"Wenn du mal einen wirklich spannenden Krimi lesen willst", sagte mein Ex-Mann vor einigen Jahren zu mir, "dann solltest du ein Buch von Patricia Highsmith lesen." Irgendwie kam es nie dazu. Nun aber erfuhr ich, dass die "Frühen Stories" der Autorin veröffentlicht worden sind. Jetzt oder nie, dachte ich, und bestellte das Buch "Ladies", erschienen im Diogenes-Verlag.
Es sind besondere Frauengeschichten, die die 1995 verstorbene Schriftstellerin uns hier präsentiert. Ihre Protagonistinnen können ihre niedrigsten Instinkte ausleben. Highsmith erzählt spektakulär und zurückgenommen zugleich. Vor allem aber nachvollziehbar und menschlich und sehr, sehr anschaulich. Von der jungen Frau zum Beispiel, die versucht, sich mit einem Mord aus ihrer Ehe befreien, was leider nicht so ganz gelingt, oder über das Findelkind, das von Nonnen als Mädchen aufgezogen wird und das Kloster sprengt, um endlich ein Junge werden zu können. Dass die Autorin einmal als Meisterin des Wortes berühmt werden würde, ist in diesem Buch schon in jeder Zeile zu spüren.
Die Autorin: Patricia Highsmith, Jahrgang 1921, wuchs in Texas und New York auf und studierte Literatur und Zoologie. Erste Kurzgeschichten schrieb sie an der Highschool, den ersten Lebensunterhalt verdiente sie als Comictexterin. "Zwei Fremde im Zug" wurde 1950 zu ihrem ersten Welterfolg. Und diesen Titel, verfilmt von Alfred Hitchcock, der sie über Nacht weltberühmt machte, habe ich mir zumindest auf dem Bildschirm tatsächlich nicht entgehen lassen.
"Ladies" könnte für LiebhaberInnen hintergründiger Geschichten ein kriminell feines Weihnachtsgeschenk sein.
Patricia Highsmith, Ladies, Frühe Stories, Diogenes Verlag 2020, gebunden mit Schutzuschlag, 309 Seiten.
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