Als ich klein war, fuhren wir einmal im Jahr in Urlaub. Das Ziel durfte nicht allzu weit weg und der Urlaub nicht teuer sein. Oft wählten wir einfache Ferienwohnungen oder aber den Klassiker fürs Kinderglück mit viel frischer Luft und Jülleduft: Ferien auf dem Bauernhof. Ulrike Siegel ist eine Bauerntochter, die weiß, dass das mit dem Glück auf dem Lande ganz schön zwiespältig sein kann, und wie hart eine Kindheit aussehen kann, die so ganz anders aussieht als das Aufwachsen Gleichaltriger. Fünfzehn Jahre lang hat sie Geschichten von Bauerntöchtern gesammelt und erzählt und etliche Bücher damit gefüllt, was sie zur Bestsellerautorin machte. Mit "Stallschwalben" hat sie nun ihre eigene Geschichte von der Kindheit auf dem Land aus der Sicht des erstgeborenen Mädchens, dessen jüngere Schwestern schon mit mehr Freiheiten aufwachsen durften, in autobiografischen, mal komischen, mal traurigen Notizen festgehalten und darin einen sehr persönlichen Einblick gegeben in ihr Verständnis von Glück, Zufriedenheit und Lebenssinn. Sie beleuchtet mitreißend die Lebenswelt des Bauernhofes von innen und zeigt, was sie zu dem Menschen gemacht hat, der sie heute ist. Nicht zuletzt schildert sie einen ganz besonderen Schicksalsschlag so, dass man das Buch einfach nicht aus der Hand legen kann.
Die Autorin: Ulrike Siegel, Jahrgang 1961, heute Mutter von zwei Kindern, wuchs mit drei Schwestern auf dem elterlichen Hof in Baden-Württemberg auf. Nach der Schule wurde auf dem Hof gearbeitet; Freizeit gab es kaum, Kaffee nur sonntags. Auch nach Schulabschluss arbeitete sie noch zehn Jahre lang auf dem elterlichen Hof, erwarb nebenher Meistertitel in Landwirtschaft und Ländlicher Hauswirtschaft. Später studierte sie Agrarwissenschaften und reiste durch Lateinamerika, Afrika und Indien.
Ulrike Siegel, Stallschwalben Autobiografische Geschichten einer Bauerntochter, LV.Buch im Landwirtschaftsverlag 2019, 192 Seiten, Klappenbroschur, 14 Euro.
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