Eigentlich wollte ich ja bloß mal schnell reinschnuppern, aber dann konnte ich den Roman kaum noch aus der Hand liegen. Barbara Leciejewski versteht es wahrlich, liebenswert zu schreiben. Und ganz offenbar hat sie ein Händchen für Geschichten, die zu Herzen gehen. Die romantische Story ist im Grunde schnell erzählt: Als Annas Verlobter an einem Montag vor sechs Jahren bei einem Verkehrsunfall starb, brach für sie eine Welt zusammen. Seitdem lebt die freiberuflich tätige Pianistin allein und in ihren Erinnerungen in der schönen Wohnung, die sie bisher gemeinsam bewohnten, und unterhält sich mit ihrem toten Verlobten. Plötzlich aber muss sie die Wohnung aufgeben - Eigenbedarf. Und es ist verflixt nicht einfach, in München etwas Neues zu finden. Schließlich tut sie etwas, was sie nie für möglich gehalten hätte: Sie zieht zu fremden Menschen in eine Wohngemeinschaft, kümmert sich um deren Bewohner und lernt ganz nebenher noch einen neuen Menschen kennen, dem sie ihr Herz öffnet.
Die schöne, gefühlvolle Geschichte lebt von der Atmosphäre in einer wunderschönen, großen Altbauwohnung und von den Figuren. Da sind die alte Gunilla, die einst an der Met sang, und ihr mehr als seltsamer Sohn, Kurt-Georg, der seit über vierzig Jahren zweimal die Woche einen Brief an eine bestimmte Frau schreibt, die stille Rose, die den ganzen Tag häkelt. Und dann wäre da noch der nette blinde Nachbar, der es auf humorvolle Weise schafft, die betrübte Anna zum Lachen bringt. Und Annas Vater, der auf die Dauer gar nicht so distanziert ist, wie Hannah immer gedacht hatte.
In diesem Buch ist nicht nur der Schluss einfach zauberhaft.
Die Autorin: Barbara Leciejewski wollte schon als Kind Schriftstellerin werden, studierte aber erst einmal Germanistik und Theaterwissenschaften, übernahm verschiedene Jobs am Theater, schrieb ihre Magisterarbeit über Kriminalromane und arbeitete als Synchroncutterin. Doch die Liebe zum Schreiben ließ sie - zum Glück! - nicht los. Inzwischen hat sie sieben Romane veröffentlicht.
Barbara Leciejewski, Roman, Für immer und noch ein bisschen länger, Ullstein-Verlag 2022
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