Wer frei sein will, muss streiten dürfen. Gegenteilige Meinungen sollten nicht nur erlaubt, sondern erwünscht sein, um der Wahrheit möglichst nahezukommen.
Kennt ihr Friedrich von Hayek? Bislang habe ich nie von diesem ehemals wichtigen Repräsentanten der "Wiener Schule" gehört, der irgendwann an den österreichischen Universitäten nicht mehr auf dem Lehrplan stand. Im Hayek-Club Salzburg werden seine Theorien sehr in Ehren gehalten und heiß diskutiert. Bernhard Pichler, der den Club 2014 ins Leben rief und seitdem dessen Präsident ist, hat nun einen Sammelband mit Essays und anderen Schriften herausgegeben, die sich, teilweise kontrovers, mit dem Spannungsfeld zwischen freiem Denken und dem, wie Václav Klaus es nennt, "Denkchaos heutiger Zeiten" auseinandersetzt. Gut lesbare Aufsätze, die nachdenklich machen.
Corona steht nicht im Vordergrund, bekommt aber einen eigenen Buchtteil und taucht auch an anderen Stellen auf. Unter anderem stellt Pichler, der insgesamt mit sechs Beiträgen vertreten ist, eine Wahrscheinlichkeitsrechnung auf, die zeigen soll, wie hoch das Risiko ist, an Covid zu erkranken oder zu sterben.
Im Vordergrund steht das Thema Freiheit. Dazu auszugsweise ein Beitrag von Christoph Braunschweig: "Der Sozialstaat kauft den Bürgern die Freiheit ab - für das Versprechen der Sicherheit und Gleichheit. ... Die Angst vor der Freiheit - und die damit verbundene Pflicht zur Selbstverantwortung - schließt die Menschen ein. Denn nicht Freiheit wollen die meisten, sondern das Glück der (vermeintlichen) Sicherheit und der Bequemlichkeit. Freiheit dagegen ist anstrengen; man muss sie in heller, wacher Lebensführung leisten. Die verwaltete Welt ist deshalb für viele eine Wunschvorstellung."
Ich persönlich bin ein freiheitsliebender Mensch. Und doch fühle ich mich bei diesem Zitat von Braunschweig tendenziell ertappt. Kaum weniger bei diesem Satz: "Nicht die Politikverdrossenheit ist das Problem, sondern die infantile Haltung der Bürger gegenüber dem Staat." Puh! Harter Tobak. Muss ich dringend drüber nachdenken.
Der Herausgeber: Bernhard Pichler, Begründer und Präsident des Hayek-Clubs Salzburg, hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein besseres Verständnis für Freiheit und Marktwirtschaft in der Öffentlichkeit zu erzielen. Er absolvierte Ausbildungen und Studien in Sozialwirtschaft, Business Administration und Jurisprudenz und promovierte in Wirtschaftswissenschaften.
Die Autoren: Vaclav Kla, Markus Krall, Bernhard Pichler, Gerd Habermann, Günter Dedié, Robert Grözinger, Carlos A. Gebauer, Christoph Braunschweig, Vera Lengsfeld u. a.
Bernhard Pichler (Hrsg.), Perspektiven der Freiheit - Eine Streitschrift brillanter und unbequemer Freigeister, Kopp-Verlag 2021, Hayek-Club Salzburg, gebunden mit Schutzumschlag, 335 Seiten, 22,99 Euro.