Montag, 26. Oktober 2020

Corona-Komplott - eine kontrollierte Neuordnung der Welt mit synthetischen Viren?

Verschwörungstheorien in Sachen Corona sind an der Tagesordnung. Man kann sie einfach als Spinnkram beiseiteschieben, man kann sich auch mit ihnen auseinandersetzen. Ich bevorzuge letzteres, denn je mehr man sich informiert, umso besser kann man sich ein Urteil bilden. Also las ich - gespannt - das Buch "Corona-Komplott" von Erdogan Ercivan aus dem Silberschnur-Verlag.

Auf den ersten Blick könnte man den Eindruck gewinnen, der Autor, dessen Theorien in Fachkreisen häufig abgelehnt werden, glaubt seinen eigenen Betrachtungen nicht so recht, denn ausnahmslos jede der zahlreichen Zwischenüberschriften in seinem Buch endet mit einem Fragezeichen. Am Ende des Buches steht für mich ein großes Fragezeichen: Wie kann das alles nur möglich sein?! (Vorausgesetzt, dass alles stimmt, was der Wissenschaftsjournalist da zusammengetragen hat.) Dass es wahr ist,

  • ... dass mit gefährlichen Viren reichlich experimentiert wird - ohne ausreichende Überprüfung der genauen Umstände und möglichen Folgen - und Wissenschaftler seit rund fünfzig Jahren fröhlich "Gattungsroulette" spielen. 
  • ... dass nach einem Corono-Impfstoff gesucht wird, obwohl man weiß, dass der gar nicht wirken kann, weil der (synthetisch erzeugte?) Corona-Virus direkt das Immunsystem des Menschen angreift
  • ... dass man daran arbeitet, dass Giga-Rechenprozessoren die Welt beherrschen könnten, wenn erst alle Quantencomputer zusammengeschaltet wurden, dass das aber nach wie vor von den 200 Akteuren gelenkt wird, von denen man immer wieder hört, unter anderem weil sie angeblich im Verborgenen unser Finanzsystem bestimmen
  • ... dass Bill Gates gar nicht der Menschenfreund ist, als den man ihn gemeinhin sieht
  • ... dass ungezügelt Konjunkturpakete geschnürt werden, weil in Wahrheit keiner der Beteiligten wirklich vorhat, das Geld an irgendjemanden zurückzuzahlen
  • ... dass Neugeborene in Zukunft Chipimplantate eingesetzt bekommen sollen (zur lebenslangen Überwachung?) und dass das in Lübeck schon gemacht wurde - als von den Müttern willkommener "Diebstahlschutz"
  • ... dass Bürger in Zukunft ein staatliches Punktesystem bekommen sollen, dass gewünschtes Wohlverhalten belohnt - was in China teilweise jetzt schon praktisch erprobt wird

Damit wäre die derzeitige Pandemie nur die Spitze des Eisberges. Ich kann nicht beurteilen, was davon wahr ist und was nicht.  Was ich sagen kann: Das Buch liest sich spannend wie ein Krimi. Nach der Lektüre fühle ich mich informiert, aber auch erst recht verunsichert. (Was vielleicht auch so sein soll.) Leider(?) bietet der Autor am Schluss auch nicht, wie man es in ähnlichen Büchern findet, eine Schaufel Trost, indem er sagt, was der Einzelne nun noch tun könne, damit die persönliche Katastrophe für ihn doch nicht ganz so schlimm ausfällt. Für mich persönlich bleibt momentan nur der Schluss übrig, wachsam und kritisch zu bleiben, mich zu freuen, dass ich bereits Jahrzehnte eines weitgehend guten Lebens hinter mir habe und ansonsten jeden Tag des Daseins zu genießen, den ich noch in relativer Freiheit und Gesundheit erleben darf, und gleichzeitig darauf zu hoffen, dass andere genug Mut und Kraft und vor allem Durchblick haben in dieser immer unüberschaubarer werdenden Welt, um weniger ergeben stillzuhalten als ich.

