Henning Schöttke hat sich kein einfaches Thema ausgesucht für seine siebenteilige Buchreihe. Jeder darin erscheinende Roman widmet sich symbolisch einer der sieben Todsünden. Jedes Buch begleitet eine Frau auf ihrem Lebensweg. Nach "Gulas Menü" und "Acedias Traum" ist nun "Luxurias Glück" erschienen - ein Roman über die Liebe. Das dritte Buch der Reihe handelt von Luxuria, die als eines von sechs Kindern in Hamburg aufwächst, früh Verantwortung übernehmen muss und wenig Liebe erfährt. Doch die Sehnsucht danach ist groß. Sie wird Hebamme, sie erlebt das Glück, anderen helfen zu können. Das Glück, geliebt zu werden und Liebe für sich selbst annehmen zu können, fällt ihr dagegen nicht in den Schoß. Ob und wie es letztlich gelingt, soll hier nicht verraten werden. Nur so viel: Ein traumatisches Ereignis wirft Luxurias bisherige Überzeugungen gründlich über den Haufen.
Einmal mehr gelingt es Schöttke, mit seinen Worten in der mal im Präsens, mal im Imperfekt geschriebenen Geschichte Bilder zu malen. Als Leser und Leserin hat man beständig das Gefühl, ganz nah dran zu sein, alles hautnah mitzuerleben. Zeitgeschichte pur. Man taucht ein in die Geschichte und mag erst wieder auftauchen, wenn sie auf Seite 315 zu Ende geht. "Der Mann vom Fürsorgeamt ist ein genauer Beobachter und gewohnt, alle aufgenommenen Deails zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen und daraus seine Schlüsse zu ziehen. Er kann sich auf seine Intuition verlassen, sie hat ihn nur selten getäuscht." Diese beiden Sätze aus der Mitte des Buches scheinen auch auf dessen Autor zuzutreffen. Beim Fürsorgeamt arbeitet er zwar nicht, das mit der genauen Beobachtung aber, das passt.
Schon beim Betrachten des Titelbildes kommen Erinnerungen auf. Der gelbe VW-Bully erinnert mich an die 1970-er Jahre. Das ist auch die Zeit, in der Schöttke seinen Roman ansiedelt.
Die Idee: Sieben Bände nähern sich symbolisch und romanhaft je einer Todsünde:
- Gulas Menü - ein Roman über das Essen
- Acedias Traum - ein Roman über den Schlaf
- Luxurias Glück - Ein Roman über die Liebe
- Iras Atem - Ein Roman über das Feuer
- Invidias Gesetze - ein Roman über das Recht
- Superbias Lied - ein Roman über die Kunst
- Avaritias Konto - ein Roman über die Arbeit
Der Autor: Henning Schöttke, Jahrgang 1952, studierte zunächst Mathematik und Musik (auf Lehramt). Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und zwei Enkelkinder. Seit 1978 arbeitet er als freiberuflicher Comiczeichner. Er hat unter anderem über 100 Schulbücher illustriert. Seit 2001 schreibt er Kurzgeschichten und Romane.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen