten.

Mittwoch, 25. März 2020

Küchengarten mit neuen Obst- und Gemüsesorten

Eigenes Obst und Gemüse anzubauen, ist ein Trend, der sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Ein bisschen ist das wie zu Großmutters Zeiten, allerdings gibt es heute viel mehr Möglichkeite. In seinem Buch "Pflanze lieber ungewöhnlich" stellt Matthew Biggs zahlreiche neue Obst- und Gemüsearten für den Küchengarten vor. Ich bin ein Fan von Obst und Gemüse. Beides kaufe ich gern im Bioladen ein. Dort und anderswo habe ich im Laufe der Jahre immer mal wieder Fruchtiges und Gemüsiges entdeckt, das ich bisher noch nicht kannte. Aber was es darüber hinaus alles an gesund Essbarem gibt, das im eigenen Garten kultiviert werden kann, das hätte ich nicht gedacht.

Mal ein paar Beispiele. Kennen Sie zum Beispiel
  • Helmbohnen
  • Spargelerbsen
  • Cucamelons
  • Speisechrysanthemen
  • Spazierstockkohl
  • Yacon
  • Eidechsenschwanz oder Molchschwanz 
  • Knollenkümmel
Oder wussten Sie bereits, dass man Dahlien essen kann, und zwar sowohl die Blüten, mit denen sich Salate farbenfroh aufpeppen lassen, als auch die Knollen, die aromatisch, stärkehaltig und nussig sein sollen. Nun ja, ich würde die Knollen ja lieber in den Boden stecken, um weitere Dahlien für die Vase zu bekommen, aber wenn man ein Übermaß an Knollen hat - warum nicht?

Kapstachelbeeren, die ich eher unter dem Namen Physalis kenne, habe ich schon im Supermarkt erstanden. Lecker, die Dinger. Man nennt sie auch Andenbeere oder Inkapflaume.  Aber die sollen bei uns wachsen?! Na ja, da fängt's schon an. Nur in sehr milden Lagen mit gutem Winterschutz können die mehrjährigen Pflanzen überleben. Bei uns in Norddeutschland klappt das wohl eher nicht. Aber es gibt ja auch noch andere Möglichkeiten ...

Was auch immer Sie in Ihrem Garten ausprobieren möchten, es macht einfach Spaß, in diesem Buch zu blättern und sich vorzustellen, was demnächst den Speisezettel bereichern könnte. Wenn man bedenkt, was Spezialitäten im Delikatessengeschäft so kosten können, dürfte sich der Kaufpreis schnell amortisieren.

Einen schnellen Überblick gibt jeweils die Leiste "Kurz und bündig". Am Schluss jeder Pflanzenvorstellung stehen Kochtipps. Dazwischen finden Sie je ein kurzes Porträt, dazu Aussaattipps, Hinweise zur Kultur der Pflanzen, zum Abhärten, Umpflanzen, zu Direktaussaat und Pflege.

Der Autor: Matthew Biggs wurde in den Royal Botanic Gardens von Kew ausgebildet. Er ist in Großbritannien als "Gärtner der Menschen" bekannt. Er hat mehrere Bücher verfasst und beantwortet als Gartenexperte für BBC Radio 4 alle Gärtnerfragen.

Matthes Biggs, Pflanze lieber ungewöhnlich, Neue Obst- und Gemüsearten, 222 Seiten, 16,95 Euro.