Gelegentlich gebe ich den Teilnehmerinnen meiner Schreibwerkstatt die Aufgabe, aus einer nicht menschlichen Perspektive zu schreiben. "Stellt euch vor, ihr seid die Lieblingstasse auf dem Frühstückstisch. Oder der Christbaum zu Weihnachten." Dann dauert es nicht lange und alle schreiben los, mit offensichtlicher Freude. Aus der Perspektive eines Hundes zu schreiben, scheint Hans-Olav Thyvold mindestens ebenso viel Spaß gemacht zu haben. Mit "Brave Hunde kommen nicht zum Südpol" legt der norwegische Autor einen Roman vor, der von Tassen handelt. Nein, nicht von den Tassen auf dem Frühstückstisch. Tassen ist der Name eines Cockerspaniels. Der wurde als junger Hund vom Ehepaar Thorkildsen aufgenommen. Er lernte schnell, dass es nichts Wunderbareres auf der Welt gibt als die Freundschaft zwischen Mensch und Hund. Doch dann stirbt sein Herrchen und er beginnt, sich Sorgen um sein Frauchen zu machen. Das nämlich trinkt jetzt zunehmend einen über den Durst. Tassen spricht von "Drachenwasser". Und dann sind da auch noch der Welpe, das Weibchen und das Jungtier - wie Tassen Sohn, Schwiegertochter und Enkel von Frau Thorkildsen nennt. Die haben es auf das Haus der alten Dame abgesehen. Die aber will da keinesfalls ausziehen und schiebt Tassen vor, dessentwegen das nicht ginge. Und das gefällt dem Welpen und erst recht seinem Weibchen so gar nicht ...
Eine anrührende Geschichte über die großen und kleinen Merkwürdigkeiten des Lebens - mit einem überraschenden Ende, über das ich erst noch eine Weile nachdenken muss ...
Der Autor: Hans-Olav Thyvold, Jahrgang 1959, ist ein norwegischer Journalist, Übersetzer, Drehbuch-, Sachbuch- und Romanautor. Brave Hunde kommen nicht zum Südpol ist das erste seiner Werke, das auf Deutsch erscheint.
Hans-Olav Thyvold, Brave Hunde kommen nicht zum Südpol, Roman, Verlag Droemer 2019, Klappenbroschur, 315 Seiten, 14,99 Euro.
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