Sonntag, 23. Mai 2021

Erinnerungsalbum für geliebte Menschen - ein inspirierend kreatives Eintragbuch

Kennt ihr Wolke 8? Nein, nicht Wolke 7, Wolke 8! Da könnten deine Liebsten wohnen, die nicht mehr auf dieser Erde sind. Denken jedenfalls Sabine Bohlmann und Christine Hohenstein, die den wunderhübschen Band "Meine Erinnerunen an dich" gemacht haben. Gedacht ist das schöne Eintragsalbum zum Erinnern, Lachen, Traurigsein. Ich musste kurz überlegen, welchem Menschen ich es widmen könnte. Meiner Patentante vielleicht, die sich kurz vor meiner Konfirmation das Leben nahm? Meiner kleinen Schwester, die schon mit 37 Jahren starb? Ich blätterte das Album durch, sah die nostalgisch wirkenden Fotos und entschied: Ich werde über meine Mutter schreiben. Von ihr weiß ich mehr als von den beiden anderen.

Die Illustrationen im vorliegenden Band sind eine Kombination aus wie mit der Schere ausgeschnitten wirkenden kleinen Schwarzweiß-Aufnahmen von Anno Tuck, grafischen Elementen, aquarellierten Zeichnungen, Briefmarken und manchem mehr. Dazu kommen gedruckte Buchstaben und Schriftzüge im angesagten Handwriting, von Hand gezeichnete Linien, abgedrucktes Karopapier, jeweils gedacht für kürzere oder längere Einträge. Sehr einladend das Ganze. 

Schon ohne eigene Einträge ist es eine Art romantisches Bilderbuch, mit liebevollen und durchdachten Einträgen aber wird es ein Schatz sein, ein Schatz der Erinnerung. Hier ein paar Beispiele, worüber zu schreiben man angeregt wird:

  • Das weiß ich über deine Kindheit
  • Gegenstände, die du ständig benutzt hast
  • deine Liebesgeschichte
  • Zum guten Frühstück gehörte für dich
  • Wenn ich ein Buch über dich schreiben würde, würde es so beginnen
  • Das gab dir Kraft im Leben
  • Diese Geschichte hast du oft erzählt

Apropos Buch. Meine Mutter steht mir derzeit sehr deutlich vor Augen, obwohl sie schon 1975 starb. Das liegt daran, dass ich gerade meine Biografie schreibe, die demnächst als E-Book erscheinen soll, und einen Teil davon über einen zunehmend gutbesuchten Blog mit der Öffentlichkeit teile. So behalte ich meine Erinnerungen nicht für mich - ich gebe sie weiter, wie die Statistikfunktion des Blogs zeigt sogar in alle Welt. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, aber so ein Album, in dem man seine Erinnerungen erst einmal nur mit einem einzigen, besonders lieben, verstorbenen Menschen teilt, das geht bestimmt immer. Trost inklusive.

Sabine Bohlmann, Christine Hohenstein, Meine Erinnerungen an dich, Eintragalbum, Edition Michael Fischer 2021, Hardcover, 12,99 Euro.

Samstag, 22. Mai 2021

Coco Channel - neue Biografie über die Königin der Mode

Ich erinnere mich noch dunkel daran, dass diese gepaspelten Bouclé-Kostüme mal modern waren. "Coco Chanel hat die erfunden", sagte meine Mutter. Damals war ich, Jahrgang 1955, noch Kind. Als junge Frau hieß das erste teure Parfum, das ich mir leistete - und das ich liebte - "Chanel No. 5". Es ist bis heute legendär. Ebenso wie Coco Chanel noch heute jedem modebegeisterten Menschen ein Begriff ist. Ihr Name steht für zeitlose Eleganz. Ihr Stil ließ sie unsterblich werden In der Biografie "Coco Chanel - Eine Ikone der Mode" lässt Chara Pasqualetti Johnson die Mode-Ikone wiederauferstehen. Der großformatige, reich bebilderte Band mit den detailreichen Schilderungen ist eine Augenweide. Das Foto, das mich am meisten fasziniert, zeigt Models in Chanel-Mode, die um eine riesige Skulptur in Form der typischen Chanel-Kostümjake herumschreiten.

