Mittwoch, 21. September 2016

Denken heilt! Philosophie für ein gesundes Leben

Wenn ich das Wort Philosoph höre, denke ich an einen bärtigen Mann im wallenden Gewand. Und just solch ein Mann, als Statue aus Marmor, ist auch auf dem Titel von "Denken heilt! - Philosophie für ein gesundes Leben" zu sehen. Autor Albert Kitzler hält viel von den antiken Denkern aus Ost und West - er hält die Weisheit hoch von Konfuzius, Buddha und Platon, möchte aber vor allem zeigen, wie wir diese Weisheit für unser Leben nutzbar machen können. Er zitiert Sokrates, der zu der Ansicht gelangt war, dass "eine gute Seele dem Körper durch ihre Weisheit die beste Pflege zukommen lassen kann, die man sich vorstellen könne." Dabei kommt den eigentlichen Ursachen von Erkrankungen eine große Rolle zu. Und ohne Übung geht es nicht: "Alles Gesunddenken hat mit Übung zu tun." Machen wir uns also auf den Weg, geduldig übend Meister und Meisterinnen unseres eigenen Lebens zu werden?

Das wussten bereits die alten Griechen, Inder und Chinesen: "Was und wie wir denken, was für Vorstellungen wir haben, wie wir die Welt verstehen, die Dinge bewerten, worauf wir unser Wollen und unsere inneren Begehrlichkeiten richten, hat Einfluss darauf, ob wir uns seelisch wohl fühlen, ob es uns gut geht, ob wir uns stark fühlen oder eher unsicher, ängstlich, antriebsarm, deprimiert." Was für ein Satz! Kitzler möchte den Zusammenhang von heilsamem Denken und körperlichem Wohlbefinden aufzeigen. Er klopft wichtige Weisheitstexte aus der Antike auf ihre Bedeutung für eine gesunde Lebenspraxis ab, die uns Heutige glücklich machen kann. Er regt uns an, unser Leben zu entschleunigen, um mal wieder dieses schon etwas überstrapazierte Wort zu nutzen, und innere Ruhe, Ausgeglichenheit und Gelassenheit zu suchen. Dabei verknüpft er zugleich westliche und östliche Philosophie. Es geht darum, auf diesem Wege Schritt für Schritt eine "philosophische Therapeutik" zu entwickeln. 

Der Autor: Dr. Albert Kitzler, Jahrgang 1955, studierte Philosophie und Jura in Freiburg im Breisgau. 2010 gründete der Medienanwalt und Philosoph in Berlin MASS UND MITTE - die Schule für antike Lebensweisheit. Hier stellt er die Geheimnisse der antiken Lebenskunst einem breiten Publikum vor. Zudem unterrichtet er Philosophie an der Modern Life School in Hamburg.

Albert Kitzler, Denken heilt! Philosophie für ein gesundes Leben, Hardcover mit Schutzumschlag, 320 Seiten, Droemer-Verlag, 19,99 Euro.

Dienstag, 20. September 2016

Wie verliert man die Angst vor dem Tod? - Sabine Mehnes Nahtoderfahrung in "Der große Abflug"

Wenn man mich fragen würde, ob ich Angst habe vor dem Tod, müsste ich wohl erst einmal eine Weile nachdenken und würde dann sagen: "Vor dem Tod selbst vielleicht nicht, aber vor der Ungewissheit des Sterbeprozesses." Sabine Mehne gehört zu den Menschen, die dem Tod bisher näher gerückt ist als die meisten anderen. Sie erlebte 1995 beinahe ihren eigenen Tod. Seitdem macht der Gedanke an den wirklichenTod ihr keine Angst mehr, im Gegenteil. Für sie hat Sterben nun mit Freiheit, Helligkeit und sogar Freude zu tun.

