Dieses Buch ist nicht mehr brandneu. Es wurde im Original 2003 veröffentlicht unter dem Titel "The faith of writer" und erschien in deutscher Erstausgabe 2006. Aber das ist nicht weiter von Belang. Der Titel sprach mich an, weil genau das Segen und Fluch sein kann: beim Schreiben (zu viel?) allein zu sein.
Der erste Satz der Einleitung bringt es auf den Punkt: Schreiben ist die einsamste aller Künste. Man zieht sich aus der Welt zurück, um eine fiktive Gegenwelt zu schaffen.
Die Essays im vorliegenden Buch hat die Autorin im Laufe mehrerer Jahre geschrieben. Sie hat auch einige Texte über Kindheitserinnerungen und kindliche Vorlieben eingefügt im Wissen darum, dass der kreative Impuls sich schon früh zeigt und Kinder begeisterte Künstler sind. Die Autorin betrachtet ihr Buch, das sie als undogmatisch ansieht, als eine Art Versuch über den Prozess des Schreibens. Sie gibt allerhand Persönliches preis und regt dazu an, Inspiration, Erinnerung, Selbstkritik und "die einzigartige Macht des Unbewussten" einzubringen, um ein gute literarischer Handwerker zu werden.
Dieser "Schreibratgeber" wirkte auf mich beim ersten Querlesen weniger unterhaltsam als andere - vielleicht ein wenig akademisch, anspruchsvoll, irgendwie anstrengend. Beim näheren Hineinlesen aber entdeckte ich zahlreiche Impulse, die zum Nachdenken anregten. Las Sätze und Satzteile, die mein Herz berührten, wie "Ich glaube, dass die Kunst höchster Ausdruck des menschlichen Geistes ist." oder von "Bleistiftkästen, die wunderbar nach Kreiden dufteten" oder "Je stärker wir verletzt werden, umso eher suchen wir Trost in der Fantasie."
Die Autorin: Joyce Carol Oates ist dafür bekannt, als Schriftstellerin große, kontroverse und uramerikanische Themen aufzugreifen. Ihr längstes Werk hat 738 Seiten und basiert auf dem kurzen, schillernden Leben von Marilyn Monroe. Sie hat zahlreiche Auszeichnungen bekommen, darunter den PEN/Malamud Award for Excellence in Short Fiction. Sie ist Roger S. Berlind Distinguished Professor of Humanities an der Universität von Princeton und seit 1978 Mitglied der American Academy of Arts. Von 1943 bis 1948 hat sie in dersselben Zwergschule im Bundesstaat New York lernen dürfen wie ihre Mutter 20 Jahre zuvor. Eine Schule mit acht Klassen, in der die Temperaturen an stürmischen Tagen unter null sanken. Diese erste Schule hat Joyce Carol Oates geliebt.
Joyce Carol Oates, Beim Schreiben allein - Handwerk und Kunst, Autorenhaus-Verlag 2006, Paperback, 159 Seiten, 12,80 Euro.
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