Montag, 26. April 2021

Persönlicher Modestil - eine tolle, nachhaltige Garderobe in 10 bewussten Schritten

Eigentlich bin ich ja alt genug, um endlich meinen eigenen Stil in Sachen Klamotten gefunden zu haben. Aber habe ich das wirklich? Wenn ich ehrlich bin, trage ich einfach nach Bauchgefühl, Lust und Laune, was mich beim Öffnen des Kleiderschranks anlächelt. Das geht doch sicher besser, oder? Mal sehen, was Anne Tourneux in ihrem neuen Ratgeber "Style meets Nachhaltigkeit" dazu zu sagen hat. Der Untertitel verspricht, "in 10 Schritten zum eigenen Stil & bewussten Umgang mit Kleidung" zu finden. Das klingt nach mehr Ordnung in Kopf und Schrank. Sehr gut, gewinnt man doch laut Benjamin Franklin angeblich eine Stunde mit jeder Minute, die man in Ordnung investiert. Also, auf geht's.

Ein ökologischer Umgang mit Mode ist der Autorin wichtig. Was mich noch mehr inspiriert, ist, dass sie als Stylistin weiß, dass ein Zuviel an Kleidung weder zufriedener noch selbstbewusster macht. Ihr Motto: "Weniger, dafür besser. Ich - in besser". Das Buch vereinigt eine Fülle hilfreicher und leicht umsetzbarer Tipps in sich. 

In Teil 1 geht es um die Basics: 

  • Figurtypen und Körperformen
  • Persönlche Farben
  • Farbkombinationen
  • schnelle Bestandsaufnahme
  • Essentials fürs perfekte Outfit

Weiter geht es zu Teil 2, der Schritt für Schritt zeigt, wie man in 10 Schritten zum persönlichen Stil und zu mehr Nachhaltigkeit findet:

  1. Aussortieren - damit beginnt die Closet Therapie (hat mit Klosett natürlich nichts zu tun - closet bedeutet Kleiderschrank) und für mich ist das ein ganz entscheidender Schritt!
  2. Look updaten
  3. Ausbalancieren
  4. Upgraden und gut kombinieren
  5. Accessoires
  6. Boosten mit dem dritten Teil - eine einfache Methode, die den persönlichen Stil rund macht
  7. Kleidungsstücke anpassen
  8. Beobachten und ein Moodboard erstellen
  9. Garderobe pflegen
  10. Kleiderschrank organisieren
Das klingt doch spannend, oder? Und das ist es auch. Ich komme zu erhellenden Erkenntnissen, zum Beispiel zu dieser: Ein gut geschnittener Blazer für 150 €, der ein- bis zweimal die Woche getragen wird, kostet, auf ein Jahr gerechnet, etwa 2 € pro Anwendung - wobei ja sehr davon auszugehen ist, dass man das Teil länger trägt. Ein schlecht sitzendes Kleid (meine Mutter nannte so was früher gern Fähnchen) kostet vielleicht nur 35 €, wird aber auch nur einmal im Jahr getragen. Boah, das kostet umgerechnet ja dann rund 17mal so viel wie der schicke Blazer ...!

Die letzten Seiten - Teil 3 - fassen die wichtigsten Tipps zusammen: für jeden Tag, für mehr Nachhaltigkeit und Hilfreiches aus dem Netz. Eine offenbar wichtige Erkenntnis: Gute Basics halten alles aus. Dazu ein schönes Paar Schuhe, eine Jacke, ein Schmuckstück - fertig! Das hilfreiche Buch endet mit spannenden Links, wie zum Beispiel zu oldeparis.com, wo man Second-Hand-Schätze findet, die wie Kollektionen präsentiert werden.

Die Autorin: Anne Tourneux ist Stylistin für TV- und Fotoproduktionen und seit 15 Jahren in der Modebranche tätig. Sie entwirft Outfits für Fernsehmoderatoren und Journalisten und hat mit Modemarken an Image und Inszenierung der Kollektionen gearbeitet - mit dem offenbar richtigen Riecher für die angesagten Teile. 

