Dieses Buch ist eine wahrhaft ungewöhnliche Lektüre. Nie zuvor hätte ich von einer deutschen Frau gehört, die sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich Cowboy zu werden. Louise Jacobs, Familienmitglied der bekannten Kaffeeröster-Dynastie, ist eine solche Frau. Ihr privilegiertes Leben als Schriftstellerin, die frei von Geldsorgen ist, ihr Dasein in Zürich und Berlin, erschienen ihr immer mehr als Gefängnis, ja geradezu als Qual. Das wurde so schlimm für sie, dass sie eines Tages dachte, sterben zu müssen, wenn sie nicht endlich loszöge, um ihren Traum zu realisieren und sich dadurch selbst zu finden. Aber, das war ihr nach den ersten Besuchen in Montana klar geworden, sie würde Fertigkeiten erwerben müssen, wenn sie als Arbeitskraft auf einer Ranch akzeptiert werden wollte. Pferde waren ihr immer wichtig gewesen, reiten konnte sie schon. Aber wie warf man ein Lasso? Oder wie und wo lernte man Hufschmied, eine Tätigkeit, die angeblich nichts für Frauen sei und schon so manchen Mann in den Rollstuhl brachte?
Das Buch "Louise sucht das Weite" ist eine kurzweilige Lektüre, angefüllt mit ausdrucksstarken Wortgebilden und bildhaften Vergleichen, über eine besondere Frau, die jeden Warmduscher und jede Warmduscherin nachdenklich machen könnte. Louise träumt davon, morgens bei Sonnenaufgang in den kühlen Morgen zu reiten oder bei strömendem Regen durch die Wiesen zu streifen. Wenn es nicht gerade ein milder, sanfter Sommerregen ist, wer könnte das dann schon von sich behaupten ...
Die Autorin: Louise Jacobs, Jahrgang 1982, schrieb mit 22 Jahren ihr erstes Buch. Mit "Café Heimat" gelangte sie auf Platz zwei der Spiegel-Bestsellerliste. Auch "Fräulein Jacobs funktioniert nicht mehr" wurde zum Bestseller. Louise Jacobs schreibt, malt, fotografiert, macht Musik und lebt heute in Vermont, USA.
Louise Jacobs, Louise sucht das Weite, Knaur-Verlag 2016, 19,99 Euro.
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