Als meine Söhne noch klein waren, da gab es dieses von beiden Seiten so geliebte Ritual, das ich heute ein wenig schmerzlich vermisse. Abends war - sozusagen als Betthupferl - die Zeit des Bilderbuchguckens und des Vorlesens. Hätte es damals "Trampolina" schon gegeben, so hätte ich wohl auch dieses Buch gern meinen Kindern vorgestellt. Denn Stärkung und Trost kann jedes Kind gebrauchen.
Jeder Mensch ist anders - das gilt auch für kleine Leute. Jeder möchte dennoch mehr oder weniger dazu gehören, denn es macht einsam, wenn man es nicht tut. Dann hat man es so gar nicht leicht im Leben. Ausgegrenzt zu werden, das tut schon Kindern weh. Und manchmal gibt es diese Erwachsenen, die das offenbar nicht begreifen. Polinas Ballettlehrerin ist offenbar so eine wenig feinfühlige Erwachsene, als sie sagt: "Es tut mir leid, Polina, das wird nichts mit dir. Du bist einfach zu dick, zu trampelig." Deutliche Worte, nachzulesen im Bilderbuch "Trampolina", geschrieben und illustriert von Soheyla Sadr, erschienen im Patmos-Verlag und gedacht für Kinder ab drei Jahre.
Trampel-Polina
wird das kleine Mädchen seit dem pädagogischen Missgriff ihrer
Lehrerin von den anderen Kindern genannt. Das ist besonders
gemein, weil Polina eigentlich davon träumt, so leicht wie ein
Schmetterling zu sein und fliegen zu können. Das Schöne und
Tröstliche an der Geschichte: Zum Schluss schafft sie genau das.
Soheyla Sadr,
Trampolina, 24 Seiten, Hardcover, Patmos-Verlag 2015, 12,99
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen