Sonntag, 27. November 2016

TOP - Die neue Wissenschaft vom bewussten Lernen

"Herausragende Leistungen sind nicht angeboren. Es gibt kein Naturtalent, das einen zu Besonderem befähigt." Professor K. Anders Ericsson zeigt, wie man seine Leistungen stattdessen mit gezieltem Üben und bewusstem Lernen kontinuierlich verbessern kann. Er ist der Begründer der Methode des bewussten Lernens und hat nun in Zusammenarbeit mit Robert Pool ein Buch herausgebracht, das die Summe seiner wissenschaftlichen Arbeit ist. Der Titel: TOP - Die neue Wissenschaft vom bewussten Lernen".

Wer das Buch liest, erfährt Erstaunliches. Dass es das "absolute Gehör", über das nur ein Mensch unter 10.000 verfügen soll, mit entsprechender Übung geschult werden kann, um nur ein Beispiel zu nennen. 24 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren übten monatelange, vierzehn Dur-Akkorde durch Hören den passenden Noten zuzuordnen, jeweils nur ein paar Minuten pro Tag. Nach maximal eineinhalb Jahren hatten alle Kinder das, was gemeinhin als absolutes Gehör gilt. Wolfgang Amadeus Mozart lernte schon mit vier Jahren ganztags(!) bei seinem Vater das Spiel von Geige, Hammerklavier und anderen Instrumenten. Als Siebenjähriger hatte er bereits ein intensives Musikstudium hinter sich. Alles nur Begabung oder doch eher Übung?

Schön zu lesen ist auch, dass Gehirnforscher seit den 1990er-Jahren mehr und mehr erkennen, dass auch das Gehirn von Erwachsenen viel anpassungsfähiger ist, als man sich je vorgestellt hat, und dass selbst ältere Menschen mit dem richtigen Training viele neue Fähigkeiten erwerben können.

Im vorliegenden Buch beschreiben die Autoren in allen Einzelheiten, was "die richtige Art des Übens" ist und wie man sie einsetzen kann. Es gilt, die eigene Komfortzone zu verlassen und persönlich passende Strukturen zu entwickeln, die es ermöglichen, effektiv mit einer großen Menge an Informationen umzugehen.

Eine spannende Lektüre, gespickt mit Fallbeispielen.

Die Autoren: K. Anders Ericsson, Jahrgang 1947, ist Professor der Psychologie an der Florida State University. Seine Studien im Bereich der Expertiseforschung genießen hohes Ansehen. Robert Pool ist ein bekannter amerikanischer Wissenschaftsredakteu.

K. Anders Ericsson, Robert Pool, TOP - Die neue Wissenschaft vom Lernen, Pattloch-Verlag 2016, gebunden mit Schutzumschlag, 381 Seiten, 19,99 Euro.

Mittwoch, 16. November 2016

Ulrike Scheuermann: Ungeliebte Seiten annehmen und innerlich frei werden

"Das Streben nach Glück macht unglücklich!" sagt Ulrike Scheuermann. Eine provokante These, mit der die Autorin in ihrem Anwenderbuch "Innerlich frei" für eine Haltung plädiert, in der Loslassen zum Glücklichsein dazugehört. Und auch dieses Wissen:
  • Es gibt kein Glück ohne Unglück.
  • Es gibt keinen Erfolg ohne Misserfolg.
  • Es gibt keine Hochs ohne Tiefs.
Wenn das stimmt, bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als die unperfekten Seiten des Lebens in unser Dasein zu integrieren. Also, so die Überzeugung der Psychologin: Weg mit dem Selbstoptimierungswahn! Wer das vermeintlich Negative in sein Leben einfließen lässt, findet die Kraft, zum Kern seines Selbst vorzudringen und innerlich zu wachsen.
 
