Die Bücher von Petra Bock beeindrucken mich immer wieder aufs Neue. Nachhaltig fasziniert von den MINDFUCK-Büchern, liegt mir nun ihr neuestes Werk vor: "Der entstörte Mensch - Wie wir uns und die Welt verändern". Und wer würde nicht gern die Welt verändern, gerade jetzt. Und wer würde nicht gern auch hin und wieder sich selbst verändern ...
Der Klappentext beginnt mit einem Satz, der mir fragwürdig erscheint: "Es geht uns so gut wie nie zuvor. Wir leben in Wohlstand und Freiheit und haben alle Möglichkeiten, uns zu verwirklichen." All das gilt ja seit dem Corona-Ausbruch nur noch sehr bedingt. Der nächste Satz aber stimmte und stimmt: "Und dennoch sind viele nicht glücklich." Die Wissenschaftlerin glaubt, den Grund dafür gefunden zu haben: Unser Innerstes könne nicht Schritt halten "mit den völlig neuen Herausforderungen unserer Zeit". Der moderne Mensch müsse daher dringend entstört werden, um mutig, kreativ und entschlossen die großen Probleme unserer Tage anpacken zu können. Nach dem technischen müsse der menschliche Fortschritt folgen. Und das erscheint mir durchaus richtig.
Die Autorin verbindet Erkenntnisse aus ihrer wissenschaftlichen Arbeit und ihrer
Beratungspraxis miteinander und zeigt, dass wir mit dem vorherrschenden, eher
destruktiven und polarisierenden Denken keine Chance auf eine gute Zukunft
haben. In ihren konkreten Handlungsanweisungen berührt sie alle wichtigen Bereiche des Lebens - mit dem Ziel, es humaner zu gestalten. Sie wünscht sich eine neue Utopie, eine neue Zivilisation, ein gigantisches, lebendes Netzwerk. Das alte Denken und dessen Logik stellt sie deutlich in Frage, erklärt zugleich, woher es - als Teil unseres Überlebenskampfes - gekommen ist. Als Nächstes führt sie ihre Leser mit neuen Denkansätzen vom Überleben zur Entfaltung und ermutigt im letzten Kapitel zum "Inner Change", um uns selbst und die Welt tatsächlich verändern zu können. Im Epilog schließlich wagt sie sich mutig an eine prophetische Vision heran: Wie lange wird es dauern? Wie es sein wird, wenn es anders ist.
Zahlreiche Zwischenüberschriften unterteilen den gewichtigen Text in verdauliche Häppchen. Schon wer nur das Inhaltsverzeichnis mit all den Überschriften liest, bekommt eine Ahnung davon, wohin unsere Sehnsüchte zielen und was wir tun könnten, um sie uns selbst zu erfüllen, wenigstens ein bisschen. Zehn Entfaltungsframes weisen einen praktischen Weg in ein Leben, das - auch und gerade zu Corona-Zeiten - lebenswerter als bisher sein könnte.
Die Autorin Dr. Petra Bock ist Politikwissenschaftlerin und arbeitet als Managementberaterin und Executive Coach in Berlin. Sie berät Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Zeitgeschehen und hat mit ihren Büchern und Rundfunk- und Fernsehauftriten ein Millionenpublikum begeistert. Im vorliegenden Buch erläutert sie das Prinzip der Störung und Entstörung menschlicher Entfaltung.
Petra Bock, Der entstörte Mensch, Droemer-Knaur-Verlag 2020, geb. mit Schutzumschlag, 312 Seiten, 20 Euro.
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