Ich stelle an mir selbst fest, dass Lieblingsfarben
sich im Laufe des Lebens verändern. Während ich als junge Frau noch zwischen hingebungsvollem
Blau und aktiv forderndem Rot hin und her gerissen war, setzte sich für eine
Weile Rot durch. Inzwischen bin ich – zumindest an manchen Tagen - bei Violett
als einer Mischung beider Farben angekommen. Gelb, das ich früher als durchaus peppig
empfand, erlebe ich heute ebenso wie das in den Siebzigern moderne Orange als
Farben, die mich kränklich aussehen lassen. Das Blau meines Sofas beruhigt
mich. Kurzum, Farben beeinflussen mein Leben – und Ihres sicher auch.
Diplompsychologe Klausbernd Vollmar erklärt in seinem
Handbuch zur Farbpsychologie und –therapie, was jede Farbe symbolisiert und wie
sie sich psychologisch auswirkt. Das Buch, das zugleich ein Nachschlagewerk ist
und eines, das sich gut von vorn bis hinten durchlesen lässt, enthält
- eine spielerische Einführung in die Farblehre
- praktische Anleitungen zu Farbmeditationen
- Wahrnehmungsübungen
- Tipps zur Nutzung für den Alltag
- Ausführungen über die Heilwirkung von Farbe
- die Beschreibung besonderer Farbphänomene
die Beschreibung der wichtigsten Pigmente – interessant für Maler
Natürlich fehlt auch Goethes Farbenlehre nicht. Neben
den Grundfarben Gelb, Blau und Rot werden Violett, Orange und Grün behandelt,
die Lichtfarben, die bunten Grautöne, Metallfarben und unbunte Farben.
Neugierig schlage ich bei Violett nach und erfahre,
dass diese geheimnisvolle Farbe laut Bauhauslehrer Johannes Itten „nur mit dem
Herzen erfasst werden kann“, dass sie als Purpur im Altertum die vornehmste Farbe,
die Farbe der Macht, war, dass viele Menschen sich durch Lila- und Lavendeltöne
angesprochen fühlen. Aber auch, dass Lila als schwierige Farbe gilt. Lila, der
letzte Versuch ... Vielleicht versuche ich’s demnächst mal lieber mit Grün. Das
beruhigt – unter anderem.
Klausbernd Vollmar, Farben – Was sie bedeuten und wie
sie wirken, Knaur-Verlag 2017, Paperback, 300 Seiten, 10,99 Euro.
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