Ntailan Lolkoki hat ein bewegtes Leben hinter sich. Sie wuchs als Tochter des Bürgermeisters von Maralal in einem Dorf in der Nähe von Barsalo in Norden Kenias auf. Als sie 12 Jahre alt war, wurde sie gemäß den Traditionen ihres Stammes beschnitten. Damit begann ein langer Leidensweg. Über Jahre hinweg war Ntailan wie betäubt, empfand nichts im Zusammensein mit einem Mann. Sex waar und blieb ein Albtraum für sie, ihre Beschneidung war ein Tabu. Selbst dem Mann, den sie heiratete und nach Deutschland folgte, erzählte sie erst davon, als sie ihm ihren Entschluss mitgeteilt hatte, ihn zu verlassen.
Die schöne Kenianerin besuchte eine Schauspielschule, war als Model erfolgreich. Ängste und Depressionen ließen sie jedoch auch in der Glitzerwelt der Reichen nicht glücklich werden. Von Waris Dirie erfuhr sie von der Möglichkeit einer Rückoperation für Beschneidungsopfer. Sie ließ sich operieren und erlebte erstmals die "normalen" Gefühle einer Frau. Sie hatte in der Zwischenzeit zum christlichen Glauben gefunden, was sie davon abhielt, ihren körperlichen Sehnsüchten zu folgen, ohne mit dem verheirateten Mann, den sie liebte, verheiratet zu sein. Doch ohne diesen Glauben an Gott hätte sie, so schreibt sie, ihrem Leben ein Ende gesetzt.
Heute lebt sie als Künstlerin in Berlin und engagiert sich unter anderem für das Desert Flower Center und damit gegen Gewalt an Frauen und gegen Beschneidung. Sie träumt von einem Bildungsprogramm für afrikanische Männer, die lernen sollen, dass Kindesmissbrauch, also auch die Ehe mit Kindern, nicht die Antwort auf ihre Minderwertigkeitskomplexe sein kann.
Waris Dirie, Verfasserin von "Wüstenblume", schrieb ein Vorwort zu "Flügel für den Schmetterling".
Ntailan Lolkoki, Flügel für den Schmetterling - Der Tag, an dem mein Leben neu begann, Knaur-Verlag 2017, Paperback, 16,99 Euro.
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