Ein Kompass hilft dir weiter, wenn du dich verlaufen hast und nicht mehr genau weißt, in welche Richtung du dich wenden sollst. Ähnlich ist es mit "Mein Lebensmittelkompass", in dem Autorin Katarina Schickling zeigt, wie du fair und nachhaltig einkaufen kannst. Ein gutes Tool im Dschungel der guten und weniger guten Möglichkeiten.
Wie kaufst du ein? Achtest du vor allem darauf, schnell alles in den Einkaufswagen zu laden, was auf deinem Zettel steht? Achtest du besonders auf die Preise? Auf Fett- oder Zuckergehalt? Darauf, dass es zu deiner veganen Ernährungsweise passt, fair, klimaneutral produziert wurde, mit Blick aufs Tierwohl? Oder gar alles zusammen? Und dann: Was darf man noch glauben und wo wird wieder mal geschummelt? Wenn man dann noch bedenkt, dass ein Deutscher im Durchschnitt rund 15 Prozent unserer jährlichen Treibhausgas-Emissionen durch seine Ernährung verursacht - oh weh! Eine Wissenschaft für sich. Tiefer Seufzer! Wie soll man da noch durchblicken?
An dieser Stelle setzt sich Katarina Schickling mit ihrem neuen Handbuch und Einkaufsratgeber für dich als VerbraucherIn ein. Sie zeigt
- wie unser Essen erzeugt wird
- wer an unserem Essen verdient
- wie man klimafreundlich essen kann
- ob Bio immer sinnvoll ist
- wie es um Fleisch, Wurst, Fisch, Milch und Eier bestellt ist, um Obst, Gemüse, Getreide und so weiter - Kapitel für Kapitel
- wie du mit dem Kennzeichnungsdschungel umgehen kannst und auch Verstecktes und Täuschungen entdeckst
- wie ...
Wie wichtig und vertrackt zugleich das Thema ist, zeigt schon die Einleitung, in der die Autorin von ihrem knusprigen sardischen Fladenrot mit Avocado und Parmaschinken schwärmt und sich fragt, ob sie das überhaupt mit gutem Gewissen verspeisen durfte. Weil von der Versteppung der chilenischen Flussläufe über das Glück der Schweine in Parma bis zur Weizenknappheit durch den Ukrainekrieg so viel hineinspielt.
Gemeinsam mit Tim Mälzer, Fernsehkoch, ist Katarina dem Inhalt unserer Nahrung auf die Spur gegangen. Es liest sich spannend und erschütternd zugleich, was sie herausgefunden hat. Wusstest du beispielsweise, dass 99 % der Bananen in unseren Supermärkten der Sorte Cavendish angehören und in genetisch identischer Monokultur angebaut werden? Was sie anfällig macht für Krankheiten. Und siehe da: Tropical Race 4, der Bananenkiller, geht bereits um. Katarinas Rat in dieser Sache gibt zu denken: Regional und saisonal einkaufen. Das würde bedeuten, Bananen, nach dem Apfel das zweitliebste Obst der Deutschen, könnte wieder wie die exotische Frucht betrachtet werden, die sie ja ist. Und entsprechend selten genossen werden. Puh! Würde mir echt schwerfallen. Und dann hat Kaffee noch einen spektakulär schlechten Klimaabdruck und Butter ist für jede Menge CO2 verantwortlich.
Ich trinke gern Mandelmilch, weil ich dachte, das sei besser als Kuhmilch. Nun weiß ich, Mandelmilch ist gar nicht okay in Sachen Klimabilanz. Besser: Hafermilch, aber ohne Wasser bitteschön, wegen der Transportkosten, lieber als Pulver. Ich esse auch gern Cashewkerne als Snack. Nun weiß ich, dass die Schalen ein giftiges Öl enthalten und Hautverletzungen durch ätzende Dämpfe beim Schälen an der Tagesordnung sind. Ist das alles schwierig! Da kann einem das Frühstück schon ein wenig vergällt werden und das gerade noch fast reine Gewissen fühlt sich gleich weniger gut. Aber nützt ja nichts: Wenigstens wissen sollte man das alles. Und dann kann man - nachhaltig und bewusst - entscheiden und zum wirklich kritischen oder noch kritischeren Verbraucher werden. In kleinen Schritten, weil jeder kleine Schritt fürs große Ganze vermutlich Gold wert ist.
Die Autorin: Katarina Schickling ist Dokumentarfilmerin, Ernährungsexpertin und Spiegel-Bestseller-Autorin. Schwerpunkt: Nahrungsmittel und Nahrungsmittelindustrie.
Katarina Schickling, Mein Lebensmittelkompass - Einfach fair und nachhaltig einkaufen, Goldmann Taschenbuch, 256 Seiten, 12 Euro.
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