Sonntag, 26. September 2021

Hayek und die Perspektiven der Freiheit - Streitschrift unbequemer Freigeister

Wer frei sein will, muss streiten dürfen. Gegenteilige Meinungen sollten nicht nur erlaubt, sondern erwünscht sein, um der Wahrheit möglichst nahezukommen. 

Kennt ihr Friedrich von Hayek? Bislang habe ich nie von diesem ehemals wichtigen Repräsentanten der "Wiener Schule" gehört, der irgendwann an den österreichischen Universitäten nicht mehr auf dem Lehrplan stand. Im Hayek-Club Salzburg werden seine Theorien sehr in Ehren gehalten und heiß diskutiert. Bernhard Pichler, der den Club 2014 ins Leben rief und seitdem dessen Präsident ist, hat nun einen Sammelband mit Essays und anderen Schriften herausgegeben, die sich, teilweise kontrovers, mit dem Spannungsfeld zwischen freiem Denken und dem, wie Václav Klaus es nennt, "Denkchaos heutiger Zeiten" auseinandersetzt. Gut lesbare Aufsätze, die nachdenklich machen.

Corona steht nicht im Vordergrund, bekommt aber einen eigenen Buchtteil und taucht auch an anderen Stellen auf. Unter anderem stellt Pichler, der insgesamt mit sechs Beiträgen vertreten ist, eine Wahrscheinlichkeitsrechnung auf, die zeigen soll, wie hoch das Risiko ist, an Covid zu erkranken oder zu sterben. 

Im Vordergrund steht das Thema Freiheit. Dazu auszugsweise ein Beitrag von Christoph Braunschweig: "Der Sozialstaat kauft den Bürgern die Freiheit ab - für das Versprechen der Sicherheit und Gleichheit. ... Die Angst vor der Freiheit - und die damit verbundene Pflicht zur Selbstverantwortung - schließt die Menschen ein. Denn nicht Freiheit wollen die meisten, sondern das Glück der (vermeintlichen) Sicherheit und der Bequemlichkeit. Freiheit dagegen ist anstrengen; man muss sie in heller, wacher Lebensführung leisten. Die verwaltete Welt ist deshalb für viele eine Wunschvorstellung."

Ich persönlich bin ein freiheitsliebender Mensch. Und doch fühle ich mich bei diesem Zitat von Braunschweig tendenziell ertappt. Kaum weniger bei diesem Satz: "Nicht die Politikverdrossenheit ist das Problem, sondern die infantile Haltung der Bürger gegenüber dem Staat." Puh! Harter Tobak. Muss ich dringend drüber nachdenken.

Der Herausgeber: Bernhard Pichler, Begründer und Präsident des Hayek-Clubs Salzburg, hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein besseres Verständnis für Freiheit und Marktwirtschaft in der Öffentlichkeit zu erzielen. Er absolvierte Ausbildungen und Studien in Sozialwirtschaft, Business Administration und Jurisprudenz und promovierte in Wirtschaftswissenschaften.

Die Autoren: Vaclav Kla, Markus Krall, Bernhard Pichler, Gerd Habermann, Günter Dedié, Robert Grözinger, Carlos A. Gebauer, Christoph Braunschweig, Vera Lengsfeld u. a.

Bernhard Pichler (Hrsg.), Perspektiven der Freiheit - Eine Streitschrift brillanter und unbequemer Freigeister, Kopp-Verlag 2021, Hayek-Club Salzburg, gebunden mit Schutzumschlag, 335 Seiten, 22,99 Euro.

Mehr Vitalität, besserer Schlaf, weniger Krankheiten durch Aminosäuren

Brigitte Hamann hat schon viele Bücher geschrieben. Nun liegt ihr Buch "Aminosäuren" auf meinem Schreibtisch. Der Untertitel "Dank revolutionärer wissenschaftlicher Erkenntnisse neue Vitalität gewinnen, besser schlafen, langsamer altern und Krankheiten vorbeugen" klingt verführerisch. Wer wollte all das nicht ...?!