Im Buch "Der große Abflug" - eine Lektüre, die trotz der positiven Sichtweise Mut erfordert - beschreibt sie ihre Nahtoderfahrung während einer Krebserkrankung und die neue Leichtigkeit und  tiefe Lebensfreude, die sie seitdem im Umgang mit dem Älterwerden und dem Sterben erlebt. Sie berichtet von dem intensiven Lebensfilm, den sie damals erlebte und den sie bis heute gründlich reflektierte. Mit vielen Themen rund um Tod und Sterben hat sie sich auseinandergesetzt, sich viele Fragen gestellt, wie/nach
  • Todessehnsucht
  • Wenn Tote erscheinen
  • Gibt es mehrere Leben?
  • Wenn einer übrig bleibt
  • Darf es auch leicht gehen?
  • Was ich nicht möchte
Die Autorin, inzwischen von Krebs geheilt, erzählt von der "inneren Vergoldung" während ihrer Chemotherapie und der Goldscheibe in ihrem Wohnzimmer, die einmal über ihrem Sterbebett hängen soll. Sie beschreibt ihren Umgang mit der Frage, ganz allein zu sterben, ohne dass ein anderer Mensch die Hand hält oder die Lippen betupft. Sie nennt berührende Beispiele, wie das der Eltern, die ihrem schwer hirngeschädigten Neugeborene Nahrung und Flüssigkeit verwehren, aber umso mehr Liebe geben - und ihr Verhalten später vor der Ethikkommission zu vertreten haben.

Sabine Mehne schreibt: "Bei meinem täglichen Mittagsschläfchen liege ich in meinem Bett und übe gelegentlich ein wenig sterben. ... Bin ich dort mit ruhiger Atmung angekommen, dann öffne ich mein Tor zur Ewigkeit, werde weit und leicht und fein und fühle das Licht in mir."

Und mit dem Gedicht "Wut und Zärtlichkeit" von Konstantin Wecker lässt sie ihr Buch enden: "... Zwischen Zärtlichkeit und Wut fasse ich zum Leben Mut."

Die Autorin: Sabine Mehne ist Physiotherapeutin und seit ihrer Nahtoderfahrung im Jahr 1995 Mitbegründerin des Netzwerkes Nahtoderfahrung e. V.. Sie hält zahlreiche Vorträge, auch zusammen mit dem  Kardiologen und Nahtodforscher Pim van Lommel.

Sabine Mehne, Der große Abflug - Wie ich durch mene Nathoderahrung die Angst vor dem Tod verlor, Patmos-Verlag 2016, gebunden mit Schutzumschlag, 287 Seiten, 19,99 Euro.

Samstag, 17. September 2016

Bartwuchs und Barttracht für echte Männer - eine bebilderte Anleitung

Es ist ja wirklich erstaunlich, worüber man alles Bücher schreiben kann. Hätten Sie gedacht, dass es ein Buch über Männerbärte gibt? Gibt es. Der nicht ganz kurze Titel dieses Werks lautet "Eine kurze, aber ungemein pointierte Anleitung wie Mann sich einen Barten stehen lässt - Basics, Typen, Style, Pflege". Weil Damen die Bärte, die ihnen gelegentlich wachsen, eher weniger lieben, ist es nur folgerichtig, dass zwei Männer dieses Buch verfasst haben: Carl-Johan Gadd und Gustaf Wollin, die beide Schweden sind. Sie mögen Trends und sie wissen, dass die männliche Gesichtsbehaarung wieder in ist. Und deshalb geben sie alltagstaugliche Praxistipps, worauf es beim Styling und der Pflege ankommt. Sie geben Antworten auf Fragen wie
  • Was unterscheidet die Trocken- von der Nassrasur?
  • Welche Rasierertypen eignen sich für wen?
  • Wozu sind Kamm, Öl, Alaun und Co. gut?
  • Was macht Mann bei eingewachsenen Haaren?
Da es vom Bart zu den Koteletten kein weiter Weg ist, gehören auch diese zum Inhalt des Buches. Und selbst die Kopfrasur und das Trimmen von Nasen- und Ohrenhaaren sowie Augenbrauen wird nicht ausgelassen.