Anne Tourneux, Style meets Nachhaltigkeit, DK-Verlag 2020, 175 Seiten, 14,95 Euro.

Sonntag, 25. April 2021

Gesund und glücklich 100 Jahre alt werden

Wenn es nach meinem Herzallerliebsten geht, werde ich hundert. Er ist zehn Jahre jünger als ich und will auf keinen Fall, dass ich vor ihm in die ewigen Jagdgründe eingehe. Aber, so denkt er, wenn sie hundert wird und ich mit knapp neunzig ins Gras beiße, dann bin ich auf der sicheren Seite. Aber wie mache ich das, so alt zu werden? Rat muss her. Ich suche ihn bei Dr. Jörg Conradi, der das Büchlein "Gesund 100 Jahre alt werden - Die sechs Faktoren für ein langes und gesundes Leben" geschrieben hat. Das klingt gut, alt und krank kann ja jeder. Wenn schon alt, dann bitte auch gesund.

Das mit sehr stimmungsvollen Bildern geradezu herzanrührend gestaltete Buch zeigt nach einleitenden Bermerkungen sechs Pfade zu einem langen und gesunden Leben auf:

  1. Selbstkontrolle und Disziplin
  2. Kraft der Resilienz
  3. Realismus statt Optimismus
  4. Gewohnheiten lieben lernen
  5. in Bewegung bleiben, aber nicht unbedingt Sport treiben
  6. richtige Ernährung

Laut Dr. Conradi ist niemand zu alt, um Langlebigkeit zu erlernen. Allerdings hat dieser Weg einiges  mit Selbstkontrolle, Pflichten, Gewissenhaftigkeit und Disziplin zu tun - bis zuletzt. Am Ende des Buches stellt der Autor die Frage: Wie stehen Ihre Chancen auf ein langes Leben? Dazu fragt er 40 persönliche Lebensstilmerkmale ab. Spannend! Fragen wie diese gefallen mir besonders gut:

  • Sie verschwenden bei Ihrer aktuellen Beziehung keinen Gedanken daran, dass möglicherweise noch bessere Partner auf Sie warten.
  • Es fällt Ihnen leicht, Ihre Arbeit zu Ende zu bringen.
  • Wenn Sie einmal krank sind, wirft Sie das nicht um.
  • Sehnsüchtige Erinnerungen an die Vergangenheit haben für Sie allenfalls noch Unterhaltungswert.
  • Sie haben hohe Ansprüche an Ihre Arbeitsqualität, aber nicht den Ehrgeiz, unbedingt Karriere machen zu müssen.
  • ...

"Bei 35 Punkten kann man schon fast darauf wetten, dass Sie steinalt werden", schreibt der Autor. 

Nicht alles, was ich lese in diesem Buch, ist mir neu. Die Aussage "Sitzen tötet" zum Beispiel kenne ich, aber es alarmiert mich, sie auch hier zu lesen. Wenn ich wirklich uralt werden will, muss ich dringend was ändern, meinen "Alltag wieder mit Bewegung infizieren", was Dr. Conradi dringend anrät. Zeit für gute, für bessere Gewohnheiten, mehr Fisch zu essen zum Beispiel - gute Gewohnheiten stärken nämlich die Resilienz. Kurz, in diesem Buch gibt es viele gute Ansätze, die auszuprobieren allemal lohnt, und gute Beispiele: das lange, unspektakuläre Leben der Mademoiselle Clement zum Beispiel, deren Sein Dr. Conradi humorvoll schildert und die erst mit 119 Jahren das Rauchen aufgab.

Der Autor: Dr. Jörg Conradi ist Biologe und stöbert seit etwa 20 Jahren in den Schätzen der Volksmedizin. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Heilslehren des Orients. Er ist Verfasser zahlreicher Pflanzenbiographien und Hausmittelbücher, die teilweise in mehrere Sprachen übersetzt wurden.

Dr. Jörg Conradi, Gesund 100 Jahre alt werden - Die sechs Faktoren für ein langes und gesundes Leben, Kopp-Verlag 2021, 205 Seiten, 12,99 Euro.


Samstag, 24. April 2021

Autorenratgeber: Was tun, wenn das Buch fertig geschrieben ist?

