Mittwoch, 18. November 2015

Zu wenig Geld in der Kasse - mehr Verdienst statt Lohnklau?


Warum verdienen wir nicht, was wir verdienen, und wer ist schuld daran? Interessante Frage! Wichtige Frage! Schließlich geht es um Geld und davon kann man bekanntlich nicht genug haben, und sei es auch  nur, um mit dem, was man selbst nicht braucht, Gutes zu tun. Was aber passiert mit unserem Geld? Bekommen wir soviel davon, wie uns zusteht? Und wer bestimmt das?

In seinem Buch "Der Lohnklau" geht der preisgekrönte ZEIT-Redakteur Mark Schieritz der Sache nach. Er untersucht, welche Ideologie dafür verantwortlich ist, dass sich das Verhältnis von Arbeit und Kapital zunehmend in einer Schieflage befindet, dass immer mehr Unternehmenserlöse an die Eigentümer fließen, anstatt in die Gehälter einzugehen. Das, so seine Darstellung, führt zu einer prekären Situation der Mittelschicht, zu einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft und zu verarmenden Kommunen.

Schieritz beginnt mit Geschichtlichem und erzählt vom ersten Arbeitskampf in einer Siedlung von Grabarbeitern im alten Ägypten, die zwischen 1550 und 1069 vor Christus bewohnt war. Er berichtet von der ersten Textilfabrik der Welt und von der "ökonomischen Scheiße", die Marx, dem eigenen Vernehmen nach, in "Das Kapital" beackerte. In der Neuzeit angelangt, geht es um Begriffe wie
  • Plutonomie
  • Lohnschwund und Lohnzurückhaltung
  • die sich öffnende Schere und eine Lohnquote, in die auch die rasant gestiegenenVerdienste der absoluten Topverdienen fließen
  • Ungerechtigkeit
  • angemessener Lohn als Frage der Perspektive
  • Leben auf Pump
  • Gleichgewicht und "goldene Mitte"
  • Wandel durch Roboter
  • Ausbau der Geschäftsbeziehungen mit China
  • Fluglotsenstreik mit Folgen
  • ...
Schieritz beendet sein Buch mit fünf Thesen gegen den Lohnklau. Es geht ihm darum,
  1. das Problem zu verstehen
  2. die Chance zu ergreifen
  3. mit Augenmaß zu fördern
  4. Nachfrage und Angebot in einen gesunden Bezug zu setzen
  5. Veranwortung zu übernehmen
Fazit: Viel Lesenswertes auf 142 Seiten! Nach der Lektüre bleibt man nachdenklich und um allerhand Wissen bereichert zurück und macht - vielleicht - den ersten Schritt in die richtige Richtung.

Der Autor: Mark Schieritz ist wirtschaftspolitischer Korrespondent der ZEIT in Berlin und beobachtet seit mehr als zehn Jahren das Geschehen an den internationalen Finanzmärkten. Sieben Jahre lang war er - nach dem Studienabschluss an der London School of Economics, bei der Financial Times Deutschland tätig, unter anderem als Leiter der Finanzmarktredaktion.

Mark Schieritz, Der Lohnklau, Knaur Klartext 2015, Klappenbroschur, 142 Seiten, 12,99 Euro.


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