Ich mag meine Wahlheimat Schleswig-Holstein. Und ich mag Menschen. Wen wundert's da, dass ich nicht widerstehen konnte, als ich von dem Buch "Wir Schleswig-Holsteiner - 70 Jahre - 70 Menschen" erfuhr. Dass es dieses Buch gibt, ist Christian Longardt zu verdanken, dem Chefredakteur der "Kieler Nachrichten", der die Idee dazu hatte. Und dem Wachholtz-Verlag, der das Buch herausbrachte. Frank Peter sorgte als Fotograf mit tollen Aufnahmen dafür, dass es ein sehr ansehnliches Buch wurde, eines, das man sich immer mal wieder ansehen mag. Die Landschaft Schleswig-Holsteins ist eher Kulisse; die Menschen stehen im Vordergrund, im Mittelpunkt. Die Menschen und ihre Geschichten. 70 ganz unterschiedliche Menschen hat man ausgewählt. Manche, wie Ex-Politiker Björn Engholm, sind weithin bekannt, von anderen, wie Jamileh Javidpour, der Entdeckerin der Rippenqualle, haben Sie womöglich noch nie gehört.
Wer sich schnell einen Überblick machen möchte über die Porträtierten, sieht sich jeweils zwei Fotos an und überfliegt die Eckdaten: Geburtsdatum (viele aus den Fünfziger und Sechziger Jahren), Lieblingsort, Lieblingsrestaurant und Lieblingsbeschäftigung. Wer in die Texte eintaucht, erfährt viel Wissenswertes, etwa was man lernen muss, wenn man Reetdachdecker werden will, oder wie viele Halligen im nordfriesischen Wattenmehr bewohnt sind. Er oder sie begegnet Menschen wie dem Wattpostboten Knud Knudsen, dessen Arbeitszeit sich am Tidenkalender orientiert, oder Barbara Neusüss aus Gettorf, die sich so gern für das Gute engagiert.
Alles in allem: ein schönes, ein menschliches Buch. Eines für Stunden am Kamin - mit sich allein. Eines für Stunden zu zweit, in denen man gemeinsam stöbert, um sich über das Gesehene und Gelesene mit- und zwischenmenschlich auszutauschen. Mitten in Schleswig-Holstein oder ganz woanders.
Gerhard Müller, Frank Peter, Wir Schleswig-Holsteiner, 70 Jahre, 70 Menschen, Wachholtz-Verlag 2016, gebunden, 21,5 x 25,5 cm, 291 Seiten, 24,90 Euro.
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