Franz Alt und Helfried Weyer sind beide nicht mehr die Jüngsten. Umso mehr haben die beiden Weißhaarigen Wichtiges zu sagen und zu zeigen. Gemeinsam erschufen sie den Bildband "Unsere einzige Erde - Eine Liebeserklärung an die Zukunft". Ihre Botschaft: Die Erde ist schön und es ist aller Mühen wert, sie für kommende Generationen zu erhalten.
Es ist ein fantastisches und verstörendes Buch zugleich, eines, das aufrüttelt, und eines, das versucht, Mut zu machen. Fantastisch Weyers großformatige Fotos, etwa vom frühen Morgenlicht über Snow Hill auf der Antarktichen Halbinsel, von den Königspinguinen mit ihren Jungtieren in Südgeorgien oder den halbnackten, in Decken gehüllten Himba-Kindern in Namibia. Aufrüttelnd und ansatzweise - trotz aller Zerstörung und Bedrohung - Mut machend Alts Texte. Er glaubt: Unsere Zukunft ist kein blindes Schicksal, sie ist gestaltbar. "Das Solarzeitalter beginnt - die Sonne gewinnt." Er zeigt ein Energieszenario für 2050, das nur noch zu 5 Prozent von Erdöl bestimmt wird und ansonsten von erneuerbaren Energien.
Der Band beginnt mit Zitaten aus der biblischen Schöpfungsgeschichte und dazu passenden Bildern. Das Christentum und seine Werte spielen eine große Rolle im Textteil des Buches. Da ist vom "ökologischen Jesus" die Rede und dass es nur eine wirklich Religion gebe: ein gutes menschliches Herz. Und: "Unser Schöpfungsauftrag heißt nicht Gier, sondern Liebe." Und: "Die Bergpredigt kann Berge versetzen - ... Wir haben die Geheimnisse des Atoms entschleiert, doch die Weisheit der Bergpredigt vergessen." Und dann das elfte Gebot: Du sollst den Kern nicht spalten.
Am Ende des Buches kommt der Astronaut Alexander Gerst zu Wort, der von seiner Raumstation aus einen Brief an seine noch nicht geborenen Enkelkinder verfasste, denen er von der Schönheit der Erde erzählt, zu deren Erhaltung er gern beitragen möchte. Eine Antwort von der Erde, verfasst von den potenziellen Enkeln und Urenkeln in Person von Umweltforscher Dr. Hans Otto Wack, folgt - und die ist ganz schön kritisch, nicht zuletzt in Bezug auf die "Weltraumfliegerei" und das "Steinchen-Sammeln auf dem Mond". Dass man auch als Fotograf oder Autor die ganze Welt nicht bereisen kann, ohne die Umwelt zu belasten, sei dahingestellt.
Alles in allem: ein wichtiges Buch, das sehr nachdenklich macht und, nicht nur mit erschreckenden Zahlen, einmal mehr zeigt, wie unsäglich wir derzeit mit der Erde umgehen und dass wir guten Gewissens so, wie wir es jetzt tun, von rühmlichen Ausnahmen abgesehen, einfach keinen einzigen Tag mehr weitermachen dürfen.
Der Autor: Dr. Franz Alt erhielt als Fernsehjournalist für den SWR (1968 - 2003) zahlreiche Auszeichnungen. Seine Bücher - in Millionenauflagen - wurden in 12 Sprachen übersetzt. Seit Jahrzehnten tritt der politisch engagierte Denker für ein neues ökologisches Bewusstsein ein.
Der Fotograf: Helfried Weyer hat als deutscher Fotograf mit Schwerpunkt auf Natur und Landschaften die ganze Welt bereist. Er fotografierte den Jakobsweg in Südeuropa ebenso wie den Olavsweg im Norden. Mit Reinhold Messner war er in der Arktis, mit Karlheinz Böhn in Äthiopien. Er ist für seine zahlreichen Veröffentlichungen und Vorträge bekannt.
Franz Alt, Unsere einzige Erde, Eine Liebeserklärung an die Zukunft, Fotos von Helfried Weyer, 23 x 27 cm, 144 Seiten, Hardcover Patmos-Verlag 2019, 28 Euro.
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