Spannungen im Leben gibt es genug - wann hätte das mehr gegolten als heute? Von der schweren Erkrankung meines Sohnes vor gut 25 Jahren abgesehen, habe ich noch nie eine solche schwere Zeit erlebt wie jetzt - irgendwo zwischen Corona und Krieg. Wenn es jetzt etwas geben würde, was da hilft, das wäre schön. Nicht immer sind die großen Lösungen greifbar, manchmal müssen es kleinere sein, die dennoch helfen. Eine Meditation kann da mitunter Gold wert sein. Die Meditationen von Pierre Stutz entstanden aus Momenten des Innehaltens heraus. Sie dienen dazu, Mut zu finden für das eigene Leben, dazu, das Staunen und Fragen neu zu lernen, aufzuatmen und zu handeln. Sie sollen auf die Spur bringen, so der Autor, zu einem "liebend-göttlichen DU, das in der Tiefe meiner Existenz atmet und mich verbindet mit allen Menschen, mit dem ganzen Kosmos".
Auch Pierre Stutz haben die lange Monate der Pandemie auf sich selbst zurückgeworfen. Da blieb viel Zeit zum Denken und Schreiben. Stutz erinnerte sich an die Kraft der Rituale, die dazu geeignet sind, so schreibt er zur Einstimmung, ein ordendes Innenleben in chaotischen Verunsicherungen zu eröffnen. In diesem Jahr ist im Patmos-Verlag eine Sammung mit 150 neuen Meditationen unter dem Titel "Suchend bleibe ich ein Leben lang" in Buchform erschienen. Gesetzt sind sie wie Gedichte, aber sie reimen sich nicht. Einige wenige, sehr bewegte, auf den ersten Blick simpel, auf den zweiten genial wirkende Illustrationen der jungen Künstlerin Katharina Lückmann lockern das Buch auf.
Die Meditationen entstanden als eine Art persönliches Lebensbuch über einen längeren Zeitraum hinweg. Die Texte sind eher Gebete als die Meditationen, wie ich sie von anderen Autoren kenne. Hier ein Auszug:
Schenke uns ein aufrichtiges Herz
lass uns authentisch werden
befreit zur wohltuenden Selbstliebe
befähigt zum ansteckenden Mitgefühl
...
Weiche die Härte unserer Herzen auf
...
Stärke unser denkendes Herz
lass uns nicht mehr trennen
zwischen Vernunft und Herz
weil Du alles verbindest
Ein guter Gedanke, nicht mehr zu trennen zwischen Vernunft und Herz und das Herz wieder weich werden zu lassen. Wann hätten wir das je mehr gebraucht als jetzt ...? Oder, wie Pierre Stutz, es formuliert: "Die Flut der erdrückenden Meldungen wächst und wächst ins Unermessliche ...". An anderer Stelle zeigt er sich als "brutal abgeschnitten umherirrend in Verlorenheit". In einem mehrseitigen Nachklang, der mit "Merci la vie", einem Dank an das Leben, beginnt, lässt er seine Hoffnung und sein Vertrauen auf Gott lebhaft anklingen.
Der Autor: Pierre Stutz gilt als einer der gefragtesten spirituellen Lehrer unserer Zeit. Er gibt Kurse und hält Vorträge im gesamten deutschsprachigen Raum. Er hat über vierzig Bücher geschrieen, die in sechs Sprachen übersetzt wurden. Zu schreiben, das ist für Pierre Stutz ein "feu sacré", ein inneres Feuer.
Die Illustratorin: Katharina Lückmann ist die 21-jährige Nichte des Ehemanns von Pierre Stutz. Sie studierte Sonderpädagogik und Kunst an der Leibniz Universität Hannover. Kunst und kreative Gestaltung sind seit ihrer Kindheit wichtiger Teil ihres Lebens.
Pierre Stutz, Suchend bleibe ich ein Leben lang, 192 Seiten, Hardcover mit Leseband, 20 €.
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