Samstag, 15. September 2018

Simplify your food - Susanne Seethalers Kochbuch für ein gutes Gewissen

Vor etlichen Jahren hielt ich zum erstenmal ein Kochbuch von Barbara Rütting in Händen. Es war ein unscheinbares Taschenbuch, aber es faszinierte mich. Meine Kinder waren klein und ich wollte gesund und so natürlich wie möglich für sie kochen und dabei genauso strahlen können, wie die Rütting es tat.

Heute sind die Kinder groß und tolle Kochbücher gibt es in Hülle und Fülle. Gesund kochen und leben möchte ich immer noch. Von Nachhaltigkeit sprach damals noch kaum jemand; heute begegnet man diesem Wort ebenso wie dem Begriff Achtsamkeit an jeder Ecke. Zu Recht, wie ich finde.

Wer heute möglichst alles richtig machen will, der kocht
  • nachhaltig
  • ökobewusst
  • gesund und
  • ohne etwas zu verschwenden
Doch welch hehrer Anspruch - geht das überhaupt? Susanne Seethaler, bekannt als Zen-Köchin, ist davon überzeugt. In ihrem Kochbuch für ein gutes Gewissen, genannt "simplify your food", beweist sie, dass wir alle unseren Teil zur Rettung der Welt beitragen können. Das Argument, der Einzelne könne doch kaum etwas tun, lässt sie nicht gelten. Sie liefert über 50 regionale Rezepte, sortiert nach Jahres- und Erntezeit, die eine "erdenfreundliche Ernährung" ein wenig leichter machen. Frau Rütting würde das Marmeladenrezept von Seethalers Großmutter ohne Gelierzucker, dafür mit 1,5 Kilo normalem Zucker, vermutlich nicht gefallen und auch sonst gibt es so einige Lieblingsrezepte aus der Kindheit der Autorin, die "obwohl ..." Aufnahme ins Kochbuch fanden. Seethalers Credo trägt dennoch durchs Buch: "Wer Werte wie Mitgefühl, Dankbarkeit und Freude in seine Küche bringt, macht nicht nur seinen Magen glücklich." Dass mit ihrem Kochbuch die Welt zu retten ist, bezweifle ich, dass es viele gute Impulse setzt, bezweifle ich nicht.

Ihr Buch garniert die Autorin mit vielfältigen Hinweisen und Geschichten, was erklärt, dass es bei rund 200 Buchseiten nur etwa 50 Rezepte gibt. Sie räumt auf mit Vorurteilen, beispielsweise zur Wirkungsweise von Superfood, denn, nur ein Beispiel: "Die geballte Ladung an Spurenelementen und Vitamin C der exotischen Gojibeere wird von Sauerkraut, Brokkoli und der Schwarzen Johannisbeere bei weitem übertroffen." Sie erzählt, dass die Strahlenbelastung in Süddeutschland auch Jahrzehnte nach Tschernobyl noch so  hoch ist, dass dort geschossene Wildtiere eigentlich als Sondermüll entsorgt werden müssten, oder dass wir mit den aneinandergereihten Plastiktüten dieser Welt die Erde zig-mal würden einwickeln können. Sie stellt uns ihre Schwester Michaela vor, die fünf Jahre lang als Sennerin arbeitete, im Morgengrauen aufstand, Gemüse auch unter erschwerten Bedingungen anbaute, das Butterfass drehte, bis ihre Muskeln brannten wie Feuer und gerade dadurch so "viel bewusster und dankbarer dem Leben gegenüber" wurde.

Susanne Seethaler, simplify your good - Denn die Rettung der Welt beginnt in der Küche, Verlag Knaur Balance 2018, Klappenbroschur, 207 Seiten, 18 Euro.

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