Seit geraumer Zeit schon schreibe ich an meiner Autobiografie. Nun kürze ich. Und strukturiere um. Und bringe noch mehr Spannung rein. Mein Gott, das dauert ...! Aber irgendwann, dessen bin ich mir sicher, wird das Manuskript so weit sein, dass ein Buch daraus werden kann. Eines, das viele Frauen und vielleicht auch ein paar Männer lesen werden - mit Vergnügen, wie ich hoffe. Aber wie, verflixt,  kommt das Werk an die geneigten Leser und Leserinnen? Was muss ich tun, wenn das Ding endlich fertig überarbeitet ist? Und genau da kommt Ruprecht Frieling ins Spiel. Der erfahrene Autor und Verleger nämlich hat einen unverzichtbaren Ratgeber geschrieben mit dem schönen Titel "Ich habe ein Buch geschrieben - was nun?". 

Um es gleich zu sagen: Ich habe die Neuerscheinung verschlungen. Frieling, der sich auch gern Prinz Rupi nennt, ist ein durch unkonventionelle Sachbücher und Reportage-Bände bekannt gewordener deutscher Autor. Seit über 50 Jahren arbeitet er "im Steinbruch des Wortes". Das erste, was ich von ihm las, war seine erfrischende und herzerwärmende Biografie "Der Bücherprinz".

Frielings neuester Ratgeber beschreibt auf knapp 150 Seiten, was der angehende Erfolgsautor wissen sollte, sobald er zur Ansicht gelangt ist, dass sein Werk nun vollendet sei. Und das, soviel wird schnell klar, ist verdammt nicht wenig:

  • Urheberrecht
  • Titelschutz
  • Buchcover-Gestaltung
  • Klappentext
  • Exposé
  • Korrektorat
  • Lektorat
  • Verlag oder Dienstleisterverlag
  • Literaturagenturen
  • Pseudonym
  • Impressum
  • ISBN
  • Pflichtexemplare
  • Internetauftritt
  • Newsletter
  • Twitter und Facebook
  • Umgang mit Bloggern
  • Umgang mit dem Finanzamt

Der Ratgeber enhält zudem 12 goldene Tipps fürs Manuskript und 10 Tipps zum Umgang mit der Presse. Geklärt werden die Fragen, ob man sein Manuskript bebildern sollte oder nicht und wie man ein erfolgreiches Interview führt. Und ganz zum Schluss wendet Frieling sich zwei Fragen zu, die vermutlich jeden Schreibenden umtreiben werden:

  1. Für wen will ich überhaupt veröffentlichen?
  2. Kann man vom Schreiben leben? (Ergänzt um den interessanten Ansatz: Soll ich überhaupt?)

Summa summarum: Nur wenigen ist es beschieden, plötzlich wie ein Stern am Literaturhimmel aufzugehen, Erfolg und Aufmerksamkeit zu erheischen und womöglich noch das große Geld zu verdienen. Wesentlich einfacher und dennoch befriedigend dürfte es sein, auf dem Trampelpfad Richtung Ziel und im wohltuenden Flow einer Beschäftigung, für die man irgendwie geboren zu sein scheint, schon einmal glücklich zu sein. Wer sich außerdem von den zu erwartenden Mühen, die ganz anders sind als die des Schreibens selbst, nicht abhalten lässt, hat mit dem vorliegenden Ratgeber einen umfassenden und faktenreichen Leitfaden in der Hand. Mit seiner Hilfe wird man die Sache beherzt angehen und mit dem immer noch nötigen Quäntchen Glück begeisterte Leser und Leserinnen finden. Vielleicht ...!  

Der Autor: Ruprecht Frieling gilt als Pionier der Autorenratgeber-Szene. Er wuchs in Oelde/Westfalen auf und machte in Berlin Ausbildungen zum Fotografen und Redakteur. Der wortgewaltige Autor mit der humoristischen Ader veröffentlichte in zahlreichen deutschen und US-amerikanischen Magazinen und gründete 1983 den Verlag "Frieling & Partner", den er 20 Jahre lang betrieb. Unter dem Slogan "Verlag sucht Autoren" wurde er seinerzeit zum bekanntesten und größten deutschen Autorenverlag mit rund 10.000 veröffentlichten Texten aus der Feder neuer Autoren und Autorinnen. Frieling publizierte hunderte Blogbeiträge, Kolumnen und Rezensionen sowie dutzende Bücher. Außerdem betreibt er das Rezensionsportal Literaturzeitschrift.de.