Der Autor: Erdogan Ercivan, Jahrgang 1962, ist ein umstrittener deutscher Schriftsteller türkischer Herkunft. Er blickt auf einen bunten Werdegang zurück. Er beschäftigt sich seit 1978 mit Prä-Astronautik und Archäologie, gehörte dem Ägypten-Forum der Humboldt-Universität an und veranstaltete 1998 den 1. Weltkongress Verbotene Archäologie. Er gilt als einer der Pioniere bei der Einführung der Pflegeversicherung im Gesundheitswesen (PKV). Von 1987 bis 2007 war er im Sektor Banken und Finanzdienstleistungen tätig. Seit 1995 verfasste er als Wissenschaftsjournalist mehrere Bestseller.

Erdogan Ercivan, Corona-Komplott - eine kontrollierte Neuordnung der Welt mit synthetischen Viren?, Silberschnur-Verlag 2020, 375 Seiten, Hardcover, 22 Euro.

Sonntag, 25. Oktober 2020

Alles über gutes Brot: Mehl, Wasser, Salz, Hefe

Die Deutschen sind berühmt für ihr Brot - zu Recht, wie ich finde.  Aber wie backt man gutes Brot oder gar ein perfektes Brot? Ken Forkish hat ein dickes Buch darüber geschrieben und um es gleich vorwegzunehmen: Die Vielfalt, die ich mir vorstellte, war nicht in dem Sinne gegeben, den ich mir vorstellte, als ich das Buch bestellte. Es ging nicht um Vollwert im Brukerschen Sinne, also darum,  in jedem Fall möglichst frisch gemahlenes oder geschrotetes Vollkornmehl zu verwenden oder die Frage, mit welchen Körnern man so ein Brot dekorativ bestreuen könnte und welche ganzen Körner im Innern zu sehen und zu schmecken sein sollten. Es ging auch nicht um Rezept-Vielfalt mit vielen verschiedenen Getreidesorten und Zusätzen wie Nüssen oder Trockenfrüchten. Denn Forkish geht es, ganz wie der Titel seines Buches "Mehl, Wasser, Salz, Hefe" sagt, darum, aus eben diesen Zutaten ein gutes Brot zu backen. Um Vielfalt geht es dennoch, denn Sie finden beispielsweise Rezepte für

  • Pain de Campagne, ein rustikales Landbrot mit blonder Krume, das ein paar Tage nach dem Backen am besten schmecken soll
  • Country Brown mit langer Teigführung
  • Pain au Bacon, das immerhin ein wenig gebratenen Speck enthält
  • süßes Sauerteigbrot, für das der Sauerteig innerhalb von zwei Stunden zweimal mit sehr warmem Wasser gefüttert wird, bevor der Hauptteig zubereitet wird, wodurch die Entwicklung saurer Aromen eingedämmt wird

Wer sich durchs Buch blättert und sich die Fotos von Alan Weiner ansieht, bekommt schon mal Appetit. Hm ...! Wie locker diese Brote im Innern aussehen und wie kross und knackig die Krusten wirken ...! Wer zu lesen beginnt, taucht ein in die Welt professioneller Bäcker und in die Begeisterung, die der Autor für diesen Berufsstand empfand, so tief, dass er selbst eine Ausbildung zum Bäcker machte und in Portland, Oregon, seine eigene Bäckerei eröffnete. 

