Montag, 1. April 2019

Mecklenburger Krimi: Erntedank in Vertikow

"Erntedank in Vertikow" ist Peer Wesendonks erster Fall. Dessen Erfinder, Frank Friedrichs, hat sich  nicht nur den Ermittler im Rollstuhl ausgedacht, sondern auch den Ort Vertikow. Den gibt's nämlich gar nicht "in echt". Aber es könnte ihn geben. Ungemein lebendig ist da alles beschrieben, so dass man beim Lesen bald schon das Gefühl hat, mittendrin zu sein in dieser Mecklenburger Idylle, um da den liebevoll gezeichneten, leicht skurrilen Figuren die Hände zu schütteln. Und natürlich mit ihnen zu bangen und zu zittern. Wer war denn nun der Mörder? Warum musste die alte Frau sterben? War es etwa jemand aus Vertikow? Dass es kein Unfall war, dessen ist sich Peer, der das Geschehen mit ansehen müssen, absolut sicher.

Wie wichtig der erste Satz ist, das ist wohl jedem Autor bekannt. Und der sitzt, wie viele weitere Sätze in diesem Buch, absolut sicher: "Benzin war keine gute Idee gewesen." Schon wittert man Gefahr, zumindest Unbill. Oh, oh ...! Und weiter geht's: "Die Flammen loderten zwei Meter in den Himmel, die ersten Nadeln der Kiefernhecke verglühten zischend. Peer rollte zum Gartenschlauch, so schnell der weiche Boden es zuließ. Hatte der Hahn schon immer so hoch gehangen? ..."

Am 2. Oktober 2014 um genau 15.40 Uhr geht es los. Am 31. Oktober 2014  um 17.10 Uhr ist der Fall geklärt und Peer, der aus Hamburg zugezogen ist und eher ungewollt in die Rolle des Ermittlers hineingerutscht ist, denn eigentlich ist er ja Musiker, genauer gesagt Organist, kann sich, gemeinsam mit seiner so liebenswerten Liebsten, ein wenig erholen. Irgendwie kam ihm so eine neue Aufgabe andererseits auch ganz gelegen, denn seit dem Unfall, der ihn in den Rollstuhl zwang, kommt er nicht mehr hoch zur Orgel. Da muss er wohl oder übel auf neue Weise seinen Weg finden, Sinn und Anerkennung zu finden. Und das tut er.

Sympathische Figuren, lebendige Dialoge, Spannung und Menschlichkeit - eine gute Mischung für einen Krimi mit Lokalkolorit. Der erste Fall macht Lust darauf, auch den zweiten zu lesen. Und noch einige weitere.

Apropos, inzwischen ist der zweite Krimi des Autors erschienen: "Waldsterben in Vertikow".

Der Autor: Frank Friedrichs hat gemeinsam mit seinem Mann Matthias Teut, der Fantasy schreibt, den Verlag DichtFest gegründet. Hier vertreiben die beiden ihre eigenen Bücher, stehen aber zugleich Selfpublishern mit Wissen und Unterstützung zur Seite. Er selbst möchte noch viele Krimis in seinem Leben schreiben und irgendwann den letzten unvollendet lassen, weil sich während des Schreibens sein eigenes Leben vollendet. Aber das hat noch Zeit ...!
wünscht er sich eigentlich nur, dass nach vielen Büchern sein allerletzter Vertikow-Krimi „unvollendet bleibt, weil ich darüber hinwegsterbe“. – Quelle: https://www.svz.de/16279426 ©2019
wünscht er sich eigentlich nur, dass nach vielen Büchern sein allerletzter Vertikow-Krimi „unvollendet bleibt, weil ich darüber hinwegsterbe“. – Quelle: https://www.svz.de/16279426 ©20

Frank Friedrichs, Erntedank in Vertilow, Krimi, Verlag DichtFest, 2. Auflage 2017.

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