Ohne Proteine ist Leben nicht möglich. Eiweiße, Aminosäuren sind der Baustoff unseres Körpers. Das wissen wir alle. Dass acht essenzielle Aminosäuren von besonderer Bedeutung sind, weil unser Körper sie nicht selbst bilden kann, war mir neu. Dass viele Menschen unter einem Aminosäuremangel leiden, ohne es zu wissen, auch.

Ich bin beeindruckt von Zahlen wie den rund 250.000 neuen Gehirnzelllen, die ein Embryo pro Minute produziert. Oder den sieben Jahren, in denen unser Körper sich, so Hamann, rundum erneuert. Aber fehlt auch nur eine essenzielle Aminosäure, kann der Körper derlei Aufbau nicht leisten. Hamann widmet diesen Aminosäuren ein eigenes Kapitel in ihrem Buch.

Der populärwissenschaftliche Ratgeber bietet, garniert mit zahlreichen Abbildungen, umfangreiches Wissen, leicht verständlich aufbereitet. Die einzelnen Kapitel:

  • Die erstaunliche Welt der Proteine
  • Gesund und fit mit der richtigen Eiweißernährung
  • MAP (Master Amino Acid Pattern) - das spezifische Aminosäurenmuster des Menschen das den Körper in einem harmonischen Gleichgewicht von Auf- und Abbau halten soll
  • Die 8 essenziellen Aminosäuren im Profil 
  • Heilen und gesund bleiben mit Aminosäuren

Ich erfahre Erstaunliches, zum Beispiel dass

  • auch freie Radikale nützlich sein können
  • ein gewisses Maß an Hunger gesund ist 
  • Ödeme auf einen Mangel an Methionin hindeuten können, dass just diese essenzielle Aminosäure die Stressresistenz erhöhen und die Stimmung aufhellen kann

Teilweise würde ich mir dennoch ausführlichere Informationen wünschen, wie etwa bei der eschreibung der Aminosäurenkur. Hamann schreibt, was wir alles nicht essen sollten, über einen Zeitraum von 1 - 3 Wochen, aber kaum, was, außer Obst und Gemüse, noch übrigbleibt. Erfreulich finde ich persönlich, dass das Buch mich dazu animiert, mehr für mich und meinen Körper zu tun, gerade mit zunehmendem Alter, um fit und leistungsfähig zu bleiben.

Die Autorin: Brigitte Hamann, die Frau mit den langen, roten Haaren, ist Autorin und Gesundheitsjournalistin und berät in Lebensfragen. Sie ist fasziniert von anderen Kulturen und Ländern und studierte romanische Sprachen, die sie auch unterrichtete. Die menschliche Psyche hat sie schon immer interessier, ebenso jede Möglichkeit, selische und körperliche Gesundheit herzustellen und zu bewahren. Sie machte psychologische Aus- und Fortbildungen und Psychosomatik, Naturheilkunde und neue medizinische Erkenntnisse zu Schwerpunkten ihres täglichen Interesses. Seit 2009 schreibt sie hauptberuflich Bücher und Artikel zu Gesundheitsthemen und Naturheilmitteln. 

Brigitte Hamann, Aminosäuren, Kopp-Verlag 2021, Hardcover, 190 Seiten, ... Euro

Samstag, 25. September 2021

"Unsere Zukunft nach Corona neu gestalten" von Franz Alt

Unsere Zukunft nach Corona neu gestalten - das ist ein Titel, der zieht, setzt er doch das Grauen und die Angst mit der Hoffnung in Relation. Franz Alt, auch dieser Name zieht, denn der Autor ist weithin bekannt als Bestsellerautor und Fernsehjournalist.

Das Schöne an dem Buch: Alt sieht Hoffnungszeichen. Er gibt sich zuversichtlich: "Wir können auch andere Bedrohungen abwenden (als die Pandemie), neue Formen der Mobilität schaffen und die Klimaerhitzung begrenzen, Atomwaffen abrüsten, die Landwirtschaft ökologisch umbauen und uns anders ernähren." Damit das gelingen kann, bringt der Autor viele praktische Beispiele aus Alltag, Wirtschaft und Politik Er fordert intellektuelle Einsicht. Er träumt davon, dass Menschen ihre emotionalen Kräfte vereinen, um gemeinsam eine bessere Zukunft zu gestalten. Er freut sich über Aktivistinnen in aller Welt, die sich für eine bessere Welt einsetzen - und für eine lebenswerte Zukunft für alle. In der Tat, genau davon träume ich auch.

