James R. Doty, international renommierter Professor für Neurochirurgie an der Universität von Stanford, ist Leiter des Center for Compassion and Altruism Research and Education, Gastprofessor an mehreren Universitäten und für zahlreiche Stiftungen und Nonprofit-Organisationen tätig. Vor wenigen Jahren hat er ein Buch geschrieben, das man von einem hochbezahlten Neurochirurgen nicht unbedingt erwarten würde. Der Titel: Das Alphabet des Herzens - Die wahre Geschichte über einen, der sein Herz verlor und sich selbst fand. Die Übersetzung aus dem Amerikanischen liegt nun als vollständige Taschenausgabe vor.
Das 2003 ersonnene Alphabet ist nicht vollständig. Es beginnt mit D wie Dignity oder Würde und endet mit L wie Love oder Liebe. Wie es sich für ein Buch zu gehören scheint, das von der Kraft der Liebe durchdrungen ist, hat es das Ziel, das Leben der Leserinnen und Leser "für immer" zu verändern. Das behauptet auch der Autor des stark autobiografisch gefärbten Werks von sich selbst, der erzählt, als Zwölfjähriger in einem Zauberladen einer Frau namens Ruth begegnet zu sein, die ihm sechs Wochen lang Dinge beibrachte, die eben sein Leben vollkommen verändert hätten. Spannend zu lesen sind vor allem die Szenen, in den Doty von seiner Arbeit am ofenen Gehirn berichtet. Der spirituelle Teil des Buches ist stellenweise ein wenig langatmig. Sicher könnte das, was Doty vermitteln möchte, auch mit weniger Worten auskommen, auf weniger Seiten zusammengefasst werden. Andererseits scheint der Arzt gerade seine spirituellen Erkenntnisse, gründlich eingeübt, dazu verwendet zu haben, in beruflich hochdramatischen Situationen zum Wohle der Patienten das Richtige zu tun. Und spannende Szenen auch hier, etwa diejenige, die die Begegnung mit zwei jugendlichen Schlägern beschreibt, deren Aufmerksamkeit Doty auf sich zieht, als er einem Prügelopfer helfen will.
Der Zauberladen und allerlei Zaubertricks spielen eine große Rolle in Doty's Buch. Seine Leser und Leserinnen möchte Doty "echte Magie" lehren, mit der Aufforderung, diese an andere Menschen weiterzugeben. Wer diese Art der Magie erlernen möchte, das erfuhr Doty von Ruth, benötigt zuerst einen völlig entspannten Körper. Wie diese Entspannung vonstatten geht, wird ausführlich beschrieben. Danach gilt es, über das Denken nachzudenken, mit Ruths Trick No. 3 sein Herz zu öffnen und schließlich von ihr zu lernen, wie man sich, nicht nur wie Aladin mit Hilfe der Wunderlampe, sondern generell Wünsche erfüllen kann. - So flüssig das alles zu lesen ist, hier muss ich mal wieder, wie bei ähnlichen Büchern, zugeben, dass ich das zwar gern glauben würde, aber nicht so recht glauben kann. Ich gehe davon aus, dass die Ruth im Zauberladen - ob es sie nun gibt oder nicht - einfach dazu dient, Lebenshilfeweisheiten an den Mann oder die Frau zu bringen, die man auch aus anderen Büchern kennt. Andererseits, es ist unterhaltsam. Und außerdem, Sie wissen ja, die Sache mit der Schulweisheit ...Wie mag es Ihnen damit ergehen ...?
Der Autor: James R. Doty, Sohn eines alkoholkranken Vaters und einer depressiven Mutter, dreifacher Vater, hat weltweit Kliniken gegründet. Seine Stiftungen an Wohltätigkeitsorganisationen belaufen sich auf hohe Millionenbeträge.
James R. Doty, Das Alphabet des Herzens, Verlag Knaur.Leben, Taschenbuchausgabe 2019, 271 Seiten, 9,99 Euro.
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