Mittwoch, 27. März 2019

Liebende oder Liebe auf den ersten Blick - spirituell betrachtet

"Eine Kiefernnadel, vom Wind herbeigetragen, prallt gegen meine Seite und fällt zu Boden." Mit diesem poetisch klingenden Satz beginnt die spirituelle Fabel "Liebende" über "die unermessliche Kraft verbundener Herzen", die Jeong Ho-seung geschrieben hat. Die Protagonisten dieser Geschichte sind zwei Karpfen aus Kupferblech, die zu je einem Windspiel, einem Tempelglöckchen gehören. Gemeinsam im Rucksack eines Mönches, der sie gerade erworben hat, nach Hause getragen, verfallen sie einander in Liebe. Schon bald aber ist es wie im wahren Leben: Der Mann, Blauperlenauge genannt, verguckt sich in eine andere Schöne. Sein Leben am Dachfirst eines Klostergebäudes ist ihm überhaupt bald schon zu eng geworden und die "Liebe auf den ersten Blick" ist überraschend wieder unwichtig geworden. Er will frei sei, um die Welt zu erkunden. Er macht sich auf den Weg und erlebt viele gefährliche Abenteuer. Es dauert eine Weile - dann aber wird ihm das wahre Wesen der Liebe bewusst. wird Schwarzperlenauge ihm verzeihen?

Einfühlsam und unaufdringlich vermittelt der Autor das Wesen der Liebe. Anders als viele zunächst meinen, gehört nicht nur Freude zu diesem wohl begehrtesten aller Gefühle. Ganz im Gegenteil: Hat nicht viel Kummer in unserem Leben in irgendeiner Weise mit Liebe zu tun?

"Liebende" erschien 2008 in Korea und wurde über zwei Millionen Mal verkauft.

Gisela Goppel hat acht hübsch aquarellierte, sehr sanft wirkende Illustrationen extra für die deutsche Ausgabe angefertigt.

Der Autor: Jeong Ho-seung, 1950 in Südkorea geboren, der an der Kyung Hee University studierte und 1982 seinen ersten Roman veröffentlichte, ist einer der bekanntesten Dichter seines Landes. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Dong-Seo-Literaturpreis.

Jeong Ho-seung, Liebende, Verlag O. W. Barth 2019, gebunden mit Schutzumschlag, 128 Seiten, 12,99 Euro.


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