Das Wort neu ist wichtig in Alts Buch. Er macht klar, die Menschen müssen

  • neu denken - Katastrophen als Lernhelferinnen und die Grenzen des Wachstums anerkennen
  • neu fühlen - im Spannungsfeld von Gott und Mensch, von Aufklärung, Klimaschutz, Digitalisierung und Arbeitsgerechtigkeit für Frauen
  • neu handeln - Meere retten, Energien erneuern, die Bau-Wende einleiten, über Wiederaufforstung nachdenken und mehr
  • neu lernen - das Auto als des Deutschen liebstes Kind in Frage stellen und die sofortige Verkehrswende herbeiführen, weil die nächsten zehn Jahre entscheiden
  • neu vertrauen - die Würde des Schweins ist unantastbar und gesunde Lebensmittel für alle
  • neu gestalten - mit den zehn Geboten der Balance und in einer Kultur des Friedens

Der Autor spricht seine Leser und Leserinnen direkt an - auf fürsorgliche Weise: "Bitte, liebe Leserin und lieber Leser: Seien Sie wegen der Speicher unbesorgt. (Gemeint sind die Speicher von Fotovoltaik-Anlagen.) In den letzten Jahren haben die Speichertechnologien solche Fortschritte gemacht ... wie 15 Jahre zuvor." Er setzt sich mit ihnen ins selbe Boot: "Ganz offensichtlich sind wir Menschen keine besonders guten Autofahrer. Im Gegenteil: Menschen sind das größte Unfallrisiko." Und natürlich lässte er seine Leserschaft auch seine persönliche Meinung wissen: "Die Alternative, die ich meine, heißt: Landwirte werden wieder Wirte des Landes, Wirte des Lebens, Wirte der Lebensenergie. ... Unsere Gesundheit ist das Spiegelbild der Lebensmittel, die wir essen." Und er macht Hoffnung: "Liebe Freunde, lassen Sie es uns klar sagen: Menschliche Aktivitäten sind die Wurzel unseres Abstiegs ins Chaos. Aber das bedeutet, dass menschliches Handelns helfen kann, es zu lösen. Frieden mit der Natur zu schließen, ist die entscheidende Aufgabe des 21. Jahrhunderts." Und auch da bin ich hunderprozentig seiner Meinung.

Der Autor: Dr. Franz Alt, als Fernsehjournalist vor alle für den SWR und 3sat tätig, erhielt zahlreiche Auszeichnungen: für sein ökologisches Engagement den Deutschen und den Europäischen Solarpreis sowie den Welt-Wind-Preis. Seine Bücher erschienen in Millionenauflgen und wurden in 23 Sprachen übersetzt. Seit Jahrzehnten setzt der Autor sich für ein neues ökologisches Bewusstsein ein.

Franz Alt, Nach Corona - Unsere Zukunft neu gestalten, Patmos-Verlag 2021, Hardcover, 284 Seiten, 25 Euro.

Emanzipaton, Aufgabe oder "Das Leben keiner Frau" von Caroline Rosales

Das Cover von "Das Leben keiner Frau", ich muss es gestehen, gefällt mir nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich begeisterte Nichtraucherin bin und lilafarbene Haut irgendwie mit ungesund assoziiere, und da ist nun einmal eine solche Hand auf einem übergeschlagenen Bein in grüner Hose zu sehen, eine halbverglühte Zigaretten zwischen Zeige- und Mittelfinger. Der Inhalt aber hat es in sich. Und das hat auch schon der Titel. Ein Titel, der aufmerksam macht und zugleich ein wenig traurig.