Sonntag, 11. April 2021

Strawbridge's Selbermach-Kochbuch: Fermentieren, Einlegen, Dörren, Backen, Wursten, Ofenbauen

Als ich noch Kind war, stand unser Keller voll mit gefüllten Einmachgläsern und es war immer ein besonderer Moment, wenn unsere Mutter an dem Einmachgummi  zog und das Glas sich nach leichtem Widerstand öffnete und die Köstlichkeiten seines Inhalts zugänglich machte. Für eine Weile wurde das später unmodern, doch längst ist das Haltbarmachen von Lebensmitteln wieder in und die Freude, die das Selbermachen bereitet, lockt. Nun hat James Strawbridge ein Kochbuch unter dem Titel "Selbermachen" veröffentlich. Darin zeigt er Schritt für Schritt, wie es geht, mit dem Fermentieren, Einlegen, Dörren, Brotbacken, Käsemachen und manchem mehr. Nicht weniger als 25 verschiedene Koch- und uralte, traditionelle Konservierungsprozesse werden vorgestellt. Mehr als 150 Rezeptideen laden zum Nachmachen und Experimentieren ein. 

"Mit ein wenig Zeit, Geduld und praktischem Wisssen lässt sich fast alles selbst herstellen", schreibt Strawbridge im Vorwort, "und die gesundheitlichen Vorteile, der Spaß am Teamwork und Tun sind der Mühe allemal wert." Der Erfolg dieser Methoden in der eigenen Küchenmanufaktur lässt sich nur erklären, wenn man die zugrundeliegenden chemischen Prozesser versteht. Dass man das kann, dafür sorgt der Autor. Da einige Methoden nicht unbedingt viel Arbeitszeit, aber Wartezeit und Geduld verlangen, eignen sie sich gut zur Entschleunigung.

Das vorliegende Buch bietet zahlreiche Tipps zu den Themen

  • Einlegen, Kochen und Trocknen
  • Getränke
  • Milchprodukte
  • Brot
  • Konfieren
  • Einsalzen
  • Räuchern und
  • Outdoor-Küche 

Sie lernen, wie Sie Ihren Essig selbst herstellen, Naanbrot zum Dippen fürs Curry backen, Ihre eigene Kalträucherkammer, einen Lehmbackofen oder einen Dörrschrank (aus einem alten Kühlschrank) bauen, ein Räuchermakrelenpaté zubereiten, Fleisch am Spieß schön langsam braten, sich ohne allzu große Vorbehalte Dirty Cooking zuwenden und vieles mehr. Inspirierend ...! 

Der Autor: James Strawbridge ist Koch, Autor und Selbstversorger-Experte. Für traditionelle Techniken hat er zeigtgemäße Verwendungswege gefunden. Den Großteil seines Wissens hat er sich selbst angeeignet, doch ohne das Wissen befreundeter Köche oder Produzenten wäre es nicht gegangen. Teamwork eben. Er lebt in Cornwall in Küstennähe und sammelt, was die Natur dort ihm zu bieten hat, von Beeren über essbare Blüten, Hagebutten, und Nüssen bis hin zu Seetang und Algen.

James Strawbridge, Selbermachen - Das Kochbuch, DK-Verlag 2021, Hardcover, 256 Seiten, 24,95 Euro.

