Manchmal scheint das Leben so anstrengend zu sein, dass man einfach nicht mehr mag. Eine Enttäuschung, eine Schwierigkeit, ein Drama folgen dem jeweils nächsten zermürbenden Problem. Doch bei den meisten Menschen sieht die Welt oft am nächsten Morgen schon wieder freundlicher aus. Anders ist das, wenn man von einer schweren Depression betroffen ist Dann kann die Idee, mit einem Suizid seinem Leben ein Ende zu setzen, um so deutlicher reifen, je mehr die Hoffnung auf Heilung schwindet.
Die Therapeutin Simone Hausladen hat aus dieser Thematik einen Roman entwickelt. Im Mittelpunkt steht Henry Laurenz, Mitte fünfzig, erfolgreich als Mitinhaber einer Steuerberaterkanzlei. Er lebt mit Ehefrau Elisa und Sohne Baptiste in einer nach außen hin mustergültigen Kleinfamilie. Insgeheim jedoch hortet er seine Schlaftabletten und plant seinen Tod penibel. Elisa gibt sich viel Mühe um ihren Mann, versucht liebevoll, ihm zu helfen, aber auch bei ihr schwindet die Hoffnung. Eigene Lebenspläne sind zu bedenken und zu bewältigen.
Den 27. Juni hat Henry als seinen letzten Lebenstag bestimmt. Rückblicke entführen die Leser und Leserinnen in Henrys Kindheit und in die junge Beziehung zu seiner Frau. Sie erklären, warum Henry nicht länger leben will. Die Beschreibung von Symptomen, Ursachen und Behandlungsmethoden, erzählerisch verarbeitet, gewährt Einblicke.
Das Weiterleben macht keinen Sinn mehr, denkt Henry. Aber ausgerechnet an seinem letzten Tag scheint ihn das Schicksal eines Besseren belehren zu wollen. Die wichtigsten Menschen seines Lebens scheinen sich verschworen zu haben - tauchen nacheinander und völlig unerwartet auf.
Ein spannendes, informatives, einfühlsam geschriebenes Buch. Allerdings hätte ein gründliches Lektorat dem Werk gut getan, um Fehlerchen und einige nicht ganz glaubwürdige Details zu entlarven.
Simone Hausladen, Ausgerechnet heute! Sterben mit Hindernissen, Südwestbuch-Verlag 2017, Paperback, 200 Seiten, 12,80 Euro.
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