Montag, 29. August 2016

Essener Visionen - Das heilige weibliche Prinzip zu Jesu Zeiten und heute

Ich bin eine gebürtige Essenerin.  Ich bin eine Frau. Und als ich das Buch "Essener Visionen - Das heilige weibliche Prinzip" entdeckte, wurde ich natürlich aufmerksam. Mit denen im Ruhrgebiet haben diese Essenerinnen jedoch nichts zu tun. Sie lebten vor zweitausend Jahren in Palästina zur Zeit Jesu. Daniel Meurois stellt in seinem Buch bedeutende Frauen vor, die das Leben und die Lehren Christi eintgehend geprägt haben, wie Maria, Maria Magdalena und Martha. Sie stehen für das, was wir auch heute als weiblich betrachten: Empathie, Sensibilität, Mitgefühl  und tiefes Empfinden. Der Autor möchte nicht zuletzt aufrütteln mit seinem Buch. Er möchte "Zeugnis ablegen von einem Feuer, das keine angenehme Wärme erzeugt. Denn ununterbrochen lehrt uns das Leben, dass es eine Zeit für alles gibt und dass das Jetzt sich gewiss nicht durch diese Wärme auszeichnet". Er sieht sein Buch als ein "Buch des Wiedersehens", dessen Text ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herwandert. Monatelang studierte Meurois die Akasha-Chroniken und entdeckte dabei eine große Ähnlichkeit zwischen den christlichen und essenischen Zeiten und dem Heute, in dem er die "Notwendigkeit eines radikalen Umschwungs" erkennt. Dabei ist er sich vollkommen sicher, dass der Begriff der Vergangenheit eine Illusion ist. Womit er meint, dass sich das, was sich vor 2.000 Jahren abspielte - und was er in seinem Buch teilweise szenisch zum Leben erweckt - ebenso gegenwärtig ist wie das, was wir Gegenwart nennen.

DAniel Meurois, Essener Visionen - Das heilige weibliche Prinzip, Silberschnur-Verlag 2016, broschiert, 192 Seiten, 16,95 Euro.

Sonntag, 14. August 2016

Jan Kollwitz und seine Keramik - Japan beginnt an der Ostsee

"Japan beginnt an der Ostsee" ist ein sehr besonderes Buch. Es berichtet von einem sehr besonderen Menschen, Jan Kollwitz, Urenkel der berühmten  Grafikerin, Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz (1867 - 1945). Nicht zuletzt berichtet es von der japanischen Kultur, die sich uns Westeuropäern nicht so leicht erschließt, von Zen-Buddhismus und Tee-Zeremonie, von glasurloser Keramik und von einem außergewöhnlichen Tonbrennofen, der nicht in Japan steht sondern im Garten des ehemaligen Pfarrhauses im holsteinischen Cismar.

Nachdem Kollwitz über Jahre bei einem japanischen Meister in die Lehre gegangen war und sein Vertrauen ebenso wie das einiger Landsleute erworben hatte, reisten im Sommer 1987 gleich mehrere Japaner nach Deutschland, um wochenlang dort zu bleiben und herumzureisen. Anlass der Reise war der Bau des mit Holz zu befeuernden Anagama-Ofens im holsteinischen Klosterstädtchen. Den erbaute, assistiert von Kollwitz, der siebzigjährige Herr Watanabe. Der japanische Ofensetzer hatte in seinem Leben schon viele Öfen gebaut und gedachte eigentlich, sich nun zur Ruhe zu setzen. Doch dann entschied er sich, für Jan-san in Deutschland - das in Japan als besonders geeignet erschien, um die Idee der japanischen Keramik in Europa publik zu machen - einen letzten Ofen zu bauen und seiner Laufbahn damit eine Art krönenden Abschluss zu geben.

Das vorliegende Buch ist zweigeteilt. Im ersten Part ist von Geschichtlichem rund um japanische Keramik und die berühmte Teezeremonie die Rede. Vom "Handwerk aus Zen", das mit dem sogenannten Kunsthandwerk nur sehr wenig zu tun hat.  Der zweite Part ist dem "Gespräch  mit Jan Kollwitz" vorbehalten. Im Dialog mit Autor Christoph Peters erschließt sich der weite Weg eines jungen Deutschen, der es sich in den Kopf gesetzt hat, zu einem Töpfer nach japanischem Vorbild zu werden - gegen alle Widerstände. Dazu waren eine solche Ausdauer, ja ein solcher Langmut notwendig, dass ich nur tief den Hut ziehen kann. Wie lange kann man es aushalten, den Mut nicht zu verlieren und einfach immer weiter zu machen? Tausende von Teeschalen und anderen Gefäßen zu drehen und damit rechnen zu müssen, dass sie alle wieder in der Tonaufbereitung landen könnten, weil sie eben noch immer nicht die Seele in sich tragen, die sie nach dem Empfinden des Meisters tragen sollten?

