Dienstag, 25. Oktober 2016

Gefahren falschen Trainings für Kinder in Sportvereinen erkennen und vermeiden

Als ich noch als Sekretärin meine Brötchen verdiente und nach Feierabend zum Sport ging, überraschte mich mein damaliger Chef mit der Bemerkung: "Sport ist Mord!" Der ist selbst nur zu faul, um sich zu bewegen, dachte ich. Immerhin war er ebenso erwachsen wie ich und musste wissen, was er tat. Wie aber ist das mit den Kindern, die wir in bestem Glauben in die Sportvereine schicken, weil Sport schließlich gesund ist und im besten Fall auch noch Spaß macht? Glaubt man Werner Bartens, dann tun wir ihnen damit nicht unbedingt einen Gefallen. Kaputte Hüften, Knie und Wirbelsäulen auf Grund falschen Trainings seien keine Seltenheit, schreibt er. Sport werde zur Gefahr, wenn sich der Dillentantismus vieler Jugendtrainer mit dem Überehrgeiz der Eltern paare.

In seinem Buch "Verletzt, verkorkst, verheizt - Wie Sportvereine und Trainer unsere Kinder kaputt machen", warnt er vor
  • Trainern ohne Ausbildung
  • obskuren Methoden und
  • gesundheitlichen Schäden
Die Zahlen sprechen für sich: 1,5 Millionen Sportunfalle passieren jährlich in Deutschland. 53 Prozent davon entfallen auf den Vereinssport - auf Fuß-, Hand-, Volley- und Basketball. 80 Prozent aller Sportverletzungen ließen sich vermeiden, wenn Sportler
  • richtung aufgewärmt und trainiert werden würden
  • sich bei Beschwerden und Infekten an das Sportverbot hielten
All das klingt nach guten Gründen, um innezuhalten und nachzudenken, um sich zu informieren - vielleicht mit Hilfe des vorliegenden Buches? Der Autor warnt unter anderem eindringlich davor, trotz Erkrankungen an Wettkämpfen teilzunehmen und den Körper nach Verletzungen zu früh wieder zu belasten. Er warnt vor lebenslangen Schäden, nicht zuletzt durch Kopfbälle und Stöße, "immer auf die Rübe". Er enttarnt Fairplay und Teamgeist als Mär, weil es mehr um Erfolg gehe als um Fairness. Er hält so gar nichts von Krafttraining bei Kindern, weil dort, anders als etwa beim Ballsport, kein Körpergefühl entwickelt werde.

Aber er gibt auch Empfehlungen
  • für den idealen Trainingsaufbau
  • für den Jugendsport schlechthin 
  • angemessene Trainingsformen, je nach Alter
  • was Trainer beachten sollten
  • wie Fairplay, Respekt und Anstand vermittelt werden können
  • ...
Der Autor: Dr. med. Werner Bartens ist kein Sportgegner per se. In seiner Jugend hat er Fußball und Tischtennis gespielt. Heute joggt er, spielt Tennis und Altherrenfußball. Wenn er nicht auf Sportplätzen unterwegs ist, arbeitet der vielfach ausgezeichnete Arzt und Journalist als Leitender Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung.

Werner Bartens, Verletzt, verkorkst, verheizt, Droemer-Verlag, Hardcover mit Schutzumschlag, 224 Seiten, 14,99 Euro.

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