Montag, 17. Juni 2019

Reiseerinnerungen aufschreiben - Reisetagebuch zum Eintragen

Man könnte ja darüber streiten, ob dieses "Mein Reisetagebuch" im Haupttitel "Say yes to new Adventures" heißen muss. "Freu dich an neuen Abenteuern" wäre eine Alternative gewesen, hätte aber wohl zu altmodisch geklungen. Wenn ich verreise, nehme ich immer ein Heft oder eine dickere Kladde mit, um meine Erlebnisse hineinzuschreiben. Dieses Reisetagebuch, vom Umfang her eine Kladde, ist, das muss ich zugeben, eine deutlich attraktivere Alternative.

Für den Fall, dass man es unter irgendeiner Palme liegenlässt, ist vorn Platz für Namen, Adresse und E-Mail-Anschrift. Es folgen freie Zeilen zum Eintragen der Reiseziele und dann eine Weltkarte. Da der liebe Gott vor längere Reisen auch längere To-do-Listen gesetzt hat, gibt es auch dafür zwei Seiten, gefolgt von Seiten für die Verwaltung von
  • Reise-Budget
  • Packlisten
  • Kontaktdaten der Unterkünfte
Danach heißt es dann "Let the adventure begin". Es gibt viel Platz für persönliche Einträge und einigen Platz für besonders schöne Fotos. Eingestreut sind inspirierende Zitate, Fragen und Impulse, wie  "Gerüche, Farben, Geräusche und Geschmäcker, die ich mit dem Ort verbinde" oder  "Oft sind es die schlechtesten Straßen, die uns zu den schönsten Orten führen" oder "To travel is to discover that everyone ist wrong about other countries".

Schließlich gibt es noch ein paar Seiten für Herausragendes:
  • Meine schönsten Erlebnisse
  • Meine eindruckvollsten Erfahrungen
  • Meine interessantesten Begegnungen
  • Aufregende Zwischenfälle
  • Das würde ich weiterempfehlen ...
Den Abschluss bildet eine Doppelseite mit wichtigen Vokabeln in Italienisch, Spanisch und Schwedisch, weil man offenbar davon ausgeht, dass fast jeder die Basics auf Englisch und Französisch ohnehin beherrscht. Von der farblichen Gestaltung ist das praktisch-schöne Reisetagebuch türkis dominiert. So wunderbar türkis wie das Wasser in der Karibik ...

Say yes to new Adventures, Mein Reisetagebuch - mit hilfreichen Listen, Tipps und inspirierenden Zitaten für deine Reise, Edition Michael Fischer 2019, 12,99 Euro. 

Ganz einfach drucken mit Laserkopien, Öl- und Aquarellfarbe

Drucken können ohne diesen gewissen Druck, der in meinen Augen dann entsteht, wenn es kompliziert wird? Drucken ohne Lösungsmittel, Säure und Druckpresse? Das klingt schon mal entspannt. Wenn man dann auch noch erfährt, dass man ohne Druckplatte drucken kann, ganz einfach auf der Basis von Laserkopien auf normalem Kopierpapier und mit Ölfarben als Druckfarbe, ergänzt um einen Satz Aquarellfarben, kommt Lust auf, mal eben seine eigenen Mixed-Media-Kunstwerke zu  erschaffen. Zuvor muss man sich aber in wenig schlau machen.

In ihrem Buch "Druck trifft Aquarell", gedacht für Anfänger und Fortgeschrittene, beschreibt Anita Hörskens ausführlich, wie man mit dieser einfachen Drucktechnik ausdrucksstarke Bilder fabriziert, wie  man "Litografie ganz einfach" betreibt. Gemeint ist dabei die Transfer- oder Papierlitografie.

Neben den Laserdrucken können auch Zeichnungen mit Litho-Tusche, Graphit und Ölpastell auf Kopierpapier als Druckplatten dienen. Beim näheren Hinsehen stellt man fest, dass man doch noch etwas mehr braucht: Gummiarabikum nämlich und eine Druckwalze, Alufolie, Leinöl, eine Plexiglasplatte ... Weil Papier naturgemäß weniger stabil ist als schwere Druckplatten herkömmlicher Art, sind nur kleine Auflagen von etwa fünf bis fünfzehn Exemplaren möglich, aber eine neue Kopie ist ja schnell gemacht.

Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Fotostrecken zeigen, wie es geht. Der Fokus wird zunächst aufs Üben gelegt. Die entstehenden Ergebnisse können für Collagen verwendet werden. Wie Collagen entstehen, wird in einem Extrakapitel beschrieben. Erst danach wird man sich den teureren Papieren zuwenden. Bei den Anwendungsbeispielen werden einfache Motive verwendet, wie eine Ananas, eine Palme oder ein Elch. Mit unterschiedlichen Aquarelltechniken und -farben ergeben sich variationsreiche Möglichkeiten. Die Autorin vergisst nicht, auf das Copyright für fremdes Bildmaterial zu verweisen, das grundsätzlich im Netz leicht zu haben ist, und empfiehlt den Kauf von Lizenzen.

Die Autorin: Anita Hörskens, freischaffende Künstlerin, betreibt eine eigene Malschule in Pfaffenhofen an der Ilm. Als Trainerin und Referentin leitete sie Seminare in allen gängen Mal- und Zeichentechniken. Professionelle Mappenvorbereitung und Kreativseminare für Unternehmen sind ihr Spezialgebiet.

Anita Hörskens, Druck trifft Aquarell - Ausdrucksstarke Bilder - Litografie ganz einfach, Edition Michael Fischer 2019, 144 Seiten, 19,99 Euro.

Mittwoch, 5. Juni 2019

Schreiben für Frauen - Wolfsberger auf den Spuren Virginia Woolfs

Was sagt Ihnen Virginia Woolf? Was wissen Sie über die berühmte Schriftstellerin? Wussten Sie beispielsweise, dass sie 1928 eine radikale Vision für schreibende Frauen der Zukunft formuliert hat?

Eine Frau, die davon und von Woolf überhaupt fasziniert ist, heißt Judith Wolfsberger. Mit "Schafft euch Schreibräume! Weibliches Schreiben auf den Spuren Virginia Woolfs" hat sie ein Memoir geschrieben, dass im Böhlau-Verlag erschienen ist. Weibliches Schreiben - was ist das denn? Bisher hatte ich, sonst sehr an den Unterschieden von Mann und Frau interessiert, nicht darüber nachgedacht, ob Frauen anders schreiben als Männer. Neugierig schlug ich das Buch auf, das "die große Inspiration zum weiblichen Schreiben" sein soll. Das Buch, mit dem Wolfsberger, die Woolf als geistige Mentorin betrachtet (diese Ähnlichkeit, Woolf und Wolf ...) Mut machen will zum Schreiben und zum Finden der eigenen Wahrheiten. Sie lädt ihre Leserinnen ein, sie bei ihrer Reise auf den Spuren der Feministin zu begleiten - nach Südengland, Kalifornien, Hawaii, New York, Weimar und Berlin. Nur um am Ende in neuen kooperativen Schreibräumen in Wien zu landen.

Das vorliegende, offensichtlich mit allen Sinnen geschriebene Buch hebt sich deutlich ab von herkömmlichen Schreibratgebern. Es erlaubt eine Begegnung mit der berühmten Schriftstellerin, die von 1882 bis 1941 gelebt hat, und mit der Autorin Wolfsberger, die heute lebt und schreibt. Es regt an zu persönlicher Weiterentwicklung als schreibende Frau.

Wolfsberger schrieb das Buch über Jahre. Neben ihrer Begeisterung für Virginia Woolf trieb sie die Frage an, wie sie selbst als Autorin Erfolg haben könnte, wie sie etwas würde schreiben können, was außerhalb ihrer Schublade Bestand haben könnte. Schreibend beschäftigt sie sich mit den Fragen,
  • was es heute bedeutet, Autorin, Mutter, Künstlerin und Feministin zu werden
  • wie es gelingen kann, generationsübergreifende Traumata schreibend zu transformieren
  • wie wir Woolfs Vision von 1928 umsetzen können
  • was Frauen heute brauchen, um selbstbestimmt und solidarisch schreiben zu können, innerhalb  und außerhalb der Universitäten
Im Inhaltsverzeichnis fallen die Fragezeichen auf. In fünf großen Kapiteln widmet Wolfsberger sich fünf großen Fragen:
  1. Autorin werden?
  2. Mutter werden?
  3. Künstlerin werden?
  4. Virginias Vision für 2028?
  5. Feministin sein? 
Ein wichtiges, inspirierendes, sehr gut zu lesendes Buch. Die Frage, was denn nun letztendlich feministische Schreibpraxis sei, beantwortet die Autorin wie folgt: "Dieses Buch selbst. Es versucht einen Spagat zwischen Wissenschaft und autobiografischem Erzählen,  zwischen Fragen zur Frauengeschichte und Schreibmethodik". Sie schrieb es "eingebettet in die Fülle und die ups and downs des Lebens als Berufstätige, Freundin, Ehepartnerin, Mutter und alleinstehende Frau".

Die Autorin: Judith Wolfsberger, Autorin von "Frei geschrieben: Mut, Freiheit und Strategie für wissenschaftliche Abschlussabeiten", leitet das writer'studio. Sie hat Geschichte, Wissenschaftstheorie und Creative Writing in Wien, Berkeley und Los Angeles studiert und hält Seminare und Vorträge.

Judith Wolfsberger, Schafft euch Schreibräume! Weibliches Schreiben auf den Spuren Virginia Woolfs. Ein Memoir., Böhlau-Verlag, gebunden, 292 Seiten, 29 Euro.

Dienstag, 4. Juni 2019

Ratgeber für Senioren zur Nutzung von PC, Tablet, Smart Phone

Monika Sintram-Meyer (70) liebt lebenslanges Lernen und findet, dass kaum etwas für Senioren und Seniorinnen bedenklicher ist, als sich dem Fortschritt zu verweigern, nicht zuletzt dem digitalen Fortschritt. Denn, so glaubt sie, bald wird es womöglich keine Fahrkartenautomaten mehr geben am heimischen Bahnhof und keine Möglichkeit mehr, am eigenen Ort Geld abzuheben oder eine Überweisung mit einem Formular zu tätigen. Was dann?! Ihre Aufforderung an ihre Altersgenossen und auch an wesentlich ältere Menschen: "Haben Sie keine Angst. Seien Sie smart. Fangen Sie an. JETZT!"

Dass ein Mensch von 80 Jahren, der in diesem Alter komplett neu beginnt, sich  mit einem Computer oder einem Smartphone auseinanderzusetzen, es mehr als schwer haben dürfte, ist ihr klar. Deshalb rät sie auch dazu, als alternder Menschen so früh wie möglich anzufangen, sich der Herausforderung zu stellen. Weil sie, die sich als Anwenderin und Autodidaktin gut auskennt mit den "smarten" Möglichkeiten, bei jedem gemütlichen Kaffeetrinken diesbezüglich um Rat gefragt wurde, kam sie im Januar dieses Jahres auf eine hervorragende Idee: Ich schreibe ein Buch zum Thema. Das ist nun im Verlag tredition erschienen. Der Titel: "Vom Nutzen digitaler Geräter für Senioren - ein Ratgeber mit Beispielen".

Ein tolles, nützliches, hilfreiches Buch mit vielen Illustrationen. Eines, das gut und geduldig erklärt, das ermutigt und Lust darauf macht, sich  mit den aktuellen Medien auseinanderzusetzen, und sei es auch nur, um sich demnächst per WhatsApp die neuesten Fotos von den Enkeln zuschicken zu lassen. Ein Ratgeber, der Entscheidungshilfen liefert und dazu ermutigt, zu lernen und zu üben, weil ja noch nie ein Meister vom Himmel gefallen ist, sich regelmäßiges(!) Üben und Wiederholen aber einfach lohnt. Irgendwann kann man es. Vielleicht kümmert man sich dann auch um die Smartphone-Halterung am Rollator und lädt sich das neueste Buch für den eigenen E-Reader herunter, um am Abend im Bett ohne Nachttischlampe und mit bequem vergrößerter Schrift vielleicht sogar ohne Brille zu lesen. Spätestens dann ist die richtige Zeit dafür gekommen, sich selbst anerkennend auf die Schulter zu klopfen und sich so richtig von Herzen zu freuen.

Die Autorin: Monika Sintram-Meyer, Jahrgang 1948, in Hamburg geboren, Chemie-Laborantin, später Ingenieurin, dann Lehrerin an einer Beruflichen Schule, verheiratet. Sie lebt in Schleswig-Holstein auf dem "platten Land" in Waldesnähe, trainiert auf einem Teil des Grundstücks ihren kleinen Schäferhund "Bonsai" und hat auf einem anderen Teil jüngst eine Wildblumenwiese angelegt. Sie mag nämlich beides: Natur und Technik.

Monika Sintram-Meyer, Vom Nutzen digitaler Geräte für Senioren - Ein Ratgeber mit Beispielen, Verlag tredition 2019, 148 Seiten, Hardcover 25 €, Paperback 19 €