Der junge Farmer und Koch Julius Roberts hat einen zum Verwechseln ähnlichen Namen wie eine nicht gerade unbekannte Schauspielerin. Und er zeigt auf dem Cover seines Buches "Vom Kochen & Leben auf dem Land" ein ähnlich mitreißendes Lächeln. Mitreißend ist auch die Beschreibung seiner Lebensweise, geprägt von der Liebe zu Natur, Mensch und Tier. Er gibt seinen Schweinen Namen, er liebt sie und er isst irgendwann ihr Fleisch. Oder lässt zu, dass andere es essen. Mit gutem Gewissen, denn die Tiere haben ein gutes Leben gehabt, bis zum Schluss.
Roberts hat einen verwilderten, heruntergekommenen Hof im Südwesten Englands nahe der Küste gekauft. Sein Umzug nach dem Verkauf seines Cottages war besonders: Drei Bienenstöcke, zwölf Hühner, zwanzig Ziegen und dreißig Schafe acht Stunden lang unterwegs quer durchs Land. Inzwischen sind noch etliche Tiere dazu gekommen.
Roberts kocht spielerisch und intuitiv, was ich ausgesprochen sympathisch finde. Zum Essen empfindet er eine "riesige Liebe". Und die spürt man, wenn man ihn lesend begleitet, wenn er vom Leben auf dem Hof und vom Gemüsenabau erzählt. Und auch, wenn man die rund hundert Rezepte betrachtet, die er sich ausgedacht hat. Besonders gefällt mir die Art, wie er auf das Abschmecken der Gerichte eingeht. Diese Kunst ist ihm ebenso wichtig wie das saisonale Kochen. Auf seinem Hof baut er bestmögliche Zutaten an, um daraus köstliche Gerichte zu zaubern.
Die Rezepte sind nach Jahreszeiten geordnet, beginnend im Winter. Handfeste Gerichte mit einem Hauch Rafinesse, wie Ofenkürbis, Büffelmozzarella, Salbei & Haselnusskerne oder Puy-Linsen mit Spinat & Pancetta, von denen er Reste mit Currypulver zu einer Curry-Linsen-Suppe püriert. Pasta in Sattgrün nennt er das Rezept, nach dem man mit wenigen Zutaten eine Popeye-Grünzeug-Soße zubereitet, die eben gut zu Nudeln passt. Für jede Saison bietet er vegetarische Gerichte und solche mit Fleisch und Fisch beziehungsweise Meeresfrüchten. Natürlich dürfen in diesem an kleinen Geschichten reichen Buch auch Desserts nicht fehlen. So wie Sauerkirscheis mit Madeira, das eigens erdacht wurde, um die wenigen Früchte von zwei winzigen Schattenmorellen-Bäumen zu nutzen, die roh zu sauer, aber gekocht köstlich schmeckten. Auch beim Anblick von gedämpftem Aprikosen-Bisquit (ich wusste gar nicht, dass man Biskuit auch ungebacken verwenden kann) läuft mit das Wasser im Munde zusammen. Und bei so manch anderem Rezept. Das Buch macht einfach Lust aufs Selbstversorger-Leben, aufs Kochen und aufs Essen.
Der Autor: Julius Roberts begeistert auf Social Media über eine halbe Million Menschen mit seinen Geschichten und Rezepten vom Landleben. Sein bisheriger Lebensweg: Studium der Bildhauerei, professionelles Kochen in Restaurants und der Versuch eines autarken Lebens auf seinem kleinen Familienbetrieb in Dorset.
Julius Robert, Vom Kochen & Leben auf dem Land, Hardcover, 320 Seiten, DK-Verlag 2023, 29,95 €.
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