In drei Abschnitten - Gefangen, Frei, Erfüllt - führt die Autorin durch ihr Buch. In zehn Schritten geht es
  1. um die Verlockung, fremden Zielen nachzurennen
  2. um die Verdrängung des Negativen
  3. um einseitiges Glücksstreben
  4. um Glück in unserer Zeit und Kultur
  5. um das Ziel, bei uns selbst anzukommen
  6. darum, lernen, zu verstehen statt zu urteilen
  7. darum, Schmerzen nicht länger zu vermeiden
  8. darum, ohne Plan erfüllter zu leben
  9. ums Freilassen
  10. ums Weitergehen
Eine spannende,  unterhaltsame Lektüre. Als LeserIn begleiten wir die Autorin über ihre Kindheit, in der ihre Mutter  ihr entzündungshemmende, stinkende, schwarze Ichthyolsalbe auf die kaputte Haut schmiert, bevor sie los darf zum Wandertag, über ihre erste Begegnung mit Schlauchbootlippen in Extremform im Netz bis hin zu ihrer "namenlosen Liebe" zu einem Mann namens Micha. Was Scheuermann beschreibt, erleben wir hautnah mit, denn sie versteht es, mit allen Sinnen zu schreiben. Mitmachseiten mit mal mehr, mal weniger existenziellen Fragen laden dazu ein, den Stift in die Hand zu nehmen  und damit gründlicher über sich selbst nachzudenken, als man es beim bloßen Lesen täte.
Die Autorin: Ulrike Scheuermann, Diplom-Psychologin aus Berlin, vermittelt seit über 20 Jahren psychologischer Coaching- und Seminartätigkeit neue Wege, um das Wesentliche zu leben. Das vorliegende Buch ist ihr siebtes.

Ulrike Scheuermann, Innerlich frei - Was wir gewinnen, wenn wir unsere ungeliebten Seiten annehmen, Knaur-Verlag 2016, 285 Seiten.

Dienstag, 15. November 2016

Wir Schleswig-Holsteiner - 70 Jahre, 70 Menschen

Ich mag meine Wahlheimat Schleswig-Holstein. Und ich mag Menschen. Wen wundert's da, dass ich nicht widerstehen konnte, als ich von dem Buch "Wir Schleswig-Holsteiner - 70 Jahre - 70 Menschen" erfuhr. Dass es dieses Buch gibt, ist Christian Longardt zu verdanken, dem Chefredakteur der "Kieler Nachrichten", der die Idee dazu hatte. Und dem Wachholtz-Verlag, der das Buch herausbrachte. Frank Peter sorgte als Fotograf mit tollen Aufnahmen dafür, dass es ein sehr ansehnliches Buch wurde, eines, das man sich immer mal wieder ansehen mag. Die Landschaft Schleswig-Holsteins ist eher Kulisse; die Menschen stehen im Vordergrund, im Mittelpunkt. Die Menschen und ihre Geschichten. 70 ganz unterschiedliche Menschen hat man ausgewählt. Manche, wie Ex-Politiker Björn Engholm, sind weithin bekannt, von anderen, wie Jamileh Javidpour, der Entdeckerin der Rippenqualle, haben Sie womöglich noch nie gehört.

Wer sich schnell einen Überblick machen möchte über die Porträtierten, sieht sich jeweils zwei Fotos an und überfliegt die Eckdaten: Geburtsdatum (viele aus den Fünfziger und Sechziger Jahren), Lieblingsort, Lieblingsrestaurant und Lieblingsbeschäftigung. Wer in die Texte eintaucht, erfährt viel Wissenswertes, etwa was man lernen muss, wenn man Reetdachdecker werden will, oder wie viele Halligen im nordfriesischen Wattenmehr bewohnt sind. Er oder sie begegnet Menschen wie dem Wattpostboten Knud Knudsen, dessen Arbeitszeit sich am Tidenkalender orientiert, oder Barbara Neusüss aus Gettorf, die sich so gern für das Gute engagiert.

Alles in allem: ein schönes, ein menschliches Buch. Eines für Stunden am Kamin - mit sich allein. Eines für Stunden zu zweit, in denen man gemeinsam stöbert, um sich über das Gesehene und Gelesene mit- und zwischenmenschlich auszutauschen. Mitten in Schleswig-Holstein oder ganz woanders.

Gerhard Müller, Frank Peter, Wir Schleswig-Holsteiner, 70 Jahre, 70 Menschen, Wachholtz-Verlag 2016, gebunden, 21,5 x 25,5 cm, 291 Seiten, 24,90 Euro.

Samstag, 12. November 2016

Verlagssuche, Selfpublishing und Selbstmarketing für Autoren

Ich liebe es zu schreiben und ich weiß, dass ich damit wahrlich nicht allein bin. Doch das Schreiben ist die eine Sache. Das Geschriebene an den Mann oder die Frau zu bringen, das ist etwas ganz anderes und nicht minder schwer als wirklich gute Texte zu verfassen. Weil das so ist, kann man als Autor, als Autorin jede Art von Hilfe gut gebrauchen. Hilfe, wie Sylvia Englert sie in ihrem "Autoren-Handbuch" bietet, das inzwischen bereits in 8. Auflage, überarbeitet und ergänzt, vorliegt.