Im vorliegenden Roman geht es zunächst um ein rauschendes Fest, dessen Teilnehmer ich persönlich nicht zu meinen Freunden zählen würde: Melanies 50. Geburtstag. Sie lässt sich feiern, der Champagner fließt in Strömen, ein Flirt liegt in der Luft. Vielleicht auch ein bisschen mehr, denn schon bald wünscht Melanie, alle bis auf einen mögen abhauen - ihr sei nach Sex. Von Liebe ist eher nicht die Rede. 

Probleme - oder sagen wir eher ein Mangel an Glück - tauchen nicht nur in Mels Liebesleben auf. Probleme, wie manche Frauen sie haben:

  • Melanies eher ungeliebte Mutter braucht Hilfe.
  • Melanies Tochter ist ein Heimchen am Herd.
  • Im Job muss Melanie es hinnehmen, dass eine jüngere Kollegin an ihrer Stelle befördert wird.
  • Melanies Ex-Mann wird Vater. Seine neue Partnerin trägt das Kind aus, das er nie haben wollte. 

Eine romantische Liebesgeschichte wird bei diesem Titel niemand erwarten und das ist der Roman auch nicht. Die Autorin nennt Dinge schonungslos beim Namen. Sie zeigt im Setting des Redaktionslebens das Oberflächliche, Aufgesetzte, tendenziell Deprimierende. Sie zeigt die eher stille Verzweiflung im Kampf um Widerstand gegen patriarchalische Strukturen, bis hin zur Todessehnsucht - im Prolog erleben wir die Vorbereitungen eines Selbstmords mit, am Ende ... Aber nein, das wird hier natürlich nicht verraten.

Insgesamt: ein erstaunliches Debüt, das die große sprachliche Begabung und Originalität der Autorin, die sich in einer detaillierten Beobachtungsgabe und vielen ungewohnten Beschreibungen zeigt, eindrucksvoll unter Beweis stellt. Ebenso wie ihren Mut, nicht gefällig, sondern nüchtern, fast hart zu schreiben und zugleich poetisch. "Als ich unseren Familiennamen höre, zucke ich zusammen. Mutter weint, die Tränen rollen wieder über ihre Wangen. Zusammengekauert in ihrem Rollstuhl sieht sie aus wie ein Kind, wie eine kleine Puppe. ... 'Bring mich hier weg, Melanie, bitte!'" Manchmal klingt es auch zynisch: "Ich lache künstlich. Chérie hat gerade ernsthaft Mädels-Wochenende gesagt. Marie lacht mit offenem Mund auf einer Tonspur, die sonst nur Hunde hören können, und ich kann nicht anders, als sie anzustarren. Happy Weekend."

Die Autorin: Caroline Rosales, Jahrgang 1982, Autorin mehrerer Sachbücher und Redakteurin der ZEIT-Magazine bei ZEIT ONLINE gab im Jahr 2019 ihr autobiografisches Buch "Sexuell verfügbar" heraus, in dem sie über ihr Aufwachsen als Mädchen und ihr Frausein im Spiegel von Alltagssexismus und Missbrauch schrieb. Dem ließ sie mit "Das Leben keiner Frau" ihr literarisches Debüt folgen.  

Caroline Rosales, Das Leben keiner Frau, Roman, Ullstein-Verlag 2021, gebunden mit Schutzumschlag, 235 Seiten, 22 Euro.

Besser fühlen - Eine Reise zur Gelassenheit

Das klingt nach einer Reise, die sich lohnen könnte. Man kann ja gar nicht gelassen genug sein, denn mir geht es selten gut, wenn ich mich aufrege.  

Die Vielfalt unserer Gefühle macht Menschen einzigartig und weil das so ist, ist es unabdingbar, die eigenen Emotionen zu verstehen und zu lernen, sie angemessen zu nutzen, anstatt sie kurzerhand zu unterdrücken. In seinem Buch zeigt Leon Windscheid, wie

  • wir das Sorgenkarussell im Kopf stoppen
  • unser Hungergefühl in gesunde Bahnen zurücklenken 
  • Freundschaft zu uns selbst aufbauen - mit einer uralten Idee aus dem Buddhismus

Indem er auf unterhaltsame Weise überraschende wissenschaftliche Erkenntnisse mit altem Wissen verbindet, berührt er Themen wie die Frage nach der guten Seite der Angst, dem Ideal der ewigen Liebe, dem Sinn der Langeweile. Er zeigt, was Trauer und Wut so wertvoll macht - und so hilfreich.  

