Dienstag, 20. September 2016

Wie verliert man die Angst vor dem Tod? - Sabine Mehnes Nahtoderfahrung in "Der große Abflug"

Wenn man mich fragen würde, ob ich Angst habe vor dem Tod, müsste ich wohl erst einmal eine Weile nachdenken und würde dann sagen: "Vor dem Tod selbst vielleicht nicht, aber vor der Ungewissheit des Sterbeprozesses." Sabine Mehne gehört zu den Menschen, die dem Tod bisher näher gerückt ist als die meisten anderen. Sie erlebte 1995 beinahe ihren eigenen Tod. Seitdem macht der Gedanke an den wirklichenTod ihr keine Angst mehr, im Gegenteil. Für sie hat Sterben nun mit Freiheit, Helligkeit und sogar Freude zu tun.

Im Buch "Der große Abflug" - eine Lektüre, die trotz der positiven Sichtweise Mut erfordert - beschreibt sie ihre Nahtoderfahrung während einer Krebserkrankung und die neue Leichtigkeit und  tiefe Lebensfreude, die sie seitdem im Umgang mit dem Älterwerden und dem Sterben erlebt. Sie berichtet von dem intensiven Lebensfilm, den sie damals erlebte und den sie bis heute gründlich reflektierte. Mit vielen Themen rund um Tod und Sterben hat sie sich auseinandergesetzt, sich viele Fragen gestellt, wie/nach
  • Todessehnsucht
  • Wenn Tote erscheinen
  • Gibt es mehrere Leben?
  • Wenn einer übrig bleibt
  • Darf es auch leicht gehen?
  • Was ich nicht möchte
Die Autorin, inzwischen von Krebs geheilt, erzählt von der "inneren Vergoldung" während ihrer Chemotherapie und der Goldscheibe in ihrem Wohnzimmer, die einmal über ihrem Sterbebett hängen soll. Sie beschreibt ihren Umgang mit der Frage, ganz allein zu sterben, ohne dass ein anderer Mensch die Hand hält oder die Lippen betupft. Sie nennt berührende Beispiele, wie das der Eltern, die ihrem schwer hirngeschädigten Neugeborene Nahrung und Flüssigkeit verwehren, aber umso mehr Liebe geben - und ihr Verhalten später vor der Ethikkommission zu vertreten haben.

Sabine Mehne schreibt: "Bei meinem täglichen Mittagsschläfchen liege ich in meinem Bett und übe gelegentlich ein wenig sterben. ... Bin ich dort mit ruhiger Atmung angekommen, dann öffne ich mein Tor zur Ewigkeit, werde weit und leicht und fein und fühle das Licht in mir."

Und mit dem Gedicht "Wut und Zärtlichkeit" von Konstantin Wecker lässt sie ihr Buch enden: "... Zwischen Zärtlichkeit und Wut fasse ich zum Leben Mut."

Die Autorin: Sabine Mehne ist Physiotherapeutin und seit ihrer Nahtoderfahrung im Jahr 1995 Mitbegründerin des Netzwerkes Nahtoderfahrung e. V.. Sie hält zahlreiche Vorträge, auch zusammen mit dem  Kardiologen und Nahtodforscher Pim van Lommel.

Sabine Mehne, Der große Abflug - Wie ich durch mene Nathoderahrung die Angst vor dem Tod verlor, Patmos-Verlag 2016, gebunden mit Schutzumschlag, 287 Seiten, 19,99 Euro.

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