Coco Chanel, 1883 geboren, war eine der meistfotografierten Frauen ihrer Zeit. "Altern ist eine Geisteshaltung. Begeisterung und Neugier müssen gepflegt werden." Das sagte die Chanel, die 34 Jahre lang in einer Suite in der obersten Etage des Hotels Ritz nächtigte und nur auf wenigen Aufnahmen ohne Zigarette zu sehen ist, als sie - ein Jahr vor meiner Geburt - auf die Laufstege zurückkehrte. Um sich erneut fotografieren zu lassen. Obwohl ich noch nie über den Catwalk spaziert bin und das vermutlich niemals tun werde, kann ich ihr nur beipflichten: Haltung ist - fast - alles, wenn man Wirkung erzielen will. Wie schön die Chanel selbst dann war, wenn sie sich, fast haltlos, in einen Satinsessel lümmelte, zeigt ein Foto von Hrst P. Horst, 1937 entstanden, meisterhaft. Coco hieß übrigens eigentlich Gabrielle Bonheur. Bonheur wie Glück. Auch wenn sie nur auf wenigen Aufnahmen, den der Band zeigt, glücklich wirkt. Stolz dagegen wirkt sie immer.

Die Autorin: Chiara Pasualeti Johnson schreibt als Kunsthistorikerin und Journalistin für die Zeitschriften Dove und Bell'Italia Reise- Kunst- und Lifestyleberichte Für Electa und Rizzoli gab sie Bücher und Reihentitel zur modernen, zeitgenössischen Kunst heraus. Ihr Buch "Die einflussreichsten Frauen unserer Zeit", erschienen im White Star Verlag, wurde in sechs Sprachen übersetzt.

Chiara Pasqualetti Johnson, Coco Chanel - Eine Ikone der Mode, White Star Verlag 2021, 224 Seiten, Hardcover, 29,95 Euro.

Hier noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Ich liebe es, Biografien zu lesen - und zu schreiben. Deshalb habe ich vor rund drei Wochen einen neuen Blog dazu eingerichtet. Interessant für alle Fans der Fünfziger, Sechziger Jahre - und dessen, was danach kommt, und für diejenigen, die selbst über das möglichst authentische Schreiben ihrer Autobiografie oder ihres Memoirs nachdenken.

Donnerstag, 20. Mai 2021

4-Wochen-Diät mit Collagen

Wenn ich Kollagen höre, denke ich automatisch an Hautcreme. Dabei ist der Wirksttoff längst nicht nur für eine gute Hautpflege wichtig. In seinem Buch "Kollagen" beschreibt Dr. Josh Axe, dass eine kollagenreiche Ernährung für alle Generationen von großer Bedeutung ist für

  • mehr Gesundheit
  • ein effizientes Gewichtsmanagement
  • bessere Verdauung
  • reinere Haut und dichteres Haar
  • verbesserte Immunfunktion

Dr. Axe ist davon überzeugt, dass die meisten Menschen nicht genügend Collagen zu sich nehmen. Dabei trägt der Stoff zur Struktur und Stabilität quasi aller Körperteile bei:

  • Haut, Haare, Nägel
  • Knochen und Bandscheiben
  • Bänder und Sehnen
  • Arterienwände
  • Verdauungstrakt

Der Autor präsentiert in seinem dreiteiligen Buch "Die Wahrheit über Kollagen", "Was Kollagen für Sie tun kann" und einen Speiseplan für 28 Tage als Kollagen-Diätplan für einen leichten Einstieg. Neben 70 Kochrezepten gibt es Anregungen, um mehr Bewegung und andere Lebensstilveränderungen ins eigene Leben zu integrieren, damit die körpereigene Collagenproduktion angeregt wird.

Da ich weitgehend vegetarisch lebe, habe ich gewisse Schwierigkeiten damit, künftig reichlich Knochenbrühe in meine Ernährung einzubauen. Erdbeer-Kokos-Knochenbrühe-Smoothie zum Frühstück zu genießen und dazu Bio-Kaffee, gemixt mit Kokosöl, Butter oder Ghee zu mir zu nehmen, wie für Tag 13 empfohlen, klingt auch gewöhnungsbedürftig. Aber die versprochenen Wirkungen, wie besserer Schlaf, mehr Gelassenheit und ein gesundes Herz inspirieren mich, wenigstens einen Versuch zu machen. Die ebenfalls beschriebene 3-tägige Kollagen-Reinigungskur, bei der man nur Flüssigkeiten zu sich nimmt und die als kollagenbasierter Neustart für zu Haus empfohlen wird, könnte ein Anfang sein. Und vielleicht wird sogar tatsächlich meine Haut profitieren, so wie eine gewisse Jeanelle es beschreibt: "Meine Haut strahlt viel mehr, nachdem ich die letzten drei Wochen lang täglich Kollagen eingenommen habe. Die Ergebnisse sind unverkennbar. Und dass ich es in jedes Getränk mischen kann ohne bitteren Nachgeschmack, ist einfach toll."

Der Autor: Dr. Josh Axe ist Arzt für Naturheilkunde, Chiropraktiker und Ernährungswissenschaftler. Er ist Verfasser von "Dreck macht gesund", "Keto Diet" und "Keto Diet Cookbook" sowie Mitbegründer von Ancient Nutrition, eines Unternehmens für Nahrungsergänzungsmittel.

Dr. Josh Axe, Kollagen, Kopp-Verlag 2021, gebunden mit Schutzumschlag, 365 Seiten, 22,99 Euro.

 

 

Freitag, 14. Mai 2021

Weltberühmt durch Selfpublishing von Wilhelm Ruprecht Frieling

Es macht einfach Spaß, dieses kleine Buch zu lesen: "Weltberühmt durch Self-Publishing". Wer beim Lesen dieses Titels an Selfpublisher der Neuzeit denkt, liegt allerdings gründlich falsch. Begabte Autoren, denen nichts anderes übrig zu bleiben schien, als ihre Werke selbst herauszugeben, gibt es schon lange. Sie taten es zu einer Zeit, zu der mit dem Wort E-Book niemand etwas anzufangen gewusst hätte und auch der Computer noch lange, lange nicht erfunden war. Wahrlich berühmte Namen sind darunter. Sogar Literaturnobelpreisträger gehören dazu. Und von ihnen erzählt Wilhelm Ruprecht Frieling in seinem Werk. 

Die Liste der historischen und nicht ganz so historischen Self-Publisher in Frielings Buch ist lang. Sie beginnt bei Francis Bacon (1620) und endet bei Poppy J. Anderson (2015). Der "Grandfather des Self-Publishing" präsentiert in unterhaltsamer Form berühmte Einzelschicksale. Er erweckt Edgar Allen Poe zum Leben, der mit Jugendgedichten startete, Charles Dickens, der erst einmal dem Schuldenturm entkommen musste, Emily Bronte, die für ihren Welterfolg "Sturmhöhen" in Männerkleider schlüpfen musste, und viele andere mehr. Der geneigte Leser erfährt nicht nur, wie beispielsweise Leo Tolstoi durch Eigeninitiative zu Weltruhm aufstieg, sondern auch wie Nika Lubitsch zur E-Book-Queen wurde. 

Doch das Buch erschöpft sich nicht in diesen informativen und emotional mitreißenden Geschichten, die so mancher Autorin und manchem Autorin einen mitfühlenden und/oder bewundernden Seufzer abringen dürfte. Frieling erklärt auch, was Self-Publishing überhaupt ist und warum die Buchwelt sich verändert (hat). Er gibt eine kurze Geschichte des Veröffentlichens zum Besten und beschreibt die Rolle des Autors

  • als Autorität
  • als Dichtergott
  • als selbstbestimmtes Individuum

Mit einer Beschreibung des Siegeszuges des Self-Publishings und der Krux der Druckkostenzuschüsse sowie einer Ermutigung, es mit dem Selbstveröffentlichen zu wagen, lässt Frieling das Buch enden. Natürlich nicht, ohne sich zum guten Schluss drei Seiten lang über sein Mantra "Folge deinem Stern" auszulassen. Wer ein bisschen von ihm weiß, dem ist bekannt, wie sehr ihm dieser Satz am Herzen liegt. Er macht nun mal gern anderen Menschen Mut. - Mir übrigens auch, indem er mir vorschlug, einen Blog einzurichten, um meine Biografie, die demnächst als E-Book erscheinen soll, jetzt schon bekannter zu machen. Seit gut zwei Wochen ist Life-55-Memoirschreiben (inklusive Schreibtipps für Autobiografieschreiber) nun online.

Der Autor: Wilhelm Ruprecht Frieling ist ein unkonventioneller deutschsprachiger Autor, Verleger und Produzent. Er publizierte mehr als 40 Bücher, betreibt Blogs, fördert Talente und ist als Berater tätig. Mehr über ihn gibt es auf seiner Website www.RuprechtFrieling.de.

Ebenfalls empfehlenswert: Was tun, wenn das Buch fertig geschrieben ist?

Donnerstag, 13. Mai 2021

Nachtleben zeichnen - Felix Scheinbergers geheimes Skizzenbuch "Kinder der Nacht"