Freitag, 9. April 2021

Survival: Überleben an Land, auf See, in der Wüste, im Dschungel, in der Kälte

 "Dieses Buch könnte Ihr Leben retten" ist der Untertitel des neuen Survival Guide, der kürzlich im DK-Verlag erschienen ist. Geschrieben hat ihn Colin Towell, der auf eine langjährige Erfahrung als Survival Guide zurückblickt. Gedacht ist der reich illustrierte Guide, auch gerade jetzt tendenziell immer lebensgefährlich ist, eher für Erlebnishungrige und Abenteurerlustige, die sich aus freien Stücken in potenzielle Gefahr begeben - indem sie auf Tour gehen. Niemand kann wissen, was kommt. Das zeigen die Erfahrungsberichte im Buch deutlich, etwa der des 38-Jährigen und dessen 65jährigem Vater, die zu Beginn einer Raftingtour, bald nachdem ein Schwimmerflugzeug sie an einem Fluss mitten in Alaska abgesetzt hatte, mit einer massiven Eisscholle kollidierten, unter das Eis gezogen wurden, ihre Vorräte verloren und erst sechs Tage später wieder zurückerwartet wurden. Eine aussichtslos erscheinende Situation. Dass sie überlebten, verdankten sie guter Vorbereitung, der richtigen Notfallausrüstung, Wissen, Überlebenswillen und Glück.

Wem sein Leben lieb ist, der sollte vorbereitet sein. Im Kapitel "Vor dem Aufbruch" wird beschrieben, wie man das richtig tut:

  • mit Training von körperlicher und mentaler Fitness, sorgfältiger Tour- und Notfallplanung
  • mit dem Kennenlernen der Umgebung
  • mit der richtigen Ausrüstung

Im Kapitel "Unterwegs" geht es um richtige Orientierung und um das Unterwegssein im Gelände, zum Beispiel darum, Flüsse, allein oder in der Gruppe, möglichst sicher zu durchqueren, im Gebirge zu überleben oder im Schnee zu wandern.

Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Campieren, bei dem dem Feuermachen eine wichtige Rolle zukommt, aber auch  handwerkliche Fertigkeiten von Belang sind.

Wie und wo man Schutz suchen und finden kann, steht im vierten Kapitel, Im fünften geht es um die Verpflegung, also das Finden und Reinigen von Wasser sowie die Nahrungsbeschaffung. Schon mal darüber nachgedacht, ein Eichhörnchen zu fangen, zu häuten, zu garen und zu essen? Angeblich reicht ein größeres Tier für zwei Personen und das Fleisch soll sehr zart sein.  

Um in Notsituationen zu überleben, muss man erst einmal gefunden werden. Geeignete Ortungshilfen sind also wichtig. Nicht weniger bedeutsam: das Verhalten wilder Tiere einschätzen zu können. Wussten Sie zum Beispiel, dass ein Flusspferd rasiermesserscharfe Schneidezähne hat und nicht müde ist, wenn es gähnt, sondern in Angriffsstimmung, und mit seinem gewaltigen Gebiss und Kiefer ein Kanu durchbeißen könnte. Mehr dazu im sechsten Kapitel.

Das letzte Kapitel befasst sich mit dem Thema "Erste Hilfe". Krasse Beispiele zeigen, wie wichtig Überlebenswille ist, wenn Hilfe von außen gerade mehr als unwahrscheinlich erscheint. Zum richtigen Erste-Hilfe-Set über die Behandlung von Blasen am Fuß bis hin zu Schusswunden gibt es Hinweise, ebenso über den Transport von Verletzten.

Im Anhang schließlich finden Sie Übersichten über essbare Wildpflanzen und Wildtiere sowie über gefährliche Tiere und Pflanzen, die Behandlung von Vergiftungen und die Vermeidung von Gefahren.

Ein nützliches Buch für jeden Abenteurer, ein interessantes bis spannendes Buch für alle, die das Abenteuer lieber sicher auf dem heimischen Sofa erleben oder einfach gern ihren Horizont erweitern.

Der Autor: In einer Spezialeinheit der britischen Armee qualifizierte sich Colin Towell als Combat Survival Instructor. Über 40 Jahre lang lehrte er, wie man an Land, auf See, in der Wüste, im Dschungel, in der Kälte und in Gefangenschaft überlebt. 

Colin Towell, Survival Guide, DK-Verlag 2021, Softcover, 320 Seiten, 16,95 Euro.