Sehr originell finde ich die Schwarz-Weiß-Grafiken, die jedes Kapitel einleiten, wie etwa die dampfende Suppentasse mit dem entspannten Gesicht beim Kapitel "Gelbe Suppe fürs Gehirn". Oder der auf einen aufgezogenen Streichholzschachtel sitzende Mann, der statt eines Kopfes ein abgebranntes Streichholz trägt, beim Kapitel "Passioniert ausgebrannt - über unsere gefährliche Suche nach Leidenschaft". Im Kapitel "Ein Korsett, das nicht passt", das sich mit den vielen Fragen unserer Trauer beschäftigt, beeindruckt mich unter anderem das Duale Prozess-Modell unter der Überschrift "Leben im Alltag", das das Spannungsgeld zwischen verlustzugewandter Trauer und mutigem Neuaufbruch beleuchtet. Oder auch die 1965 entwickelte Methode von Hadley Cantril, sich eine Leiter mit zehn Sprossen vorzustellen, von denen die zehnte das Leben zeigt, wie es im besten Falle sein könnte, und die erste, wie es wohl im schlimmsten Fall aussähe. Um dann die Frage zu stellen: Welche Sprosse entspricht Ihrem Leben?

Ein eindrückliches, anschauliches Buch, das die Seele berührt und dem Kopf zu denken gibt.

Der Autor: Dr. Leon Windscheid, Jahrgang 1988, ist Psychologe, Unternehmer und Autor. Seine Studien zu Frauen in Führungspositionen publizierte er gemeinsam mit Spitzenforschenden aus aller Welt. Seine Passion für die Psychologie teilt er in TEDx Talks, Science-Slams und seinen Podcasts mit rund einer Million Abonnenten. Nach Stationen in Frankreich, Spanien und der Türkei pendelt er heute zwischen Münster und Berlin.

Dr. Leon Windscheid, Besser fühlen - eine Reise zur Gelassenheit, Verlag rowohlt Polaris 2021, Klappenbroschur, 265 Seiten, 16 Euro.

Mittwoch, 15. September 2021

Money Kondo - Finanzen mit System aufräumen und freier leben

Hava Misimi ist noch jung, Jahrgang 1994. Doch die deutsche Bloggerin und zertifizierte Finanzberaterin mit kosovarischen Wurzeln scheint es schon jetzt geschafft zu haben: Aus eher bescheidenen Anfängen hat sie sich konsequent nach oben gearbeitet. Dabei kam ihr zugute, dass Finanzen einfach ihr Hobby waren. Andere sprachen nicht oder nur ungern über dieses Thema, Hava Misimi aber begeisterte es. Und schließlich machte sie ihr Hobby erfolgreich zum Beruf. 2019 gewann sie mit ihrem Blog den comdirect Finanzblog-Award. Mittlerweile berät sie mit ihrem eigenen Unternehmen Yfinane digital unabhängig rund um die Uhr die Themen Versicherungen und Finanzen.

Ihr Wissen hat sie in ihr inspirierendes Buch Money Kondo einfließen lassen. Die Namensähnlichkeit mit Marie Kondo kommt nicht von ungefähr: Das erfolgreiche Ordnungssystem der Asiatin hat sie offenbar tief beeindruckt und inspiriert. Aufräumen ist auch für Misimi das Thema der Stunde - nur gerade mal nicht im Kleiderschrank, sondern im Bereich der eigenen Finanzen. In ihrem Buch bietet sie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung auf dem Weg zur finanziellen Freiheit durch

  • die Vorstellung ihres Money-Kondo-Prinzips
  • viel Basiswissen und grundsätzliche Erklärungen für mehr Verständnis für das Thema Finanzen
  • Motivation für Leser*innen, die sich des Themas endlich annehmen wollen
  • übersichtliche Checklisten und Strategien für verschiedene Lebenssituationen
  • ein Extrakapitel zum nachhaltigen Investieren