Das vorliegende Brotbackbuch richtet sich an Laien, hat aber auch Profis womöglich noch etwas zu sagen. Es ist ein Grundlagenbuch für alle Hobbybäcker, die das nächste Level anstreben. Grundlegende Methoden werden detailliert beschrieben. Es wird ausführlich erklärt, was wie und warum gemacht wird, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Sie erfahren ganz viel, was Ihnen womöglich neu ist oder was Sie so genau bisher eben nicht wussten, zu Beispiel

  • wie genau man Sauerteig füttert
  • wozu eine 6-Liter-Teigwanne gut ist
  • dass Sie für ein Walnuss-Sauerteigbrot genau 22 g Salz und 2 g Trockenhefe für den Hauptteig und nicht etwa eine Prise oder einen Teelöffel Salz brauchen - denn bei Forkish geht es genau zu
  • was Autolyse, Stückgare oder Absorptionsvermögen von Mehl bedeuten
  • wieviel Prozent die Teighydration idealerweise haben sollte 
  • wie Sie Pizza backen mit dem Pizzastein
  • wie man den Sauerteiggeschmack beeinflusst
  • wie Sie den Zeitplan für ein Rezept so anpassen können, dass er für Sie passt, und wie Sie die morgendliche Brotback-Routine gestalten können

Überhaupt ermuntert der Autor seine Leser und Leserinnen dazu, die Rezepte im Buch lediglich als Vorlagen zu betrachten und ansonsten zu experimentieren, um zu sehen, was passiert - denn genau das tut er selbst gern.

Einige wenige Rezepte, die nicht ganz so frugal wirken und eben einige weitere Zutaten außer Mehl, Wasser, Salz und Hefe benötigen, gibt es auch, für Pizza mit Süßkartoffeln und Birnen zum Beispiel, Wurstpizza in der Gusseisenpfanne, Pizza mit Gelber Bete und Enten-Prosciutto oder Zucchini-Focaccia.  

Neben viel Sachlichem gibt es auch Unterhaltsames, etwa die Geschichte von Forkish's erstem Versuch, eine Bäckerei zu eröffnen.

Ken Forkish, Mehl, Wasser, Salz, Hefe  Alles über gutes Brot, Edition Michael Fischer 2020, 265 Seiten, 30 Euro.

Mittwoch, 14. Oktober 2020

Corona und die Vorbereitung auf den finalen Crash von Volker Nied

Da fragt man sich doch, was hat die Rezension zu einem Buch mit dem Titel "Vorbereitung auf den finalen Crash" in einem Bücherblog namens "Bücher für mehr Lebensfreude" zu suchen? Vielleicht die Tatsache, dass dieses Buch gut und unaufgeregt geschrieben ist, verständlich informiert und immerhin einige Tipps gibt, was man so tun kann - trotz der wenig ermutigenden Lage insgesamt und erst recht seit Corona. 

Als Insider weist Volker Nied deutlichst auf die Gefahren hin und gibt eine Prognose, wann genau der finale Crash eintreten wird. Er schreibt ausführlich, obwohl er weiß, dass theoretische Lösungen sich in wenigen Sätzen darstellen lassen könnten. Doch er möchte, dass seine Leser und Leserinnen die Zusammenhänge verstehen. So gibt er einen umfassenden Überblick über die historischen Gegebenheiten - Stichworte unter anderem: Große Depression, Währungsreform, Lastenausgleich und Goldverbot. Im Folgenden befasst er sich mit den verschiedenen Ansätzen der Crashberater (die sich eher nicht mit seinem decken), Vermögensklassen und deren voraussichtliche Chancen, Vorbereitung von Firmen, Denken in Devisen ... Warnend zeigt er die vermeintlichen Kardinalfehler der meisten Anlageberater auf, die seines Erachtens die Entwicklung verschiedener Anlageklassen in Krisenzeiten ignorieren. 

Mit dem finalen Crash meint Nied einen Zusammenbruch, der nicht nur einen vorübergehenden Wirtschaftseinbruch darstellt. Corona I/II oder eine vergleichbare Virenpandemie sieht er dabei als Crashauslöser von hoher Wahrscheinlichkeit. Er schreckt auch nicht davor zurück, einen wahrscheinlichen Zeitrahmen für diverse Krisenauslöser zu nennen - und der liegt reichlich nahe. Der Autor rät daher dringend zu Vermögensumschichtungen und zeigt Wege auf, wie diese zu bewerkstelligen sind.