Dienstag, 6. April 2021

Fotografie - Grundtechniken und praktische Tipps

Gute Fotos zu machen, ist keine Hexerei. Mit der modernen Technik fällt es leicht, gelungene Schnappschüsse, aber auch gestellte Bilder hinzubekommen. Bilder, die so übel nicht sind. Doch wer ein bisschen Ehrgeiz mehr hat, sollte was tun für seine fotografische Weiterbildung. Das Buch "Die große Schule der Fotografie - Grundtechniken und praktische Tipps" von Iago Corazza erscheint mir dazu sehr gut geeignet. 

Was beim Durchblättern als Erstes ins Auge fällt, sind die fantastischen Fotos aus aller Welt. Beim Betrachten der durchweg berührenden Motive bemerkt man schnell, dass solche Ergebnisse mit Automatikprogrammen kaum hinzubekommen sind. So was ist Kunst, so was verlangt Planung und Kreativität. Vor alle aber: Für so was braucht man Ahnung von Technik.

Menschliche Gesichter scheinen dem Autor besonders am Herzen zu liegen - es gibt viele ausagekräftige Porträts in seinem Werk. Mich persönlich macht das Betrachten neugierig. Ich möchte wissen, was sind das für Menschen? Die dunkelhäutige Frau zum Beispiel, deren verstörerisch weit aufgerissener Mund aussieht, als wäre er mit Lehm zugeschmiert worden.  Ich würde gern spontan dazu recherchieren, doch leider gibt es, obwohl das Motiv in drei verschiedenen Versionen gezeigt wird, keine Bildunterschrift dazu - sowie es überhaupt nur wenige und wenn, dann eher allgemein gehaltene Bildunterschriften im Buch gibt, das eben vor allem ein Anleitungsbuch ist.

Gewidmet hat Corrazza das Buch seinen Schülern, "die mich alles gelehrt haben". In sechs Kapiteln zeigt er nun weiteren SchülerInnen, was es zu wissen gilt über

  1. den gut gefüllten Werkzeugskasten eines erfolgreichen Fotografen
  2. die Steuerung des Lichts
  3. die richtige Belichtung
  4. weitere Möglichkeiten zur Nutzung der per Hand einzustellenden Möglichkeiten der Kamera
  5. allerhand Möglichkeiten, aus dem Vollen zu schöpfen für eine gelingende Komposition

Im sechsten und letzten Kapitel erzählt der Autor seine "seltsame Geschichte" als Fotoreporter, präsentiert 16 goldene Regeln und eine kurz zusammengefasste Geschichte der Fotografie.

Der Autor: Der Fotoreporter Iago Corazza lebt in Italien, wenn er denn mal zu Hause ist, was offenbar eher selten der Fall ist. Schon mit 15 Jahren fügte er sich in "die Situation dieser wunderbaren Unausgeglichenheit" und durchquerte wenig später zum ersten Mal die Sahara. Um seine unsterbliche Leidenschaft für die Fotografie zu erhalten, wollte er niemals daraus seinen einzigen Job machen. Stattdessen fand er zahlreiche andere Jobs, die ihn über Wasser hielten und ihm zugleich seine Freiheit ließen.

Iago Corazza, Die große Schule der Fotografie, White Star Verlag 2021, Hardcover, 255 Seiten, 19,95 Euro.

 

Montag, 5. April 2021

Neuer Jahresplaner und -begleiter für den Nutz- und Ziergarten

Es gibt sie immer wieder: Gartenbücher, die  mit guten Ratschlägen durchs Gartenjahr führen. Und das ist auch gut so, denn ohne die richtige Planung dürfte die Gartenarbeit nur recht bedingt von Erfolg gekrönt sein. Das neue Werk seiner Art, herausgekommen im DK-Verlag, geschrieben von Ian Spence, gefällt mir aus mancherlei Gründen besonders gut:

