Mittwoch, 21. Februar 2018

Gynäkologie und Frauensprechstunde - ein Ratgeber gegen Verunsicherung

"Dr. med. Silke und Dr. med. Werner Bartens möchten Frauen in dem bestärken, was ihnen guttut, und sie ermuntern, sich nichts einreden zu lassen." Na, das finde ich ja schon mal prima. Wie sehr kann doch das Einreden verunsichern, wenn ein Arzt im Brustton der Überzeugung genau das empfiehlt, was ein anderer ablehnt. Silke Bartens ist sehr erfahren als Frauenärztin, Werner Bartenes als Wissenschaftsjournalist und Arzt.

Das Buch führt sozusagen durch das Leben jeder Frau. Sie findet hier zahlreiche Informationen zu den Themenbereichen
  • Der weibliche Körper
  • Junge Frauen
  • Die Psyche und der Körper
  • Unterleibsbeschwerden, wie Bastholinitis, Uterus-Myome, Zysten
  • Empfängnisverhütung
  • Schwangerschaft und Geburt
  • Geburt und Wochenbett
  • Familienwunsch: Kinderwunsch und Reproduktionsmedizin
  • Vorsorge, Früherkennung und Krebstherapie
  • Wechseljahre und Postmenopause
  • Etwas für sich tun - Bewegung, gesunder Schlaf, optimales Gewicht ...
Ich mache die Probe aufs Exempel und möchte wissen, ob die Mammografie-Untersuchungen, zu denen ich in regelmäßigen Abständen aufgefordert werde, sinnvoll sind. Zunächst einmal lese ich zum Thema Früherkennung, dass die einschlägigen Maßnahmen auch mehr schaden als nutzen können und dass immer mehr Menschen zu Krebspatienten werden, ohne dass es nötig wäre. Eine Übersicht zeigt mir: Von 1000 Frauen, die nicht zum Brustkrebs-Screening gehen, sterben innerhalb von 10 Jahren im Schnitt 21 Frauen an Krebs, 5 davon an Brustkrebs. Von denen, die zum Screening gehen, sterben im Schnitt 21 an Krebs, 4 davon an Brustkrebs - also gerade mal eine Frau weniger. "100 gesunde Frauen werden durch einen falschen Verdacht verunsichert. 5 Frauen wird unnötig die Brust ganz oder teilweise entfernt." - Allein schon für diese Zahlen, finde ich, lohnt sich der Kauf des Buches.

Insgesamt erscheint es mir als komplexes, vielfältiges, erfreulich kritisches Werk. So erfährt man beispielsweise, dass die so genannte WHI-Studie an 16.000 Frauen gezeigt habe, dass Frauen, die Hormone gegen ihre Beschwerden einnahmen, häufiger Infarkte, Thrombosen, Schlaganfälle und Brustkrebs bekamen als Frauen in jener Vergleichsgrppe, die ein Scheinpräparat schluckten. "Der Unterschied war so auffällig, dass die Untersuchung vorzeitig abgebrochen werden musste. Die Million-Women-Studie aus Großbritannien bekräftigten die Risiken wenig später." Die Folge: Weltweit setzten viele Frauen die Präparate ab - mit deutlichen Folgen. Leider informierten aber längst nicht alle Ärzte ihre Patientinnen über die Risiken - zu sehr glaubten sie an Hormone als Jungbrunnen.

Zahlreiche, zum Teil ausführliche Fallbeispiele lassen Anteil nehmen an den Erfahrungen anderer Patientinnen. "Unser ärztlicher Rat" fasst die Beschreibung jedes Krankheitsbildes kurz zusammen.
Ein Lesebuch und Nachschlagewerk, das die Besuche beim Gynäkologen, der Gynäkologin kritischer absolvieren lässt und gezielte Fragen ermöglicht.

Dr. med. Silke Bartens, Dr. med. Werner Bartens, Frauensprechstunden - Was uns hilft, was uns gesund macht, Droemer-Verlag 2018, gebunden mit Schutzumschlag, 462 Seiten, 24,99 Euro.

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