Felix Scheinberger gilt als einer der bedeutendsten deutschen Zeichner der Gegenwart. Wenn man seine zum Teil kolorierten Zeichnungen in seinem Buch "Felix Scheinbergers geheimes Skizzenbuch Kinder der Nacht" betrachtet, mag man das vielleicht nicht gleich glauben. "Schön" ist anders. Doch wie gut und authentisch die Zeichnungen sein müssen, erkennt man spätestens auf den zweiten Blick. Warum sie nicht schön im klassischen Sinne sind, kann man sich denken. Wenn nicht, so liest man es im Interview hinten im Buch, das bis auf wenige Textseiten nur aus Abbildungen besteht. Franziska Klorer führte das Gespräch - sie durfte den Künstler bei der Entstehung dieses besonderen Buches begleiten. Im Anhang kommt er zu Wort und gesteht, schon immer eine Affinität zum Underground zum Geheimnisvollen gehabt zu haben. Die Zeichnungen zum vorliegenden Buch entstanden alle vor Ort, bei Partys, in Clubs und Bars, im schummerigen Halbdunkel. Dort, wo Fotografieren gemeinhin so streng verboten ist, dass Handys am Eingang abkassiert werden. Ein Zeichner hingegen wird toleriert. Mehr noch: Gezeichnet zu werden, das kommt einem Kompliment gleich. Doch die Modelle posieren nicht, sie halten auch nicht still. Sie leben einfach und sie tun das, was sie tun wollen. Da muss das Zeichnen schnell gehen. Ästetische, genaue Zeichnungen aber verlangen nach Muße, Konzentration und Zeit. Immerhin nahm der erfahrene Zeichner sich in den meisten Fällen die Zeit, zum Aquarellkasten zu greifen und seinen schnell skizzierten Impressionen Farbe zu verleihen. Das gibtden Bildern in Kombination mit den schnell dahingehuschten, aber sichtlich geübten Zeichenstrichen sehr viel Leben. Und so zeigt Scheinberger sie uns, seine "Kinder der Nacht". Man sieht feiernde Menschen. Menschen, die sich die Freiheit nehmen, zu genießen und Genuss zu verschaffen. Sex ist ein großes Thema dabei. Viele der Gestalten haben ein Glas oder eine Zigarette in der Hand oder beides. Piercings und anderer Schmuck stechen ins Auge, Nippel und nackte Hinterteile. Dass der Zeichner prüde erzogen wurde und früher im Kino die Augen zukniff, wenn sich Paare auf der Leinwand küssten, mag man kaum noch glauben. Doch es geht ihm nicht um Nacktheit. Er will die ungezwungene Atmosphäre im Nachtleben dokumentieren und das - so mein Eindruck - gelingt ihm bestens.

Der Künstler: Felix Scheinberger, Jahrgang 1969, illustrierte zahlreiche Bücher, darunter Lehrbücher über Zeichnung und Illustration, die in viele Sprachen übersetzt wurden und weltweit erfolgreich sind. In den letzten Jahren hatte er diverse Lehraufträge und Gastprofessuren inne. Heute ist er Professor für Zeichnung & Illustration an der FH Münster. Geboren in Frankfurt, lebt er inzwischen in Berlin.

Felix Scheinberger, Kinder der Nacht - geheimes Skizzenbuch, Edition Michael Fischer 2021, Hardcover, 222 Seiten, 30 Euro.

Mittwoch, 5. Mai 2021

Memoirschreiben - neuer Blog eines Kindes der Fünfziger Jahre

Eine Neuigkeit in eigener Sache. Ich lese und rezensiere nicht nur gern Bücher, ich schreibe auch gern - was ungleich schwieriger ist. In den letzten drei Jahren habe ich emsig an meiner Biografie geschrieben. 1.200 Seiten kamen zusammen. Boah!, dachte ich. Wer soll das lesen? Sollte ich das Manuskript vielleicht besser einmotten? Dann fiel mir "Kinder einer neuen Zeit" ein, eine sehr umfangreiche Trilogie, die viele LeserInnen fand. Das war zwar keine Biografie, aber die meine hatte romanhafte Züge. Warum sollte das nicht klappen. So machte ich mich, die zunächst tabulos alles runtergeschrieben hatte, daran, aus den vielen Seiten ein möglichst gut lesbares, spannendes Buch zu machen, das, unter Berücksichtigung von Persönlichkeitsrechten, Lokalkolorit, Zeitgeschehen und Spannungsbogen, für die Öffentlichkeit geeignet war. Schon bald bemerkte ich: Das stehe ich nicht durch ohne Rückmeldungen. Bei einem Facebook-Freund, der als Autor und Verleger Erfolg hatte, bat ich um Rat."Mach parallel einen Blog", riet er, "und trete so in Kontakt zu deinen zukünftigen Lesern."

Prima Idee!, dachte ich und richtete noch am selben Tag einen neuen Blog ein: Life55 - Memoirschreiben. 1955 im Kohlenpott zur Welt gekommen, poste ich Auszüge aus meiner Geschichte, erzähle aus dem Entstehungsprozess, versorge meine LeserInnen mit Tipps und Tricks und hoffe auf Resonanz.  Ich poste täglich. Inzwischen sind zu meiner Freude - über verschiedene Kanäle - erste, zum Teil begeisterte Kommentare eingetrudelt, hilfreich und ermutigend. Die Klickzahlen steigen.  

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