Mit den Jahren ist es besser geworden mit meinen Heißhungerattacken - aber weg sind sie nicht. Und mir ist schon lange ziemlich klar, dass starke Emotionen damit zusammenhängen müssen, wenn ich mal wieder mehr oder schneller esse, als mir gut tut. Oder das Falsche. Oder alles zusammen. Süßkram, Fastfood, Knabberzeug, gern im Stehen und irgendwie nebenbei. Kohlenhydrat- und fettreich. So lecker und beruhigend ...! Für den Moment. In mir war die deutliche Ahnung: Ich bin nicht in meiner Balance, wenn ich so wenig genussvoll und bewusst esse. Bei diesen Vermutungen blieb es - bisher. Nun aber liegt ein Buch vor mir, dass Licht ins Dunkel bringt: "Wenn alles doof ist, hilft nur noch Schokolade?" von Dr. Isabelle Huot und Dr. Catherina Senécal.
Den Fachfrauen geht es in ihrem Buch nicht um die leckeren Häppchen zwischendurch, die sich beinahe jeder einmal bei Stress oder Langeweile zwischendurch gönnt, sondern um regelmäßige Fressanfälle, die mit Schuldgefühlen einhergehen. Die nämlich können sich zu einer krankhaften Essstörung ausweiten. Ziel ist es, wieder zu lernen, Hunger- und Sättigungssignale des Körpers wahrzunehen, um dann intuitiv wieder richtig und auf gesunde Weise zu essen.
Ich erfahre, dass das, was ich im Stress oder bei Kummer gern esse, den Serotoninspiegel ansteigen lässt, das Wohlfühlhormon. Das klappt prima, bringt aber auch Speck auf die Hüften. Und das will ich nun mal nicht. Ich erfahre, wie eine ausgeglichene Lebensweise dafür sorgt, dass ich bewusster und weniger essen kann. Einfache Strategien und Übungen helfen dabei, wieder ein natürliches und positives Verhältnis zum eigenen Körper aufzubauen. Emotionales Essen ade! Raus aus dem Teufelskreis.
Die Autorinnen räumen mit vielen bekannten Glaubenssätzen auf, wie Fett macht fett oder Trennkost macht schlank oder auf Alkohol sollte man grundsätzlich verzichten. Es gibt Tipps für nahrhafte Zwischenmahlzeiten und gegen vorschnelle (falsche) Schlussfolgerungen. Es gibt viele Fallbeispiele, hilfreiche Listen (mit Gefühlen und Ansprechpartnern), Anregungen für ein emotionales Ernährungstagebuch, Hilfen für essgestörte Kinder und manches mehr.
Das Buch lädt mit seinem lockeren Layout dazu ein, ohne Angst an den wichtigen und für viele so belastenden Themenbereich, wie der Hassliebe zum Essen, heranzugehen. So wie vergleichsweise kleine Häppchen, möglichst sechs Mahlzeiten am Tag, durchaus sinnvoll sein können, wird auch das neue Wissen in vielen leicht verdaulichen Abschnitten vermittelt. Über die 3-3-3-Regel zum Beispiel: 3 Mahlzeiten, 3 Zwischenmahlzeiten, alle 3 Stunden, damit der Körper letztlich merkt: Oha! Ich kriege ja regelmäßig was zu futtern. Ich brauche mich gar nicht auf Vorrat vollzustopfen. Kurze Zusammenfassungen am Ende jedes der acht Kapitel erleichtern Überblick, Wiederholung und Vertiefung. Und darum geht es:
- Die Hassliebe zum Essen
- Anpassung der Ernährung zum besseren Umgang mit Heißhunger
- Frieden schließen mit den Heißhungerauslösern
- Ugang mit Emotionen und neues Denken
- Wahrnehmung: Wann habe ich Hunger? Wan bin ich satt
- ein guter Lebensstil als Sicherheitsnetz
- den eigenen Körper schätzen lernen
- SOS! - Wann und wie man sich Hilfe holen sollte (Behandlungsmethoden gegen Binge Eating)
Erleichtert stelle ich fest, dass ich schon einiges gelernt habe (nach Beendigung meiner Diätkarriere) und kein schwerer Fall bin, keine ausgeprägte Essstörung habe. Und ich stelle fest, dass ich wohl viel eher mit dem Diäten aufgehört hätte, wenn ich früher dieses Buch hier entdeckt hätte.
Die Autorinnen:
Dr. Isabelle Huot, Jahrgang 1970, promovierte Ökotrophologin und Journalistin. Sie koordinierte und begleitete internationale Forschugnsprobekte zur Ernährungsepidemiologie und veröffentlichte zahlreiche Ernährungsratgeber sowie populärwissenschaftliche Beiträge zum Thema und entwickelte ein eigenes Diätprogramm: Kilo Solution.
Dr. Catherine Senécal, Jahrgang 1984, promovierte Psychologin und gründering der Change-Kliniken für kognitive Verhaltenspsychologie in Montréal, Kanada. Seit über zehn Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich für Organisation ANEB, eine Beratungsstelle für Menschen mit Magersucht oder Bulimie. Essstörungen aller Art sind eines ihrer Spezialgebiete.
Dr. Isabelle Huiot und Dr. Catherine Senécal WEnn alles doof ist, hilft nur noch Schokolade? Schluss mit Heißhunger und Frustessen! Mankau-Verlag, 1. Aufl. Sept. 2020, Klappenbroschur, 223 Seiten
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