Seinen eigenen Stil hat Kollwitz, im Wissen um die japanische Tradition und in jahrelanger Erfahrung, ja Versenkung, letztlich doch noch gefunden. Er hat gelernt, wie stark er sich und jede Absicht zurücknehmen muss,  um das, was man am Ende in Händen hält, einfach geschehen zu lassen. Seit rund 30 Jahren lebt der Künstler nun im alten Pfarrhaus in Cismar, einen Steinwurf entfernt vom Kloster, um das herum alljährlich das vielbesuchte Klosterfest stattfindet. Mit diesem Fest allerdings hat er nichts zu tun. "Das ist eine andere Welt", sagt er mit feinem Lächeln. Wer seine andere Welt kennenlernen möchte, hat nach Voranmeldung die Gelegenheit dazu. Der Künstler erzählt gern von seiner Arbeit. Er zeigt die Ausstellungsräume, die so viel Ruhe ausstrahlen, das man gern eine Zeit dort verweilt. Er macht mit seinem Ofen bekannt, der jeweils nach monatelanger Töpferarbeit bestückt und  nur ein- oder zweimal im Jahr gebrannt wird, in einer Kräfte zehrenden, viertägigen und -nächtigen Prozedur, in deren Verlauf rund um die Uhr alle drei Minuten Holz nachgelegt werden muss.

Wer möchte und sich in die Keramik des Jan Kollwitz verliebt, kann eines der einzigartigen Gefäße und natürlich auch gleich mehrere entstehen. Die Effekte, die im Ofen durch das Wechselspiel von Feuer und Wind, vom Standort im Ofen und im Zusammenspiel der Bestandteile der selbst gemischten Tonmasse entstehen, sind nicht wiederholbar. Die Preise variieren von sehr erschwinglich bis recht elitär. Wer sich erst eine Weile nach dem Besuch, längst wieder womöglich Hunderte oder Tausende Kilometer entfernt, doch noch nicht lösen mag von der Erinnerung an das, was er gesehen hat, und sein Lieblingsstück erwerben möchte, dem schickt der Künstler es zu.

Sie haben gerade nicht die Gelegenheit hat zu einem Besuch in Cismar? Das macht nichts.Schon durch das Betrachten der Fotos von Götz Wrage und durch die Lektüre des Buches werden Sie zu ein wenig mehr Ruhe und Gelassenheit finden. Und es vielleicht irgendwann halten wie Kollwitz selbst, dessen letzte Sätze im vorliegenden Buch hier zitiert sein sollen: "Es sind erste Schritte auf einem langen Weg. Aber allmählich fühle ich mich unaufgeregt und achtsam genug, ihn zu gehen."

Christopf Peters, Götz Wrage, Japan beginnat an der Ostsee - Die Keramik des Jan Kollwitz, Wachholtz-Verlag (die 3. Auflage ist in Vorbereitung). Die derzeitige Auflage ist unter anderem direkt über den Künstler zu beziehen. Seine Website: www.jan-kollwitz.de.

Dienstag, 9. August 2016

Manfred Stock - Jux Lyrik

Mögen Sie Jux? Mögen Sie Lyrik? Dann ist die "Jux-Lyrik" von Menfred Stock, erschienen in der Edition Octopus, vielleicht gerade das Richtige für Sie. Das Büchlein ist gerade einmal 60 Seiten stark. Sie können es in einem Rutsch und an einem Abend lesen. Sie können es auch häppchenweise genießen. Hier einen lyrischen Jux und da eine juxige Lyrik.
"Neeeee! Goethe und Schiller wohnen hier nicht. Da haben Sie falsch geklingelt." So ist es im Vorwort zu lesen. Berühmten Persönlichkeiten kann man dennoch begegnen, ganz wie man es schon von den zahleichen Rätselgeschichten des Autors kennt. Da werden Händel bedichtet oder Picasso, Adam und Eva und August, der Starke, um ein paar Beispiele zu nennen. Auch verschiedenster Reimformen bedient Stock sich gern. Beim "Glückwunsch per Akrostichon" beispielsweise ergeben die Anfangsbuchstaben aller Zeilen, von oben nach unten gelesen, einen ganz kurzen Glückwunsch. Alles in allem: Hier geht es nicht um große Dichtkunst, sondern um den kleinen Spaß. Wer die Rätselbücher des Autors mag, dem wird auch dieses Büchlein, das auch vor leicht schlüpfrigen Texten nicht zurückschreckt, wohlgefallen.

Manfred Stock, Jux Lyrik, Edition Octopus, 60 Seiten, 6,50 Euro.