In der Schule habe ich einmal gelernt, was Demokratie bedeutet - und dass wir in einer Demokratie leben. Lange Zeit war das absolut selbstverständlich für mich. Undenkbar, dass es einmal anders sein könnte - hier bei uns. Wozu sollte ich mir Sorgen machen? - Inzwischen kommen Zweifel auf, heftige Zweifel. Die Zahl der Protestwähler steigt, Populisten gewinnen Raum. Weltweit. Die Frage, was man dagegen tun kann, ob man überhaupt etwas tun kann, ist groß. Eines kann man in jedem Fall tun: sich erst einmal (endlich?) ein gründliches Bild machen, sich informieren. Ein erster Schritt auf dem Weg zu mehr Eigenverantwortung für ein gutes, friedliches Leben in unserer neuen, multiethnischen Demokratie. Wissen ist Macht. Und Macht kommt von machen. Etwas tun ...!
Von kritischen Geistern geschriebene Literatur zu lesen, ist eine Möglichkeit, ein guter erster Schritt, wie ich finde. Der renommierte Politologe Yascha Mounk hat ein Buch zum Thema geschrieben: "Der Zerfall der Demokratie - Wie der Populismus den Rechtsstaat bedroht". Mit klaren Worten erklärt er die komplexen Gründe und Mechanismen, die die Demokratie zu Fall bringen. Er schreibt von gewaltigen Herausforderungen. Er warnt: "Wähler, die sich um ihre Sicherheit und ihren Lebensunterhalt sorgen, sind für die Verlockungen von Populisten, die vermeintlich einfache Lösungen bieten und für alle Probleme Außenseiter verantwortlich machen, sehr anfällig." Und er benennt Maßnahmen, um bedrohte soziale und politische Werte für die Zukunft zu retten.
In seinem aufrüttelnden Buch geht es - in der Einleitung - darum, unsere Illusionen zu verlieren. Das klingt zu Beginn dann so: "Manchmal kriecht die Geschichte jahrzehntelang vor sich hin. Wahlen werden gewonnen und verloren, Gesetze verabschiedet und kassiert, neue Stars geboren und alte Legenden zu Grabe getragen. Und während alles seinen gewohnten Lauf nimmt, verändern sich die Leitgestirne von Kultur, Gesellschaft und Politik kaum. Dann, ganz plötzlich, verändert sich innerhalb weniger Jahre auf einmal alles. ... Ein Regierungssystem, das lange unerschütterlich schien, gerät ins Wanken. In einem solchen Moment befinden wir uns gerade."
In der Schlussbemerkung wird dazu aufgefordert, für die eigenen Überzeugungen zu kämpfen, anstatt den Kopf in den Sand zu stecken. Denn, so schreibt Mounk: "Zum Glück gibt es vieles, was wir tun können, um die liberale Demokratie gegen das anbrechende Zeitalter des Populismus zu verteidigen: ...".
Etwas tun können. - Lesen. Nachdenken. Tun ...!
Der Autor: Yascha Mounk, 1982 in München zur Welt gekommen, lehrt politische Theorie an der Harvard University. Er ist Senior Fellow bei New America und leitet das Tony Blair Institute for Global Chance in London. Sein Forschungsschwerpunkt: die Entwicklung der liberaten Demokratie und die Eigenverantwortung in der Politik.
Yascha Mounk - Der Zerfall der Demokratie, Hardcover mit Schutzumschlag, Verlag Droemer-Knuar 2018, 272 Seiten, 19,99 Euro.
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