Nied hat das Buch, das die aktuelle Corona-Lage einbezieht, bewusst geschrieben, wohlwissend - wie es im Vorwort heißt, "dass ich viele von Ihnen damit ängstigen werde". Er selbst ängstigt sich offenbar nicht, denn, so sagt er am Ende des Buches, noch vor den umfangreichen Anhängen: "Viele der Ereignisse ... stimmen mich sehr traurig. Dennoch sehe ich der Zukunft positiv entgegen, vor allem ohne Angst, Hader oder gar Hass. Nur dies ermöglicht eine ausgewogene und positive Sichtweise auf die Zukunft." Da er unter anderem dazu rät, sich in den bevorstehenden "außerordentlich schweren Zeiten" auch ideellen oder christlichen Aufgaben zu widmen, und im Anhang einen deutlich christlich geprägten Aufsatz von Gerald Kobierski abdrucken ließ, liegt es nahe, dass er diese beneidenswerte Zuversicht nicht zuletzt aus religiösen Gründen besitzt. Positiv seine Sichtweise auch an anderer Stelle: "Wir werden danach immer noch genug zum Leben haben." Oder: "Das Leben geht trotzdem weiter." - Womit wir wieder bei der Lebensfreude angekommen wären ...!

Der Autor: Volker Nied studierte neben seiner Tätigkeit für eine Bank BWL und Jura. Er arbeitete rund 25 Jahe lang bei internationalen Finanzinstituten, davon vele Jahre im Management. Danach war er in den Bereichen Unternehmenssanierung und Vermögensberatung tätig

Volker Nied, Vorbereitung auf den finalen Crash - Ein Insider packt aus, Kopp-Verlag 2020, gebunden mit Schutzumschlag, 240 Seiten.

Dienstag, 6. Oktober 2020

Preisgekrönter Reiseführer über das verborgene Venedig

Einmal nur Venedig sehen ...! Mehrfach ist auch nicht übel, denn es gibt so viel in der Lagunenstadt zu entdecken, dass ein einziger Besuch kaum ausreicht. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht und die Nase zwischendurch mal in den alternativen Reiseführer "Verborgenes Venedig" steckt, bekommt besonders viel mit. 

Im handlichen Format gedruckt, ist er immerhin über 400 Seiten stark, gespickt mit interessanten Informationen, Hintergrundwissen und Details. Gleich drei AutorInnen haben daran mitgearbeitet: Thomas Jonglez, Paola Zoffoli und Irene Galifi. Fünf Jahre intensiver Recherche, die die drei auch ins venezianische Umland führten, in die Toskana, nach Rom und sogar nach Lissabon.

Die beschriebenen Besonderheiten finden sich an grundsätzlich bekannten Orten:

  • San Marco
  • Santa Croce
  • San Polo
  • Cannaregio
  • Castello
  • Dorsoduro
  • Giudecca & San Giorgo
  • in der Lagune

Hinten im Buch findet sich ein Themenverzeichnis mit Seitenzahlen, so dass man auf einen Blick das erkennen kann, was einem besonders interessant erscheint: 

  • Apotheken, Gesundheit
  • Architektur
  • Brauchtum
  • Inschriften
  • geheime Gärten
  • Geschichte
  • Hotels, Restaurants, Geschäfte (nur eines, der Markt des Frauengefängnisses auf der Giudecca, der nur einen einzigen Stand hat und nach einer guten halben Stunde gewöhnlich ausverkauft ist, weil das biologisch gezogene Obst und Gemüse dort so besonders gut und günstig ist)
  • Legenden
  • Malerei
  • Kurioses (reichlich)
  • Museen
  • Musik 
  • Ortsnamen
  • Religion
  • Bruderschaften
  • Spiele und Kasinos
  • Spuren des vergangenen Venedigs
  • Symbole
  • Wissenschaft und Bildung

