Kindererziehung - warum Superkids und Familienglück nicht zusammenpassen

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Als ich Kind war, brauchte ich alles Mögliche. Ein Terminkalender gehörte definitiv nicht dazu. Heute leben Kinder und Jugendliche reichlich verplant. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass ehrgeizige Eltern den Druck an sie weitergeben, den sie selbst empfinden. Dabei wollen sie nur das Beste für das Kind. Sie sorgen sich um dessen Zukunft. Sie fordern und fördern auf Teufel kommt raus. Dabei kann das junge Leben nur allzu leicht aus der Balance rutschen. In seinem Buch "Superkids - Warum der Erziehungsehrgeiz unsere Familien unglücklich macht" schreibt der erfahrene Kinder- und Jugendpsychiater Professor Dr. Michael Schulte-Markwort, wie Eltern es lernen können, Kinder und Jugendliche wieder mit wirklich offenen Augen zu sehen.

Das Wort "super" kommt nicht nur im Titel sondern auch gleich dreimal im Inhaltsverzeichnis vor:

• Die Superhelden (über Kindheit als Arbeitsprozess unter Beobachtung und über die Frage, warum Kinder dennoch super sind)
• Die Supereltern (über perfekte Eltern und Eheleute, Erziehung im Optimierungswahn und Medienschelte)
• Super - muss das sein? Familiäre Wirklichkeit heute (über die Familie als Kleinunternehmen, Liebe, die nicht per se unerschöpflich ist, und Sollbruchstellen beim Familienfrieden)

In den weiteren beiden Teilen des Buches geht es um

• gesellschaftliche Zwänge (hier zeigt der Auor unter anderem einen Weg auf vom Optimum zum wirklichen Leben) und darum
• wie Beziehung heute funktionieren kann (über Erziehung und Beziehung, Fordern und Fördern, Selbst- und Fremdbestimmung, Dranbleiben und Wegschauen und manches mehr)

 Der Autor:  Michael Schulte-Markwardt ist ärztlicher Diektor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, - psychotherapie und -psychosomatik im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und des Altonaer Kinderkrankenhauses. Er beschäftigt sich seit Jahren damit, wie sich gesellschaftliche Entwicklungen auf Kinder auswirken und behandelt täglich die jungen Patienten, von denen er berichtet.

Besonders gut gefällt mir die Überschrift im Vorwort: "Ein Kind ist wie ein Gebirgsbach - erfrischend und jeden Moment anders ...".Und auch ein Satz (unter manchen anderen) aus dem Inhalt: "Eine lebendige Beziehung ist ein Gebilde, das nie in einem Zustand kommt, an dem es "fertig" ist. Jede Liebesbeziehung, auch die gelungenste, muss jeden Tag aufs Neue belebt werden." - Alles in allem: eine echte Aufgabe!

Michael Schulte-Marktwort, Superkids - Warum der Erziehungsehrgeiz unsere Familien unglücklich macht, Pattloch-Verlag 2016, gebunden mit Schutzumschlag, 269 Seiten, 19,99 Euro.