Das umfangreiche Adressverzeichnis ist nur ein Pluspunkt in diesem Buch. Es enthält detaillierte Angaben, etwa dazu, an welchen Genres einzelne Verlage oder Agenten überhaupt Interesse haben und welche, oft genug Lyrik oder Kurzprosa, sie von vornherein ablehnen, so dass man sich die Mühe sparenn kann.

Daneben geht es darum
  • Fehler bei der Vorarbeit zu vermeiden
  • ein Sachbuch erfolgreich zu veröffentlichen
  • Zuschussverlage zu meiden
  • Honorare und Verträge klug anzugehen
  • erfolgreich mit einem Verlag zusammenzuarbeiten
  • für einen guten Absatz der eigenen Werke zu sorgen
Im zweiten Teil des Buches dreht sich alles um Selfpublishing, im dritten um Selfmarketing über Literaturzeitschriften, öffentliche Lesungen, Autorengruppen und Verbände, Schreibkurse und Fernschulen, Wettbewerbe und Literaturpreise sowie Förderungenn und Stipendien.

Die Autorin: Sylvia Englert hat Amerikanistik, Anglistik und Germanistik studiert. Sie war im Lektorat des Campus-Verlages tätig, arbeitet als Autorin und Lektorin, hält Schreibworkshops und Lesungen. Mehr als 50 Bücher in namhaften Verlagen hat sie bereits veröffentlicht. Damit sollte sie wissen, wie der Laden läuft - und dieses Wissen teilt sie offensichtlich gern.

Sylvia Englert, Autoren-Handbuch - Erfolgreiche Verlagssuche, Der Weg zum Buch mit Selfpublishing, Autoren-Karriere durch Selfmarketing, 8. Auflage, Autorenhaus-Verlag 2016, Hardcover, 494 Seiten, 29,99 Euro.

Donnerstag, 10. November 2016

Besser mulchen - ein Handbuch für Hobbygärtner

Herbst und Winter sind eine gute Zeit, um darüber nachzudenken, was man im nächsten Jahr anders und besser machen möchte im eigenen Garten. Wenn man ehrlich mit sich selbst ist, hat dieses Anders oft damit zu tun, dass die Gartenarbeit einem einfach über den Kopf wächst, so sehr man sich auch bemüht. Und dann kommt Ihnen vielleicht ein Begriff in den Sinn, den sie schon oft genug gehört, aber irgendwie nicht richtig ernst genommen haben: Mulchen. Mary Horsfall hat ein Handbuch zum Thema verfasst. Der Titel: Besser mulchen.

Mulch ist ein wahres Wundermittel. Er verhindert, dass Unkraut wächst. Er hilft dabei, die Feuchtigkeit im Boden zu halten. Er sorgt für ein gesundes Pflanzenwachstum. Und wenn man Glück hat, ist er auch noch kostenlos. Von A wie Adlerfarne bis Z wie Zeitungspapier werden alle denkbaren Mulchmethoden vorgestellt. Die Autorin geht auch auf Probleme ein, wie etwa das Vorkommen von Schnecken im Mulch oder im Mulch scharrende Vögel. Bis auf das Foto auf dem Cover - zwei Hände voller appetitlich aussehenden Mulchmaterials - gibt es keine weiteren Aufnahmen im Buch, wohl aber liebevoll gezeichnete Illustrationen.

Die Autorin: Mary Horsfall gärtnert seit mehr als 30 Jahren nach ökologischen Grundsätzen. Mit eigenen Händen hat sie auf dem Land einen riesigen produktiven Biogarten angelegt, der 23 Jahre lang den gesamten Obst- und Gemüsebedarf der Familie deckte. Ohne Mulch wäre das kaum denkbar gewesen.

Mary Horsfall, Besser mulchen, Das A - Z Handbuch für Hobbygärtner, LV.Buch im Landwirtschaftsverlag, 68 Seiten, Broschur, 16,95 Euro.

Freitag, 4. November 2016

Silvio Vogel - Schauspieler, Soldat, Lebenskünstler

Als Schauspieler hat Silvio Vogel mit bekannten Größen wie Götz George auf der Bühne gestanden. Als Soldat ist er dem Tod mehrfach gerade so eben noch von der Schippe gesprungen, ist dem Grauen begegnet. Als Mann, der nicht länger allein leben wollte, rettete er sich in eine Ehe, die nicht hielt, war dafür Jahrzehnte lang glücklich mit einer Frau, die er nie geheiratet hat. Er hat viel gewonnen, viel verloren und wieder von vorn begonnen. Und irgendwann war er der letzte Spross seiner Familie. Seine Erinnerungen ließen ihn nicht los, quälten ihn immer wieder. Bis seine Lebensgefährtin ihn dazu ermutigte, sich alles von der Seele zu schreiben. Das tat er - aus Anlass seines 90. Geburtstages.