Vom veränderten Mindset über Vorschläge zum Sparen und Entrümpeln bis zu fünfzehn einzelnen Finanzstrategien lässt sie nichts aus. Sie ermuntert dazu, sich nicht allein auf die gesetzliche Rentenversicherung zu verlassen, sondern unbedingt auch privat vorzusorgen. Sie motiviert zur konsequenten Geldanlage trotz Corona & Co. Zahlreiche Fachbegriffe und Hintergründe dürften nach der Lektüre des Buches verständlich geworden sein, denn - so Misimis Überzeugung: Man kann sein Geld nur gut anlegen, wenn man wirklich versteht, wie und worum es geht.

Was mich betrifft, so habe ich - wie viele Frauen - das Thema Finanzen bisher eher stiefmütterlich behandelt. Mit diesem Buch könnte ich glatt Lust bekommen, das zu ändern.

Hava Misimi, Money Kondo - Wie du heute deine Finanzen aufräumst und morgen freier lebst, Edition  Michael Fischer 2021, Klappenbroschur, 256 Seiten, 12 Euro.

Dienstag, 14. September 2021

Sprüche mit Aquarellfarben und Handlettering in Szene setzen

Ich liebe Aquarelle. Ich mag Sprüche. Und Handlettering gefällt mir. Wie sollte mir da das schön gemachte Buch "Spruch-Manufaktur" von Annett Wötzel wohl nicht gefallen?!

Die ausgewählten Motive - wie etwa der kleine Wohnwagen auf einem Wiesenstück vor einer riesigen Wolke, hohe Tannen im Hintergrund - sind total liebenswert. Sie sind wirkungsvoll und zugleich recht simpel umzusetzen. Der gemütliche Lesesessel neben der Stehlampe zum Beispiel, der sommerliche Beerenkranz - mit dem Spruch I love you berry much - oder der Strauß von kunterbunten Luftballons.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie leicht man Motive als Aquarell so darstellen kann, dass man alles genau vor sich sieht. Da ist zum Beispiel diese Tasse Kaffee als Draufsicht, die man mit passendem Spruch der netten Kollegin auf den Schreibtisch legen könnte. Schaum und Kaffee wirken mit Hilfe von Grundierung, Opaque White, viel Wasser und ein wenig gemaltem Schatten so lebendig, dass man ihn zu riechen scheint.

Die Künstlerin erklärt alles Schritt für Schritt, gibt Materialempfehlungen, rät zur richtigen Pinselstärke, zeigt bei jedem Motiv die verwendeten Farbtöne und gibt inspirierende Sprüche vor, die man natürlich ganz nach Belieben durch andere ersetzen kann. Für alle Spruch-Grüße, passend zu den verschiedensten Anlässen, gibt es die entsprechende Schwarz-Weiß-Skizze als Vorlage, als ersten Schritt. Die sieht schon klasse aus, aber es ist einfach toll, wie sehr diese Vorlage durchs Kolorieren gewinnt, wie lebendig sie wird.

Die Autorin: Annett Wötzel, im Erzgebirge aufgewachsen, beschäftigt sich schon seit ihrer Jugend mit Kunst und Literatur. Hauptberuflich ist sie im Medizinbereich tätig, in ihrer Freizeit hat sie sich Handlettering- und Illustrationstechniken autodidaktisch beigebracht. Seit 2019 arbeitet sie mit dem Verlag Edition Gollong zusamen und hat dort bereits mehrere Grußkartenserien herausgebracht. In ihren Bildern ist es ihr ein großes Anliegen, die Liebe zu Wörtern auszudrücken.

Annett Wötzel, Spruch-Manufaktur - Sprüche für alle Anlässe mit Handlettering und Watercolor gestalten, Edition Michael Fischer, 2021, 144 Seiten, 18 Euro.