Lesend und stöbernd entdecken Sie so beispielsweise

  • die Sonnenuhr von Sant'Alipio, die man am Markusplatz nur allzu leicht übersehen könnte, was schade wäre, denn sie hat einige interessante Besonderheiten
  • das Hochrelief der "anständigen Frau", um das sich viele Legenden ranken, unter anderem die von einer während der Abwesenheit ihres Gatten vergewaltigten Frau, die sich, um ihre Ehre zu retten, selbst das Leben nahm
  • die wundertätige Statue der Mutter Jesu in der eher wenig bekannten Kirche San Marziale, die angeblich von zwei Engeln fertig geschnitzt wurde, nachdem der Teufel sie verunstaltet hatte, und die, kaum in Venedig angekommen, gleich einen Blinden und dessen stummen Sohn heilte
  • einen der außergewöhnlichsten Ballsäle ganz Venedigs, den man gegen Eintrittsgeld besichtigen oder auch für private Zwecke mieten kann 
  • das Museum der Nervenheilanstalt auf der Insel San Servolo, auch genannt das Museum des Wahnsinns, untergebracht in der alten Klinik, in der die Patienten oft eher mit Unterdrückung und Bewachung behandelt wurden als mit Therapie  - was das Gesetz zur Schließung aller Nervenheilanstalten 1979 besonders begrüßenswert machte

Der vorliegende Reiseführer wurde bei den Independent Publiser Book Awards in den USA zum "Reiseführer des Jahres" gekürt.

Thomas Jonglez, Paola Zoffoli und Irene Galifi, Verborgenes Venedig, Reiseführer, Jonglez-Verlag 2020, 19,95 Euro.

Skurriler Roman um Liebe, Lust und dunkle Geheimnisse im Regenwald

 "(K)ein Mann, der's wert ist" - so heißt der skurrile Roman voll unerwarteter Wendungen, den Wolf-Ingo Härtl geschrieben hat. Die Protagonistin: Gundel, eine attraktive, nicht mehr ganz junge Frau, die als frischgebackene Reiseleiterin mit einer ebenso agilen wie schrägen Reisegruppe für Senioren unterwegs ist. Als das kleine Flugzeug auf einer Sandbank des Amazonas mitten im Urwald eine Bruchlandung hinlegt und der Pilot ums Leben kommt, müssen die ungleichen Menschen, von denen jeder so seine ganz eigene Geschichte hat, sich aufs Geratewohl auf den Weg machen, um zu überleben. Recht bald landen sie - erstaunlicherweise mitten im Dschungel - an einem Nachtclub namens Smokey Whisper, ganz in der Nähe einer Missionsstation, der praktischerweise auch Zimmer anbietet. Unten den Reisenden ist auch Gundels Ex-Mann, der sie offenbar wiederhaben will. Sie will ihn aber nicht. Der charmante Ron, der sich nach einer Weile als Mörder outet, aber nicht mehr darüber erzählen will, bringt ihr Seelenheil viel mehr in Unordnung. Und damit es nicht langweilig wird, wären da ja auch noch die alternde Diva mit ihrem angeblichen Manager und Rainbow, mit der Gundel in einem früheren Leben schwer zu tun gekriegt hatte, und die in Knotenschrift geschriebene Schatzkarte, die die verkleidete Nonne mit der Knarre nicht lesen kann, und, und, und ...