  1. Die tollen Fotos machen Lust darauf, aktiv zu werden. Besonders gefallen mir die mehrseitigen Fotostrecken, die jeweils die Stars des Monats präsentieren, mit Kurzporträtierung und Angabe der Seitenzahl, um ausführlichere Angaben schnell finden zu können. 
  2. Schön übersichtlich auch das Pflanzen-Abc am Ende des Buches. In Spalten unterm Foto notiert: Angaben zu den Themen Blickfang, weitere Besonderheit, idealer Standort, Kultur, auch empfehlenswert, perfekte Partner.
  3. Schnelle Übersichten zu Anfang jedes Monats: Was steht an? Letzte Gelegenheit. Routinearbeiten.
  4. Das Kapitel "Entspannen und Genießen" im Juni ermutigt dazu, die Seele baumeln zu lassen - auch wenn der Monat natürlich nicht ohne wichtige Arbeiten vergehen wird.
  5. Die Präsentation je einer Duftpflanze pro Monat, für das ganze Jahr, von Januar bis Dezember.
  6. Viele altbekannte und viele wohl weniger bekannte Tipps und Hinweise. 
  7. Nette Ideen, wie etwa der hübsche, dekorative Weidenzaun.
  8. bis xx ...

Gerade wer noch kein Buch dieser Art besitzt, sollte mit diesem einen Buch gut hinkommen, um seinen Garten wirklich toll zu beackern, mit Nutz- und mit Zierpflanzen - ein wenig Fleiß, Aufmerksamkeit und Liebe vorausgesetzt.  

Ian Spence, Das Gartenjahr - Die richtige Planung Monat für Monat, Hardcover, DK-Verlag 2021, 352 Seiten, 22 Euro.

Samstag, 3. April 2021

Klassenunterschiede in literarischen Texten: Klasse und Kampf

Es ist ein Manifest über die feinen Unterschiede, die eine Gesellschaft ind OBEN und UNTEN unterteilen. Unter dem Titel "Klasse und Kampf" haben Maria Barankow und Christian Baron eine Sammlung von persönlichen Texten über Herkunft und Scham, über Privilegien und strukturelle Diskriminierng, über den Aufstieg und das Unbehagen im neuen Milieu herausgegeben. Und das Ergebnis? Einfach toll! Mitreißend, einfühlsam, ehrlich, originell und jeweils einzigartig.

Vierzehn Autorinnen und Autoren haben in dieser Anthologie, die Programmschrift, Manifest und Anklage sein sollen und auch wieder nicht, Geschichten und Betrachtungen geschrieben, die gerade mit ihren nüchtern klingenden Einwort-Titeln neugierig machen, wie

  • Bremsklotz
  • Kohlenkeller
  • Plastikteile
  • Kolbenkönige
  • Totenwaschung

Was man zu lesen bekommt, ist nicht unbedingt erheiternd, aber immer bereichernd, den Horizont erweiternd. Da berichtet zum Beispiel Lucy Fricke in "Fischfabrik" von dem Mädchen ohne Schulabschluss, das, angetan mit Gummistiefeln und schwerer Plastikschürze, aus einem riesigen Kübel voller Frutti di Mare welche mit einem Schäufelchen heraussticht, um sie in vorbeifahrende 100-Gramm-Schalen zu füllen. Eine Verbesserung ihrer Situation? Nicht in Sicht. Oder da ist diese große, schlanke Frau Glinke, die aussieht "wie die Flamingos im Stuttgarter Zoo", von der Bov Bjerg in "Schinkennudeln" erzählt. Oder der Bauarbeiter, der sich in Clemens Meyers "Antihelden" überraschend in einer literarischen Lesung wiederfindet.

Eine vielfältige, absolut empfehlenswerte Lektüre.

Die AutorInnen: Martin Becker, geb. 1982, Bov Bjerg, geb. 1965, Arno Frank, geb. 1971, Lucy Fricke, geb. 1974, Kübra Gümüsay, geb. 1988, Schorsch Kamerun, geb. 1963, Pinar Karabulut, geb. 1987, Clemens Meyer, geb. 1977, Katja Oskamp, geb. 1970, Sharon Dodua Otoo, geb. 1972, Francis Seeck, geb. 1987, Anke Stelling, geb. 1971, und Olivia Wenzel, geb. 1985. 

Maria Barankow, Christian Baron (Hg.), Klasse und Kampf, Anthologie, Claasen-Verlag 2021, Hardcover, 220 Seiten.