Liebe LeserInnen,
nach längerer Zeit mal wieder ein Posting in eigener Sache. Heute habe ich endlich - nach rund fünf Jahren täglicher Arbeit und insgesamt rund 1.500 geschriebenen Seiten - meine Hannah-Trilogie vollendet. Nun muss ich "nur noch" 500 Seiten Korrektur lesen, dann kann auch Band 3 meines sehr stark autobiografisch gefärbten Romans über Amazon veröffentlicht werden. Es macht schon Spaß, als Selfpublisherin über alles selbst entscheiden zu können. Allerdings muss man auch alles selbst machen, Werbung zum Beispiel, um die Bücher bekannt zu machen. Liegt mir eigentlich gar nicht, aber ohne läuft nun mal gar nix. Deshalb hier nun, kurz vor Erscheinen des dritten Bandes, der Prolog des neuen Buches als Appetizer. Viel Spaß beim Lesen!
Prolog
In dem Haus, das einmal ihr und Malte gehört
hatte, saß Hannah verloren an ihrem Schreibtisch - den Blick auf die
Wand gerichtet, die sie vierzehn Jahre zuvor, gleich nach ihrem Einzug,
sonnengelb tapeziert hatte. Sie schob das Fantasieblumen-Aquarell
mitsamt Passepartout in einen Glasrahmen, das sie vor ein paar Tagen
gemalt hatte - zu Silvester, zwei Wochen nach Maltes Auszug. Allein
hatte sie in dem wunderbaren alten Bauernhaus, in das die alternde
Regisseurin Sara sie zum Jahreswechsel eingeladen hatte, am Gesindetisch
gesessen. Sara, Klientin und Freundin zugleich, hatte sich, gebeutelt
von ihrer Krankheit, zurückgezogen und ihr Mann saß vor dem Fernseher
und tat so, als sei Hannah gar nicht da. Doch sie war nicht ganz allein
gewesen, das zählte. Nun lag vor ihr der Schmeichelstein, den Sara ihr
am Neujahrsmorgen zum Abschied zugesteckt hatte. „Er soll dir Kraft
geben“, hatte sie liebevoll gesagt, „für alles, was nun vor dir liegt.“
Der
Stein fühlte sich sanft und kühl an, als Hannah damit langsam über ihre
Wange strich. Nachdenklich betrachtete sie die warmen, dunklen Töne,
die das Bild bestimmten, das sie gemalt hatte. Schön ist es geworden,
dachte sie, erstaunlich schön, wenn man meinen desolaten Zustand
bedenkt. Die tiefroten, fast düsteren Fantasieblumen leuchten von innen
heraus, sie glühen beinahe. Behutsam lehnte sie den Rahmen an die
Zwischenwand vor sich, die den verbliebenen Speicherraum von ihrem
Schlaf- und Arbeitszimmer abtrennte. Malte hatte damals mehr als die
Hälfte der Speicherfläche für sie ausbauen sowie ein kleines Bad und ein
Dachfenster anstelle der speichertypischen Luke einbauen lassen.
Großzügig war er immer gewesen, ihr geliebter, so blendend aussehender
Noch-Ehemann. Sein eigener Schreibtisch stand damals im Zimmer
gegenüber, am anderen Ende eines langes Flures. Dort saß er oft und
forschte zu seinen medizinischen Theorien. Leider war es so, wie Hannah
es bei all ihren drei Ehemännern erlebt hatte: Sie war verheiratet
gewesen und hatte sich doch allein gefühlt.
Malte würde nicht
wieder einziehen in das Haus, das bald wieder ihm allein gehören würde.
Auch nicht mit Ira, seiner Neuen. Sobald wie möglich wollte er
verkaufen. Aber noch ging das nicht, denn noch war es für Hannah die
eheliche Wohnung, die ihr einen Schutzraum bot. Erst einmal würde sie
eine zumutbare Unterkunft für sich allein finden müssen. Der
Wohnungsmarkt aber war gerade denkbar eng in der kleinen Stadt in
Schleswig-Holstein, in die sie Maltes wegen gezogen war. So oft habe ich
mir ein Refugium für mich allein vorgestellt, wenn es wieder einmal
Streit gegeben hat zwischen uns, dachte sie bedrückt, doch nun möchte
ich im Grunde nichts anderes als das Rad der Geschichte zurückdrehen. So
gern möchte ich alles wieder so haben, wie es gewesen ist – nur
schöner, liebevoller, friedlicher. Viel friedlicher.
In meinem Bild
steckt tatsächlich viel Kraft, dachte Hannah, die den Blick nicht wenden
konnte. Viel Licht hinter den Wolken, viel Hoffnung in noch
undurchdringlicher Düsternis. Es ist fast ein Wunder, dass ich so malen
konnte.
„Das ist kein Wunder, das ist Optimismus“, sagte Rosa, „und den brauchst du jetzt, wenn du wieder glücklich werden willst.“
Ach,
Rosa ...! - Hannah war ja so froh, dass wenigstens ihre treue innere
Stimme ihr geblieben war, vertraut seit ihrer Kindheit.
„Ich weiß aber nicht, wie“, sagte sie kläglich.
„Das
wird sich zeigen. Wenn du wirklich bereit bist, die Trauer und den
Schmerz hinter dir zu lassen, dann klappt das auch. Ich weiß das.“
„Aber
ohne einen Mann schaff ich das auf keinen Fall!“, sagte Hannah und
geriet schon bei dem Gedanken daran in Panik. „Wenn ich Malte nicht
zurückbekommen kann, brauche ich eben einen neuen.“
„Aber Mädchen,
glaubst du wirklich, dass es klug ist, jetzt schon über eine neue
Partnerschaft nachzudenken? Komm dir lieber mal selbst auf die Spur..“
Ich?
Mir? Seufzend, fast schon verärgert, horchte Hannah in sich hinein. Ich
habe wirklich genug über mich nachgedacht in meinem Leben! Dann aber
stutzte sie. Und wenn Rosa recht hat? Ganz tief in sich, unter vielen
Schichten verborgen, spürte Hannah etwas, das sich noch nicht greifen
ließ. Eine vage Ahnung. Blöderweise eine, die ihr Angst machte. Ich will
das gar nicht so genau wissen, dachte sie. Lieber suche ich mir sobald
wie möglich einem neuen Kerl, einen, der mir Kraft gibt, da kann Rosa
reden, soviel sie will. Dann kann ich immer noch versuchen, mich selbst
neu zu sehen. Und sollte es Mr. Right überhaupt irgendwo geben für mich,
vielleicht hilft er mir ja sogar dabei.
Und so schlug Hannah
Rosas Warnung tatsächlich in den Wind. Sie machte sich auf die Suche
nach einem neuen Märchenprinzen, halb trotzig, halb verzweifelt. Noch
konnte sie nichts wissen vom Reigen der Anti-Prinzen, der sich eröffnen
würde. Aber auch nichts von den netten, die ihr Hoffnung machen und
dafür sorgen würden, dass sie es immer wieder neu versuchte. Und von dem
einen, der wirklich wichtig sein würde.
*
Hannah Band 3 erscheint in Kürze. Lust, schon mal
in die ersten beiden Bände hineinzuschnuppern? Hier geht es zu Band 1 "Hannah - Das Kind will nicht heiraten ...!" und zu Band 2 "Hannah - Ohne Mann ist auch echt blöd". Viel Spaß beim
Eintauchen in die ganz persönliche Welt einer Frau, die einfach nicht
sein will wie andere.