Es gelingt Härtl gut, sich in eine Mittfünfzigerin einzufühlen, die sich in ein berufliches Abenteuer stürzt und noch einmal nach der Liebe sehnt. Wer schräge Charaktere mag und fantastische Geschehnisse, die ihm wahren Leben so eher nicht vorkommen dürfen, dazu noch ein wenig Urlaubsfeeling und Männertraum-Erotik, dem wird dieses Buch gefallen. Leider zeigen sich darin nicht nur viele besondere Einfälle, wie die Bardame, die jeden, der einmal mit ihr schläft, über Nacht zum Greis macht, eine gehörige Portion Humor und gelungene, originelle Formulierungen und Namen, wie Nellie Nachtigall, sondern auch Flüchtigkeitsfehler, so manche sprachliche Ungenauigkeit und manch schräger, gewollt wirkender Vergleich. - Ein Wermutstropfen. Von den "unruhig flatternden Augen" (Augen können nicht flattern, höchstens Wimpern) bis zu  dieser Stelle: Mein Lächeln entgleiste, als wäre das Verfallsdatum abgelaufen. "Schön, Sie wiederzusehen", sagte der Barmann. Augen, Mundwinkel, Wangen, alles an ihm schien sich tatsächlich zu freuen, mich zu erblicken. - Ein gründliches Lekorat, zumindest Korrektorat, hätte dem originellen, unterhaltsamen Roman gutgetan.

Der Autor: Wolf-Ingo Härtl veröffentlicht seit mehr als zwanzig Jahren Romane, Kurzgeschichten und Drehbücher unterschiedlicher Genres. Er schreibt bevorzugt und zum Teil unter Pseudonym über Themen in historischem Setting.

Wolf-Ingo Härtl, (K)ein Mann, der's wert ist, Taschenbuch tredition Verlag Juli 2020, 332 Seiten, 14 Euro.

Montag, 5. Oktober 2020

Bas Kast, Verfasser des "Ernährungskompass", schrieb spirituellen Roman

 Mit "Der Ernährungskompass" landete Bas Kast einen Weltbestseller. Nun schrieb er einen Roman: "Das Buch eines Sommers". Untertitel: Werde, der du bist. Und dieser Untertitel lässt unschwer erkennen, wohin der Hase läuft - in Richtung Spiritualität nämlich. 

Held des Romans ist Nicolas, der eigentlich von einem Leben als Schriftsteller träumt, aber auf andere Art die Brötchen verdient - für sich, seine liebenswerte Frau Valerie und den süßen kleinen Julian, der im Buch herrlich authentisch-liebevoll gezeichnet ist. Da gibt es gewisse Parallelen zum Autor selbst, der nämlich eigentlich Hirnforscher oder etwa ähnlich Sinnvolles werden wollte und sich stattdessen dann doch dem Schreiben zuwandte. Eine wichtige Rolle spielt ein gewisser Christopher, und das ist nicht nur der Held in den Büchern von Nicolas' geliebtem, just verstorbenen Onkel Valentin, in dessen Villa das Buch spielt, sondern ein geheimnisvoller Mann gleichen Namens, der Bas Kast Gelegenheit gibt, Nicolas über sich selbst nachdenken zu lassen und zugleich allerlei lebenskluge Gedanken an den Leser und die Leserin zu bringen. In die Handlung eingewebte Geschichten greifen diesen Ansatz auf und zeigen zugleich, dass Nicolas, ebenso wie Bas Kast, ein leidenschaftlicher Geschichtenerzähler ist und über den richtigen Beruf vielleicht noch einmal nachdenken sollte. Und ganz nebenbei hat das Nachdenken dann auch noch Auswirkungen auf Nicolas' Ehe, die mit einem Mal viel "zusammiger" wird.

Zurück zum Untertitel: Wie wird man, wer man ist, wenn man eigentlich - wie so viele - gar nicht recht weiß, wer oder was man ist? Eine philosophisch anmutende Frage, die weitere Fragen aufwirft. 

Der Autor: Bas Kast, Jahrgang 1973, geboren in Landau in der Pfalz, arbeitete nach einem Studium der Neurowissenschaften in Deutschland und in den USA viele Jahre lang als Reporter für den Tagesspiegel in Berlin. Er lebt mit seiner Familie in Rottendorf bei Würzburg.

Bas Kast, Das Buch eines Sommers - Werde, der du bist, Roman Diogenes, gebunden mit Schutzumschlag, 240 Seiten, 22 Euro.