"Ich bin der Letzte - Träue aus 90 Jahren Leben" heißt das kleine, gerade einmal 139 Seiten starke Buch, das er in der Edition Forsbach veröffentlichte.  Wäre es weniger großzügig gedruckt worden, wären es wohl etliche Seiten weniger geworden. Der etwas telegrammartige Schreibstil lässt den Schluss zu, dass hier vieles nur angerissen wird und weitaus deutlicher und detailreicher hätte beschrieben, hätte zum Leben erweckt werden können. Ein literarischer Hohenflug ist dieser Buch wahrlich nicht. Aber authentisch ist es. Als Leser, als Leserin begegnet man einem Mann, der mit beiden Beinen im Leben stand und der sich, wie man heute wohl sagen würde, immer wieder neu erfunden hat. Es ist übrigens nicht eine Art Traumdeutungsbuch, auch wenn der Titel darauf hinweisen könnte. Aber es ist der Beweis dafür, dass ein Leben auch dann dankbar allmählich seinem Ende entgegengehen kann, wenn manche Träume sich nicht erfüllten oder einfach wieder zerplatzten. So ist das Leben. Oder, um mit Silvio Vogel zu sprechen: "Vergiss nie: Es ist nichts selbstverständlich im Leben!" Wie wahr ...!

Silvio Vogel, Ich bin der Letzte - Träume aus 90 Jahren Leben, Edition Forsbach 2016, Softcover, 139 Seiten,12,90 Euro.

Dienstag, 1. November 2016

Hochsensibilität in der Partnerschaft

Geht es Ihnen auch so: Sie nehmen alles viel intensiver wahr als viele andere Menschen? Und diese starke Wahrnehmung macht - zum Glück oder leider? - vor dem eigenen Partner nicht Halt. Dann kann das mit der Liebe eine echte Herausforderung für Sie werden. Auf Dauer glücklich zu sein in der Liebe ist bekanntlich niemals leicht. Ist aber ein Partner hochsensibel oder sind es gar beide, gilt es, die damit verbundenen besonderen Bedingungen zu kennen, um angemessen und bewusst darauf reagieren zu können.

Bedenken Sie: Ihre Veranlagung lässt sie stark reagieren auf

  •  Gerüche und Geräusche
  • Stimmungen
  • Befindlichkeiten anderer Menschen
  • unausgesprochene Erwartungen
Daher machen Sie sich grundsätzlich sehr viele sorgenvolle Gedanken über das eigene Sein und den Umgang mit anderen. Das klingt nicht unbedingt nach den besten Bedingungen für eine leicht und locker funktionierende Beziehung. Umso wichtiger ist es, mit jemandem zusammen sein zu können, der Sie zum Klingen bringt, so dass Sie ihre eigene Melodie spielen können - was natürlich auch umgekehrt gilt. Dazu sollten Sie wissen, welche Resonanz Sie erzeugen.

In ihrem Buch "Hochsensible in der Partnerschaft" erklärt Brigitte Schorr, was Hochsensibilität bedeutet und wie sie die Beziehung beeinflusst. Sie gibt praxiserprobte Tipps, wie beide Partner erfolgreich und befriedigend mit der Hochsensibilität umgehen. Sie hilft aber auch, die eigene Prägung schätzen zu lernen und so ein zufriedener Partner, eine ausgeglichene Parterin zu werden. Dadurch macht sie Hochsensiblen Mut, trotz mancher Schwierigkeiten eine Partnerschaft einzugehen und sich liebevoll in diese einzubringen.

Mit zwei im Buch abgedruckten Tests können Sie herausfinden, ob Sie eher hochsensibel sind oder nicht.

Die Autorin: Brigitte Schorr studierte Soziologie, Verhaltens- und Erziehungswissenschaften. Sie ist Gründerin und Leiterin des Instituts für Hochsensibilität. Sie hält Kurse und Vorträge zum Thema und unterstützt als psychologische Beraterin und Trauma-Therapeutin die Anliegen hochsensibler Menschen.

Brigitte Schorr, Hochsensible in der Partnerschaft, Hardcover mit Schutzumschlag, 214 Seiten, 17,95 Euro.