Aus Erinnerungen ganz einfach schöne Geschichten machen

"Bücher für mehr Lebensfreude" - so heißt bekanntlich dieser Blog. Gewöhnlich denkt man dann natürlich ans Lesen. Muss man aber nicht. Bücher zu schreiben, das macht mindestens ebenso viel Spaß. Nachdem ich im Juli mit "Hannah - Das Kind will nicht heiraten ...!" unter dem Pseudonym Ruth-Rebecca Braun Band 1 meiner Hannah-Trilogie veröffentlicht habe, schreibe ich seit einigen Wochen mit Feuereifer an Band 2. 

 


Schon das Eintauchen in alte Zeiten - was da nicht alles wieder auftaucht ...! - macht so viel Spaß. Ich muss aufpassen, dass ich  meine Pflichten darüber nicht vergesse. Aber wenn der Text dann erst einmal schwarz auf weiß, wohlformuliert und schon ein erstes Mal überarbeitet, auf dem Bildschirm steht, dann wächst die Freude noch. Allen, die gern lesen, kann ich deshalb nur empfehlen: Setzt euch hin und schreibt selbst etwas. Eine Betrachtung, eine Kurzgeschichte, ein ganzes Buch. Euch fehlt Stoff? Kann nicht sein. Ihr habt, wie alt ihr auch sein mögt, euer ganzes bisheriges Leben hinter euch. Und ich wette: Eure Erinnerung strotzt nur so vor kleinen und großen Geschichten, die ihr selbst gern wiederlesen würdet, wenn sie erst einmal da stehen, und andere vielleicht auch. Setzt einfach Wort an Wort. Mehr ist es im Grunde - erst einmal - nicht. Und das ist wirklich ganz einfach.

Für alle, die mehr über Hannah wissen oder Textauszüge lesen möchten, verweise ich hier gern auf meinen Blog life-55-memoirschreiben.blogspot.com. Viel Spaß beim Stöbern! Beim Lesen. Beim Schreiben.


Copyright: Sigrid Ruth Stephenson

Donnerstag, 2. September 2021

Workbook: lebendige Strichmännchen von Matto

Das Buch "Lebendige Strichmännchen zeichnen" ist ein Longseller. Es kam bereits vor rund zehn Jahren in der Edition Michael Fischer heraus und ich kann gut verstehen, dass es bei Zeichnern und Zeichnerinnen beliebt ist. Die Zeichnungen sind ebenso simpel nachzuarbeiten wie sie effektvoll sind. Aktuell hat Matto ein neues, ergänzendes Buch unter dem gleichen Titel herausgebracht, das Workbook. Das Geniale daran:

  • Die Eierköpfe haben eine fröhliche, aussagekräftige Mimik - zuweilen aber auch nur eine Nase, deren Ausrichtung im Ei von besonderer Wichtigkeit ist, um die Blickrichtung anzudeuten.
  • Die Körper bestehen aus dicken Strichen, Handschuh-Händen und Ecoüßen.

Das Gute ist, dass die Striche, die sogenannten Hauptlinien, genau so gezeichnet werden, dass man auf den ersten Blick erkennt, welche Körperhaltung gezeigt werden soll. Perspektiven werden erfasst und entsprechend umgesetzt.

So viel wie nötig, so wenig wie möglich, das ist die Devise vor allem der Eco-Version. Matto unterteilt das Zeichnen in verschiedene Schwierigkeitsgrade. Fünf Stufen führen schrittweise zum Erfolg Die höchste Stufe dabei ist es, eigene Ideen umzusetzen und Cartoons zu zeichnen, schwarz-weiß oder auch koloriert.

Wer so zeichnen will, dass man die Aussage versteht - mit diesem Buch dürfte er es lernen - etwas Übung vorausgesetzt. Unter pädagogischen Gesichtspunkten lässt sich anmerken, dass Matto es ausgezeichnet versteht, noch nicht so geübten Künstlern und Künstlerinnen Mut dazu zu machen, die Sache mit viel Freude spielerich anzugehen, und allmählich besser zu werden. So können aus ersten mit links gekritzelten Linien, ohne Plan gezeichnet, tolle kleine Werke entstehen, die einfach gute Laune machen.

Matto, Lebendige Strichmännchen zeichnen, 5 Stufen - jede ein Erfolg!, EMF 1. Auflage 2021, Das Workbook, 12,99 Euro