Sonntag, 4. Oktober 2020

Der Astro-Guide zeigt, wie die Sternzeichen ticken

Also, ich bin Fisch und finde, dass das stimmt, was man so im Allgemeinen über uns Fische sagt.  Mein Liebster ist Jungfrau, und bei ihm stimmt das auch. Die Horoskope, die regelmäßig in den Zeitschriften erscheinen, halte ich persönlich eher für Humbug, aber das ist Ansichtssache. Was nun soll ich von einem Buch namens "Astro Guide für das 21. Jahrhundert" halten, das Alex Dimitrov und Dorothea Lasky geschrieben haben, die "Astro Poets"?

Zuerst einmal macht es mich neugierig. Dann irritiert mich ein wenig der Einband in Rosa. Ist das Buch etwa vor allem für Mädels gedacht? Wenn nicht, hätte ich Dunkelblau (für den Himmel) mit weißer oder gelber Schrift (für die Sterne) passender gefunden. Das wiederum ist Geschmacksache. 

Im Klappentext lese ich von hilfreichen, humorvollen Ratschlägen und überraschenden Einsichten zu jedem der zwölf Sternzeichen, mit denen man sich "durch dieses seltsame" Leben navigieren kann. Das mit dem Humor und das mit dem seltsamen Leben gefällt mir. Und so schlage ich das Buch auf - und bin überrascht von der Ausführlichkeit und Vielfalt.

Zunächst gibt es eine Einleitung mit allerlei Wissenswertem zum Thema Astrologie, die Fragen beantwortet wie "Was ist der Aszendent?" oder "Was ist das karmische Rad?". Dann geht es los mit dem Sternkreiszeichen Widder. Und gleich wird uns eine prominente Vertreterin dieses Zeichens vorgestellt: Maria Carey. Weitere berühmte Widder werden weiter hinten präsentiert. Insgesamt seitenweise erfährt man - zum Widder ebenso wie zu allen anderen Zeichen:

  • allgemein Wissenswertes
  • das Zeichen als LiebhaberIn
  • als FreundIn
  • etwas zu Style und Outfit
  • Kommunikation mit dem Widder (u. a.)
  • die Playlist oder: Welche Musik mag man, wenn man dann oder dann geboren ist? 

Die beiden Autoren haben das Buch gemeinsam geschrieben, die einzelnen Sternkreiszeichen aber untereinander aufgeteilt. Die Kommunikation (oder das Texten) eines Zeichens mit diversen anderen finde ich besonders unterhaltsam. Hier ein Beispiel:

Zwilling: Ich hab dir ein Lied geschrieben. Waage: Ich bin ganz Ohr. Zwilling: Jetzt sofort? Waage (eine Minute später): Hab noch kurz mein Date rausgeschmissen.

Und so klänge es (angeblich) im Dialog mit der Jungfrau: Zwilling: Findest du, dass ich klug bin? Jungfrau: Die klügste Person, die mir je untergekommen ist. Zwilling: Du hast einen unglaublich guten Geschmack. Jungfrau: Lass mich deine Socken stopfen.

Ich glaube nicht, dass mein Liebster meine Socken stopfen möchte. Eher möchte er selbst über den grünen Klee gelobt werden. Aber man muss das Ganze eben mit Humor betrachten ...! Und davon gibt es in diesem Buch erfreulicherweise reichlich.

Die Autoren:

  • Alex Dimitrov hat bisher drei Gedichtbände veröffentlicht. Seine Arbeiten erschienen u. a. in der New York Times.
  • Dorothea Laski ist Autorin von sechs Büchern - Gedichte und Prosa. Sie lehrt an der Columbia University School of the Arts. 

Alex Dimitrov, Dorothea Lasky, Astro Guide für das 21. Jahrhundert, Softcover, Rowohlt Taschenbuch Verlag 2020, 332 Seiten, 12 Euro.