Zahlreiche Illustrationen von Magdalene Nyberg schmücken das Werk. So kann (M)man(n) auf einen Blick erkennen, welche Barttracht wohl gefallen könnte. Damit ER auch ermessen kann, was ihm wohl steht, wird die Gesichtsform berücksichtigt. Der Stempel "Extrem!" kennzeichnet die Versionen, die schon etwas Mut vom Träger verlangen, wie das Dali-Bärtchen, den gigantischen Beard-Stasch oder die Rauschebart-Koteletten. Und so richtig schräg wird es dann beim Bierbart, bei dem Männer für Wettbewerbe ein Sixpack Bierdosen in den Bart flechten, oder bei Spacebeard, der den Mann aussehen lässt. als hätte sein Bart der amerikanischen Freiheitsstatue den Kopfputz geklaut.

Carl-Johan Gadd, Gustaf Wollin, Eine kurze aber ungemein pointierte Anleitung, wie Mann sich einen Bart stehen lässt, LV.Buch im Landwirtschaftsverlag, 176 Seiten, Hardcover, 14,95 Euro.

Freitag, 9. September 2016

Best of Beate Forsbach - Neubeginn & Mee(h)r

Es ist ungefähr ein halbes Jahr her, da las ich zum ersten Mal einen Blog-Text von Beate Forsbach. Sofort war ich begeistert. Die Frau, so dachte ich, spricht meine Sprache. Auch ihr Verlagsprogramm sagte mir sehr zu - genau meine Richtung. Dass ich auch noch gewisse persönliche Parallelen entdeckte (nicht nur das gemeinsame Lieblingsgedicht "Stufen" von Hermann Hesse), tat ein Übriges, um mein Interesse wachzuhalten.

Dass es mir unter diesen Umständen ein Vergnügen ist, das Buch "Neubeginn & Mee(h) zu rezensieren, versteht sich da von selbst. Es vereint die besten Texte der Autorin aus Anlass des fünfjährigen Bestehens ihres Verlages in einer Jubiläumsedition in sich. Es ist ein Querschnitt durch ihr Schaffen in den Bereichen
  • Lebenskunst
  • Schreiben & Veröffentlichen
  • Musikpädagogik
Beate Forsbach schreibt und publiziert seit über 30 Jahren. Irgendwann gab die promovierte Musiklehrerin, die eines Tages sogar eine Professur ausschlug, das wissenschaftliche Schreiben auf. Der Grund: Sie hatte herausgefunden hatte, wie wichtig es ihr geworden war, Menschen für  das zu begeistern, was das Leben schön macht. Seitdem schreibt sie Bücher, die dazu ermutigen, persönliche Stärken ernst zu nehmen und zu entwickeln und überhaupt das Beste aus dem eigenen Leben (und Schreiben) zu machen.

Best of - wer den Blog von Beate Forsbach kennt, dem werden manche Texte also bekannt vorkommen. Aber das schadet nicht. Die Gedanken, die darin enthalten sind, sind es wert, ein zweites und auch ein drittes Mal gelesen zu werden. Und es sind so schöne Themen. Hier ein paar Beispiele:
  • Gedanken über das Reisen
  • Winterglück
  • Träume verwirklichen
  • Fülle des Lebens
  • Dankbarkeit
  • Der kleine Strand
  • Vom Glück des Schreibens
  • ...
Das Schreiben nimmt in dieser Edition viel Raum ein, ebenso wie das Thema Musik. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Abschiednehmen, das Loslassen - auch das muss ich persönlich immer wieder neu lernen.

Kurzum, das Buch ist eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die gern eintauchen in die Gedankenwelt einer lebenserfahrenen Frau und die ihren eigenen Lebenserfahrungen Tag für Tag ein kleines Stückchen bewusst empfundenen Glücks hinzufügen möchten.

Ich möchte das gern. Sie auch?

Beate Forsbach, Neubeginn & Mee(h)r, Jubiläumsedition, Paperback, 221 Seiten, 14,90 Euro.